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Sächsischer Landes-Anzeiger : 23.09.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188609234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860923
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860923
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-09
- Tag 1886-09-23
-
Monat
1886-09
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 23.09.1886
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LSR. — 6. Jahrgang. UbouuementSpreiS: Der »pattriische — jedm Wochentag Abend (mit dem Datum de» folgenden Lage») zur Versendung gelangende — Landes-Anzeiger mit Beiblättern kostet monatlich 60 Pfg. bei den Ausgabestellen in Themnitz und den Bororten, sowie bei der Post. (Eingetragen unter Nr- 4Ü3S.) Im 2. u. 4. Quartal erscheint für Abonnenten Sächsisches Eisenbahn-Kahrplauheft. gm 4. Quartal erscheint für Abonnenten Jahresbuch(Weihaachtsbeigabe)d.Anzeiger«. Donuerstag, 23. September 188-^ !^- SSchsischer - ^ Doi Läiidrs-Kiliklser mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". - «M Unparteiische tägliche Zeitung für Sachse« und Thüringen.»- Fernsprechstelke «r. US. Mlilttll: Täglich ein Unterhsitungsbliltt »xd hxmHtsch illustmtr; SmiaMitt ^Lustiges Bilderbuch". Jnsertion-preis: Raum einer schmale» Lorpu-jetle 15 Pfg, Bevorzugt« Stelle (1 spalt. Pertlzeile) SV P io.a Wieoerholung großer Annoncen Ra»«A Be, Bestellungen von Auswärts »olle Mam JnseNsonSbetrag (in Briesmarkm) bei' (,e 6 Silben «orpuSschrift bildene-. 1 f i Aiinonccnaniiahme nur bi» Born Inserate nehmen außer der Be.. Erpedttion die Annoncen-Bure«« Berlag; Alexander Wiede, Bnchdrnckeret, Chemnitz. Unsere werthe« Most Abonnente» «snchen wir, da» Abounrmrnt für das am 1. Oktober begiuaende nenk Quartal möglichst bl» za« 27. September «rneaera za wolle», damit ia der Zusendung der Exemplar« keine Unterbrechung eiatritt. Bei verspätet hier eintreffendea Post.AbonnementS-Bestellnngeu erhebt di« Post für Nachlieferung bereit» erschienener Nummern eine Extra gebühr von 10 Pfg. Die Verlags-Expedition des Sächsischen Landes Anzeigers- Ä!elegraphifche Nachrichten. vom 21. September. Schwerin i. M. Die Großherzogin Anastasia ist in ver gangener Nacht von einer Tochter entbunden. Lübeck. De, Oberarzt am hiesigen Krankenhause, vr. Hlnckel- dehn, bekannt al» tüchtiger Chirurg, tst heute Vormittag an Blut- Vergiftung gestorben. Wie«. Durch rin kaiserliche» Handsch,eiben an de» Minister- Präsidenten Grafen v. Taaff« wird di« Einberufung de» Reich-rathe» auf den 29. September verfügt. Wie«. Die Cholera gewinnt in Pest bedenkliche Aulbreitnng; gestern 25 Erkrankungen; auch wohlhabend« Kreise werde« von der Seuche heimgesncht. Rom. Mehr al» hunderttausend Menschen nahmen an der Gedenlfeier der Besetzung Rom» am 20. September 1870 theil. Ein unübersehbarer Zug wälzte sich an» der inneren Stadt durch die Straßen nach dem historischen Thore, da» Papst Pin» VIII. der Madonna geweiht hatte nud durch welche» da» neu« Italien in da» päpstlich, Rom eingedrnngrn war. Mit klingendem Spiele und webenden Fahnen marschirten die städtischen Vereine in geschloffenen Reihen dahin. Die Jugend sang patriotische Lieder. E» war ,i» in jeder Hinficht großartige» Schauspiel und bewies zugleich, daß die Römer de« gegenwärtigen Zustand der Ding« nicht nur anerkennen, sondern auch zu vertheidige» entschlossen wären. Der Offervatore Romano wendet sich gegen di, Kundgebung und kündigt