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für das Königl. Verichtsamt Wils-rujf und den Itadtrath daselbst. für MilSdrnff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Zwanzigster Jahrgang. Freitag, den 2l. 5eptem6er l860. I8. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljabrgang beträgt iv Ngr. SämmUlche König!. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl in der Redaclion, als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormmag, in Tharaud und Nosfcn aber bts längstens Mittwoch Nachmittag erbeten. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes enlfprcchen, sollen stets mit großem Danke angenommen werden. Die Redaction. Umschau. Wilsdruff, am 19. Septbr. Unser am vergangenen Sonntag und Montag stattgefundenes Kvnigsschießcn erfreute sich am Montag eines ausgezeichneten Wetters, wahrend am Sonntag ein heftig wehender Wind den Auf enthalt im Freien wenig angenehm machte. Der Festauszug des vorjährigen Schützenkönigs, des Herrn Bäckermeisters Röt hing hier, erfolgte in üblicher Weise unter zahlreicher Eyrcnbcgleitung. Das Leben auf der Schießwiese war ein sehr be wegtes und dehnte sich bis in die später» Abend stunden aus. Das Feuerwerk war ganz nett und fand alle Anerkennung. Am Montag that Herr Schniltwaarenhändler und Leinwebermeister Edu ard Wehner hier den Königsschuß und am Abend erfolgte dessen feierliche Einführung in die Stadt, die durch Beleuchtung verschievencr Häuser und das Abbrennen vieler bengalischer Flammen ver herrlicht wurde. Wir wünschen dem neuen Könige eine recht glückliches Rcgierungsjahr.- — Dem „Dr. I." wird unter dem 12. d. M. Folgendes aus Lommatzsch geschrieben: Endlich ist nach achrwöchigcr oft unterbrochener Arbeit die diesjährige Ernte eingebracht. Wenn auch das Ernte- gescyaft wegen des oftcrn Regens ein sehr mühe volles war, so ist x^ch feme Getreideart durch Auswachsen verdorben. Was das Resultat der dies jährigen Ernie betrifft, so ist es durchschnittlich ein sehr befriedigendes zu nennen. Weizen hat einen außerordentlich reichen Ertrag an Schockzavl und Kornern geliefert; Korn war dichlbcstanden und gab volllange Achren, doch sind die Körner infolge des langen Regens etwas dickschälig und daher minder mehlreich als in sonnigen Jahren; Gerste ist ausgezeichnet geralhen, sie dürste sich aber wegen des länger» Lagerns nicht durchgängig zum Mahlen eignen; Hafer hat an Stroh und Körnern einen überaus reichen Ertrag geliefert; Kraut und Run keln stehen trefflich und versprechen ein eben so rei ches Futter als das frische dichtbestandene Grummt der Wiesen. Die Kartoffeln haben auf nassen Fel dern durch die leidige „Krankheit" weit mehr als in früher» Jahren gelitten; die Zwiebelkartoffel hat sich besser gehalten, als die weißen Sorten; der vierte Theil der Kartoffeln ist durch Faule vernichtet. Obst haben wir in reicher Menge; Pflaumen und Birnen sind in den meisten Strichen der Umgegend außerordentlich gerathen. — Wie aus unserem Erzgebirge geschrieben wird, ist dort das Manufactur- und Jndustriewesen im größten Schwünge. Die Weber können, ob wohl die Stühle Tag und Nacht gehen, nicht ge nug arbeiten, so zahlreich sind die Bestellungen. Nahrungsmangel wäre demnach nicht, allein die Feldfrüchte haben dort durch die anhaltende Nässe sehr gelitten und namentlich sind die Kartoffeln der gestalt von der Fäule ergriffen, wie fast noch nie. Doch, heißt es in jenem Berichte, wollen wir uns gern auch ein kleines Mißgeschick gefallen lassen, wenn nur Ruhe und Friede bleibt und die Bestel lungen keine Unterbrechungen erleiden, wenn wir auch die nölhigen Bedürfnisse etwas theurer bezah len müssen. — Der deutsche Enthusiasmus zu Zwecken der Nation al-Lotterie hat sich nun in seiner ur deutschesten Seite kundgegeben. In Anbetracht der