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DaMckl G Ichritzeii ßltröM für Mchtchin. ZmebljM, IchmhM, IMll, Drrdorf Ma, MmnnsIjM, KchßM Sin»«. Ahn, SltWM, SlkiHMeq. MhnV. PWßt». EeifMm, Strolch, Am, Wäfspi«. ZünOrth mH llmM». Mtt einer illustrierten Sonntags- Vellage. Dieses Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datum des nachfolgenden Tage- und kostet monatlich 38 Pfg., vierteljährlich 1 Marl. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der Amtshauptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopfe und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein. Nr. 57. —Mittwoch, den 16. Mai 1900. 11. Jahrgang. Amerika und die Buren. In den nächsten Tagen landet die außerordentliche Gesandtschaft der Buren-Republiken in New Jork, um zu versuchen, wenigstens die Regierung und die Diplo matie der mächtigen nordamerikanischen Union für die Sache der Buren, in deren Verzweiflungskampfe mit dem britischen Weltreiche zu gewinnen. Bei den maß gebenden Regierungen und Kabinetten des europäischen Kontinents sind die Abgesandten der Bureustaaten mit dieser ihrer Mission gescheitert, d. h. eS wurde ihnen von allen Seiten „abgewinkt", und so sind sie denn über den atlantischen Ozean gezogen. Ganz sicherlich ht.rrt den Vertretern des Burentums bei ihrem Er scheinen auf dem freiheitlichen Boden Amerikas eine glänzende und sympathische Aufnahme, wie dies schon aus den Empfangsvorbereitungen in New-York, Washington und anderen Städten erhellt. Der helden mütige Kampf des kleinen Burenhäufleins gegen das übermächtige England hat eben bewirkt, daß die Gleich giltigkeit, mit welcher die große Masse des amerikanischen Volks anfangs solch ungleichem Ringen zusah, sich all mählich in lebhafte Sympathie für die Buren um wandelte, namentlich, da sich hervorragende unab hängige Persönlichkeiten der Sache der südafrikanischen Republikaner in Wort und Schrift kräftig annahmen. In zahlreichen Massenversammlungen, die in den ver schiedensten Städten der Union stattgefunden haben, find denn auch schon zahlreiche Kundgebungen für die Buren öffentlich ins Wer! gesetzt worden; und selbst in den offiziellen Kreisen hat es nicht an Sympathie, demonstrationen gefehlt. Aus der Mitte des Kongreßes zu Washington sind derartige burenfreundliche Kund gebungen wiederholt erfolgt, und letztere wiegen jeden falls um so schwerer, als bekanntermaßen die Unions regierung bislang in ihrer auswärtigen Politik auf die Erhaltung freundschaftlichster Beziehungen zu England Bedacht genommen hat. Aber gerade diese bisherige Hinneigung des Präsi denten Mac Kinley und seines Ministeriums zu Eng land läßt es einstweilen noch als unsicher erscheinen, ob die Burengesandschaft in Amerika auf ihre politische Rechnung kommen wird, trotz des zu erwartenden glänzenden Empfanges. Auch Mac Kinley und seine Berater sind gleichwie die europäischen Regierungen, soweit letztere überhaupt befähigt wären, sich in den südafrikanischen Streit einzumischen genötigt, den realen Verhältnissen in der Politik Rechnung zu tragen. Es mag sein, daß man in London eine kräftige diplo matische Initiative der Vereinigten Staaten von Nord- amerika zur Beilegung des Burenkrieges weniger un angenehm empfinden würde, als ein gleiches Vorgehen von irgend einer europäischen Großmacht. Falls jedoch England auch dem „befreundeten" und „stammver wandten " Amerika gegenüber eine Fürsprache zu Gunsten wenigstens der bedingten ferneren Unabhängigkeit der Burenrepubliken entschieden zurückweisen sollte, so könnte dies unter Umständen leicht zu einem Konflikt zwischen den beiden angelsächsischen Mächten führen, den aber Nordamerika im Hinblick auf seine der Seekraft Eng lands noch immer ganz erheblich unterlegene Marine wohl mehr zu scheuen hätte, als Großbritannien. Mac Kinley und seine Minister werden daher zweifellos versuchen, die Sendboten der Buren