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Dresdner Journal : 19.05.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187505196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750519
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750519
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-05
- Tag 1875-05-19
-
Monat
1875-05
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 19.05.1875
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M112 Mittwoch, Den 19. Mai. 18^« Ldo»»«»»»tipr«l», M ss«»»» L«t«»«: «vrU»i», ... 1» « U»rll »S kt «»»»«»» «»»»»«»! 1« ?/ L»««»r*»I» SM <WWMU Ksiod«, tritt ko»*- »D 8ts«p«l»u»oi»t»U SSW». l»nsi»tsnpr«l»«r WM M» K»»w «insr sv»p»It«»«» k«ttt»»ü«i M v«»Mr ^iw,««»»<it-- cU» L-U», X kL Lr»ek«l»v»« »1t ä«r So»»- «»S kil«rt»A>. ka» S>» koyssixtas r»A. Dres-neBournal. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. I«»er»tt»»»»»ll»» «U^URrM, Lro^4i«tett«r, 6m»im»»io»M Am / l>r»»«io« ^omnuck»; vdenä», : Htt,- I»,«I-»r»,I»,-kr»»tckart » N : Sa«««««»» «S ko-t«r, I»rU» Vi«a-»L«d»rU-kr»U-l^>p»1^-kr»»Ilt»rt ». ». - «L»ck»»: K««i Lko»«,- I«rU» iS. Lobtet,' /»valiric»- «io-ic, ü. ^t/Lrec^t,' Irom»» L Hckiott«, >7»«!»«: L. SttinAe»'» UürvLU; v*»»uUt,: F>. ^<xot kriuktiui » It.: ^acAer'ied« u. t,' ^k/«rr,^an-»ooe SueUU., D«td«<Sk,'o., SSrUt»: /»v-L, v. k»rt»: Lkav«, ^«Me, LtUksr <S 0»., »t«t»U»r1: s 0o-, Lund««: n—<r-«x, VN«,! 0M«i» Ssr»»»r«S»r« LSvisI. LrpvLtioo äs« vr«»äL«r vro»äso, >t»rls»rvtt»«»»tr»W» M» L. Nichtamtlichkr Theil. Utb<rsi-dt. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Posen. Offenbach. Wien. Paris. Madrid. Rom. Kopenhagen. Stock holm. Bukarest. Athen.) Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial - Nachrichten. (Leipzig. Borna. Zwickau. Burkhardsdorf.) Vermischtes. Statistik und VolkSwirthschaft. EinflesandteS. Feuilleton TageSkalender. Inserate. Beilage. Provinzial - Nachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Oschatz. Döbeln. Freiberg. Dippoldiswalde.) Lotteriegewinnliste vom 15. Mai. Börsennachrichten. Telegraphische WitterungSherichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Nürnberg, Montag, 17. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die hier versammelte ständige Deputation des deutschen Juristentags hat in ihrer heutigen Sitzuna die Abhaltung deS Juristentags für die Tage: 26 , 27. und 28 August und zwar in Nürn berg beschlossen. Wien, Montag, 17. Mai, Morgens (W. T. B.) Der hier tagende Kongreß deS allgemeinen österreichischen Arbeitervereins, bestehend auS 4VV Delegierten aus den Provinzen Oesterreichs, hat eine Resolution angenommen, welche die Aufheb ung des bestehenden österreichisch-ungarischen Zoll- und HandelsbündnisseS empfiehlt. Ferner wünscht dieselbe eine rechtzeitige Kündigung der Handels verträge mit dem Auslande, eine Revision dersel ben zu Gunsten deS Schutzzolles, endlich die Her beiführung guter Handelsbeziehungen zum Orient und die Ersetzung der Vorschußkassen durch die Errichtung von Staatsbanken. Paris, Montag, 17. Mai, Abends. (W.T.B.) Wie die „Agrnce Havas" meldet, wird morgen ein Manifest deS Prinzen Napoleon in republikanischem und antibonapartistischem Sinne veröffentlicht werden. Gent, Dienstag, 18 Mai. (W. T. B.) Dem Journal „Flandre liberale" zufolge haben gestern bei einer Procession nach einem benachbarten