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Dresdner Journal : 20.03.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189903205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990320
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990320
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-03
- Tag 1899-03-20
-
Monat
1899-03
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 20.03.1899
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vezu»spr«t«t Atr Dresden dtettrljährltch: 2 Mark »o Ps., bei den Kaiser- öch drullchen Postanstaltrn vterirljLhrüchöMark; auher- halb de« Deutschen Reiches Leß- und Stempelzuschlag Einzelne Nummern: 10 Pf. Grs-eiueu: Täglich mit Au-nahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fernspr -Anschluß:NrHVL. Dresdner Immal. Nntü»Si«un,»,rbützreu. Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift SV Pf Unter „Eingesandt" die Zeile Sv Pf. Bei Tabellen- und Zifftrusatz entsprechender Aufschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journals Dresden, Zwmgerstr. 2V. Feruspr.-Anschluß: Nr 1L-L 65.Montag, den 2«. März abends.1899. Amtlicher Teil. Dresden, 17. März. Se. Majestät der König haben Ällergnädigst geruht, den Oberförstern Richard Guido Bru hm in Naunhof und Rudolf Karl EraS in Höckendorf den Titel und Rang einer Forstmeisters zu verleihen. 'Derorönung, ermächtigt, Gastställe, private Schlachthäuser, sowie Ställe von Viehhändlern zu revidiren. — Vergl. 8 17 des ReichSgesetzeS. — 5. Die genaue Beobachtung dieser Anordnungen ist von den zuständigen Behörden gehörig zu über» wachen. Dresden, am 17. März 1899. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Zeibig. Maßregeln gegen Verschleppung der Maul- und Klauenseuche betr, vom 17. März 1899. Mit Rücksicht auf die neuerliche Zunahme der Maul- und Klauenseuche wird auf Grund von 8 8 und 18 ff. des ReichSgesetzeS vom -^Mäi^894 — Reichsgesetzblatt 1894 Seite 410 ff.— und beziehent lich der 88 6 und 18 der Ausführungsverordnung vs» 30. Juli 1895 — Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 74 — sowie Punkt 7 der Verordnung vom 25. Februar 1897 — Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 25 — für das Gebiet des Königreichs Sachsen Folgendes angeordnet: 1. Auf Viehmärkten, soweit solche nicht auf Grund c » 23. Juni 1880 von tz 28 des Reichsgesetzes vom beziehentlich 8 5 der Ausführungsverordnung vom 30. Juli 1895 überhaupt verboten werden sollten, hat die thierärztliche Untersuchung eine» jeden einzelnen SltckeS vor dem Betreten des Mark« Platzes zu er folgen. Zu diesem Zwecke hat die Zuführung von Rindern und Schweinen nur auf einem, beziehentlich soweit die zur Verfügung stehenden thierärzllichen Kräfte auSreichen, auf mehreren im Voraus zu be stimmenden Wegen staltzufinden. Die Bestimmung dieser Wege bleibt der Polizeibehörde überlassen. Der Vorverkauf von Rindern und Schweinen ist verboten. Die bezirksthierärztliche Untersuchung der in Gast- ställrn unlergebrachten Rinder darf bereit- an dem dem Markttage vorau-gehenden Tage auSgeführt werden. 