in aller Höflichkeit mit leeren Redensarten abzuspeisen und sich zu nichts in der Sache des Burenvolkes zu verpflichten. Es ist nur fraglich, wie weit die Regierung mit einer solchen diplomatischen Taktik angesichts des wachsenden Enthusi asmus der Amerikaner für die Buren durchdringen wird, zumal ja in den Vereinigten Staaten die öffent liche Meinung den Gang der Staatspolitik weit ent schiedener zu beeinflussen pflegt, als dies bei uns in Europa der Fall ist. Außerdem läßt sich nicht leugnen, daß die Burendepütation in dem Manifest, daß sie bei ihrer Abreise von Rotterdam an die Amerikaner erließ, eine helltönende Saite im politischen Gemüt der Aankees geschickt anzuschlagen wußte. Denn in der be- regten Kundgebung wird darauf hingewiesen, daß ja auch die Union, gleich den Burenstaaten, eine Republik sei, und es wird ferner daran erinnert, daß die Ameri kaner sich ihre staatliche Unabhängigkeit gegenüber dem selben England erkämpft hätten, welches heute die staat liche Freiheit der Buren bedrohe. Es ist gar nicht so unmöglich, daß dieser Hinweis die Strömung im ameri- kaniichen Volke, den bedrängten Buren irgendwelche thatkrästige Hilfe zu bringen, derartig verstärkt, daß sich die Regierung einem solchen einmütigen Willen des Volkes nicht länger zu widersetzen vermag, und an ihr würde es sejn, geschickt die richtige Politik aufzufinden, um den Buren ihre Unterstützung zu leihen, ohne zu gleich in ein verhängnisvolles Zerwürfnis mit England zu geraten. Deutsches Reich. — Unserem Kaiser ist zur Großjährigkeit deS Kronprinzen auch von einem der bonapartistischen Thronprätendenten, vom Prinzen Victor Napoleon, ein Glückwunschtelegramm zugegangen. — Geldteneruug in Sicht. Die Nordd. Allg. Zeitung schreibt: Bei der gegenwärtigen schon vor handenen Anspannung erzieht sich für den Herbst die Aussicht auf eine ganz ungewöhnliche Geldteneruug, und die Geschäftswelt wird gut daran thun, sich bei Zeiten darauf einzurichten. — Um die Einführung der obligatorische« Leichen schau für daS ganze deutsche Reich ist der Reichskanzler in einer Resolution ersucht worden, die die ReichstagS- tagSkommission zur Vorberatung des Reichsseuchenge setzes einstimmig gefaßt hat. — Helgoland bekommt einen neuen Leuchtturm. Er wird etwa 100 Meter nördlich vom alten erbaut. Das elektrische Blinkfeuer wird 15 Meter höher als die jetzige Laterne und viel lichtstärker sein, so daß es einige Seemeilen weiter leuchten wird. — Die Wanderausstellung der deutschen Land wirtschaftsgesellschaft wird am 7. Juni in Posen eröffnet. — Die Zahl der laufenden Invalidenrente» be trägt zur Zeit 343341, die der Altersrenten 194 869. Beitragserstattungen sind bis zum 31. März d. I. be willigt an weibliche Versicherte, die in die Ehe getreten find, 465 333, an die Hinterbliebenen von Ver sicherten 106486. — In der württembergischen Kammer der Ab- geordneten ward der Antrag des Zentrums, die Ein führung einer progressiven Umsatzsteuer für die Waren häuser der Regierung zur Berücksichtigung zu empfehlen, bei Gleichheit der Stimmmzahl durch Stichentscheid des Präsidenten Payer abgelehnt. Hierauf ward der Antrag, sie der Regierung zur Erwägung zu empfehlen, angenommen. — Wie verlautet, werden die preußische« Schul behörde« allgemein angewiesen werden, dafür zu sorgen, daß bei dem naturkundlichen Unterricht regelmäßig auf die Bedeutung einer zweckmäßigen Zahn- und Mund pflege, namentlich in vorbeugender Hinsicht, nachdrücklich hingewiesen und den Schülern eine entsprechende An leitung gegeben werde. Anlaß dazu dürften die recht ungünstigen Ergebnisse der vor einiger Zeit vorgenommenen Untersuchungen über die Beschaffenheit der Zähne der Schulkinder gegeben haben. Ausland. Krieg in Südafrika. London, 12. Mai. Das Krießsamt gab folgendes Telegramm des Lord Roberts aus: Kroonstad, Sonn abend 2 Uhr nachmittags: Ich zog in Kroonstad, ohne Widerstand