Wall- fahrtsorte Unruhen Statt gefunden. Dieselben begannen bereits beim Aufbruch der Procession und wiederholten sich bei der gegen 5 Uhr erfol genden Rückkehr derselben in größerem Maßstabe. Die Wallfahrer wurden mit Knütteln angegriffen, Fahnen und Embleme wurden ihnen weggcnommen und zerbrochen, und es entstand ein heftiges Hand gemenge, welches erst durch energisches Einschreiten der Polizei beendet wurde. Madrid, Montag, 17. Mai, Morgens. (W. T. B.) Nach dem „Correo militare" sind die Car listen vor Pampelona erschienen und haben etwa 24 Kugeln aus ihrem Geschütz auf die Stadt ver feuert. Es wurde von den Schüssen Niemand ge- troffen, und die Carlisten wurden durch die Ge schütze der Forts sofort wieder verjagt. Tngesgeschichte. Dresden, 18. Mai. Se. Majestät der König werden heute Abend M Uhr mit dem Dresden-Berliner Courierzuge die beabsichtigte Reise nach Berlin antrcten. In der Begleitung Sr. Majestät werden sich der Gencral- adjutant Gcnerallieut. Krug v. Nidda und der Flügel adjutant Major v. Minckwitz befinden. lü Berlin, 17. Mai. Se. Majestät der König von Sachsen hat die Mittheilung hierher gelangen lassen, daß Seine Ankunst am Dienstag (morgen) Abend HIO Uhr — statt gegen '/i-9 Uhr, wie anfänglich be stimmt war, — hier erfolgen werde. — Die Ausschüsse des Bundesrathes fürdie Session von l875sind nun mehr zusammengesetzt. Das Königreich Sachsen wird in denselben wir folgt vertreten sein: im Ausschuß für das Landhcer und die Festungen durch den Major Edler v. d. Planitz; (im Ausschuß für Seewesen nicht); im Ausschuß für Zoll- und Stcucrwcscn durch seinen dies seitigen Gesandten v. Nostitz-Wallwitz, im Bchinderungs- falle dieses durch den geh. Finanzrath Wahl; im Aus schuß für Handel und Verkehr durch den Staatsministcr Abeken, in dessen Behinderung durch den geh. Justizrath Held; (im Ausschuß für Eisenbahnen, Post und Tele graphen sind Bayern und Sachsen nicht vertreten, Würt temberg nur durch Stellvertreter); im Ausschuß für Justizwcsen ebenfalls durch die Herren Abekcn, bez. Held; im Ausschuß für Rechnungswesen ebenso wie in dem für Zoll- und Stcuerwcsen; im Ausschuß für die auswärtigen Angelegenheiten durch den Staatsminister Frhrn. v. Friesen, und in dessen Behinderung durch den Gesandten v. Nostitz-Wallwitz, welche Bride auch die Vertretung Sachsens im Ausschuß für die Verfassung ausüben; im Ausschuß für Elsaß-Lothriugeu durch seinen Gesandten (im Ausschuß endlich für die Geschäftsord nung ist das Königreich Sachsen nicht vertreten). Preußen ist der einzige Staat, welcher in jedem der Ausschüsse eine Vertretung gefunden hat. — Mit dem gestrigen Tage ist bekanntlich die Vereinigung des bisherigen königl. sächsischen Hauptstcueramtes zu Leipzig mit dem dortigen Hauptzollamte zu einem Amte vollzogen worden, welchem die Bezeichnung „Königlich sächsisches Hauptzollamt Leipzig" beigclegt worden ist. Bei dem enormen Verkehr zwischen dort und hier, dem größten zwischen irgend welchen zwei Städten Deutschlands,. darf diese Vereinigung als eine wesentliche Verkchrser- lcichterung angesehen werden. * Berlin, 16. Mai. Ihre Majestät die Kaiserin Augusta ist gestern Abend in Baden-Baden eingetrof fen. — Se. k. u. k. Hoheit der Kronprinz ist gestern früh wieder in Venedig eingetroffen. Abends wurden unsere kronprinzlichen Herrschaften durch einen Fackcl- zug mit Musik begrüßt. — Der „D. R.