2. Ausgenommen von vorstehenden Maßregeln bleiben die kleineren Ferkel- und Warenmärkte, auf denen lediglich Saugserkel in Körben feilgeboten werden. — Vergl. Punkt 2 der Verordnung vom 25. Februar 1897. — 3. Die von Händlern zum Zwecke öffentlichen Verlaufs aufgestellten oder öffentlich auSgebotenen Rindvieh- und Schweinebestände, sowie die zum Berkaus im Umherziehen bestimmten Schweinebestände dürfen erst dann verkauft werden, wenn sie während einer Beobachtungsfrist von 5 Tagen sich frei von der Maul- und Klauenseuche erwiesen haben. Ausgenommen sind hiervon nur Mastschweine, welche binnen 3 Tagen (von Beginn der Aufstellung bei dem betreffenden Händler ab gerechnet) zur Ab- schlachtung gelangen, und Saugferkel (Korb, Span ferkel). — Vergl. Punkt 7 der Verordnung vom 25. Februar 1897. — 4. Alle von zusammengebrachten Rindvieh- und Lchweinebeständen benutzten Wege und Standorte i Rampen, Buchten, Gastställe, Marktplätze) sind nach ihrer Benutzung gründlich zu reinigen. An den Stationen, an welchen Vieh- und Schlacht märkte abgehalten werden, sind die Rampen, sowie die Bieh-Ein- und -Ausladeplätze nach dem Ein- und nach dem Ausladen durch Reinigung und Besprengung mit bprocentigen Karbolsäurelöjungen zu deSinficiren. Die BezirkSthierärzte haben hierüber die nöthige Ueberwachung auSzuüben und sind zu dem Zwecke ErveuuuAge«, Verfetzuu-e« rc. im öffentliche« Dienste. I» Geschäftsbereiche «es Ministeriums der Justiz. 1) Prädizierungen. Verliehen worden ist: den Referen daren beim Landgerichte Dresden Or. Henze, vr. Herzog, Lau, Or Mosch, vr Richter und Thumb, beim Land gerichte Leipzig Breiting, vr. Brimm, Schnelle ^und Thieme, beim Landgerichte Plauen vr. Pezoldt nach der Bestimmung unter V der Verordnung vom 20. Februar"I8«7 der AmtSname „Assessor". 2) Beamten-Etat. a) In den Ruhestand ist versetzt worden: der Sekretär heim Amts gerichte Döbeln Dögel. b) Aus Ansuchen sind entlassen worden: die Assessoren und HillsSrichter beim Amtsgerichte Dresden vr Drechsel und vr. Oftermayer, beim Amts gerichte Königstein vr. Grahl, die Assessoren beim Oberlandes- gerichte vr. Müller, beim Landgerichte Dresden Brückner, vr. Henze und vr Richter, beim Landgerichte Leipzig vr. Grimm und Leonhardt, der Expedient der Staatsanwalt schaft beim Landgerichte Dresden Nitzsche, e) Den Vor bereitungsdienst bei Justizbehörden haben ausg«- geden: die Referendare beim Landgerichte Dresden vr. Böhme, bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Leipzig Hilds- berg, vr. Jahrmarkt und Teil, bei der Staatsanwalt schaft beim Landgerichte Ptaucn Jässing, bei der Staats anwaltschaft beim Landgerichte Zwickau Muller, beim Amts gerichte Bautzen Körner und Siebert, beim Amtsgerichte Bernstadt Dietrich, beim Amtsgerichte Döhlen Muller, beim Amtsgerichte Dresden Vr. Förster, beim Amtsgerichte Meerane Blenengräber, beim Amtsgerichte Meißen Böhme und Glänzel, beim Amtsgerichte Oschatz Schmidt, bnw Amttgerichte Penig Boigt, beim Amtsgerichte Pirna » Kirch bach und Unger, beim Amtsgerichte Radeburg Haßsurther, beim AmtSgcrichte Reichenbach Hally, beim Amtsgerichte Roßwein Mannl, beim Amtsgerichte Schandau Junge, beim Amtsgerichte Schirgiswalde Kunath, beim Amtsgerichte Stolpen Fischer, beim Amtsgerichte Zittau vr. Hönncher' beim Amtsgerichte Zwickau Stirl. ä) Verstorben ist: der Aktuar bei» Amtsgerichte Chemnitz Olz scher am 2S. Fe bruar 18SS. e> Als HitfSrichter sind zugewiesrn worden: dem Landgerichte Plauen der Asseffor vr Meier, dem Amts gerichte Dresden der Assessor Vr. Müller, k) Zum Vor- bcreituug-dienste bei Justizbehörden stad zugelafsen worden: die Referendare Donnerhack bei» Landgerichte Lnemnitz, Gäßner beim Landgerichte Dresden, Brodaus und vr. Menzel beim Landgerichte Freiberg, vr Seipel bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Dresden, vr. Asche, Seyfarth und Wendler bei der StaatSanwaltfchast beim Landgerichte Leipzig, vr Uhlemann bei der Staats anwaltschaft beim Landgerichte Plauen, Dietze bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Zwickau, die RechtStandidateu Schlaffer beim Amtsgerichte Adorf, Edler v d. Planitz beim Amttgerichte Annaberg, vr. Britze, Müller und Otto beim Amtsgerichte Bautzen, Liebschner und Stelzmann beim Amtsgerichte Chemnitz, Bergmann, Vr Forwerg, Smeiner-Benndorf, Krug, Meusel, Mötig, TheniuS und Wedemann beim Amtsgerichte Dresden, Sreischer beim Amtsgerichte Freiberg, Holz beim Amtsgerichte Glauchau, S«Z Batereau. Brendel, Dreßner, Haacke, Holzapfel, Klopsch, Reinshagen, Schäfers und Winkler beim Amtsgerichte Leipzig, v Carlowitz beim Amtsgerichte Lommatzsch, Schuster beim Amtsgerichte Mark neukirchen, v. Römer beim Amtsgerichte Meißen, Wetzig beim Amtsgerichte Oschatz, koch beim AmtSgrr.chtc Pirna, Richter beim Amttgerichte Radeberg, Wolf beim Amtsgerichte Schandau, Winter beim Amtsgerichte Stollberg, Bareuther-Nitze beim Amtsgerichte Tharandt, Zschucke beim Amtsgerichte Werdau, Wacker beim Amtsgerichte Zfchopau, RathufiuS beim Amtsgerichte Zwickau. 8) Angestellt worden sind, die seither probeweise al« Expedienten vrrwendeten Militär- anwärter ElkerShausenond Bothe a'.S Expedienten, Elkers hausen beimLandgerichte Leipzig, BothrbrimAmlSgerichte Freiberg, die seither Probemeis« al« Aufseher verwendeten Militär anwärter Heinisch, Friedemann und Schulze als Aufseher bei der Gesangenanstalt Dresden, Heinisch mit dem AmtSnamen „Wachtmeister", die Dirnergehilfen Liebscher und Aßmann al» Diener, Liebscher beim Amtsgerichte Augustusburg, Aßmann öeim Amtsgerichte Pausa b) Zum Exnedienten ist er nannt worden: der Lohnschreiber Heidrich beim Amtsgerichte GchirgiSwalde (Schluß folgt.) I» Geschäftsbereiche be» Ministeriums «er Finanzen. Bei der Verwaltung der StaatSeiiendavnen sind er- uannt worden: Militäranwärter Peilicke, zrilherDiätist, als StationSassiftent ll. Klasse in Frankenstein; die nachgenannten diät Zeichner alS etalm Zeichner: Bennewitz und Möckel in Dresden, Bischofs in Zittau, Brückner in Scheibenberg, Röber in Altenburg und Wenzel in Freiberg; Grötzsch, zeither Weichenwärter 11. kl., und Uhlig, zeither Wagenrücker- vormann, al« Schirrmeister in Riesa und Nossen; Lindner uud Neumärker, seither StationSarbeiter, alS Packer in Dresden Fr und Klotzsche. Im Geschäft-beretche be« Miuiftertum« de« Kultus und Sffentltche« Unterricht«. Zu besetzen: Mehrere HilsSlehrerstellen in Städten und größeren Ortschaften dcS Schul- inspektionrbezirk« Pirna Gehalt nach ckebereinkommen. Lehrer und Lehrerinnen, sowie Kandidaten der Theologie oder de« PredigtamtS, welche beabsichtigen, in den öffentlichen Schul dienst rinzutrettn, werden ersuch», ihre Gesuche thunlichst bald an den König!. BezirkSschulinspektvr Schulrat Lehmann in Pirna mit den erforderlichen Zeugniffen einzureichen. nichtamtlicher Teil. Eine Wenüuag im «akioualen Kampfe i« Österreich? AuS Wien wird uns geschrieben. Die österreichische Regierung steht im Begriffe, aktiv in die Entwickelung der Lprachenfrage einzu- greifen. Schon die Thatsache eines solchen Vorgehens wird eine Beschuldigung entkräften, die man seit der Berufung des Grafen Thun häufig gegen die Leitung unserer inneren Politik erhoben hat. Das