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Netteste Zett»«g -es Bezirk« Vierteljährlich ^JMK-obneZ«- Verankworlllchsr Redakteur: Va»I Sehne. — Druck und Verlag Lari Sehne in Gkwoldlswawe. 88. Jahrgang Dienstag den 23 Mai 1922 Gemeindeverbands-Girokonto Vr. 3. — Postscheck konto: Dresden 12548. hauptmannschiM - r dt», tm amlkchm Teil hu» Kieses Blast enlhStt die amMchen DekannlmachMS-M -er Amlshauplmannfchafl, -es Amlsgerichls uu- -es Sla-irals zu Dippoldiswalde Nr 119 Weitzeritz-Zeitung Tageszeitung m- Anzeiger sür Di-Avl-iswal-e, SchMe-eberg S.N ! trogen, — Einzelne Nummern LO Ps. — Femsprecher: Anrt Dippoldiswalde Dr. 3. Oertliches nnd Sächsisches Dippoldiswalde. Begünstigt von rechtem Turnerwetter konnte der Turnverein .Jahn' am gestrigen Sonntage sein Ankurnen in vorgesehener Weise abhalten. V- 2 Ahr stellte der Verein in stattlicher Zahl am Vereinslokale .zum Amts- Hof' und marschierte unter Trommelklang und Liederschall nach seiner schönen Turnstäkke. Hier entfaltete sich reges Turnleben. Mit scheinbar leichten, doch in ihrer Gesamtheit schön wirkenden und gut durchgearbeiteken Freiübungen führte sich des Vereins neuer 1. Turnwart Alfred Schietzel in die Oeffentlichkeit ein. Seine Turner machten es ihm leicht, denn es klappte prächtig. Das nun folgende Ge räteturnen im Wechsel gab Zeugnis von erfolgreicher Hallen arbeit und im Kürturnen zeigten die Mitglieder und Jung- mannen ihre .Spezial'-Aebungen. Von einer Aktivität der Kinder- und neugegründeken Frauenabteilung war diesmal wegen Fehlens der Uebungsgelegenheit abgesehen worden. Ein Gesellschaftsspiel im Faustball mit Seifersdorf endete für diese mit 39:45. Der Abend vereinigte Mitglieder, deren Angehörige und Freunde im Schützenhause zu frohen Stunden und fehlte auch diesmal der zur Sitte gewordene Unter haltungsteil nicht. Die Mitglieder zeigten ihr Können am Barren, die Jungmannen bei Stabübungen und Fräulein Zönnchen erfreute die Teilnehmer mit zwei tadellosen Ge- sangsvorkrägen. Ein vag allen Darstellern gleich gut gespieltes humoristisches Theaterstück löste wahre Lachsalven aus und die beigegebene Tombola bot als Neuheit auf diesem Gebiete dem glücklichen Gewinner nur .Eßbares'. — Die am Sonnabend hier in «Stadt Dresden' stattge- fundene Versammlung des Bezirkslehrervereins wurde zum größten Teile ausgefüllt von dem Vorkrage des Herrn Schuldirektor Grunewald—Loschwitz über .Die Heimat als Grundlage des Gesamtunterrichts.' Während man bis vor 60 Zähren z. B. in der Geographie mit Besprechung des Weltalls begann, dann auf die Weltteile und Länder über ging, aber die Verhältnisse und die Geschichte der Heimat fast unbeachtet ließ, fing man dann diesen Unterricht nach dem Grundsätze: .Vom Nahen zum Entfernten' mit der Heimat an. Zeht will man noch weiter gehen und die Heimat als Grundlage für den Gesamtunterricht annehmen und von den Erscheinungen, Vorgängen, Produkten und der Geschichte der Heimat ausgehen. Zur Ausführung dieses neuzeitlichen und sehr beachtekrswerken Planes gab Redner äußerst prak tische Winke, doch verlangte er für einzelne Fächer, wie Rechnen, Zeichnen, Singen, Turnen auch festgesetzten, auf steigenden Uebungsunterricht. In der darauf elnsehenden leb haften Aussprache stimmte man im allgemeinen dem Redner zu- brachte verschiedene Ergänzungen, aber auch mancherlei Bedenken zur Sprache. Der Vorsitzende, Herr Gast, forderte auf, geschichtliche Tatsachen der Heimatorte zu sammeln. Dem verstorbenen Herrn Kollegen Kirsch—Kreischa wurde die übliche Ehrenbezeugung gebracht. — Der Bund der