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i. j Dienstag, den 1ö. October. 1878. Hrzgeb.^DoLsfreund. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden in Aue, Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Neustädtel, Schneeberg, Schwarzenberg und Wildenfels. Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. — Preis vierteljährlich 1 Mark 80 Pfennige — JnsertionSgebühren: die gespaltene Zeile 10 Pfennige, die zweispaltige Zeile amtlicher Inserate 25 Pfennige. — JnsertionSannahme für die am Abende erscheinende Nummer bis Vormittags 10 Uhr. Montag, den 21. Oktober a. c., Nachmittags 3 Uhr sollen die der StadtgeuWNde gehörigen sogenannten Hopfenfelder, Keilbergfelder, sowie die am alte» Exercierplatz und Scheunenhöhe gelegene» Felder, deren Pacht am 30. September 1879 erlischt, anderweit auf 12 Jahre unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen verpachtet werden. ErstehungSlustige wollen sich zu gedachtem Termine an Nathsstelle einfindcn. Schneeberg, am 12. Oktober 1878. (1-2) Der Stadtrath. Heinke. ') Und nicht am 31. October, wie irrthümlich i« Nr. 238 d. Bl. angegeben. Abg. Schulze-Delitzsch, der in sachlicher, aber stimmten geschlossen dafür, also auch — Lasker! In der 10. Sitzung des Reichstags, Freitag, 11. vernichtet und unsere besten Gesetze in schlimmster Weise durchbricht. Das Gesetz schließt die Freiheit der Presse für gewisse Preßerzeugnisse vollständig aus. „Im Ver lauf seiner Rede geht er den Rationalliberalen und na mentlich dem kleinen Lasker sehr scharf zu Leibe. Er schließt mit dem Satze: „Die Geschichte lehrt, daß die Verschärfung der Strafgesetze immer ein sicheres Zeichen ist für den Niedergang des Staatslebens." Jetzt erhebt sich der Fürst Bismarck. I« einer einstündigen Rede wendet er sich zuerst gegen seinen Vorredner Sonnemann, wobei er die Vermuthung durchblicken läßt, daß die Franks. Zeit. (Sonnemann's Eigenthum) nüt der franzö sischen Regierung in enger Verbindung stehe. Hierauf vertheidigt Bismarck mit aller Bercdtsamkeit die Gesetz vorlage und kommt dabei zu dem Ausruf: „Fürchten Sie sich mehr vor den verbündeten Regierungen als vor den Socialdemokraten, dann weiß ich, was ich zu thun habe. Dann muß ich mein Amt abtreten an Einem, zu dem Sie mehr Vertrauen haben oder !dcr andere Mittel zur Bekämpfung der Gefahr hat, als ich anzuwenden weiß." Nun spricht der Abg. Dr. Hänel im Namen der Fort schrittspartei und erklärt in gedrungener Rede: „Die Fortschrittspartei stimme gegen das Gesetz, weil dem- dem Abg. Hasselmann sehr dankbar, denn es sei das erste Mal, daß er ein socialdemokratisches Zukunftsbild ent wickeln gehört. Dr. Löwe tritt für das Gesetz ein. Der nun folgende Redner, Abg. Winterer, ei» Elsasser, erklärt sich sehr entschieden gegen das Gesetz, indem er näher darlegt, daßderBegriff „Socialdemokratie!" schwer zu dcfiniren sei, und daß die Annahme des Gesetze- der Willkür Thür und Thor geöffnet würde. Jetzt endlich erhält der Führer und Obmann der Natioualliberalen, der Abg. v. Bennigsen das Wort. Er spricht lang, er spricht also auch viel, und der langen Rede kurzer Sinn ist wohl der: Wir Nationalliberalen wollten eigentlich nicht, doch man scheint uns wieder „gnädig" anzusehen, und so wollen wir, ja wir wollen, weil es sich um das wahre Wohl des Vaterlandes handelt, aber wir stimmen uur für die Vorlage nach den Beschlüssen der Commission. Nachdem v. Bennigsen seine lange und sehr breite Rede beendigt hat, wird endlich die Debatte geschlossen und jetzt erst schreitet man zur Abstimmung über 8 1 des Gesetz entwurfes und 8 1 wird nach Beschluß der Commission angenommen. Dagegen stimmten: Fortschritt, Cen- trnm