- u. St.-A." meldet (in Bestätigung unserer in dir. 111 gemachten Angabe), daß Se' Durchlaucht der Kanzler des deut schen Reichs und Präsident des k. preuß. Staats- ministeriums' Fürst v. Bismarck, am 14. Mai nach dem Lanenburgischcn abgereist ist. Die „N. A. Z." be merkt hierzu, daß während dieses Landaufenthaltes dahin an Se. Durchlaucht gerichtete Briefe oder andere Zu sendungen weder aus Annahme, noch auf Beantwortung rechnen können. — Wie von hiesigen Blättern überein stimmend gemeldet wird, ist von der Vorlegung der Synodalordnung in gegenwärtiger Session an höch ster Stelle nunmehr definitiv Abstand genommen; eine Vorlegung, die an höchster Stelle von dem Oberkirchen- rath befürwortet, von dem Kultusminister aber in ihrer Opportunität bestritten worden war. — Die sehr um fangreiche Voruntersuchung gegen die hiesigen ka tholischen Vereine, welche Ende Juli v. I. auf deu Antrag des Staatsanwalts am hiesigen Stadtgericht vorläufig geschlossen worden waren, und gegen deren Leiter ist sitzt beendet und die Anklage des Staats- > anwalts beim Stadtgericht eingcreicht. Voraussichtlich > werden die gerichtlichen Verhandlungen künftigen Monat stattfinden. — Dem Abgeordnetenhause ist der Gesetz entwurf, betreffend die Wiederaufhebung der Be schlagnahme des Vermögens des ehemaligen Kurfür sten von Hessen, zugegangen. Dem Gesetzentwurf, welcher in einem Paragraphen lediglich die durch das Gesetz vom 15. Februar 1869 ausgesprochene Beschlag nahme aufhebt, sind folgende Motive beigegcbcn: „Durch das Gesetz vom 16. Februar 1869 (Gesetzsamml. S. ssi) ist das Vermögen des ehemaligen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Hessen mit Beschlag belegt. Nachdem Se. kö nigliche Hoheit der Kurfürst am 6. Januar d. I verstorben ist, fehlt es für die Fortsetzung der Beschlagnahme an einem zureichenden Grunde und sind daher die der Beschlagnahme unterworfenen Vermögensgegcnstände, soweit über dieselben nicht nach Maßgabe des gedachten Gesetzes verfügt worden ist, den Berechtigten auszuantwortcn, wobei eine Verpflichtung der St?.atsrcgieru»g zur Rechnungslegung nach den Bestimmungen desselben Gesetzes nicht besteht. Es ist hierbei zu bemerken, dasi die Beschlagnahme außer einigen unbedeutender» Gegen ständen, auf die Sr. königl. Hoben dem Kurfürsten in dem Vertrage vom 17. September 1866 belassenen Nutznießungs- und Forderungsrechte bez. die Hebungen aus denselben be schränkt geblieben ist, weil das sonstige Vermögen desselben vor Ausführung der Beschlagnahme außer Landes gebracht war. Die gedachten Nutznievungsrechte, beziehungsweise die Objecte derselben sind mit dem Lode des Kurfürsten in das Eigrntbum des Staates übergcgangen. Nach der ausdrück lichen Vorschrift im 8 4 des Gesetzes vom 12. Februar 1869, welche besagt: „„Die Wicderaufhebung der Beschlagnahme kann dritten gutgläubigen Erwerbern und Cessionaren (8 2) gegen über durch königliche Anordnung, in allen übrigen Fällen nur durch Gesetz erfolgen"" erscheint zur förmlichen Aushebung der Beschlagnahme der Erlaß eines Gesetzes erforderlich, zu wel chem Zweck dieser Entwurf vorgelcgt wird." * Posen, 15. Mai. Die auf erfolgte Requisition der Staatsanwaltschaft in Gnesen wegen verweigerten Zeugnisses in der Angelegenheit des päpstlichen geheimen Delegaten in Wvngrowiec, Mielzyn, Marzenin und hier in Haft