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1S»4. 3« Dienstag, den 29. März. Der sächWe Frzähler, Bezirksanzeiger für Bischofswerda, Stolpe« «nd Umgegend. Amtsblatt der Kgl. Amtshaaptmamschaft, der Kgl. Schulmspektion ». des Sgl. Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadttates M Bischosswerda. S-rafprechft-tt- »r. »X. Bestellungen werden bei allen Pofianstaltrn deS deutschen Reiches, sür Bischofswerda und Umgegend bei unseren Zeitungsboten, sowie in der Exped. d. Bl. angenommen. «chtuu-füufzt-ft-r 8»sn«te für die Somabeods- de;. Lster-RWüier des „Sächsische« Grzöhlers" werden bis Donnerstag abend halb 9 Uhr, spätestens aber vis Sonnabend vormittag 9 Uhr angenommen. Die Ausgabe des Blattes erfolgt, da jetzt am Karfreitag unser Druckereibetrieb vollständig ruhen muß, Sonnabend Mittag 12 Uhr. Die Expedition des „Sächsischen Erzählers". welche in diesem Blatte dir weiteste Berbreitung finden, werden bi« Montag, Mittwoch und Freitag früh S Uhr angenommen und kostet die viergespalten« CorpuSzetlr IS Pfg., unter „Eingesandt" 20 Pf. Geringst« Jnfrratenbrtrag 30 Pf. - Tvrzelne Nummer lv Pf. Diefe Zeitschrift erscheint wöchentlich drei Mal, Dlawstags, Domrerstag» und Eonuabenv», und kostest emschließlich der Sonnabends erscheinenden -belle- tMtfch«, Bella,e" vierteljährlich Mark 1 so Pf. Nummer der ZritungSpreiSliste 6587. In dem Konkursverfahren über den Nachlaß des Zimmermanns und Fahrradhändlers Clemens Fiedler in Burkau ist zur Prüfung der nachträglich angemeldeten Forderungen Termin auf den 8. April 1904, vormittags 10 Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst anberaumt. Bischofswerda, den 23. März 1904. Der Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Bekämpfung -er Blutlaus. Wir unterlassen nicht, die Besitzer von Obstbäumen im hiesigen Stadtbezirk auf das besonders in den letzten Jahren häufige und schädliche Auftreten der Blutlaus aufmerksam zu machen und darauf hinzuweisen, daß die Bekämpfung der Blutlaus am wirksamsten in den Monaten April und Mai geschieht, weil in dieser Zeit eine etwaige Ansteckung nn Keime erstickt und der blattlose Zustand der Bäume das Erkennen der befallenen Stellen erleichtert. Ergangener Verordnung der Königlichen Kreishauptmannschaft zufolge, fordern wir die Besitzer von Obstbäumen in ihrem eigenen wie im all gemeinen Interesse hiermit auf, unverzüglich ihre Bäume auf das Vorhandensein der Blutlaus zu untersuchen und nötigenfalls die zur Bekämpfung des Schädlings erforderlichen Vertilgungsarbeiten vorzunehmen. Eine Beschreibung der Blutlaus und ihrer wirksamsten Bekämpfungsarten liegt in der hiesigen Ratskanzlei zur Einsichtnahme aus. Säumige werden mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder Haft bis zu 14 Tagen bestraft werden, auch wird nach Befinden die Vornahme der Vertilgungsarbeiten auf ihre Kosten durch den unterzeichneten Stadtrat erfolgen. Bischofswerda, am 28. März 1904. Der Stadtrat daselbst. Ur Lange. Lhm. Politische Weltschau. Am Sonnabend, den 2S. März, hat in dem herrlichen Neapel die Zusammenkunft zwischen Kaiser Wilhelm und dem Könige Viktor Emanuel von Italien stattgefunden, die schon von Anbeginn der jetzigen Auslandsreise des Kaisers in Aussicht genommen worden war. Dem Ereignisse kann schon im Hinblick auf den privaten Charakter der Kaiserreise eine besondere politische Bedeutung gewiß nicht zugesprochen werden, wenigstens stehen von der neuesten persönlichen Aussprache Kaiser Wilhelms mit dem jugendlichen Herrscher Italien» spezielle politische Abmachungen und Beschlüsse schwerlich zu erwarten. Dennoch entbehrte die Monarchenbegegnung von Neapel nicht einer gewissen politischen Umrahmung, welche sich namentlich in der Anwesenheit des italienischen Ministers des Aeußeren Tittont bet der Begegnung unverkennbar ausprägte. Jedenfalls bekundete der Borgang erneut, die unveränderte Fortdauer der persönlichen Frrundschast zwischen Kaiser Wilhelm und König Viktor Emanuel wie deS krstgesügtrn BündntSverhältnisseS zwischen den beiderseitigen Reichen, er kann daher ohne Uebertrribung als ein neues FriedenSpfand für Europa bezeichnet und begrüßt werden. — Der Kaiser setzte am Freitag, den 25. März, einen Ausflug von Neapel nach Capri in» Werk, wobei er auch di« Kron prinzessin von Schweden in Anoeapri besuchte. Hieran schloß sich eine Rundfahrt auf dem Tor pedoboote „Slrtpnrr" im Golfe von Neapel an. Nach dem Wiedereintreffen des Kaisers in Neapel fand abends Takel an Bord der „Hohrnzollern" statt. DaS ArbritSmaterial deS Reichstages hat sich während dessen Ostrrpausr um einen nicht un- wichtigen Stoff vermehrt, welchen der Gesetzentwurf wegen Abänderung des RrichSstrmpelgesrtze» (Re form des BörsrngesrtzrS) darstellt. Inwiefern eS gelingen wird, diese Vorlage noch In der jetzigen des Reich-Parlaments zu verabschtrdrn, abzuwarten, da da- Hau» mit seinen Arbeiten, besonders was den Etat an belangt, bedenklich im Rückstände ist. Bon den beiden in der abgelaufenen Woche vorgenommenen Stichwahlen zum Reichstage hat diejenige im hannoverschen Wahlkreise Lüneburg die Wahl des Welfen v. Wangenhetm, die im sächsischen Wahlkreise Zschopau-Marienberg die Wahl des Resormparteilers Zimmermann ergeben. So unerfreulich der Sieg deS Welfen über den nationalen Kandidaten in ersterem Wahlkreise ist, so eifceulich ist im Gegensätze hierzu brr AuSgang der Stichwahl in letzterem Wahlkreise. Denn mit fast 1000 Stimmen Mehrheit siegte der von den Anhängern der übrigen bürgerlichen Parteien ehr lich unterstützte Resormer Zimmermann über seinen sozialdemokratischen Gegner Pinkau, das seit 1898 in den Händen der Sozialdemokratie befindlich ge wesene Mandat sür Zschopau-Marienberg ist derselben jetzt also infolge de» einmütigen ZusammrnstehenS der bürgerlichen Parteien wieder entrissen worden. In Deutsch-Südwestafrtka hat ein neues Gefecht zwischen den deutschen ExpeditionStruppen und den rebellischen Herero» stattgefunden und zwar am Omatakoberg. Die HerrroS wurden zurückgeworsen und hatten etwa zehn Tote, der deutsche Verlust beträgt zwei Tote und zwei Brr- wundetr. Ferner überraschten dir Deutschen eine Hrrerowerst und erbeuteten daselbst viel Birh. Die Kolonne de» Major» v. Estoiff ist in Oko- handja ringetroffen. In der Schweiz geht man jetzt ebenfalls an die einheitliche Regelung der Rechtsprechung. Der Bundesversammlung in Vern wurde vom Justiz- drpartrment der Entwurf eine» einheitlichen Zivil gesetzbuches für die Schweiz unterbreitet. Der bevorstehende Gegenbesuch de» Präsidenten Loubet am italienischen KöntgShofe brschästigt« am Freitag beide Häuser de« französischen Parlament», da der Minister Drleasss eine Kreditvorlagr sür diese Präfldrntenretse rtngebracht hatte. Die Deputiertrnkammer genehmigte di« Vorlage nach lebhafter Debatte, tu welcher der Nationalist Castellane Einspruch gegen den Besuch LoubetS im Quiriaol erhob, mit 502 gegen 12 Stimmen. Auch der Senat genehmigte die Vor lage, und zwar mit 258 gegen 2 Stimmen; die klerikal-konservative Rechte enthielt sich der Ab stimmung als Zeichen de» Protestes gegen die Prästdentenretse. — Im Norddrpartrment ist eine Ausstandsbewegung ausgebrochen. In Dänemark hat man sich zur Einführung der Prügelstrafe für gewalttätige Verbrecher ent schlossen, rin auch für andere zivilisierte Staaten rmpsehlenrwerteS Vorgehen. Der betreffende Ge setzentwurf wurde vom Folkething in zweiter Lesung mit 54 gegen 50 Stimmen angenommen, nachdem vorher rin AbäoderungSantrag die Prügelstrafe durch Strafarbeiten zu ersetzen, abgelehnt worden war. Die Beziehungen zwischen dem Vatikan und der französischen Regierung sind zur Zett nicht die besten, wobei die antiklerikale Politik de» radikalen Kabinett» Combr» mit rinwtrkt. Im Vatikan äußert sich über dieselbe begreiflicherweise Verstimmung, welcher der Papst erst jüngst wieder in seiner letzten Allokution an die Kardinäle Aus druck verliehen hat. Wegen der hierbei gegen die sranzöflsche Regierung gerichteten Angriffe legte der Botschafter Frankreichs beim Vatikan, Ntsard, im Namen seiner Regierung energisch Verwahrung beim Kardtnalstaattsekrrtär del Bal rin. In Serbien gibt sich zur Zeit wieder einmal Ruffrnbegristerung kund. In Belgrad ist rin au» angesehenen Bürgern und Politikern bestehender Ausschuß zweck» Herbeiführung einer russisch- serbischen Verbrüderung gebildet worden. Derselbe richtete einen Ausruf an da» serbische Volk, in welchem zum Eintritt in eine serbische Legion auf gefordert wird, di« am russisch. japanische« Kriege trilnehmrn soll. Die türkisch« Regierung unternimmt . weiter« Anstrrugungrn zur Unterdrückung de» i jetzige« Albanesenausstandr». Neuerdings sind I wieder vier vatatllon« i« da» Gebiet de, alPM I fische« Bewegung obgrgaagen. — ! i ' '