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WeHeiMOWAMM Tageblatt für Kohenstein-Emstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg. Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Küttengrund rc. Lrgan kür Politik, Lokalgelchichte und Geschäftsverkehr, könne kür amtliche Nachrichten. Der „Kohenstein-Ernstchaler Anzeiger" ersä'eint mit riusnahnie der Sonn- imd Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages, vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Kaus Mk. 1.50, bei Abholung in der Geschäfts pelle !M. 1.25. dur-b die zVü bezogen (außer Bestellgeld» NN. 1 öO. Einzelne Nummern 10 pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Laudbrien.äger entgegen. Als Extrabeilagen erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt" und monatlich ein Mal die „Kirchlichen Nachrichten". — Anzeigengebühr für die 6gespaltene Korpuszcile oder deren Rainn 12 Vig. siir auswärts !5 pfg; im Reklameteil die Zeile NO pfa. Sämtliche Anzeigen finden gleichzeitig im „Oberlungwitzer Tageblatt" (Publikationsorgan der GemeindebehSrde zu Vberlungwitzj Aufnahme. Anzeigen-Annahme für die am Abend erscheinende Nummer bis vormittags 11 Uhrz größere Anzeigen werden am Abend vorher erbeten. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt, jedoch nur bei alsbaldiger Zahlung. Vie Ausnahme von Anzeigen an oorgeschriebenen Tagen und Plätzen wird möglichst berücksichtigt, eine Garantie jedoch nicht übernommen. Nr. 19. Fernsprecher Nr. 161. Mittwoch, den 23. Januar 1907. ?. 34. Jahrgang. lk. LIau88 tlittülsülindibMtlMlcst energisch ein für Hebung der materiell schlechter gestellten Klassen — insbesondere der Arbeiter. Er erachtet als bestes Mittel hierzu Stärkung der Gewerkschaftsbewegung, die losgelöst von sozialdemokratischer Bevormundung, die Vertreterin der Arbeiter-Interessen ist. Nun zeigt Ihr Arbeiter, daß auch Ihr die moderue Zeit versteht, daß Ihr erkennt, daß ein bürgerlicher Sozialpolitiker jetzt mehr für Euch schaffen kann als ein Sozialdemokrat. und zeigt dadurch, daß das deutsche Volk in seinem inneren Kern durchaus national und nicht international fühlt! Zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers wird Sonntag, de« 27. Ja,mar 1907, abends 8 Uhr im Saale des Neustadter Schützenhauses ein vaterländischer Kommers M veranstaltet, zu dem wir mit der Bitte um zahlreiche Teilnahme hierdurch einladen. Besondere Einladungen an Behörden oder Privatpersonen ergehen nicht. An die gesamte Einwohnerschaft richten wir noch die Bitte, durch Beflaggen der Häuser zu einer wiirdigeu Feier des Tages Seizutrageu. Hohenstein-Ernstthal, am 21. Januar 1907. Der Ausschuß für vaterländische Festlichkeiten Der Stadtrat. vr. Dierks, Vorsitzender. Or. Polster, Bürgermeister. We. 2. Bezirksschule. Den 96. Januar, vormittag* 9 Uhr, findet in der Turnhalle zur Vorfeier deS Geburtstages Gr. MajestLt Kaiser Wilhelms II. «in Jestaktus statt, wozu die geehrten Mitglieder beider städtischen Kollegien, sowie alle patriotisch gefinnten Einwohner ergebenst eingeladen werden. Hohe«ftei«-Ernstthal, den 22. Januar 1907. DaS Lehrerkollegium. Dir. Patzig. Allerlei Bedenken. Im Wahlkampfe sind auch allerlei Bedenken geltend gemacht, allerlei Schreckgespenst« geschildert worden, die sich zeigen könnten, wenn auS den Neuwahlen «ine kolonialfreundliche ReichStagS- mehrheit hervorginge. ES ist von „weiterer Der« schlechter»»- de» Reich-tag-wahlrechtS", von „neuen Steuern" und einer abermaligen „Flottenvermehrung" gesprochen worden, um den deutschen Michel gruselig zu machen. Zu alledem gehören zwei; aber eS ist in keinem Fall« anzunehmen, daß irgendwelche Neigung besteht, daß deutsche Volk mit neuen Gesetzen zu beglücken, die ihm unsym pathisch sind. AuS den weisen der großstädtischen Arbeiter kommen heute die lautesten Klagen; aber wer spricht dort gegen die ungeheuerliche MietS- schrauberei, die mehr als alle- and«re dir LebenS- Haltung verteuert, zum Hausen in engen Räumen zwingt? Und wenn dort auch die SeschäftStätig- k«it hart belastet ist, so find abermals direkt« wie