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Schönburger Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme »on Inseraten für die ntchster- scheinende Nummer bis »ormitta^t 11 Uhr. Der Abonnement-Preis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. Tk H»f. Einzelne Nrn. L Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., Sinzes. SO Pf. Tabellarischer Sa- wird doppelt berechnet. Filialen: in Bltstadtwaldenburg7bei Herrn Kaufmann Otto Förster; in Kausunge« bei Herrn Fr. Janaschek; in LangenchnrNorf bei Herrn H. Stiegler; in Pemz bei Hemm Wilhelm Dahler, Cigaereasabrikant an dar Brücke; in Rochsburg bei Herrn Pnnl ZM; in Welken bürg bei Herrn Brust Ätsche; in Ziegelhe m bei Herrn Eduard .Achten. und Val-enburger Anzeiger Amtsblatt für den ^tadtrath zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Pe»i,, L««ze»««, Lichleustein-Esklnber-, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Lang«;- leuba-Niederhain, Langeiileuba-L^berham, Niederwiera, Lberwiera, Lberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Hußdorf, Fer«sprechM Nr. v. Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Sonnabend, den 29. Deeember LS 1900. Daher »ittenm-SOWlßchte« für den 29. Tecember: Meist trübe mit Niederschlägen. Dampfer „Andalusia" der Hamburg-Amerika-Linie nach 28. Tecember 1900. Regierung, uns Genugthuung zu gewähren. Erst nach verschiedenen scharfen Beschwerden ward eine solche zu- gesichert. Die Zusicherung klang noch ziemlich tröstlich, Rumänien. Da Rumänien sich in einer Geldklemme befindet, so brachte der Ministerpräsident Carp in der Bukarester Kammer einen dringlichen Antrag auf Zollerhöhung für Kaffee, Rei-, Thee, Pfeffer, Oele, Glaswaaren, Seidengewebt, Posementierartikel usw. ein. Man erhofft aus dieser Zollerhöhung, die bereits vom 1. Januar ab eingefuhrt werden soll, eine Mehreinnahme von 1^/, Mill. Francs. Wilhelmshaven in See gegangen, wo die Mannschaften zunächst eingekleidet werden sollen. Der Dampfer wird voraussichtlich in den ersten Tagen des Monats Januar in Wilhelmshaven eintreffen. Für die „Gneisenau" soll bekanntlich das Schulschiff „Stein" in Dienst kommen, und wird letzteres voraussichtlich Mitte Januar zur Indienststellung bereit sein. Die geretteten Mannschaften sollen bis zum Tage der Indienststellung beurlaubt werden. Für die Bergungsarbeiten bleibt in Malaga ein Wach- commando zurück. Der Blutmord in Konitz, lautet die Ueberschrift eines Artikels, in dem die „Deutsche Tagesztg." Auf klärung des Verbrechens und Bestrafung des Mörders fordert. Dem genannten Blatte sind eine ganze Anzahl uncontrollirbarer Mittheilungen zugegangen, aus denen hervorgchcn soll, daß die mit der Untersuchung betrauten Criminalbeamten die Verfolgung jeder Fährte ablehnten, die ihnen unter Behauptung der Möglichkeit eines Ritual- mordes bewiesen wurde. Wir glauben kaum, daß be hördlicherseits auf die aufgeworfenen Fragen eingegangen werden wird. Asten. Lihungtschang ist wirklich krank. Gegenüber der allgemein aufgetretenen Geneigtheit, in der Erkrankung Lihungtschangs einen Trick zu sehen, dazu bestimmt, den Gang der Friedensverhandlungen zwischen den Verbün deten und den chinesischen Bevollmächtigten zu verzögern, versichert die „Post", daß der schlaue Fuchs diesmal wirklich die Wahrheit sagt, wenn er erklärt, den Ver handlungen aus Gesundheitsrücksichten fern bleiben zu müssen. An den wirklichen Verhandlungen, die ja günstigsten Falles erst in zehn Tagen stattfinden sollen, wird Lihungtschang, der sich in der Behandlung des deutschen Gesandtschaftsarztes Or. Velde befindet, aber doch wohl theilnehmen können. Zur Pekinger Weihnachtsfeier wird noch weiter gemeldet, daß sie in allen deutschen Quartieren, Lazarechen und Offizierscasinos Weihnachtsbäume angezündet und Geschenke vertheilt wurden. Beim