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. ' -- - AttßeMk AnjeiM und Tageblatt. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg u. Brand. ^?4a. Sonntag, den 18. Februar Erscheint i. Freiberg jed. Wochen». Ab. k U. für den and. Tag. Jnser. werden bis V. 1l U. für nächste Nr. angen. Preis »iertcljährl. 20 Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 8 Pf. berechnet. 1872. Tages,zkschiHsi'- Berlin, 15. Februar. Das Herrenhaus wird wohl schon in seiner nächsten Plenarsitzung sich an das Schulaufsichtsgesetz machen, aber es ist unwahrscheinlich, daß diese Sitzung früher als in der ersten Woche des März stattfinden wird. Daß dort der Kampf noch heftiger entbrennen wird, ist selbstverständlich, und in dieser Voraussicht rüstet man sich auf allen Seiten bereits jetzt mit ganzem Erlist. Wie ich höre, werden auf Anordnung der Regierung die noch rückständigen Präsentationswahlen einiger Städte für das Herrenhaus in nächster Zeit erfolgen. Nachträglich sei noch erwähnt, daß die „Kreuzzeitung" auf den ersten geharnischten Angriff der „Nordd. Aüg. Ztg." merkwürdig klein beigiebt. Sie räumt ein, daß gewisse Erklärungen, welche in der Erwiderung des Fürsten Bismarck auf die Rede des Abg. Mallinckrodt zur Sache vorkamen, ihr früher nicht vorgelegen seien, und erklärt, wenn sie dieselben gekannt hätte, so würden einige Sätze von ihr „anders geschrieben worden sein." Da sie das „Hin- und Herreden von journalistischen Streitereien nicht liebe", so gehe sie auf die persönlichen Angriffe der „Nordd Allg. Ztg.", — zumal es sich eigentlich um von ihr, der „Kreuzztg." hochgeachtete Männer handle, — nicht weiter ein. — DaS ist denn freilich nach dem mächtigen Anlauf, den die „Kreuzztg." gegen Bismarck genommen hatte, eine sehr klägliche Replik. (Fr. I.) — Dem Lippe'schen Fürsten soll auf sein Gesuch von der preußischen Regierung der Landdrost v. Quadt aus Osnabrück als Minister abgelassen worden sein. Die „Wespen" sprechen deshalb schon heute von einer „Quadt'schen" Regierung. — Wie badische Blätter vernehmen! wird künftighin die Reichs- post auch ein- und zweimonatliche Bestellungen auf Zeitungen annehmen. Ratzeburg, 14. Februar. Die „Lauenb. Ztg." bringt einen Bericht über die Sitzung des Landtags vom 9. d. M. In der selben verlas der Vertreter des Ministers für Lauenburg, Baron v. Landsberg, ein Schreiben, welches den Zeitpunkt der Einver leibung LauenburgS in die preußische Monarchie in nahe Aussicht stellt und gleichzeitig die Ausscheidung des DomaniumS zu Gunsten LauenburgS betont. Das Präsidium sprach NamenS der Versammlung über diese Mittheilung seine Zufriedenheit und seinen Dank auS. München, 15. Februar. In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten brachte der Kriegsminister die Vorlage, betreffend einen Nachtragscredit von 10,400,000 Fl. (aus dem Antheil Bayerns an der Pariser Contribution) ein. Auf der Tagesordnung stand der Antrag des Abg. Frankenburger aus Gründung eines allgemeinen Staatsschulfonds von 10 Millionen (aus den franzö sischen Kriegsentschädigungsgeldern zu entnehmen) und Aushebung des Schulgelds für den Unterricht in den Volksschulen. Abg. Marquardsen stellt den Modificationsantrag, die StaatSregicrung um eine diesbezügliche Vorlage zu ersuchen. — Der Cultusminister v. Lutz, obgleich im Princip sür den unentgeltlichen VolkSschul- unlerricht, spricht gegen den Antrag Frankenburger ; dagegen ist er mit dem ModificationSantrage Marquardsen einverstanden, soweit derselbe die Regierung zur Prüfung über die Ausführbarkeit ver anlassen solle. Bei der daraus folgenden Abstimmung wird der Antrag Frankenburger und damit auch der Motificationsantrag Marquardsen abgelehnt. Stuttgart, 15. Februar. Der heute erschienene Bericht der Ftnanzcommission der Abgeordnetenkammer