Kaufmannsjugend im Deutsch nationalen Handlungsgehilfen-Verband hakte Eltern und Arbeitgeber seiner Mitglieder auf vergangenen Sonnabend in die Reichskrone zu einem Elternabend eingeladen, und hatte sich der Saal auch recht hübsch gefüllt. Die jungen Leute unterhielten die Anwesenden durch Klavier-, Mando linen-, Gitarren- und Gesangsvorträge und durch Deklama tionen vaterländischer Gedichte. Lebende Bilder, das Leben auf der Wanderutig darstellend, mit Gesang und Gitarre be gleitet, wirkten recht jugendlich erfrischend, während die dra matische Skizze: Johann Friedrich Palm, zeitgemäße Er innerungen aus dem Jahre 1806 hervorrief. In einem Vor krage, von echt deutscher Gesinnung zeugend, ging der Gau jugendführer, Herr Hans Tröger—Leipzig, von dem allseitigen Wunsche aus nach einem Manne, der die Führung in Deutschland übernehmen könne, und legte seinen jungen Freunden ans Herz, daß ein jeder den Vorsatz ernstlich fasse: »Ich selbst will ein Mann werden. In der Lehre will ich an mir arbeiten. Jederzeit will ich mich zum Deutschtum bekennen.' Wofür die Jugend sich einsehke, das habe die Zukunft, und bei dem eben erwähnten Bekenntnisse könne uns um unsere Zukunft nicht bange werden. — In der ersten Nachmitkagstunde des gestrigen Sonntag zog ein Luftballon mit Gondel in ziemlich rascher Fahrt am westlichen Himmel vorüber. Sein Erscheinen lockte viele zur Beobachtung des jetzt seltenen Ereignisses auf die Straßen. — Eins der traurigsten Kapitel der Nachkriegszeit ist die geringe Achtung vor .Mein und Dein'. Während früher unsere Hausfrauen Wäsche und Maschgeräte auch längere Zelt ohne Aufsicht auf den öffentlichen Bleichplähen liegen und stehen lassen konnten, ohne daß etwas .wegkam', ist jetzt die größte Aufmerksamkeit notwendig. So hakte dieser Tage eine Arbeiterfrau auf dem Gespünde Wäsche gebleichk und getrocknet und am Abend die Gießkanne liegen lassen. Zu Zause angekommen, bemerkte sie den Verlust, eilte sofort zurück und — schon war es zu spät. Die Gießkanne war verschwunden. — Sonnkagsarbeit in Bäckereien und Konditoreien. Die Gewerbekammer Dresden trat dafür ein, daß den Bäckereien und Konditoreien für die Zubereitung leicht verderblicher Maren (Eis, Eisspeisen, Krems, Tortenfüllungen, Obstauf- f lagen usw.) an Sonn- und Festtagen eine kurze Arbeitszeit freigegeben wird. j Kipsdorf. Am Freitag abend grüßten unsere Glocken zum ersten Mal die neue Heimat. In vollen, reinen Akkorden erklangen sie durch unser schönes Tal und redeten eine ge waltige Sprache zu den Menschen. Nun, Kipsdorf darf sich seiner Glocken, der Meister sich seines Merkes freuen. Zu einer machtvollen Kundgebung christlichen Glaubens und Empfindens gestaltete sich das Fest der Glockenweihe heute in unserer mit Waldesgrün und Frühlingsblumen herrlich ge schmückten, bis auf das kleinste Eckchen gefüllten Kirche. Ein ergreifend schönes Bild bot die Schar der kleinen Mädchen, welche festlich geschmückt, Maienzweige in den Händen tragend, in ihrer Mitte die jugendliche Gestalt unseres Orts- geistllchen, des treuen Freundes und Führers unserer jungen Welt, unter dem Gesänge des Liedes «Schmückt das Fest mit Maien" in die Kirche einzogen und den Altarplatz besetzten, wo die kleine Schülerin Margarete Berger den Glocken noch nachstehenden Gruß sandte: Die Melk ist so trübe, das Leben so schwer, Drückende Sorgen sind um uns her, Da fragen wir doppelt nach Frieden und Ruh Und senden Seufzer dem Himmel zu. Ihr Glocken, o ruft es uns immer ins Herz, Meist unsere Seele himmelwärts, Da droben bei Gott ist Friede und Heil, Die