einen scharfen Kampf gegen de« Liberalismus an. Die Militärvereine vereinigten sich Abends zu einem Festessen. Brüssel. Da» ultramontane „Journal de Bruxelles* meldet au» Rom den bevorstehenden Rücktritt de» schwererkrankten Cardinal- Staatssekretärs Jacobini. London. An» New-Work wird gemeldet, daß die Ein wanderung» - Kommissare beschlossen habe«, 70 mittellos« rumänische Jude», welche mit dem Dampfschiff, „Egypt* von Liverpool ange- kommeu waren, zurückzuschicke«. Petersburg Gestern Vormittag entgleist, bei der Station Liuba« (Petersburg-MoSkaubahn) der letzte Wagen 3 Klaffe des von Bologoje »ach Petersburg gehenden Personenzuges und stürzte de» 4 Faden hohe» Bahndamm herab. Nach den bisherigen Ei Mittelungen solle» dabei 31 Personen theil» leicht, «Heils schwer verletzt sein. Petersburg. Zwischen dem Emir von Bolhara und seinem Bruder, dem Beg von Hiflar. ist, nach Meldungen auS Taschkend, «I« ernstlicher Konflikt auSgebroche«. Der Emir beschied seine« Bruder zu sich, dieser soll aber die Flucht uach Afghanistan planen, wo sein als Prätendent anslretender Bruder lebt. In Bokhara herrscht große Erregung. Der Handel ge- ierb in Slocknug Die Widersetzlichkeit des BegS wird ans Einflüße der ostindischen Behörden znrückgesührt. Die Sitnation erscheint uw so ernster, al» der Emir die Sympathien seiner Unterthaneu nicht besitzt. Sophia. Wegen der beim Banket am 18. September von verschiedenen Personen gehaltenen Reden, welch« bezüglich de« Ber- hältniffeS zn Rußland entstellt verbreitet worden sind, worden von den etreffenden Redner» im russischen Konsulate Aufklärungen gegeben. inneren Mißbräuche abhanden gekommen. Alfonso XII hätte viril' Frankreich treibt augenscheinlich darauf hin, die Engländer leicht ein neue» Spanien heranbildeu können; indessen er ist todt und seine Wlttwe ist im Laude — die »Fremde!" Nicht» ist von den Gegnern der Monarchie so auSginutzt, al» die Nationalität der Königin. Gegen die „Oesterreich«!»' ist gehetzt und die spanische Leidenschaft wachgernfen; leider mit Erfolg, wie wir sehen. E» ist vergessen, daß Maria Christin« die Witiwe und Mntter eine» König» von Spanien ist, sie heißt da««« doch di« „Fremde" und da- ruft die Umsturzversuche mit hervor. Di« Minister der Königin, Herr Sagasta und seine Genosse«, haben große Fehler begangen. Die gerade Bahn, welche sie nach de« Tode Alfouso'S XII gingen, ist von ihnen zu bald verlassen; Sagasta wollte sich eine eigene Militärpartei schaffen. Lr hätte da» auch wagen könne«, aber er wnßte di« anderen Elemente im Osficiercorp» nicht geradezu vor den Kopf stoßen. Mit den heftigsten Worte» ist die Regierung in de« Kammern der Günstling»- und Mißwirthschast geziehen, und wenn diese Vorwürfe anch bei der spanische« Partei leidenschaft stark übertrieben sein mögen, da» steht fest, daß di« Re gierung durch ihr Vorgehen eine Unzufriedenheit gegen sich hervorrief, die recht wohl vermieden werden konnte. Wa» di« Minister gefehlt, wird ab» doppelt der Königin al» Schuld zngeschobe«. E» ist eine traurig« Thatsache, daß in Spanien nicht der Patriotismus da» Heer leitet, sonder« Eigennutz und Ehrgeiz find für Viele die stärkeren Mächte. Da» uuglückiich« Land tst wieder in de« Strudel der Un ruhe« gezogen, von denen e» unter Alsonso XU. für eine Zeit befreit war. Jetzt ist die Revolution niedergeschlagen, aber nicht di« Ruhe gesichert, und dem bösen Beispiel wird e» an Nachahmungen nicht fehlen. Spanien braucht die Leitung