genommenen katholischen Geistlichen, unter denen sich auch der päpstliche Hausprälat Kozmian befindet, sind aus der Haft mit dem Bemerken ent lassen worden, daß der Staatsanwalt bei der verän derten Sachlage in der Angelegenheit des päpstlichen ge heimen Delegaten auf ihrem Zeugnisse nicht mehr bestehe. Offenbach, 14. Mai. (Fr. I.) Der Erzieher des Erbprinzen v. Njenburg-Birstein, Professor Vombank, welcher während des Winters im hiesigen fürstlichen Palais verweilte und sich dieser Tage mit dem Prinzen nach Heubach begab, um dort nach Birstein, dem Sommeraufenthalt der fürstlichen Familie, überzusicdeln, erhielt infolge seiner österreichischen Nationalität ein Ausweis»ngsdccret, welches ihm den Aufenthalt auf preußischem Gebiet untersagt. Derselbe soll sich zwar auf die Reise nach seiner Hcimath begeben, jedoch be reits Recurs bei dem preußischen Staatsministcrium eingelegt haben. Gleichzeitig verlautet, daß auch der Fürst v. Asenburg eine Immediateingabe nach Berlin und Wien gerichtet habe, in welcher sich derselbe das Recht zur Wahl des Erziehers seiner Kinder wahrt. * Wien, 15. Mai. Zur Ankunft Sr. Majestät des Kaisers schreibt die „W. Ztg." an der Spitze ihres nichtamtlichen Theiles: „Se. Majestät der Kaiser und König kehrt heute nach mehrwöchiger Abwesenheit in die Hauptstadt zurück. Mit den Gefühlen der Treue und Liebe, die ihm bei seiner Reise durch das fernste Land des Reiches das Geleite gaben, begrüßen die Bürger Wiens den Monarchen wieder in ihrer Mitte. Nicht an uns ist cs, hier auszusprechen, was der Kaiser seinen Ländern, seinen Völkern ist. Es bedurfte keines neuen Beweises der sittlichen Strenge, mit welcher Kaiser Franz Joseph seine Pflichten mißt, der treuen Hingebung an das Wohl seiner Staaten, der Opfer- Willigkeit und Opferfähigkeit, mit der er seine Aufgaben erfüllt. Fast wie etwas Natürliches und Selbstverständ liches erschienen die Mühen, denen sich der Kaiser unter zog, die ununterbrochenen Anstrengungen, die er sich auferlegte, all' die Acte einer, man darf es sagen, eben so beispiellosen, als anspruchslos geübten Pflichterfüllung. Der Kaiser von Oesterreich ist hierin das leuchtende Beispiel für alle Völker des Staates, das Vorbild für jeden seiner Bürger. So bringen denn auch wir dem Kaiser bei seinem Wiedereinzugc in Wien unsere Hul digung zum Willkommen dar. Sein Herz, die Liebe, mit welcher er seine Völker umfaßt, wird ihm sagen, was in der Bevölkerung Wiens vorgeht, die ihm ihre jubelnde Begrüßung entgegenbringt". — Die Ankunft Sr. Majestät erfolgte Vormittags 11 Uhr, und der Empfang, welchen Wien dem Monarchen bereitetet konnte nicht ehrerbietiger und herzlicher sein. Der Kaiser wurde am Bahnhofe von der Kaiserin, dem Kronprinzen, sämmtlichen Erzherzögcn, den Ministern, dem Cardinal Rauscher, dem Bürgermeister an der Spitze des Gcmcinderathes, der Handelskammer und zahlreichen Notabilitäten begrüßt. Auf die Begrüßungs ansprache des Bürgermeisters erwiderte der Kaiser, daß er von seiner Reist, die mit manchen Beschwerden ver bunden war, sehr befriedigt in sein liebes Wien zurück- kchrc. Beim Erscheinen des Kaisers brach die Kopf an Kopf stehende Volksmenge in stürmische Hochrufe aus, welche sich auf der ganzen Fahrt bis in die Burg fortpflanztcn. Die Häuser in den Gassen, welche der Kaiser passirte, waren dccorirt. Veteranen mit ihren Kapellen