Volltext Seite (XML)
Zweites Blatt. WMatt ßr MlsörH Tharandt, Wossen, Siebenkehn und die Umgegenden. re b' ch ne r- Ist ch :n ie st i: kt d Amtsblatt für die Agl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsvruft, Alttanurberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumvach, Gruno bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufback, Keffelsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1M.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Znsertwnspreis 15 Pfg. pro viergespaltMe Lorpuszeile. Druck und Verla« von Marlin Verger m Wüsdruft. — Veramwortttcb für die Rednftwn Marrin Berqer daielbst -Lo 15l. Mittwoch, Serr 24. Dezember trw2. 61. Jahrg. Zunr weihnachtsfeste. Joh. 1. 14: Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns. Heute geht aus seiner Kammer Gottes Held, Der die Welt Reißt aus allem Jammer. Gott wird Mensch dir, Mensch, zu gute, Gottes Kind, Das verbind't Sich mit unsrem Blute. Gott wird Mensch — das Wort wird Fleisch. Das ist die alte, ewig neue, stets aufs Neue beseligendeWeihuachls- botschaft. Der Sohn, der von Ewigkeit beim Vater war, den wir wahrhaftigen Gott neunen und als solchen be kennen, ward Mensch. Das ist himmlisches Geheimniß, das Menschenverstand nicht lösen kann; das ist schlichte Wahrheit, daß die Kindlein und die Unmündigen jauchzen: Freue, freue dich, o Christenheit. Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns. Das konnte er nur, wenn er sich in unser armes Fleisch und Blut verkleidete. Darum war's nicht genug, daß der Herr menschliches Wesen annahm wie bei Abraham. Unseres Geschlechts mußte er werden, eingehen in unsere Schwachheit, auswachsen wie wir, versucht werden allent- halben gleich wie wir und in der Versuchung den Gehorsam gegen den Vater bewähren; sich unter das Gesetz stellen und drinnen unsträflich erfunden werden; dieselben Leiden über sich ergehen lassen, welche wir als Strafe für unsere Sünden hätten erdulden müssen. Ihn sehen, hören, fühlen können mußten die Menschenkinder, an ihm ihre Augen weiden und ihre Herzen stärken. Darum kam er zu uns, nicht bloß als ein Gast, sondern wohnte unter uns, sicht bar und zugänglich für Jedermann. Er wohnt auch unter uns. Siehe, ick bin bei Euch Mtome. 61 Roman von I). V. Zchrelverrdoke«. Mr oft batte sie bei ibrem Baier ibre Wünsche durch stürmische Bitten durchgesetzt; bei dem Hosmarschall erreichte Antonie nicht?. Er sah sie starr an und erschrak, jagte auch nur: „Welche kindische ThorheiU" Seine Stimme zitterte aber etwas, und das belebte Antonies Hoffnung. Cie ergriff seine Hände und drücke sie an die Brust. Ihr blondes Haar hatte sich verwirrt und hing um ihr Gesicht, in ihren Augen schimmerten Thränen, die sich langsam lösten und über ihre Wangen rollten. Sie machte ihm den Eindruck eines betrübten Kindes, als sie von Neuem zu bitten anfina. „Erbarme Dich, laß mich frei! Es giebt so viele Fälle, daß Ehen wieder getrennt werden, weil sich die Verschiedenheiten der Menschen erst nachher zeigen. Ich will ja kein Geld, "ein, ich bedarf nicht viel, die kostbaren Kleider sind mir lästig und das Leben, wie ich es führen muß, eine Qual. Gieb mir so viel, daß ich leben kann, mehr will ich nicht, aber, o ich flehe Dich an, laß mich frei, laß mich gehen!" er wußte was sie beabsichtigte, sank sie auf ihre Kniee nieder und hob flehend die Hände zu ihm auf. Er zog sie schnell empor. Kinderei überspannte, theatralische Thor- heiten! Nach welcher Freiheit sehnst Du Dich denn? Launen und Einfälle sind keines vernünftigen Menschen Richtschnur." Seine dünnen Lippen verzogen sich spöttisch, und er schüttelte sehr energisch seinen kleinen Kopf. „Eigentlich ist es kaum nöthig, doch will ich auf Deine thörichten Redereien ernsthaft antworten. Daß