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^7 : -ÄV. 1^-. ! SchMePolksMng «»laabe X mU Dr»«d»n und tn Oestereeteh »«»«ade » DriSden und in Oesterreich BezozSpret«, Beilage vierte »,L0 X- In «t HauS »,S» „ . dterteNNhÄ,ch».80^ In g-m, Deutlchland kei HauS «,»» 4,VV X. — kinzel-Nuinmer 1« 4 «uchmÄrsNe< Leitung regelmühig in den ersten Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhaltungsbeilage Die illustrierte Zeit I ilnncchnie von SeschkstSanzeiaen bi« I O Uhr, von g<n»Mr»-1 anzeigen vis 1» Ilhr. . I Drei» für die Petti-Spalizetle »O ^, «m R-Nam-te« 00 4 1 .Für undeutlich geschriebene^ sowie durch »emlprccher aus. I I gegebene Anzeigen können wir die Verantwortlichkeit su»I ' die Richtigkeit de« r-ö-S nicht übernehmen. Redaktions-Sprechstunde: jO b S 1» Uh* v°rmttt<»I geKglM. >,iwLvoriepon° bei^Iüg-a-I r. 215 Geschäftsstelle und Reduktion Dresden» 41.18, Holbeinstraste 48 Tonnabend den 18. September 1915H Fernsprecher 21366 14. Jahrjs. jporrellan I0!Ä8°na S<ris1att gedranct»»- d. TleexeWo«»»tLn«>o ^nkLuser Cebn^okiisuf ^ ^'.7-Dnescien^ Zur Vertagung der Duma Tie Nachricht von der Vertagung der Duma hat all- Igeiiwin überrascht. Wohl niemand hat vermutet, daß der ä"' unter den jetzigen Verhältnissen sich zu einer solchen srst uufraffen würde. Er hat durch sein Dekret bewiesen, >s; er nicht gewillt ist, ans die Wünsche des liberalen Blocks ItiiiMcheu, sondern daß er der Ueberzeugung ist, das; nach seiner llebernahme des Oberbefehls und nach der von ihm rcuMwiiimenen kleinen Reorganisation des Ministeriums mir ein Zusammenarbeiten nach seinem Willen den Kriegs- molg sichern kann. Der Zar ist demnach der alte Auto- kwt geblieben, oder seine jetzigen Ratgeber haben ihn so in str Hand, daß er auf keinen fortschrittlichen Wunsch mehr «»gehen kann. Zar Nikolaus schuf wohl die Duma, aber iven» wir ihre Arbeit in all den Jahren betrachten, so müssen wir eingestehen, sie hat nichts geschaffen, was für jsts Änd fruchtbringend sein kann. Man denke sich die Tinna nicht so wie den Reichstag, der Gesetze schafft und l mM, der einen maßgebenden Einstich auf die Reichs- rerwnltnng hat und der durch freie Wahl seine Mitglieder erhält. Gewiß soll die Duma all diese Eigenschaften auch stützen, aber wer die russischen Verhältnisse auch nur miiM'inaßen kennt, der weiß, daß es in diesem Lande vor- läufig ganz unmöglich ist, eine gesetzgebende Körperschaft ncich deutschem Muster zu besitzen. Der Druck, der von nllen Machthabern auf die Wähler ausgeübt wird, schafft eine Anzahl Kreaturen, und da, wo er nicht wirkt, bringt die IVulil wohl Stänker und Vielredner, aber keine großen Arbeiter in die Duma. In all den Jahren haben wir die Tuilia wohl reden hören, aber nicht handeln gesehen. Es »mg sein, daß die russische Regierung den Einfluß der Körperschaft stark beschneidet, daß sie ihn auf das aller- kleiiiste Maß beschränkt, aber die Regierung hat fraglos auch I die Unfähigkeit der Dunia eingesehen und sie darnach be- bandelt. Nun kam der Krieg. Er kostet Geld und Men- ! scstn, und zu beiden wollte die Negierung die Zustimmung -er Duma, damit die Verantwortung vor dem Volke auch von den Gewählten mitgetragen würde. Bisher hat der Krieg von den Russen riesige Opfer verlangt. Er ist für das Volk unglücklich gewesen, denn die Deutschen stehen weit in Kurland, sie haben Polen durchschritten und sind im Begriff, mit ihren Verbündeten den letzten Russen aus dem kleinen Zipfel von Ostgalizien hinauszuwerfen. Die Lebensmittel sind in Rußland ungeheuer gestiegen und nun kommen in das Innere des Landes Millionen von Flücht lingen, die von ihren eigenen Soldaten aus ihrer Be hausung vertrieben und deren Hab und Gut verbrannt wurde. Schließlich können die Riesenverluste an Toten, Verwundeten und Gefangenen dem Volke nicht niehr ver heimlicht werden. Immer weitere Kreise fangen an miß trauisch und unruhig zu werden. Man sieht förmlich, daß Rußland sich auf abwärtsschreitender Bahn befindet, und all diese Dinge gelangen an die Duma, die nicht nur das Auspuffrohr für die wachsende Unzufriedenheit ist, sondern die auch Reformen schaffen soll. In den Kreisen der jetzigen Regierung ist man dagegen anderer Ansicht. Nachdem der bisherige Oberbefehlshaber abgeschoben und der Zar selbst den Oberbefehl übernommen hat, glaubt