und die Feuerwehren Wiens pnd Niederösterreichs bildeten Spa lier. Unmittelbar nach der Ankunft fuhren beide Maje stäten unter dem Jubel der Volksmenge zum Kaiser gaiten, wo die Erzherzogin Valerie spazierte und dem kaiserlichen Vater entgegenlief. — Wie die „Pr." hört, treffen unmittelbar nach Schluß des Pester Reichstages — im Juni — die Vertreter der ungarischen Regie rung hier ein, um die Verhandlungen über die Bankfragc mit der diesseitigen Negierung wieder auf zunehmen. Die Verhandlungen, deren Basis die Ofener Protokolle vom Jahre 1872 bilden werden, sollen nun mehr womöglich ohne Unterbrechung ihrem Ende ent- gegcngcführt werden. Wien, 17. Mai. .(Tel.) Die „Montagsrevuc" schreibt in einem an die Rückkehr des Kaisers nach Wien anknüpfenden Artikel, der Kaiser finde bei seiner Rückkehr die politischen Verhältnisse Europas der nor malen Entwickelung zurückgegcben. Aus einer kurzen Schcinkrisis sei man mit der Ueberzcugung friedlichster Tendenzen und der Thatsache, daß der Frieden neuge- kräftigt, hervorgegangen. Man wisse, daß die Verdäch tigung der Absichten Deutschlands jeder sachlichen Be gründung entbehrt habe; uni so rühmlicher seien die positiven Friedensversichcrungen, denen in den letzten Tagen von Berlin aus Ausdruck gegeben worden sei. Deutschlands Macht sichere diesen Versicherungen den vollen Nachdruck einer gewichtigen politischen Entschließ ung, deren Bedeutung nur durch den lebendigen Zu sammenhang mit den Ideen erhöht werden könne, auf denen die Einigung der drei Kaisermächte sich vollzogen habe. Das Blatt bemerkt zum Schlüsse, daß Kaiser Alexander, dessen warmer Freundschaft sich Deutschland und Oesterreich Ungarn rühmen dürften, bei seiner Ge genwart in Berlin cs unzweifelhaft als Aufgabe seiner Begegnung mit Kaiser Wilhelm betrachtet Habe, für die Befestigung und Vertiefung des Dreikaiserbündnisses, das der europäische Friede sei, zu wirken. — Die „Mon- tagsrcvuc" bestätigt, daß die Vertreter der ungarischen Regierung nach dem Schlüsse der ungarischen Reichs tagssession nach Wien kommen würden, um die die Bankfrage betreffenden Verhandlungen mit dem öster reichischen Ministerium zu beginnen. — Dasselbe Blatt bespricht die in der Zollfrage stattfindcndcn Agita tionen und erklärt dabei, daß die österreichische Regie rung sich zu einem Rückschritt in das Schutzzollsystem niemals entschließen werde, daß dagegen die Aufhebung rcsp. Abänderung der englischen Nachtragsconvention, eine bessere Katcgorisirung Ker Waarenklassen und ein neuer Zolltarif, in welchem auf das wirkliche Interesse des österreichischen Handels Rücksicht genommen werde, von ihr erwartet werden dürften. Paris, 16. Mai. Die Nationalversamm lung fuhr vorgestern mit der Benützung über das Spattassengcsctz fort; die Diskussion drehte sich aus- Feuilieto«. Redigirt von Otto Banck. Rundschau über Theater und Musik. Am 1. d. M. fand in der Thomaskirche zu Leipzig eine Aufführung des Riedel'schen Vereins, bereits die dritte in diesem Jahre, Statt, welche ein ganz specielles Interesse für den Musikhistoriker bot. In dem reich haltigen Programm war die altitalienische (römische, Venetianische und neapolitanische), die altdeutsche (und zwar die sogenannte preußische) Schule, sowie die neueste Zeit vertreten. Der Ausführung der Chorwerke wurde auch dies Mal die wärmste Anerkennung gezollt. Unter