Heraus- treten au- der bisherigen Passivität widerlegt die Be hauptung, daß die Regierung sich nicht auf der Höhe ihrer Aufgabe befinde, da sie die Lösung einer bren nenden Frage den Parteien überlasse, ohne selbst vor- zugehen Diese Behauptung bildet allerdings einen grellen Gegensatz zu der sowohl von deutscher wie von slawischer Seite ost verkündeten Lehre, daß die Austragung deS nationalen Streites in ersprießlicher und dauernder Weise nur durch ein Einvernehmen der Nächstbeteiligten und nicht unter der Bevormund ung einer Regierung erfolgen solle. Die Konsequenz wird aber bei uns im politischen Kampfe nur von Fäll zu Fall geübt, und fo kam es denn, daß man die Regierung anklagte, weil sie die Gebote zu be herzigen schien, die von den Parteiführern und ins besondere von den opposilionellen Politikern formuliert wurden. Vielleicht werden jene Gebote nun abermals hervorgeholt, damit die Initiative der Regierung ebenso scharf beurteilt werden kann, wie man noch vor kurzem ihre Unthätigkeit tadelte. Sei dem wie immer; vom patriotischen Gesichts punkte muß man es rückhaltlos billigen, daß Graf Thun nun auf die Rolle des zuwartenden Beobachters verzichtet. Bei seinem Amtsantritte hat er selbst die Anschauung ausgesprochen, daß die Regierung zunächst nur fördernd und vermittelnd auf eine von den Par teien unmittelbar anzubahnende Verständigung ein wirken solle. Die Erfahrungen, die ihm seither be- schieden waren, müssen ihn aber wohl bekehrt haben. Die Erregung in der Bevölkerung wird von gewissen losen Hetzern künstlich ausS äußeiste gesteigert, die Scheu vor dem Borwurfe der Mattherzigkeit bringt allmählich anch bei gemäßigren Parteimännern die Srimme der Klugheit zum Schweigen, der Kampf wird auf neue Gebiete ausgedehnt, und es wird mit allen Behelfen der Agitation eine Lage geschaffen, welche die Mözlichkeit der vielgepriesenen unmittel bar;» Auseinandersetzung zusehends einschiänkt. Unter dem Eindrücke dieser traurigen Entwickelung mußte jeder Staatsmann zu der Erkenntnis aelanqen, daß er mit den Friedenswünschen und Bestrebungen der streitenden Parteien nicht ernstlich rechnen dürfe. Dieser Erkenntnis konnte sich auch Graf Thun nicht verschließen, und sie hat zu dem Ergebnisse geführt, dessen Umrisse nun schon deutlich wahrzunehmen sind. Tie Regierung will in Böhmen reindeutsche und rein- tschechischen Administrationsgebiete errichten und außer dem durch Herstellung von gemischten Sprachgebieten und Zwischenzonen den besonderen Verhältnissen in einzelnen Landesteilen genügen. Sie befindet sich bei diesem Vorhaben in grundsätzlicher und sachlicher Uebereinstimmuug mit den wesentlichsten Forderungen, die wiederholt von deutscher Seite ausgestellt wurden, keineswegs aber in Harmonie mit den übertriebenen Ansprüchen der jungtschechischen Politiker Ta dar Parlament sich seit mehr als Jahresfrist als durchaus unfähig zur Erledigung jeder positiven Arbeit erwies, soll die Einführung der neuen Bestimmungen zunächst auf Grund des 8 14 im Verordnungswege erfolgen, wodurch aber selbstverständlich die nachträgliche parla mentarische Behandlung jener Bestimmungen und die Umwandlung derselben in ein von der Volksvertretung votiertes Gesetz keineswegs ausgeschlossen wäre. Die hier in wenigen Worten gekennzeichneten leitenden Gedanken des Planes der Regierung sind vor kurzem durch Mitteilungen von berufener Seite bekannt gemacht worden. Bedurfte die