eine» bi» zur Rücksichtslosigkeit euergl. scheu Mannes; jetzt stehen an seiner Spitze eine Frau und ein Kind, eine Anzahl unentschlossener Minister. Arme» Landl Die „Fremde". Chewnsitz, den 22. September. An» Madrid ist die Nachricht vom Anrbruch einer Militär- Revolution gekommen; gleich nachher aber auch die Meldung, daß die Erhebung durch die Energie de» bekannten General» Do» Manuel Pavia, de» Seueralgonverueur» von Madrid, wieder niedergeschlagen ist, die Gefahr für den Thron, welche so plötzlich berausgestiegen, also beseitigt erscheint. Militär-Revolutionen find in Spanien etwa« ziemlich Gewöhnliche»; auch die Regierung de» verstorbene« König» Aifouso, der e» »ehr als »in ander«» spanischer Mrnarch verstanden hatte, die Offiziere an sich und seinen Thron z* fesseln, ist davon nicht verschont geblieben. Wäre der gegenwärtig« Putsch also nur der tolle, unüberlegte Streich von einem halben Tausend Soldaten und einem Dutzend Offiziere, so brauchte «au kein »ort weiter darüber zu verlieren» die Spanier hätte« eben «ur wieder gezeigt, daß ihre vlelgerühmte Ritterlichkeit sehr enge Grenzen hat. Leider ist dem aber nicht so. Di« spanisch« Regierung sogt, die Ruhe sei allenthalben i« Londe wiederhergestellt, und da» mag wahr sein, und d e Ruhe auch erhalten bleibe» für dir nächsten Wochen. Nicht minder wahr ist aber anch. daß e» sich hier nm da» Vorspiel einer allgemeine» Militär-Erhebung handelt«. General Pavia hat mit auerkeunenkwerthtr Scbneidigkeit der Revolntio» de« Kopf abgeschlagen; -ber wa» er nicht beseitigen kann, da» ist di, gewaltige Gährnng, die im ganzeu Laude herrscht und di« Republikaner wie Karlifie« gleich mäßig a«»z«deuttu sich bemühe«. Niemals würde in Madrid die Militärerh-bnng vom Sonntag Abend gewagt worden sei«, wenn di« Rebellen nicht aus starken Hinterhalt hätten r«ch»en können. Und ihre Urberwältignng tst augenscheinlich keine leichte gewesen. Gegen wen richtet sich die ganz« revolutionäre Bewegung in Spanien? Geren eine einzelne, schwache, ohne einflußreiche Freunde dastehende Frau, die Regent!« Maria Christi««, die Wittwe König Alfonso'» und di« Mutter Alfonso', XIII. De, arwen Frau ist ihre KönigSkrone zur Dornenkrone geworden nud wenn sie ans dem schweren Popen anShält, geschieht e» nur, «m dir Rechte ihre» kleinen Sohne» zn wahren. Der Telegraph meldet« früher, die Königin sei bei ihre« An-fahrt«n «,d wo sie sich wit ihrem Sohne gezeigt von der Mtchrider Bevölkerung mit Jnbel begrüßt. Wa» will da» in Spanien besagen? Dieselbe Volk-mrnge, die heute „Hosiannah" ruft, schreit morgen anch „Krenzigrt ihn": de« Spaniern ist di« wahr» Anhäng lichkeit, die rechte Treue im Laufe der jahrzehntelange» Wirren und Politische Rundschau. Chemnitz, den 22. September. Deutsches Reich. Die Mitglieder de» Reichstage» habe» fast sämmtlich am Montag bereit» Berlin verlassen. Di« ordentliche Session soll erst in der zweiten Novemberhälst« ihren Anfang nehmen. Auch viele BundeSrathsmitglieder find bereit» abgrrrist, da Arbeiten dieser Körperschaften zur Zeit nicht vorliegen. — Zn der nicht zustande gekommenen bulgarische« Interpellation im Reichstag« meint die „Freis. Ztg.*: „Wa» di« Einmischung de» Fürsten Lirmarck in di« Bestrafung der Verschwörer in Sophia be trifft, so wird sich noch reichlich Gelegenheit finde«, auf diese grund- sätzliche Frage zurückzukomme», wenn Fürst Bismarck selbst im Reichs tage wieder erscheint.