man, daß damit alles geschehen sei, was eine Besserung herbeiführen könnte. Die starke Gegenoffensive in Galizien und in Kurland sollen der Beweis dafür sein, daß wirklich die Morgenröte einer besseren Zukunft angebrochen sei. Die Duma dagegen will ganze Arbeit haben. Ein großer Teil der Abgeordneten raffte plötzlich seine ganze Energie auf und bildete einen Block, der seinerseits ein Reformprogramm entwarf. Beim Umsturz der Regierung fing man an. Man erklärte, daß das jetzige Ministerium nicht freiheitlich genug gesinnt sei, daher könne nur ein Wechsel in allen Posten die übrigen Tuniaforderungen durchsetzen. Die Lage im Lande sei ernst und die Ruhe sei nur zu erhalten, wenn im Sinne deS liberalen Blocks gearbeitet würde. Eine solch wichtige Frage wollte das Ministerium nicht allein lösen, daher teilte es mit, es wolle alle Wünsche einem Kronrat unter dem Vorsitz des Zaren unterbreiten. Der Ministerpräsident löoremykin begab sich ins Hauptquartier zum Zaren, dem er all die Wünsche vortrug. - Der Zar traf nun die Entschei dung. Er lvarf aber nicht das Ministerium hinaus, son- M MM «W W Der bcvorstchcndc Hauptsturm auf die Dardaucllcn Berlin, 18. September. Laut „Lokalanzciger" mel det der „Eorriere della Sera": Athener Blätter berichten übereinstimmend von riesigen Vorbereitungen der Alliierten zu einem Hauptsturm auf die Dardanellen. Zur Bekämpfung der deutschen U- Boote seien in der Meerenge besondere Apparate ange- bracht. Die neuen Angriffe der Italiener Dem „Lokalanzeiger" wird gemeldet: Tie Italie ner wiederholten ihre Angriffe im F l i t s ch e r - B e cke n. Unsere Flieger zeichneten sich durch bisher nicht für möglich gehaltene Leistungen aus, indem sie über die von den Italienern besetzten Berge, die 2000 Meter hoch sind, hinweg- flogen und Bomben auf die feindlichen Stellungen warfen. Deutschland und Norwegen Nach der „Voss. Ztg." erwecke die deutsche Meldung, daß Norwegen die Erlaubnis erhielt, die deutschen draht losen Verbindungen nach Amerika zu benutzen, dort die freudigste Genugtuung. „Morgenblad" sagt, cs sei kein Geheimnis, daß wichtige Handelstelegramme über Eng land nach Amerika einfach verschwunden seien. Die nor wegische Börse habe von der Erlaubnis bereits starken Ge brauch gemacht. Kitchencr traut sich nicht Die „Germania" meint: In seiner Rede im Oberhaus lasse Kitchener durchblicken, daß er selbst in; Grunde seinen Hoffnungen nicht traue. In einen: Atemzuge versichere er, die von den Deutschen getriebenen Türken seien demo ralisiert und die Kriegsfllhrung der Türken stehe unendlich viel höher als die ihrer deutschen Meister. . Unsere Aussichten im Osten Major Mohrat sagt im „Berl. Tagebl.": Wir wissen, daß Kitcheners Behauptung, wir seien am Ende unserer Kräfte, das Steckenpferd der entkräfteten Russen, Italiener und Franzosen ist, die aus ihrem eigenen auf den deutschen Kräfteverfall schließen; daß aber ein Engländer, dessen Kriegsführung bisher in vornehmer Reserviertheit stand, zu solchem Urteil kommt, muß Wunder nehmen. Wir rufen ihm zu: Nur Geduld, geht Ihnen jetzt unser Tempo im Osten zu langsam, so wird bald der Tag kommen, wo es Ihnen zu schnell geht. Die Geistlichkeit gegen den Dnmablock Petersburg, 17. Sesstcmber. Nach dem „Nußkoje Slowo" macht die Geistlichkeit in den Kirchen gegen den liberalen Dumablock Stimmung. Ein Erzbischof erklärte aus der Kanzel, die Diener der Kirche würden gegen die verräterischen Umstürzler kämpfen selbst bis zum Märtyrer tode. Ein österreichischer Erfolg Wien, 17. September. Am 1-1. September gelang es nach sechsstündigem Kampfe, 4 Kilometer der feindlichen Höhenstellungen an der karnisch-julischen Front zu nehmen. Zwei starkbefestigte feindliche Stellungen, die seit Anfang des Krieges in den Händen des Feindes waren, der Findennigkofel und die Cima de Puartis, sind in unserem Besitze. Unsere Verluste waren über Erwarten gering. Am Nachmittag des 11. September wurde ein heftiger feind licher Angriff auf unsere Vrsic-Stellung blutig'äbgewiesen. dern er vertagte die Duma. Bis zum November hofft er lauter günstige Nachrichten vorlegen zu können und dann ist die Ruhe im Lande von selbst hergestellt. Wenn der Zar sich aber täuscht, wenn im November für ihn die Kriegslage noch ungünstiger ist, dann wird die Tnma wohl