zu finden, ein. Es war 1 Uhr 30 Minuten, als der „Union Jack" unter EheerS des britischen Residenten gehißt wurde. Präsident Steijn floh letzten Abend, nachdem er vergebens die Bürger zu überreden versucht hatte, im Widerstand gegen uns fortzufahren. Steijn erließ eine Proklamation, in der er Lindley zum Sitz der Regierung des Freistaates machte. Die Regierung erließ eine vom Minister für Berg bau unterzeichnete Bekanntmachung, derzufolge die Grubenbaurechte in den der Regierung gehörenden Ge bieten in Raad am 2b. Juni in Pretoria in öffentlicher Versteigerung verkauft werden sollen. Alsdann werden die Beckaufsbediugungen bekannt gegeben. — „Volksstem" giebt in Besprechung dieser Angelegenheit zu: Die Regierung hat die Ermächtigung zum Verkaufe, nachdem der Zweite Raad im vergangenen Jahre einen dahin gehenden Beschluß gefaßt hat, der vom Ersten Raad bestätigt worden ist, sie ist jedoch det Ansicht, daß die Verkaufsbeoingungen sobald als möglich bekanntgegeben werden, damit den BurgherS Gelegenheit gegeben werde, Gebote zu machen. Die Sache der Buren steht nach den letzten Mit- teilungen nicht güt. Die Kampfesweije der Buren wird auch in der That allen denen, die sonst die Eigenart des Volkes beobachteten, immer unverständlicher. Auf fallend ist, daß die Buren bei ihren Rückzügen nicht stets die Verbindungen gründlich zerstören, sie heften sich damit de« Feind an die Fersen, ohne daß dieser Verluste und Mühen hat. Pietermaritzburg, 14. Mai. General Buller meldet amtlich, eS sei ihm gelungen, die Bigyarsberg- päffe zu forcieren. Die Besetzung Dundees werde heute erwartet. London, 14. Mai. Dem „Reut. Bür." wird aus Kroonstad, den 12. d. M^ gemeldet: Präsident Steijn hat sich nach Heilbron begebe«, nicht nach Lindley, und hat Heilbron zur neuen Hauptstadt erklärt. Ueber 400 BurgherS haben ihre Waffen au-geliefert. In Kroonstad und in der Umgegend verlautet, die TranSvaaler konzentrierten sich am Vaalfluß. Oesterreich-Ungar«. Der Handelsminister beschloß auf Staatskosten 100 Arbeiter und 60 Kleingewerbe treibende zum Studium der Weltausstellung nach Paris zu senden. Oesterreich-U«gar«. Die „Neue Freie Presse" meldet aus Budapest: Das gemeinsame Budget weist ein Mehrerfordcrnis von 16 Millionen Kronen auf, welches zum weitaus überwiegenden Teil auf das Extraordinarium des Heeres und auf den Marine- Etat entfällt. Frankreich. Bestem Vernehmen nach haben mehrere gekrönte Häupter bei der Regierung angefragt, unter welchen Bedingungen für ihre persönliche Sicherheit sie incognito die Weltausstellung besuchen können. Die Regierung antwortete, daß alle Maßregeln zur Aus führung dieses Wunsches getroffen seien. Der Besuch mehrerer Regenten ist daher angekündigt worden. Alkoholoerbot in den französischen Kasernen. Das Kriegüministerium hat die Alkoholgetränke in den Kasernen verboten; die Kantinenwirte erhoben Protest. England. Der englische Kolonialminister Cham berlain hat die liberale Partei Englands in einer zu Birmingham gehaltenen Rede arg mitgenommen. Er bezeichnete sie als eine Partei, die ein doppeltes Gesicht habe, sie unterstütze den Krieg, um mit der Wähler, schäft gut zu stehen, sie mache aber gleichartig auch Angriffe auf ihn, Chamberlain. Persönlich beschuldigte er den früheren Kriegsminister Camplbell-Bannermann, daß er den Bemühungen der englischen Regierung, den Frieden in Südafrika zu erhalten, entgegengearbeitet habe. Weiter erklärte Chamberlain voll Zuversicht, England werde aus dem gegenwärtigen Kriege stärker denn je hervorgehen, woran er die Warnung an die englische Nation schloß, sich vor gewissen Politikern zu hüten, die versuchen würden, England um die Früchte seines Sieges zu bringen. Mit dürren Worten gab dann der Minister nochmals die feste Absicht Englands bekannt, die Unabhängigkeit der Burenrepubliken aufzuheben und deren Territorien dem englischen Kolonialgebiet einzu-