* — Der plötzliche Tod de» Präsidenten de» Seehaudlung, Geh Rathe» Rölger, hat auch in Abgeordneten!»eisen große» Bedauern hnvorgerufen. Als Vortragender Rath im Finanzministerium war der Verstorbene viel« Jahre hindurch Kommissar desselben bei der EtatS- berathnng im Berliner Abgeordnetenhaus«. Hie« wußte er sich durch die Fülle fiiuer Kenntviffe, wie durch seine liebenswürdig« Persönlich keit auf alle« Seiten Freunde z« verschaffen. Al» der Finanzmiuister Hobrecht sein Portefeuille niederlegte, wnrde Geh. Rath Rvtger al lein Nachfolger genannt, und auch al» der folgende Finauzministrr Bitter znrücktrat, hatte man da» Augenmerk auf ihn gerichtet. — In dem Diäteuproceß gegen den socialistischen Reichstag»- Abgeordneten Kräcker hat da» Oberlaudesgericht in Breslau da» die Klage de» FiSku» abweisende Urtheil de» Landgerichts aufgehoben und den Beklagten zur Zahlung von 1501 Mark an den preußische« FiSkuS verurthrilt. — In den EntscheidungSgründen wird hervor- gehoben, daß die Bersaffnug ein ausdrückliches Verbot der Diäten- Anuahm« enthalte, überdies sei durch di« Beweisaufnahme festgestellt, daß bei dem Socialisteucongreß in Bolha de« Abgeordneten zur Pflicht gemacht sei, mit der Partei zu stimmen. Durch die Annahme von Diäten binde sich daher der Abgeordnete wenigstens moralisch in versaffongSwidriger Weise hinsichtlich seiner Abstimmung. — Die „K. Z.* behauptet, «»sei hinsichtlich einer neuen Brannt- weinsteunvorlag« für den Reichstag noch gar nichts festgesetzt worden; Oesterreich-Ungarn. Die „Neue Freie Presse* bringt einen anffallmdk« Auikel über da» österreichisch.deutsche Bündniß, der ungewöhnliche Beachtung findet, weil mehrfach ver- mutbet wird, daß er nicht ausschließlich redaktionellen Ursprung« sei. Derselbe berührt anch sonst da» virlventilirte Thema von de« Zu sammengehen Deutschlands mit Rußland anch dort, wo Oesterreich» Interessen augenscheinlich tangirt werden »nd sagt, «ach allen Er scheinungen der letzte» Zeit sei die Frage nach de« österreichischen Bündniß gar nicht mehr abzuweise». Der Artikel betont sodann die Schwierigkeit der österreichischen Staatsmänner und billigt deren Streben, einerseits selbst nm de« Prell von Opfern an der Allianz mit Deutschland fepznhalten, andererseits möglichst lange eine Stellung- nahm« gegen Rußland zu vermeiden. Der Artikel fährt sodann wörtlich fort: „Allein es scheint unnütz, dar Land über diese schwierige Lag« täuschen zn wollen; e- erfüllt uns mit Schwerz, z« sehen, daß wir die Macht des deutfchen Bündnisses überschätze», wen« wir glauben, darin eine Bürgschaft gegen die Expansion»-Bestrebnnge« Rußland» über die Grenzen de» bestehenden Zustande» hinan« zn besitzen. Allein wen« wir unS hierin geirrt habe», so ist e» vor Allem nüthig, n»S selbst diesen Jrrthnw riuzngefiehru, weil sich danach unser weitere» Verhalte« bestimme» muß. Die österreichische Politik hat «och immer zwischen verschiedenen Richtungen die Wahl. Sie kann ans di« Mit bestimmung der orientalischen Ereignisse ganz «stgnire«, sie kann die Linie ziehen, über welche hinan» sie die A«»br«itnng der russischen Macht nicht dulden will und deren Bertheidigung mit allen mora- lischeu «nd materiellen Hilfsmittel« st« sich zu» Aufgabe macht; sie kann auf dem Wege der Compensatio« sich »it Rußland selbst ver ständige». Allein, welchen Weg sie i«mer wühle» mag, sie würde unklug handeln, wenn sie «in« imaginäre Größe in ihrer Rechnnng als Faetor einsrtzte.