Grafen Waldersee und dem deutschen Botschafter, Freiherrn Mumm von Schwartzenstein fanden größere Festlichkeiten statt. Es wurde auch eine deutsche Zeitung gedruckt und vertheilt. Die Gäste des Feldmarschalls erhielten originelle chine sische Salznäpfe, während der Gesandte alte chinesische Bronzen und selbstangefertigte Photographien überreichte. Zu der Meldung über den am Weihnachtstage veran stalteten Parademarsch ist noch hinzuzufügen, daß nicht nur die deutschen Truppen, sondern außer Franzosen und Engländern sämmtliche Contingente an der Parade theilnahmen. Nach einer amtlichen Meldung des Oberbefehlshabers Grafen v. Waldersee wurde am 15. December bei Vungtsiuhfin verwundet: Oberleutnant Kremer durch Säbelhieb über die Hand; durch schwere Brandwunden wurden verletzt Major v. Haine und Hauptmann Schäff ler, alle vom 3. Regiment. Näheres über die Ursache Aittenmßstericht, ausgenommen am 28. Tecember, nachm. 4 Uhr. Barometerst«»- 748 MW. «ducirt auf den Meeresspiegel. Thrrm»»tlerstl»»ö -ff- 8* 6. (Morgens 8 Uhr -ff- 6* 0.) AeschtizkeittgehEll der Ächt n«h Lambrechts P.lymeter 82'/.. Th«»«»kt -ff- 5° 6. MNdrichh«»«: West. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittag,: 0,, Selten ist ein Jahr so sehr viel anders verlaufen, als es erwartet worden war, sind so viele Hoffnungen halb oder ganz zu Wasser geworden, so viele stimmungs volle Neujahrsreden ins Gegentheil verkehrt. Es giebt unter all' den Jahren seit 1870 keins, in welchem die Völker dermaßen andauernd in Erregung gehalten worden wären, als 1900, und wenn auch für uns Deutsche daS Jahr 1888 zum Beispiel viel tiefere Ein drücke gebracht hatte, wir kamen doch auch wieder darüber fort, ruhige Monate folgten den Tagen der Bewegung. Aber uuuu 1900 ging es ununterbrochen, wie das Läutewerk an einem viel benützten Fernsprecher, man kam auS dem Nufhören nicht heraus. Und daß seit dem großen Krachjahre in der Gründerzeit noch nie so viel Geld verloren worden ist, wie im letzten Jahre de, neunzehnten Jahrhunderts, hat nicht eben dazu beigetragen, die Begeisterung für seinen Verlauf zu erhöhen. Angesichts des ersten Januar anno domini 1900 „tobte" — mit Ausnahme des Burenkrieges, kein an derer weltbewegender Streit, als der, ob 1900 das letzte Jahr deS 19. oder das erste Jahr des 20. Jahr hunderts sei. Tie meisten Stimmen waren wohl für die erstere Auffassung, wenigstens die wissenschaftlichen Stimmen, aber die officielle Ordre entschied. Mit großer Feierlichkeit und nicht geringerem Volkstrubel ward der Jahretwechsel festlich begangen, und die geist- vollen Abhandlungen über die neue Zeit kamen so dicht, wie Gewitterregen im Sommer. Ach, wir wurden in den verwirklichten Erwartungen und Hoffnungen nicht um ein Menschenalter vorwärts, sondern in dem, was kam, um ein Menschenalter zurückgeschraubt. Seit dreißig Jahren hatte daS deutsche Reich zum ersten Male wieder einen regelrechten Krieg, keinen großen, gewaltigen, aber doch einen regelrechten kleineren, einen Krieg, trotzdem die Welt von FriedenSgesellschaftcn und internationalen Freundschaftsbetheuerungen wimmelte, trotzdem im Haag, der Hauptstadt von Holland, nicht allzulange vorher eine Friedensconferenz abgehalten worden war. Nie mand hätte daS zum Jahresbeginn auch nur im Traume für möglich gehalten, obgleich uns doch schon damals ein Fingerzeichen gegeben worden war, daß heute freund schaftliche Worte und reelle Thaten zweierlei sind. Der Krieg zwischen den Engländern und Buren, diese Goldspeculation im FuchSmantel der Heuchelei, tobte seit dem ersten October 1899, und bis zum Aus gang dieses Jahres waren die Buren andauernd vom Glück begünstigt. Nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen civilisirten Welt wurden die Thaten der tapferen Freiheitskämpfer mit Jubel begrüßt, wenn auch die