ewige Heimat das beste Teil. Doch was uns geschenkt von der Ewigkeit, Das laßt uns auch zeigen in irdischer Zeit: Das friedliche Herz will Frieden im Land, Frieden und Eintracht von Stand zu Stand. Friede auf Erden wie In heiliger Nacht Als Verheißung der Engel den Hirten gebracht. Friede auf Erden, o läutet ihn ein, Laht euern Klang frohe Botschaft sein. In alle Häuser trags euer Klang, Ueber viele Höhen als jubelnder Sang: Lriede auf Erden, zu Ende der Streit, Friede, Friede in Ewigkeit!' Der Festpredigt legte Herr Pfarrer Fischer den Text Chronika 16, 8: «Danket dem Herrn, prediget seinen Namen' zu Grunde. Seine von Herzen kommenden Morte fanden tiefen Widerhall in den Herzen der Zuhörer. Ein hoher Genuß wurde der Festgemeinde noch bereitet durch die Ge sänge des gemischten Chores, ein Choral .Komm, heiliger Geist' und zwei Chöre aus Rombergs Tonwerk .Die Glocke' sowie zweier meisterhaft vorgetragener Violin-Solis mit wundervoll zarter Orgelbegleitung. Zum Schluß brachte Herr Pfarrer Friedrich den neuen Glocken den Gruß der Mutter gemeinde Schmiedeberg. Darauf ertönten ihre Klänge eine Stunde lang dem Gedächtnis der im Weltkriege gefallenen Helden. Die weihevollen seltenen Festtage werden heute mit einem Familienabend in der Tellkoppe zu Ende sein: in der Erinnerung aller Teilnehmer aber werden sie lange, lange nachhallen. Zinnwald. Auf Veranlassung der Dresdner Kriminal polizei wurde hier ein von Berlin aus gesuchter Erpresser, der sich Blume nannte, von der Gendarmerie festgenommen. Der Erpresser wurde als Bürger von Endenhof festgestellt und dem zuständigen Amtsgericht Altenberg zugeführt. Frauenstein. Der diesjährige Frühjahrsjahrmarkk findet Donnerstag (Himmelfahrt) und Freitag den 25. Mai statt. Er dauert also entgegen den früheren Bestimmungen jetzt zwei Tage. Nassau. Am vergangenen Mittwoch den 17. Mai 1922 vormittags zwischen 11 und 12 Uhr wurde unser Ort von einem schweren Gewitter und wolkenbruchartigem Regen und begleitendem Hagelschlag heimgesucht. Mochenlanger Fleiß und aufgewendete Arbeit und Mühe so vieler Land wirte wurden in wenigen Minuten zunichte gemacht. Furcht bar war es anzusehen, mit welcher Gewalt und Schnelligkeit die ungeheuren Wassermassen alles mit sich fortrissen und dann im Tale Berge von gutgedüngtem Ackerboden an- schwemmken, die dann vom reißenden Dorfbach teilweise un rettbar und unwiederbringlich hinweggespült wurden. Es wird einer unermüdlichen, wochcnlangen Aufräumungsarbeit be dürfen, um die Spuren dieses Unwetters nur einigermaßen wieder zu beseitigen, soweit dies überhaupt möglich ist. Der hierdurch angerichtete Schaden an Saaken, Feldern, Fluren, Gärten, Wegen, Brücken usw. dürfte in die Hunderttausende gehen. Lauenstein. Ueber das Vermögen des Kaufmanns Karl Fischer, zuletzk in Glashütte, jetzt angeblich in Wien, Inhaber der am 11. Mai 1922 gelöschten Firma Karl Fischer, Werk stätte für Präzistonsmechanik in Glashütte, wurde am 18.Mat 1922 das Konkursverfahren eröffnet. Der Kaufmann Arthur Kölbel in Glashütte wird zum Konkursverwalter ernannt. Liebenau, 22. Mai. Heute vor 25 Jahren brannten Wohnhaus und Scheune des Gutsbesitzers Friebel (Nr. 47) ab. Brandstifter war der 16 jährige Knecht. Glashütte. Der Stadtgemeinderat lehnte das Gesuch des Tierarztes Burger um Uebertragung der Fleisch- und Tri chinenbeschau ab. Kreischa. Unwetter und böse Buben hatten das an der weithin sichtbaren Babisnauer Pappel stehende Aussichtsgerüst, von dem man einen prächtigen, um fassenden Rundblick über die Umgebung Dresdens, die Berge der Sächsischen