* Der Artikel schließt sodann: „Nicht Oesterreich hat den vertragsmäßige« Zustand, zu dessen Ansrechterhaltung die drei Kaiser in Skierniewice «nd Kremst« sich verbnndeu hatten, ge stört. Nachdem aber Veränderungen diese» Zustande» sich vollzogen habe«, so hat Oesterreich jedenfall» dl, Freiheit, bei de, Beurtheilung dieser Veränderungen ««»schließlich seine Interessen und di« Hilst- mittel, di« ihm zn deren Lertheidignng zu Gebot« stehe«, gegen einander adznwSge».* au» Egypten hrrauSzudrängeu und findet dabei natürlich Unterstützung beim Sultan «nd bei Rußland. Daß es den französischen Politik» gelingt, England Schwierigkeiten zu bereiten, kann nicht groß zweifel haft sein; aber ihr Ziel werden die Franzosen doch nicht erreiche». Gerade gegenwärtig, wo Rußland im Balkan vorgeht, kann EngÄS auf Egypten gar nicht verzichten. Wen» e- auch Bulgarien- halb« keinen Krieg sichren will, Eggpten» halber wird «S «inen solchen gmq sicherlich riskiren, und so weit gehen wollen die Franzosen denn doch nicht. — Der Finanzmiuister hat in der Budgetkommisfio» erklär^ da» Budget für 1888 werde definitiv mit einem Deficit vo» 74 Millionen schließen. Für 1887 könne »ur eine Alkoholsteuer st» Aussicht genommen werden. Angenehme Finanzlage! England. Der König von Portugal ist von Brüssel br London augekommen »nd im Buckingham-Palast abgestiegen. Famillen- Verhältnisse nöthigeu ihn zur eiligen Rückkehr nach Lissabon. — Gladstone, der in London wieder angekommeu ist, hat sofort an de» Unterhaus fitzungc» Antheil genommen. — Paruell'S irische» Laut gesetz, welches die Lasten der Pächter erleichtern will, ist von der Regierung bekämpft, von Gladstone hingegen befürwortet, wenn er auch einzelne Abänderungen für nothwendig erachtet. Die Debatte darüber dauert noch an. Da» Budget ist in zweiter Lesung nüt 176 gegen 66 Stimmen angenommen worden. Holland. In Amsterdam ist ei« Sockaldemokrat Geel, welch» des vorbedachten und überlegten Attentate» angellagt war, zu 8 Jahr» Gefängniß vernrtheilt. - Spante». Ueber die Militär-Revolution besagen genauere Nachrichten Folgende»: Ein Theil de» in der Kaserne San SU liegenden Jnfanterie-RegiwenteS revoltirte Sonntag Abend «nd plünderte die Kaffe. Zwei Schwadronen Kavallerie machten mit de» Empörern gemeinschaftliche Sache, während die Offiziere dem Fort schreiten der Revolte vorznbeugen suchten. Die aufrührerische» Soldaten verließen die Kaserne, nachdem mehrere Osficier« verwmcknt waren, und zwar «arschirte ein Theil der Ausrührer nach dem Pardo» während der andere die Straßen unter dem Rufe: „ES lebe bk» Republik I* durchzog. Unter den Bürgern herrschte Panik, die Theater vorstellungen wurden abgebrochen. Die Insurgenten versuchten, da» Arsenal zu plündern, sowie sich der Kasernen und de» Südbahnhose» zu bemächtige«, wurden jedoch zurückgewiesen und zerstreut, al» die königlichen Truppen yuter Führung de» Geueralgouverneur» Pmcka, dem hauptsächlich die Ueberwältigung de» Aufstande» zu danken ist, amückten. Ei« Osficier der Rebellen wurde getödtet. Genrrick Balarda, welcher sich weigerte, sich den Aufständischen anzuschließ», wurde tödtlich verwundet; leicht verwundet wurde Graf Miraso^ Oberst der Artillerie. Die zersprengten Reste der aufständisch« Truppe«, welche in die Umgebung vo» Madrid geflüchtet warea^ wurden gefangen genommen und kommen vor da» Kriegsgericht. Der Belagerungszustand bleibt bestehen, wenn auch die Revolte als be endet betrachtet werden kann. Weitere Meldungen sagen: In Madrid wo Dienstag Abend die Regentin eintreffen sollte, herrscht jetzt Ruhe. 85 Militärpersouen und 19 Civiliste« wurden Montag verhaftet; die Festnahme der flüchtigen Aufständischen erfolgte bei Btcalvaro und Morata. 