unsere Ehe nicht geschieden werden kann, weißt Du so gut wie ich; wäre sie aber auch nicht unlöslich, so vermeidet man auf unserer gesellschaftlichen Stufe einen solchen Schritt, wie überhaupt Alles, was die Augen der ge- wöl'nlichen Menge auf uns lenkt und zu Bemerkungen Anlaß giebt. Dich würde es bloßstellen und mich aufs Tiefste ver- Ktzen. Verstehst Du dar?" Er ging wieder im Zimmer auf alle Tage bis an der Welt Ende. Und was er damals gekommen war zu thun, da thut er heute noch. Er zeigte uns den Vater so, daß wir nicht mehr vor ihm erschrecken, sondern seine Gnade und Wahrheit erkennen, die darin sich offenbart, vaß er seinen eingebornen Sohn gab, auf daß Alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Er zeigt uns sich selbst, wie er am Kreuze hängt und spricht: Das that ich für dich! Weihnachten uns Charfreitag gehören aufs Engste zu einander. Du kannst Weihnachten nicht ver stehen ohne Charfreitag, du erkennst die Bedeutung der Krippe erst im Schatten des Kreuzes. Er spricht zu uns: Ich bin der Weg, ich weiß wohl, wie man wahr haftig wandeln soll. Er stärkt uns: Wandelt also, wie ihr mich habt zum Vorbilde. Er tröstet uns: Ich habe Mitleid mit eurer Schwachheit, denn ich bin ein barm herziger Hoherpriester. Er weist uns aufwärts: Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, daß sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast. Er führt uns den seligsten Weg — ihm nach — er zeigt uns das höchste Ziel — nur bei ihm. Weihnachten hat eine selige Gabe gebracht. Weih nachten enthält auch eine gewaltige Aufgabe. Er wohnte unter uns. Dem Herrn sei Preis! Der Herr ist nnn und nimmer nicht von seinem Volk geschieden. Er bleibet seine Zuversicht, giebt Segen, Heil und Frieden. Aber cs muß bei dir weiter kommen. Es muß bei dir dazu kommen, daß Jesus in dir wohnet. Jesus will es. Er will sein Zelt so bei dir aufschlagen, daß seine Gnade und seine Wahrheit auch aus dir heraus leuchten, daß wir schon hier vcrk-ärt werden in sein Bild, daß die Welt erkenne, daß wir feine Jünger seien, an unserm Glauben, au unserm Lieben, an unserm Hoffen, daran, daß wir leuchten als LiLter in dieser dunklen Welt, weil wir von und ab, um ihr hinreichend Zeit zu lassen, über seine Worte nachzudenken, die er für entscheidend und abschließend hielt. „Laß mich solche thörichten, ja, abgeschmackten Reden nicht wieder hören, sie sind Deiner unwürdig und beleidigen meine Gefühle. Es ist nicht nur nutzlos, sondern in der That ganz unmöglich, weiter darüber zu sprechen. Geh jetzt zu Bett, es soll hiermit abgemacht und vergessen sein, als sei nichts vorgefallen. Ich will Dich mit keiner Anspielung darauf wieder kränken, und von morgen an wirst Du Dein Leben genau nach meinen Bestimmungen einrichten." Ihr Anblick, wie sie mit gesenkten Augen und schlaff herabhängen den Armen, in sich zusammengesunken, vor ihm stand, wie eine junge Pflanze, über die ein ertödtender Frost dahi"- geganqen ist, schien ihn zu rühren. Sein Blick wurde weniger streng, er nahm eine ihrer Hände, die sie ihm willenlos über ließ, und streichelte sie. Sie sah ibn mit einem leeren Blick an, fast wie geistesabwesend, und ließ sich ohne Widerstreben an die Thür führen. „Du bist ja in der That kann, mehr wie ein Kind, wir wollen das Ganze als einen kindischen Einfall betrachten, dessen Du Dich sehr bald selbst schämen wirst. So, nun sei ein gutes, gehorsamer Kind, dann wird Alles wieder gut werden." Er öffnete die Thür und sah ihr nach, bis sie in ihr Schlafzimmer gegangen war, dann schritt er wieder im Zimmer auf und ab, um sich zu beruhigen; er war doch ungewöhnlich erregt. Nach einer Weile blieb er vor einem der großen Spiegel stehen, aus dem sein Bild ebenso feierlich, und würdevoll heraussah, mit