Schweiz und des Erzgebirges genießt, ver nichtet. Dank der Opferwilligkeit der Ortsgruppe des Ge birgsvereins Golberoda-Babisnau konnte mit einem Gesamt betrag von 6000 M. ein neues hölzernes Bauwerk geschaffen werden, das am 18. Mai geweiht und dem Hauptverein, dem der Platz gehört, übergeben wurde. Die Babisnauer Pappel ist eine Silberpappel, hat trotz Blitzschlag und Sturm den Un wettern über 130 Jahre standgehalten und ist eins der besten Naturdenkmäler der Dresdner Umgebung. Um Pappel und Gerüst hat man in weitem Bogen eine dichte 1V- Meter hohe Meißdornhecke angelegt. In diesen Raum pflanzte man 1883 eine Luthereiche, 1889 eine Wettin- und 1890 eine Bismarckeiche. Luther- und Mettinbäume sind eingegangen, nur die verwitterten Gedenksteine sind erhalten. Die Bis marckeiche trotzte allen Stürmen. Hunderte von Buchstaben und Zahlen sind in die zerrissene Rinde der alten Pappel eingeschnitten worden. Dresden. Der deutsch-französische Schiedsgerichtshof tritt diese Woche und zwar diesmal in Dresden zu erneuten Ver handlungen zusammen. Nach Artikel 304 des Friedensver trages sollen die Verhandlungen eigentlich in Paris geführt werden. Um aber die Zeugen schneller bei der Hand zu haben, hatten sich die beteiligten Mitglieder des Schledsge- richtshofes, die der interalliierten Kommission angehörten, ge einigt, in Deutschland zu tagen. Vor einiger Zeit fanden bereits in Berlin derartige Verhandlungen statt. Es handelt sich um die Festsetzung von Ansprüchen französischer Staats angehöriger an das Deutsche Reich. Die Verhandlungen werden öffentlich geführt. — Das Gesamkminislerium hak in der Freitagsthung be schlossen, dem Landtage den Entwurf eines Gesetzes zur Ab änderung des Gesetzes über die Aufwandsentschädigung der Landtagsabgeordneten vorzulegen. Die Regierung entspricht mit diesem Beschluß einer Forderung der Linksparteien, die ursprünglich die Erhöhung der Landtagsdiäten auf 60 000 M. pro Jahr forderten, infolge der Einwendungen in der bürger lichen Presse aber dann nur eine Erhöhung ohne Angabe der Summe beschlossen. — Der nach der Ablehnung vr. Kühns gewählte Stadt baurat Wolf—Hannover hatte mit den Stadtverordneten Ver einbarungen wegen seiner Besoldung getroffen, mit denen sich der Rat jetzt beschäftigte. Stadbaurat Wolf hatte bekanntlich gewünscht, dem zweiten Bürgermeister im Gehalt gleichge stellt zu werden, hatte die Anrechnung bisheriger Dienstjahre auf das Besoldungsdienstalter verlangt und beantragt, ihm so lange doppelte Gehaltszahlung zu bewilligen, bis er in Dresden Wohnung gefunden habe, weil bis dahin seine Familie in Hannover bleiben muß. Der Rat hat einigen dieser Forderungen nicht zugeskimmk, weil sie über die gelten den Besoldungsvorschrifken hinausgehen. Sollte keine Eini gung herbeigeführt werden können, dann muß damit gerechnet werden, daß die Stadtverordneten zum dritten Male die Neu wahl des Stadtbaurates vornehmen müssen. — Der zwischenparteiliche Ausschuß für die technische Durchführung des sächsischen Volksbegehrens, dem nunmehr alle bürgerlichen Parteien angehören, hat die Vorarbeiten für das Volksbegehren soweit durchgeführt, daß die Versendung der Einkragungslisten an die Gemeinden erfolgen kann. Die Gemeinden werden bis zum Himmelfahrtstag im Besitz der Listen sein. Am Kopf der Listen steht der Satz: «Die unter zeichneten Eintragungsbcrechtigten begehren, daß ein Volks entscheid über die Auflösung des Landtages herbeigeführt werde." Meißen. Die Ausstellung des sächsischen Gastwirtsge werbes und der heimatlichen Industrie, einer sür das säch-