15 Erschießungen haben am Montag stattgefunde«. Ueber ganz Neukastilieu ist der Belagerungszustand verhängt. Die Stimm ung in Madrid ist sehr düster; daß Alsonso Xlll. zur Reglern»» kommen wird, daran glaubt fast Niemand mehr. Orient. Der Herzog von Edinburg. der Prinz von Wal«» und der Prinz Georg von England sind in Koustantlnopel eiuge» troffen, feierlich empfangen und haben dem Sultan einen Besuch ab- gestaitet, in dessen eigenem Palais ihnen Wohnung angewiesen ist- Verschiedene Feste sollen zur Feier de» fürstlichen Besuche» staÜ- fiuden. — Rußland ist mit den Bulgaren ganz gewaltig unzufried«. Eben hatte der russisch« Vertreter in Sophia de« Bulgaren an'» Her? gelegt, sie sollten gegen Rußland nicht» thun — so find doch ans Anweisung deS bulgarischen KriegSmiuisterS Nikolajew di« Fahnen der aufrührerischen Regimenter und der Cadettenschule kriegSrechtlich ver- brannt! Darauf haben Rußland und Deutschland, Rußland st» grobem, Deutschland in höflicherem Tone wiederholt die Hinan»- schiebung des Prozesses gegen die verrätherischen Offizier« verlangt nud der russische Vertreter hat sogar «it Abbruch der Bezieh»«»« gedroht, wenn diesem Verlangen nicht stattgrgeben wrrd«. Di« bulgarische Regierung, namentlich der KriegSminister, habe« sich aber beharrlich geweigert, diese Forderung zu erfüllen. Sie voll« nur die öffentliche Prozeßverhandlung hinaurschiebe«, aber nicht die Untersuchung. Sie sagen, wenn die Benäther unbestraft blieb«, würden bald neu« Unruhen ausbrechen. — Das PeterSb. Journal das Regierungsblatt, dringt «inen heftigen Artikel gegen Bulgarien. E« sagt, die Nachrichten au» Sophia seien durchaus nicht befriedigend, alle Tage kämen unzeitgemäße Manifestationen vor, die kein gute» Zeichen für die Zukunft gewährte«. Die bulgarischen Politik» wollte» Kampf und Streit, keinen Frieden und Versöhnung. Da» Blatt äußert sich daun heftig gegen ein der bulgarischen Nationckl- vrrsammlung vorgelegtes Gesetz, nach welchem der KriegSminister die Zusammensetzung der Kriegsgerichte bestimmt, denn damit würde nnr der Parteileidenschaft gedient. Weiter wird die schnelle Vornahme der Wahlen zur großen Nationalversammlung getadelt, wa» zn schweren Wahlbeeinflnfsungen führen würde. Kurz und gut, die BÄ» garen sollen ausschließlich nach russisch» Pfeif« tanzen! Wa» ab» wohl die russische Regierung sagen würde, wenn man ihr zumuthet«, sie solle eine Anzahl vo» Nihilisten außer Verfolgung setzen? Daun hieße e»: ja da» ist ganz etwa» andere». — Weitere« Nachricht« aus Sophia zufolge vrrlangm die bulgarischen Offiziere mit Ungv- stüm die sofortig« Erschießung der Vrrräther. Die Regierung Hai Mühe, sie zu zügeln. — Die bulgarische Regierung sandte d« vr. StranSky zur Wiederankuüpfung diplomatischer Beziehung« nach Belgrad. Sächsisches. — Dresden, 21. September. Im vergangene» Monat hat sich in Dresden, wie seinerzeit mitgetheilt wnrve, ein Verein zn« Bau von Arbeiterwohnnngr» gebildet. Unter Borfitz de» Fabrik kauten Gmeiuer-Benndorf hielt derselbe gestern eine Generalver sammlung ab, in welcher der Vorsitzende zunächst in groß«, Aüa« ein Bild von den Zielen de» Verein» entwarf. Ohne seine« «Mi gllrdttu »in« solidarisch« Haftpflicht ausznbürde», soll dm Bereim
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