enthält außer den be reits bekannten Anträgen hinsichtlich der GesandtschastSposten (Aus hebung derselben, außer an den Höfen in Berlin, St. Petersburg und München) einen von der Eommisfion einstimmig angenommenen Antrag, nach welchem die Regierung ersucht werden soll, Reductione^ deS Personals des Ministeriums des Aeußern baldmöglichst vor« zunehmen und die Frage der Bereinigung dieses Ministeriums mit einem anderen in Erwägung zu ziehen. Wien, 16. Februar. Im Abgeordnetenhaus legte der Justiz- Minister die Prozeßordnung nebst EinführungSresetz vor; ferner den Gesetzentwurf, betreffend die zeitweilige Einstellung der Wirksamkeit der Geschworenenmstitute, diese Maßregel dort für nothwendig erachte, wo die Geschworenen nicht von dem Rechtsgefühl und dem Gewissen sondern von politischen Leidenschaften sich leiten lassen. — Gestern Morgens ist ein Mitglied des Kaiserhauses al- Novize (unter dem Namen Schwester Maria) in das Kloster der Ursulinerinnen eingetreten, Maria Beatrix (geb. 1824), die Schwester des Herzogs von Modena, die Gemahlin deS Jnfanten Johann, die Mutter des Jnfanten Karl und AlfonS von Spanien. Alle Anstrengungen der gesammten Familie, sie von ihrem Vorhaben ab zubringen, sind vergeblich gewesen ; mit einem päpstlichen DiSpenS ausgerüstet, hat sie das modenefische PalaiS mit der Klosterzelle vertauscht. — In Wien hat sich jetzt — nach Beseitigung vieler Hinder nisse — eine altkatholische Gemeinde gebildet. Versailles, 16. Februar. Die National-Bersammlung nahm mit 3l0 gegen 260 Stimmen den Antrag an, die Register über die neuen Steuern mit der Inschrift zu versehen: „Kosten deS Kriege- gegen Preußen, welcher durch Napoleon erklärt worden ist." — In Paris, sowie in den Departements soll, wie die „Agence HavaS" berichtet, eine lebhafte Agitation der bonapartistischen Partei statt finden. London, 16. Februar. Die Zeitungen veröffentlichen eine Zuschrift Gladstone's an den Londoner Correspondenten des New- Aorker „World", in welcher der Premier erklärt, er habe niemals gesagt, jeder Vernünftige könne nur eine Deutung des Washing toner Vertrags zulassen. Seiner Ansicht nach sei der Vertrag klar und unzweideutig, er lasse jedoch Andersdenkenden freie Meinungsäußerung; die Untersuchung werde hoffentlich Klarheit bringen. Bukarest, 13. Februar. Man telegraphirt der „Pr.": Die Regierung wurde vom amerikanischen Generalconsul angegangen, eine Vorlage einzubringen, wonach Excedenten bei Judenkrawallen der standrechtlichen Behandlung unterworfen sein sollen. - Laut osficiellem Bericht auS Ismail wurden dort 250 Juden verwundet; der Fürst ist hierüber sehr entrüstet. Die Proclamirung deS Be lagerungszustandes in drei Districten ist wahrscheinlich. Kalkutta, 14. Februar. Wie ein Telegramm vom heutige« Tage meldet, ist der Mörder des VicekönigS zum Tode durch de« Strang verurtheilt worden. Ueber den Mord deS Generalgouver- . neurS von Ostindien , Earl es Mayo, liegen nur noch spärliche Nachrichten vor. Wie gemeldet, hatte derselbe einen Ausflug nach Birma gemacht; dabei berührte er die Inselgruppe der Andamane« an der Küste von Liam im bengalischen Meerbusen. Diese Inseln dienen der Regierung als Strafkolonie, und werden dorthin die Verbrecher auS ganz Indien zusammengebracht. Der Earl os Mayo hatte in der ersten Woche dieses Monats die verschiedene« Niederlassungen der Inselgruppe besucht und war am 8. d. eben in Port-Blair auf dem Wege zu seinem Kriegsschiffe „Glasgow", um die Rückreise anzutreten, als in der Dunkelheit — es war AbendS um 7 Uhr — ein Sträfling sich plötzlich durch die BegleitungS- mannschaften drängte und den Vieekönig mit zwei Dolchstichen in den Rücken verwundete. Die Stiche waren so tief, daß der Tod bald daraus erfolgte. Der Meuchelmörder wurde sofort verhaftet»