Taktik, für welche die Regierung sich entschied, noch einer be sonderen Rechtfertigung, so wurde diese in reichstem Maße durch die Aufnahme der fraglichen Veröffent lichungen seitens der Parteipolitiker und ihrer Presse erbracht Im tschechischen Lager ertönten EntrüstungS- rufe und unverhüllte Drohungen schwersten Kalibers. Tie jungt schechischcn Organe erklären unverhohlen, daß die Ausführung des Regierungsprogrammes gleich bedeutend Witte mit der schnöden Vernichtung aller Hoffnungen der Verteidiger des „böhmischen StaatS- rechteS", mit der Vereitelung aller Versuche zur Unter drückung des Deutschtums in Böhmen Die Auf richtigkeit dieser Zornesausbrüche konnte von niemandem angezweifelt werden. Die Gestaltung unserer inneren Verhältnisse war in den letzten Jahren so geartet, daß die tschechischen Parteimänner gewiß nicht den Wunsch hegen, das Tischtuch zwischen sich und der Regierung ohne zwingenden Grund zu zerschneiden. Die Drohung mit der Opposition und förmlichen Auflehnuug wird von dieser Serie sicherlich heute nur ungern aus gesprochen. Geschieht es dennoch, so liegt darin der unumstößliche Beweis für die Thatsache, daß die Enthüllung des RegierungSplancS den tschechischen Exaltados eine herbe Enttäuschung bereitet hat. Bezeichnend für die abnorme Entwickelung unserer Parteiverhältnisse ist aber nicht nur die Erbitterung der Tschechen über ein korrekt;-, die deutschen Int,ressen wahrendes Eingreifen der Regierung, sondern auch die Haltung der gegenwärtig maßgebenden Faktoren im deutschen Lager. Die Regierung muß die Anerken nUng der Objektivität ihres Vorgehens einstweilen nur in der etwas unliebsamen Form der tschechischen Enl- rüstungsäußerungen entgegennehmen. Tiefe können ihr die Beruhigung bieten, daß sie gerecht gegen die Deutschen handelt. Eine ehrliche und wie wir glauben wohlverdiente Anerkennung von deutscher Seite wird ihr aber bis auf weiteres gänzlich versagt. Man ge steht zu, daß die Absichten der Regierung den wich tigsten Forderungen der deutschen Führer entsprechen; man bequemt sich zu diesem Zugeständnisse aber nur sehr mittelbar, indem man von einer bedauerlichen Indiskretion erzählt, durch welche jene Forderungen in ihrer neuesten Fassung zur Kenntnis des Kabinetts und so in daS ministerielle Programm gelangt seien. Die angebliche Indiskretion ist eine tragische StaatS- affaire, die Adoptierung der deutschen Forderungen durch die Regierung dagegen nur eine Nebensache! Luust und Wissenschaft. König!. Opernhaus. — Am 18. d. Mt«.: „Die Afrikanerin". Große Oper in fünf Akten von Eugen Scribe. Deutsch von Ferd. Gumbert. Musik von S Reyerbeer. (Neu einstudiert) Nach einer Pause von dreißig Jahren ist die „Afri kanerin" vorgestern in Dresden wieder gegeben worden Di» Gründe, welche die braune Königin so lange von hier serngehalten haben, sind bekannt Ihr zweiter Einzug konnte erst ersolqrn, sobald für eine neue, ihrem Stand« angemeffene Prachtentfaltung Sorge getragen war Da ist letzt geschehen, ihr Wiedererscheinen hat sich mit höchstem Glanz und reichem phantastischen Gepränge vollzogen Kosten und Mühen sind zu diesem Zwecke nicht geichont worden Die charakteristisch entworfenen, zumterl blen dende» Dekorationen, die mannigfaltigen prunkvollen Kostüme, die ausgezeichneten maschinellen Einrichtungen, die hier in Erscheinung und Wirkung traten, lasten wieder einmal erkennen, über welch' tüchtige Kräfte die