den mitwirkenden Solisten erwähnen wir die Sängerinnen Frau Louise Fischer (aus Zittau) und Frl. Helene Stirl (aus Koburg), ferner den Concertmeister des Gcwandhausorchcsters, Henry Schrcdieck, dessen Violin- spiel der talentvolle Componist Georg Riemenschneider im „Musikal. Wochenbl." mit großer Wärme bespricht. — Der Leipziger Bachverein scheint beim Publicum diejenige Theilnahme nicht zu finden, die er sicher ver dient, aber durch eine ungeschickte Polemik gegen den Ri.del'schcn Verein von vornherein verscherzt habe» dürfte. Es gicbt eben immer noch Leute, welche jede Berücksichtigung der modernen Musikliteratur mit einem wahren Fanatismus perhorrescircn, erhob doch jüngst erst wieder ein Feuilletonattikel der „National-Zeitung" gegen die „Geschichte der Musik" von Franz Brendel den Vorwurf tendenziöser „Geschichtsfälschung", da sie „drei Jahrhunderte der höchsten und schönsten Kunst- blüthe im Lichte Wagner'scher orakelhafter Theorien" bettachte. F. Stade trat gegenüber solchen Verdächtungen entschieden für die literarische Ehre des verstorbenen Autors ein, wovon aber natürlich das genannte Ber liner Blatt nicht die geringste Notiz nahm. Nachdem man endlich vor dem Musiker Wagner die kritischen Waffen hat strecken müssen, wendet sich der alte Groll gegen Diejenigen, die dem Meister die Wege zuerst geebnet haben. — Auch in Berlin hat sich die Einrichtung der Auffüh rung von klassischen Dramen im k. Schauspielhausc mit ermäßigten Preisen vortrefflich bewährt. Trotz des sehr geringen Eintrittsgeldes brachte der erste Abend doch 550 Thlr. ein; cs sind die besten Familien aus Beam ten- und Künstlcrkreisen, namentlich viele Damen, welche auf diese Vorstellungen rcflectiren. Leider wird die Wohlthat durch den Unfug des Billethandels zum Theil wieder illusorisch gemacht. Während Herr v. Hülsen ein minder bemitteltes Publicum gastfrei empfängt, haben die siegreichen Sachsen-Meininger Künstlergäste aus zwei andern deutschen Residenzen herangclockt. Ein Quartett der Schweriner Hofbühnc versuchte sein Glück im Nationaltheatcr und begann mit Geibel's „Brunhild", wurde aber von der Kritik derb zurechtgewiesen, als es in einer Bearbeitung des Frhrn. Alfred v. Wolzogen oder vielmehr mit Hilfe ziemlich willkürlichen Streichens die ganze Wallensteintrilogie an einem einzigen Abende über die Dreier schleppte. Die Altenburger Oper hatte sich im Louisenstädtischen Theater ein dramatisch-gastro nomisches Institut zum Terrain erkoren, dessen Stamm besucher, an den gleichzeitigen Genuß von Nicotin und Schiller, bayrisch Bier und Birch-Pfeiffer, Schinkenstulle und L'Arronge, Salingre oder Jacobson gewöhnt, mit Vergnügen auch einmal Mozart, Beethoven, Boiel- dieu und Adam als künstlerisches Surrogat acceptirten. Die Meininger gastirm unter fortwährendem Zulauf der Berliner Bevölkerung noch bis zum Ende dieses Mo nats in der Friedrich-Wilhelmstadt. Daß ihre Zugkraft vorzugsweise in dem Luxus der Ausstattung beruht, beweist aufs Neue die Jnscenirung des Schiller'schen „Ficsco". Die Art und Weise, wie einzelne Kritiker in diesen „historischen Bildern" schwelgen, wirkt nachge rade widerlich. — Die Symphoniesoiröcn der königl. Kapelle, welche seit nunmehr 33 Jahren bestehen, haben mit dem Abschluß der Saison die Zahl 300 erreicht. Der Leiter der Conccrte, Oberkapellmeister Wilh. Taubert, wurde