indirekte Abgaben nicht°so arg, als wiederum daS ununterbrochene Steigern der Mieten, daS sprung weise, gleich um 2b bis 33'/, Proz. «insetzt. Wir haben in Deutschland gewiß manches zu bedenken, aber zu allererst sollten die, die darauf Hinweisen, daS ärgste unter die Laterne nehmen und gründ- lich klarstellen. Billige Zeiten bekomme»' wir in dem Ginne, wie sie früher waren, nicht wieder, dazu sind in allen BevölkerungSkreisen die Ansprüche an das Leben viel zu groß geworden. Einen Ersatz für die höheren Ausgaben, die sich doch in Mittel- und Kleinstädten auch nicht entfernt mit denen in ganz großen Städten vergleichen lasten, bilden die höheren Einnahmen; wir können jedoch auch jetzt noch zu einer wieder verbilligten Leben-Haltung gelangen, wenn alle die Vereinfachungen in der Herstellung von Fabrikaten und die Möglichkeiten einer verstärkten Produktion von Lebensmitteln, di« unausgesetzt erprobt werden, verwirklicht sind. Mit großen Kapitalien sind Aktiengesellschaften jeder Branche errichtet, nur in eine Riesen-Vieh- Mästerei haben sich noch keine unternehmungs lustigen Köpfe mit verschiedenen Millionen hinein- gewagt. Die Sache hotte also wohl — in dem Gewinn — bisher einen Haken; aber dieser Haken kann überwunden werden, wenn nicht von Teld- leuten, so von praktischen Viehzüchtern und Land wirten. Und so stoßen wir auch in der Industrie auf manches wohlfeilere Produkt. Also billig wie früher, kann nicht alles sein, weil zu viel teuer geworden ist; aber ein vernünftiger, zeitent sprechender Ausgleich kann sich vollziehen. Und damit wird auch eine Festigkeit im Warenverkehr herbeigeführt werden, die für alle Personen im Nährstand das beste ist. Die sogenannte Steuerwut im Kreise der deutschen Regierungen brennt nicht mehr lichterloh. Die Er fahrungen, die mit manchen der im Vorjahre be, schloffenen neuen Belastungen gemacht worden find- mahnen zur Abkühlung. Selbst bei den teuer ge wordenen Eisenbahnfahrkarten ist in unserer reise lustigen Zeit die Nachfrage gesunken, und so geht eS am Ende überall, wenn zu vergnügte- Drehen der Steuerschraube das Angebot im Preise in die Höhe treibt. Solche Resultate wirken wie eine kalte Douche, und wir brauchen unS darüber keine grauen Haare wachsen zu lasten. Und wenn daS Reich seine großen laufenden Ausgaben macht, wem fallen denn diese in die Hände? Den Arbeitern! Die Millionen, die Armee- und Marine-AuSrüstung alljährlich kosten, werden doch nicht inS Master geworfen oder in der Lust verschwinden gemacht; sie müssen für die Herstellung all der gebrauchten Gegenstände auSgegebcn werden. Wenn daS Geld nicht so rollierte, wie eS der Fall ist, wo blieben die Millionen Arbeiter, die in immer neuen und immer erweiterten Betrieben Tätigkeit finden,? Allerlei Bedenken für die Zukunft kann man leicht aufstellrn, aber die Richtigkeit der Behauptung zu beweisen ist unmöglich. Die Wahlrede des Reichskanzlers auf dem Festmahl deS kolonialpolitischen Aktions- komitees in Berlin war nicht ausschließlich eine Zusammenfassung aller der von der Regierung im Wahlkampfe veranlaßten Kundgebungen, sie betonte vielmehr, waS bisher nur mehr oder weniger bestimmt angedeutet worden war, in programma tischer Form^ daß es da- nächste Ziel der Regie rung sei, eine Mehrheit aus Konservativen und Liberalen zu schaffen, um in allen nationalen Fragen ein Uebcrgewicht über die Opposition des mit der Sozialdemokratie zusammengehenden Zentrums zu gewinnen. Alles, was der Kanzler sonst sagte: über die Ursachen der Reichstagsauslösung, über die Achtung der Regierung vor dem Budgetrecht des Reichstages und vor dem religiösen Bekenntnis, sowie namentlich auch darüber, daß der Kaiser nicht daran denke, ein absolutistisches Regiment zu führen und daß die Regierung für die politischen Maßnahmen im Reiche die volle Verantwortung trage, das alles hatte Fürst Bülow entweder schon persönlich erklärt oder in der „Nordd Allg. Ztg." hervorheben lassen. Die Aufnahme der Kanzlerrede in der Fest- Versammlung, der bekanntlich auch Vertreter der Kunst und Wissenschaft auS allen Bundesstaaten