Hofbühne verfügt. In dem Untergange de« Admiralsschiffe« hatte man eine bühnentechnische Meisterleistung vor Augen und für die Feier vor dein Brahmatempel ist durch die vereinigte Kunst de« Regisseur«, de« Maler« und de« Balletmeister« ein Bild geschaffen worden, da« un« den vollen Zauber de« wunder- reichen Morgenlande« girbt Zu diesen zwei Höhepunkten kommt al« dritter die groß und poetisch sich au«nehmende Scenerie mit dem Manzanillobaum, unter dem Selica engeßcht« de« blauen Meere« ihren Sterbegesang anstimmt Um dieser Gipfelungen willen ist aber für die anderen Srenen nicht« versäumt, die ganze Einrichtung und Lu« stattung stellt sich al« ein« ungemrin gelungene, al« eine wahre Augenweide dar, die allein schon da« Publikum in« Theater locke« dürste. Liese Anziehung wird verstärkt durch die Vorzüglich keit ver musikalischen Äu«lührung ve» Werke«. Die auf da« Einüben verwendete große Sorgfalt bekunden die Einzelleistungen in dem gleichen Grade wie diejenigen de« Orchester« und de« Chore«. Die Mehrzahl der ersten Gesang«kräfte de« Theater« ist hier beschäftigt Die Titelrolle wird von Frau Wittich mit guter, zumteil überraschender Wirkung gegeben Sie gestaltet den ersten Auftritt Selica« sehr lebendig und entfaltet sodann die stärkste, unmittelbar berührende Wärme und Leidenschaft im Duett mit Va«co (vierter Aufzug). Wenn au« dem ungebändiaten exotischen Naturkinde al«bald eine senti mentale Verliebte und später ein Großmuttideal wird, so kann keine Autführende diese gar zu opernmäßige Ent wickelung unmerklich machen und e« bleibt der Sängerin nur die Aufgabe, durch musikalische« Beseelen und dar stellerische« Hervorheben der Fürstin in Selica nach Möglichkeit unsere Teilnahme an dies« Figur zu fesseln Da« gelingt Frau Wittich denn auch bi« auf den Schlußakt, wo sie für den Abschiedd gesang der Königin nicht gleichmäßig ergreifende Töne findet Und gerade in dieser Scene zeigt di« Musik eine wahre Empfindung, di« sie un« sonst so virlfach schuldig bleibt. Die anstrengende, auf eine metallene Kraft der Stimme angelegte Partie de« VaSco hat in Hrn Anthe« einen eindruck«vollen Vertreter, obwohl ihm jene Eigenschaft de« Organ« nicht zu Gebote steht. Zu loben ist, daß der Künstler darstellerisch diesem Pendcl-Liebhaber und nahen Verwandten Robert« soviel Haltung verleiht al« irgend angängig ist. Wohl die warmblütigste Figur erscheint mit dem Nelu«co de« Hrn Scheidemantel auf der Scene Seine Durchführung dieser Gestalt, in der Treue und tückische Grausamkeit sich vermeng««, ist im Gesangloortrag wi« im Spiel so energisch, klar und überzeugend, daß ein sstimmliche« Manco in den Tief lagen der Partie nicht in die Wage fällt Sein« Mit wirkung im großen Enscmb!. de« vierten Akte« ist her vorragend und gießt dein bedeutenden, dabei wohllaut reichen Musikstücke die dramatische Hauptfarb«. In der undankbaren Aufgabe der zweiten Lieddaderm (Ine«) bietet Frau Wedekind eine sorgfältige Grsang«leistung, während sie in Erscheinung und Spiel die Rolle nicht deckt. Die kleineren Partien sind durch die Herren Ne buschka, Brag, Wachter rc besetzt Auch diese Sänger sind wie sämtliche andere Mitwirkenden eifrigst bei der Sache und so entsteht unter Beihilfe der glänzenden Orchester, und Chorleistungen und unter Hrn v. Schuch« Leitung, die alle« und alle beherrscht, ein höchst vorzüg licher Totaleindruck der musikalischen Aufführung Al« die „Afrikanerin" im