Regierungen sich streng neutral verhielten. Aber nicht nur eine VerwandtschaftSreise, sondern eine solche Voll tiefer politischer Bedeutung war es, die im November 1899 unser Kaiser mit dem Staatssekretär Grafen Bülow, dem heutigen Reichskanzler, nach England unter nahm; das völlig vereinsamte England erfuhr in diesem Kaiserbesuch eine werthvolle moralische Unterstützung, dankte uns aber wenige Wochen später in seiner Weise dadurch, daß et verschiedene deutsche Pcstdampfer in den ostafrikanischen Gewässern wegen angeblichen Waffen schmuggels für Transvaal kapern ließ. Damit begann das Jahr 1900, eS war die erste Sensation, der so manche andere folgen sollte. Mit den allzuhitzigen eng lischen Schiffskapitänen hat Niemand groß gerechtet, aber unverzeihlich war die Saumseligkeit der englischen die im Verlauf deS Jahres folgende Erfüllung war recht mager. Seitdem weiß man in Deutschland allenthalben außerhalb der neutralen Reichsregierung, wat wir vom „stammverwandten" Volk der Briten in Wahrheit zu halten haben: Worte für uns, Thaten -egen uns! Auch die neutrale Reichsregierung, an deren Spitze für den greisen Fürsten Hohenlohe im Laufe des Herbstes der frische Graf Bülow getreten ist, weiß das wohl. DaS Rad, welches für die Buren lange günstig gerollt war, brachte ihnen auch herbe Erfahrungen, ohne frei lich dem Briten den Alles ausgleichenden Schlußerfolg zu verschaffen. Wenn der Chef der neutralen Reichs- regierung vor einigen Wochen den Besuch des alten Buren-Präsidenten Krüger in Berlin zurückwies, so hat er natürlich einer koros in ns eure, die seine Kenntniß des wahren englischen Charakters wohl kaum beeinflußt hat, gehorcht; in der deutschen Nation meinte man aller dings, nachdem der deutsche Kaiser und Graf Bülow im Herbst 1899 in England gewesen waren, ohne daß dies die Buren übel genommen hätten, hätte auch Krüger nach Berlin kommen können, ohne daß John Bull eine Befugniß, ingrimmig zu sein, zugestanden hätte. Die Waagschalen der Gerechtigkeit gehen auf und nieder, nicht menschliche Anschauungen machen ihr Gewicht aus, sondern die ewige Gerechtigkeit. Die Probe auf das Exempel wird wohl im nächsten Jahre kommen, und wie sie ausfallen wird, kann man heute sich denken: Wenn der Brite in Bezug auf fremde Freundschaft wählen kann, wird dem deutschen Michel der Stuhl vor die Thür gesetzt, wie es bisher immer war und in Zukunft immer sein wird. Nur einen Dienst, und den wider Willen, hat England im letzten Jahre dem deut schen Reiche erwiesen: Ohne die britischen Schiffskapereien wäre die neue Flottenvorlage im Reichstage nie und nimmer so glatt durchgegangen, wie es geschehen! Die Stimmung im deutschen Volke zu Gunsten der Ver mehrung unserer Kriegsflotte ward nicht durch die Be geisterung für die neutrale Politik der Reichsregierung, sondern aus dem gerechten Urtheil über England dictirt. Politische RmiSscha«. Deutsche« Resch. Der Kaiser, der im Kreise seiner Familie das Weihnachtsfest in althergebrachter Weise beging, erledigte am Donnerstag Regierungsgeschäfte. Der Kaiier wird am 3. Januar morgens zur Besichtigung der Dampf yacht der Hamburg-Amerika-Linie „Prinzessin Victoria Luise" (der Name der einzigen Tochter des Kaiserpaares) in Hamburg erwartet. Se. Majestät wird an Bord des neuen Dampfschiffes Wohnung nehmen und zwei Tage in Hamburg verweilen. Ueber das Befinden des an Influenza erkrankten Großherzogs Karl Alexander von Weimar besagt der neueste ärztliche Bericht, daß Appetit und Allgemein befinden befriedigend sind. Toch bedarf der greise Fürst großer Schonung, so daß die Neujahrsempfänge abge sagt worden sind. Der preußische Landtag ist durch königliche Ver ordnung zu Dienstag, den 8. Januar 1901 einberufen worden. Die gerettete Besatzung des vor Malaga unter- gegangenen Schulschiffes „Gneisenau" ist mit dem