der kleinen Ordensbandrosette, der schwarzen Kravatte, dem spärlichen Haar und den zahl losen Kreuz- und Quersalten in dem abgespannten, bleichen Gesicht, aus dem die Augen matt und glanzlos heraus schauten. „Ich sah eine solche Krisis voraus, früher oder später mußte es so kommen, ehe wir in ruhiges Fahrwasser ein lenken konnten. Mein verewigter Freuno hat ihre Erziehung ganz falsch geleitet. Vielleicht begreiflich, aber sehr unklug. rhm zu Lichtes Kindern gemacht worden sind. Daran fühlen es die Armen, die Kranken, die Gefangenen, die Traurigen, die Einsamen, die Verstoßenen, die Geschmähten, daß Er unter uns wohnt, Wenner in dir, in uns wohnt. Oft haben wir gebetet die alten, lieben Worte — laßt sie uns heute wieder beten, inbrünstiger als zuvor, und uns ihrer Erhörnng freuen: Süßer Immanuel, werd' auch geboren inwendig. Komm doch, mein Heiland, laß mich nicht langer elendig: Wohne in mir! Mach mich ganz eines mit dir, Und mich belebe beständig! :t l, i t t r Geschenke. Weihnachtshumoreske von Philipp Dorn. (Nachdruck verboten.) „Die Kamelien kommen mir raus!" schalt Frau Rentier Kuhlmann im höchsten Diskant, „das fehlte mir noch grade, solch' unanständige Blumen im Zimmer zu haben!" „Nanu, Mietze?" fragte ihr Gatte, behaglich seinen Kaffee schlürfend und in die scharfgebackene Semmel beißend, und fuhr dann mit beiden Backen kauend fort, „nanu wird's Tag, was haste denn wieder? Zwanzig Jahre lang sind Kamelien Deine Lieblingsblumen gewesen — und nu so?" „Ja, weißte, Albert, ich war doch da gestern Abend in's Theater und hab' die Bernhardt, weißte, die Sarah Bernhardt, als Kameliendame gesehen —" „Na ja — und — „Siehste, davon verstehst Du nu wieder nischt. Die Kameliendame, das ist nämlich so'ne Dame, pfui Deibel!" „Mietze!" mahnte der Gatte mit einem bedeutungs- Das Uebel hätte eher bekämpft werden müssen — er war viel zu schwach gegen das Kind." - Dann überlegte der Hosmarschall lange, wie und was « > mit Melanie zu besprechen habe, beschloß, sie für jedes Opfer, welches sie vielleicht seinen Plänen zu bringen hatte, reichlich zu entschädigen, und sagte auf einmal laut: „Sehr unklug, einer Gefahr ohne Noth die Stirn zu bieten, besser, den S jungen Wulff fern zu halten." d Er setzte sich an seinen Schreibtisch, holte beschriebene Blätter I hervor und las darin. „Nur keiu Aufsehen — ruhig ein« geeignete Zeit abwarten und nicht überstürzen." Er schloß * die Blätter wieder weg, und -eine Gedanken kehrten zu der ' soeben durchlebten Szene zurück. Ein unbehagliches Erstaunen über Antonies Worte regte sich in ihm. „Sie ist ein Kind und weiß nicht, was sie sagt. Man muß sie erziehen und ibren Charakter bilden." Ein Zweifel, ob Strenge für An tonie das Nichtige und ihr Charakter nicht vielleicht schon gebildet !ei, stieg nicht in ihm auf. „Füat sie sich, werde ich f sie im Sommer belohnen." Reizende Bilder traulichen Bei- - saminenlebens gaukelten vor ihm herum: in der Wiedenburg, allein mit Anlonie, ohne Gräfin Melanie — zweifellos —, vamit sich Antonie ganz als Herrin und Hausfrau fühle. . . , Mit der sicheren Ueberzeuzuug, daß die Krisis überstanden , ei und alle Klippen glücklich umschifft, juckte er ieiu Lager auf. Ein zufriedenes Lackeln erhellte sein Gesicht, und seine alten . Augen blickten ungewöhnlich heiter umher. 10. Kapitel. Ms Antonie am anderen Morgen erwachte, sühlte sie nur an einem schweren Druck auf ihrem Herzen, daß sie etwas erlebt hatte, das sich nicht wie eine Flaumfeder wegblasen ließ. Erst nach und nach fiel ibr Alles wieder ein,, und dann wußte sie,'wie schnell ihre Pläne für Selbstständigkeit c und ihre Träume von Gleickdercchiignag vor ihres Mannes eisiger Ruhe und Härle zerflattert waren, wie leichte Nebel vor dem frischen Morgenwinde.