sagen, was sie jetzt a-'ni sagen möchte, und die Ruhe im Lande wird dann wohl kaum noch zu erzielen sein. Der Zar will in seinen Vorbereitungen und Arbeiten nicht gestört sein. Ob sich die Duma bei diesem Entscheid beruhigen wird, ist eine andere Frage. Allerdings haben manche Blockmitglieder an der Opposition keinen Geschmack gewonnen, sie haben ihr Mißbehagen auch öffentlich geäußert, aber es haben sich auch eine große Zahl Abgeordneter in Finnland versammelt und sich als Duma in Permanenz erklärt. Die russische Knute wird sie schon ereilen, denn sie macht auch vor den Abgeordneten keinen Halt. Vor Monaten wurden bereits einige Tnmaniitglieder verhaftet und nach Sibirien ver bannt, und heute wird mitgeteilt, daß wieder 17 Abgeord nete verhaftet worden seien. Eine Unantastbarkeit wie in Deutschland besteht nickst, wer sich mißliebig mackst, wird eingesteckt und notwendigenfalls nach Sibirien gebracht. So verfährt der Zar und seine Helfershelfer mit den „Er wählten" des Volkes. Ob sich seine Lage dabei bessert, wird die Zeit lehren. X Ueber die Verhandlungen im englischen Unterhai se ist noch etwas nachzutragen. Lloyd George erklärte in der Sitzung vom 10. September, von den freiwilligen Muni tionsarbeitern seien nur 5000 brauchbar gewesen. Unter dem Munitiousgesetz hätten bisher 30 Strafver folgungen stattgefunden. Lord Robert Eecil sagte, es sei richtig, daß gewisse Dokumente der deutschen und österreichisch-ungarischen Botschaften in Washington in den Besitz der britischen Regierung gekommen seien. Alle sollten veröffentlicht werden. Asquith sagte, die Hauptursache des Steigens der Kriegskosten seien die Vor schlisse an die Alliierten. Der Gesamt vorschuß an andere Länder betrage 250 Millionen Pfund Sterling. Die Ausgaben für die Armee betrügen täglich 2 Millionen Pfund Sterling. Die jetzige Bewilligung werde bis in die dritte Novcmberwoche reichen. Der Redner lobte sodann die Lage der Munitionshcrstellung. 715 Werke mit 80 000 Arbeitern befänden sich im Betriebe. Asquith fuhr fort: Jchbezweifcltenie einen Augenblick unfern schließlichen Sieg. Solche große Fragen erfordern auch Verzichte. Das einzige, das ich in Acht erklären inuß, ist der Streit im Innern. Dalziel (Liberal) sagte, Asquiths Rede werde der Nation den Ernst der Lage deutlicher machen. Der Redner fragte, ob die Regierung noch opti mistische Ansichten über die Dardanellen hege und verlangte Mitteilung über die Verteidigung Londons gegen Luft angriffe. Balfour erwiderte, niemand sah bei Kriegs ausbruch die Entwickelung des Luftkrieges voraus. Die neue Waffe konnte erst durch die Erfahrungen des Krieges erprobt werden. Die Erfahrung zeigte, daß die englische Verteidigung dagegen durchaus ungenügend war. Balfour konnte keinen Grund angeben, weshalb die Ver teidigung Londons gegen Luftangriffe der Flotte zufalle. Was die Geschütze zur Abwehr von Luftangriffen betrifft, so waren die Vorbereitungen bei Kriegsbeginn nicht sehr weit gediehen. Die Zahl der verfügbaren speziellen Geschütze war klein. Ihre Herstellung schritt langsam fort. Dazu kommt die große Zahl der erforderlichen Geschütze, da auch alle Schiffe ihrer bedürfen. Augenblicklich genügt der Vor rat nicht den Bedürfnissen. Aber eS werden Fort schritte gemacht wie bei der Munitionsherstellung. Balfour erklärte, er habe das ganze System der Küstenverteidigung Englands, welche dem Luftfahrtdienst obliege, völlig un zulänglich gefunden, als er die Admiralität iibernom- men habe. Gnest (Liberal) spricht für die Wehrpflicht. Er kritisiert die hoben Arbeitslöhne der Industrie und sagt, die Deutschen würden in den nächsten 10 Monaten die Er zeugung von Kriegsmaterial vermehren und dann besser dastehen als jetzt. Der Zusammenbruch der russischen Armee, der hoffentlich vorübergehend sei, bedeute eine neue Bürde für England. Die britischen Trup- Pen müßten die Franzosen entlasten, indem sie einen größeren Teil der Frontlinie übernähmen, sonst würde die Offensive im nächsten Frühjahr große Schwierigkeiten machen. Wenn England 120 Meilen Front übernehme, so würden dafür 50 Divisionen oder 000 000 Mann notwendig sein und außerdem cbensoviele Reserven, da die Verluste 100 Prozent betrügen. England brauche vier Millionen Soldaten. Der Schluß der Debatte drehte sich um die Wehr pflicht. .