bei dieser Gelegenheit-durch Verleihung dcs rothcn Adlcrordcns zweiter Klasse ausgezeichnet. Die Kaiserin Augusta machte der königl. Kapelle einen kostbaren Tactstock zum Ehrengeschenk. — In den ersten Tagen des Mai feierte die von Moscwius begründete und seit dem Jahre 1860 von Julius Schäffer geleitete Sing akademie zu Breslau ihr 50jähriges Jubiläum. Die musikalische Hauptfcier bildete eine Auffüh rung des Händcl'schcn „Samson". — Die platt deutsche Comödie dcs Hamburger Karl Schultzc- Thcaters, welche soeben in Dresden ein Gesammtgast- spicl eröffnet, hat in Breslau eine recht günstige Auf nahme gefunden. Die Darstellung soll zumeist den Ein druck einer oommellia «leU'nrw machen, welche dem Schauspieler scheinbar nur ein Ccenarium bietet, dessen Dialogausführung dem Humor dcs Einzelnen den freiesten Spielraum gönnt. — In Weimar fand ein Trauerspiel von Otto Roquette, „Der Feind des Hauses", welches mitten in die Patteikämpfe der Colonna und Orsini einführt, überaus freundliche Auf nahme. Dasselbe war auch mit der neulich bereits erwähnten Oper „Golo" von Bernhard Scholz der Fall. — Aus dem Bühnenlrben Wiens hört man Nichts, als Klagrn. Zwischen Dcficitklippcn hindurch steuern die Thcaterdircctoren angst- und sorgenvoll ihr Schiff und suchen beklommenen Herzens einen neuen, weniger gefahrvollen Weg, der sie vor dem drohenden Untergänge bewahrt. Allianzen werden gelöst und ge schlossen, untergeordnete und wenig brauchbare Kräfte entlassen, Equipagen gekündigt, der Aufwand an elektri schem Lichte wird auf ein Minimum reducirt, aller Luxus so weit als möglich verbannt, kurz Ersparungen an allen Ecken und Enden und doch noch immer kein greif bares Resultat, das auf eine günstigere Wendung schlie ßen ließe. Schließlich wird doch kein andcivs Mittel übrig bleiben, als die Gagenreduction, obgleich die Di rektoren und die Künstler augenblicklich noch diese Frage als ein Aoli M6 tangere betrachten. Am 15. d. ver abschiedete sich im Theater an der Wien als schöne He lena Frl. Marie Geistingcr, welche seit zehn Jahren dieser Bühne ununterbrochen angehört und seit dem Rücktritte Strampfer's mit Herrn Steiner die Direktion getheilt hatte. Der Abend war ein vielbewegter. Leb hafte Theilnahme erregte das Schicksal einer talentvollen und vorzüglich gebildeten Sängerin der komischen Oper, Victoria Wanda Kleczkowska-Bogdani, die am 11. d. von den Gcschwornen einstimmig und rückhaltlos frei- gesprochen wurde. Sie war beschuldigt, durch Ränke, List und falsche Vorspiegelungen Geld entlockt und ihren Credit verlängert, unter „falschem Schein" einer reichen Dame gelebt und sich unberechtigter Weise eine Comtessc genannt zu haben. Der Proceß gewährte einen überaus traurigen Einblick in die moderne Theatermisere und die Manipulationen, durch welche junge Talente ausgc- saugt und an den Rand des Abgrundes geführt werden. Wanda Bogdani fiel den „Helfern in der Noth" in die Hände; sie halfen ihr ins Gcfängniß, welches die Künst lerin erst nach vier Monaten, Physisch und moralisch gebrochen, verließ. — Aus Prag wird gemeldet, daß die tschechischen dramatischen Schriftsteller und Com- ponistcn in einem der Theaterdirecti« eingereichtcn Promemoria neuerdings Klage führen über die Zu rücksetzung der heimischen dramatischen und musikalischen
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