Jahre 1865 erstmalig in Paris gegeben wurde, war ihr Komponist schon ein Jahr tot; er hatte den letzten Haupttrumpf, den er für die große Oper autspielen wollte, zu lange zurückgehalten Blaze de Bury berichtet, daß der Maestro schon im Jahre 1845 da« Werk vollendet habe Diese An gaben sind bestritten worden und stehen auch in Widerspruch mit dem Tagebucht MeyerbecrS In der Gestalt wie sie schließlich herau«kam ist die „Afrikanerin" zweifelsohne nicht um jene Zeit fertig gewesen, wohl aber dürste ein großer Teil de« Entwürfe« damal«, zwischen „Hugenotten" und „Prophet", entstanden sein. Mit der ersteren Oper ist die „Afrikanerin" sowohl in der Phraseologie wie auch in der Form und Anlage ent schieden verwandt, sie steht diesem Werke Mryerbeer« näher al« einem seiner anderen Namentlich in den zwei ersten Akten wird man die Erinnerung an die beste Schöpfung de« Komponisten nicht lo« und man kommt zu Vergleichen, die natürlich nicht zu gunsten der jüngrrrn Oper »»«fallen Denroch hat dief« ihre eigenen starken Seiten, di« sich namentlich im zweiten Finale, in der Einleitung de« dritten und in den zwei l.-tzten Aufzüg»n geltend machen Der Hauptvertreter der großen Oper verleugnet sich auch in seinem letzten einschlägige« Werke nicht, in dem an Spannung, W.nsemnirsvug und Effekt kein Mangel und über dessen Schluß ein Schimmer echter Empfindung -«breitet ist. Im übrigen kann man an der Hand der „Afrikanerin" den Lesern heute nicht neues mehr über Mey«rdeer sagen. Da« Gesicht, die Diktion des Komponisten sind ihnen zu wohlbekanul Wenn man bemerkt, daß der Schatz der musikalische« Er findung hier gegenüber den früheren Werken etwa« zu- sammrngeschmolzen erscheint und daß wie manch« Melodie« auch viele Klangeffekte nicht mehr neu berühre«, so möchte man abbrechen Tie guten und die schlimmen Eigenschaften und Eigentümlichkeiten Mryerdeerfcher Musik wiederholen sich eben in der „Afrikanerin", beide aller dings um einige» abgeschwächt Wollte man näher da rüber sprechen, so würde man nur längst feststehende An sichten repetieren. Ueber die in MeyerbeerS Opern herr- schtndc Stil-Jnternationalität, über da« im Durchschnitt obwaltende Verhältnis zwischen musikalischer Erfindung»- und dramatischer Geftaltung»kraft und künstlerischer Lauterkeit und idealem Gehalt, zwischen innerer Einfachheit und äußerer Berechnung besteht ja nachgerade keine Unklarheit mehr Immerhin dürfte e» vielen von Jnterefse sein, das letzte Hauptwerk in der von Auber und Rossini eingeschlagenen, von Meyerbeer mit schärfster Spekulativ« writerversolgten Richtung der Oper wieder einmal zu hören Daß da« heute unendlich viel kritischer geschieht al« vor dreißig Jahren, ist durch die seitherige Entwickel«»- der drama tischen Musik erklärt. Die Vorführung der Oper wurde mit außerordent lichem Beifall ausgenommen, einzelne Bühnenbilder er regten die sichtlich« Bewunderung der Zuschauer So ist zu erwarten, daß die besonderen Anstrengungen der Hof bühne »urch eine fermere Teilnahme de« Publikum« werden belohnt werden H P Kömgl. Opernhaus. — Am 19 d Mt» „Tann häuser". Groß« romanfisch« Oper in drei Auszügen von Richard Wagner. Für da» zweite Auftreten hatte Hr. Gießwein die Tannhäuser-Rolle gewählt Rach dem Eindruck«, den wir bei seiner ersten ^afilnslung al» Lyon«! von seinem Stimmcharakter gewonnen hatten, überraschte un« dies«
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