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Preis IO Pt'ge. dresdner Iiefirer-(§>esang-^fWin. Mittwoch, <lon 19. Jniiuai' 1898. nbomls 7 Uhi* im Grossen Saale des Gewerbehauses Leitung: Herr Hofra t Mitwirkung: Fräulein Therese Rothauser (Sopran), König]. Prenss. Hofopernsängerin in Berlin Herren Freiherr von Liliencron (Violoncello) in Dresden und Rudolf Feigerl (Begleitung), Schälet des König]. Konservatoriums, Klasse Kraut/.. Orchester: Gewerbehaus-Kapelle. rofessor Eugen Krantz. Yo rtraffsor d n ii n o' l. Drei Männerehöre: a) Maurice, Atphonse. Op. 47. Durch den Wald, wie schimmert es sonnig int Grün. Durch den Wald, wie jubelt der Vogel Schall! Und des Jagdhorns Ruf und der Widerhall. Sie rufen und ziehn, ich weiss schon wohin. Durch den Wald, durch den Wald Kommt die Eine bald! Des freut sich mein Herz und der fröhliche Wald. In dem Wald, wie wird es so dnnkel und still? Kaum woiss ich. oh draussen die Sonne noch tagt. Und des Baches Italischen, als oh er klagt, Und alles um sie. die nicht kommen will! Durch den Wald, durch den Wald Ach kam' sie «loch bald! Und die Vögel, sie flattern so stumm durch den Wald. Durch den Wald. Horch! Ein Klang wie Gesang! und wie hallt es so nah! Durch die Sträuche, was schimmert so bunt dort, so hell! So singt kein Vogel, so blinkt nicht der Quell. Das war ihre Stimme — sie kommt - sie ist da! Und ein Jubel erschallt Aller Vögel im Wald, Und es jauchzet mein Herz und der fröhliche Wald. Höhnt Hn'iikk. b) Anderer, Gottfried. Mein Lied. Im silbernen Mondlicht wallte der Rhein. Ein Posthorn klang in der Kerne: Wir sahen uns tief in die Augen hinein, Und leuchtend standen die Sterne. Da hast du mir schluchzend dein Lieben bekannt, Wie hat es so siiss mir geklungen! Dann bin ich gefahren durchs blühende Land Und habe begeistert gesungen: Du strahlender Himmel, wie bist du so tief. Du blühende Erde, wie wurdest so weit, Dieweilen ich träumte, dieweilen ich schlief! Gegriissf, seid gegriisst! Es ist ja Frühlingszeit! Uud wieder blühte der Holder im Thal, Und wieder zum Rhein ging mein Wandern: Da sah ich dich heimlich ziim letztenmal. Da hingst du am Arm eines Andern. Ich weiss nicht, war es ein Schmerzensschrei. Der schrill durch die Stille geklungen V Da zogen wandernde Bursche vorbei, Die haben mein Lied mir gesungen: Du strahlender Himmel, wie bist du so tief, Du blühende Erde, wie wurdest so weit, Dieweilen ich träumte, dieweilen ich schlief! Gegriisst, seid gegriisst! Es ist ja Frühlingszeit! Es werden Blumen verbliih’n. vergeh’n, Man wird vergessen, begraben, Und du, du wirst ihn nicht wiederseb’n Den armen, verlassenen Knaben. Doch kommst an mein Grab du, so geh' nicht vorbei. Schau einmal noch trauernd hernieder. Es ist ja wie damals mitten im Mai, Und die Amsel singt es im Flieder: Du strahlender Himmel, wie bist du so tief, Du blühende Erde, wie wurdest so weit. Dieweilen ich träumte, dieweilen ich schlief! Gegriisst. seid gegriisst! Es ist ja Frühlingszeit! Ham Esckt Ibach