und Socialdemokraten. Die Nationalliberalen TageKgefchichte. Wochenschau. Wenn in der verflossenen Woche die Zeitungen und Tageblätter viel eifriger gelesen, studirt und besprochen worden sind, als wie es sonst in friedlichen Zeiten zu geschehen pflegt, so darf das gar nicht Wunder nehmen, denn das Deutsche Reich verfolgte ja mit gespanntester Auf merksamkeit die wichtigen und folgenreichen Debatten, die in der Reichshauptstadt von seinen Abgeordneten über das seit Wochen, ja Monaten so viel besprochene Socia list engesetz geführt wurden. Nachdem der betreffende Gesetzentwurf nach der Generaldebatte und der ersten Lesung bekanntlich volle vierzehn Tage lang in einer Commission einer gründlichen Vorberathung unterzogen worden war, begann vorgen Mittwoch, den 9. Octbr. in der 8. Reichstagssitzung die zweite Lesung dieses Gesetzes, und wurde am 10., 11. und 12. Octbr. mit dem größ ten Eifer fortgesetzt. Obwohl die Geister bei diesen vier tägigen Debatten mitunter sehr stark auf einander platz ten und die Führer der verschiedenen Fraktionen zuweilen einander starke Dinge sagten, so zeigten die vielen Redner doch (mit der Ausnahme der Socialdemokraten Hassel mann und Bracke,) daß es ihnen vollster Ernst war, die Würde des Hauses zu wahren und sich, so weit nur möglich, lediglich an die ernste und wichtige Sache zu halten, so daß Persönlichkeiten nur hie und da gestreift wurden. Beim Beginn der Sitzung am 9. Octbr. waren die Tribünen für die Zuhörer bis auf den allerletzten Platz gefüllt. Selbstverständlich wurde zunächst 8 1 des Ge setzentwurfs in Berathung gezogen; allein bei der großen Wichtigkeit des Gesetzes gestalteten sich die Debatten am 9. Octbr. gleichsam von selbst noch einmal zu einer G e- neral berathung, die der tüchtige Präsident des Hauses — und hier gewiß mit vollem Rechte — auch nicht ein- zuengen für geboten hielt. Die Discussion eröffnete der Abg. v. Frankenstein, der im Namen des Centrums die Erklärung abgab, daß die Mitglieder des Centrums die Agitationen und Ziele eer Socialdemokratcn sehr wohl kennen und sie im höchsten Grad mißbilligen. Das Cen trum erachte eS jedoch weder für gerecht, »och für noth- wendig und heilsam, dieser Agitation durch ein polizei liches Ausnahmegesetz entgegen zu treten. Hierauf sprach der Abg. v. Marschall im Namen der Deut sch konser vativen und führte aus, daß die Gefahr, die dem Staat von den Socialdemokraten droht, eine große und nicht zu unterschätzende sei. Das vorliegende Gesetz sei also nothwcndig und sei als „eine große politische Action" aufzufassen. Die Deutschconservativen wünschen nur, daß das Gesetz zu wirklichen Erfolgen führen und seine Gel tungsdauer nur eine kurze sein möge. Jetzt erhielt der Abg. Sonnemann das Wort, seiner politischen Richtung «ach ein Demokrat, aber durchaus nicht Social- demokrat. Sonnemann ist Besitzer der großen, weitver breiteten freisinnigen „Franks. Zeit.". Sonnemann kämpft in einer sehr schwungvollen dreiviertelstündige» Rede mannhaft gegcn den Gesetzentwurf an und beginnt ! gleich mit den Worten: „Das Gesetz ist ein Ausnahme- ! gesetz, ein Tendenzgesetz im schlimmsten Sinne, ein Gesetz, > welches eine Reihe von mühsam errungenen Freiheiten des Gesetzes nicht nur aus die segensreich wirkenden Ge nossenschaften selbst, sondern auch auf das Privatver mögen der Mitglieder derselben hcrvorhebt, weil diese Mitglieder solidarisch, also mit ihrem ganzen Hab und Gut, für die genossenschaftlichen Verpflichtungen haftbar sind. Schulze-Delitzsch bezeichnet es als unerhört, wie durch das Gesetz in das Prwateigenthum cingegriffen werde, da dasselbe der richterlichen Entscheidung entzogen und der polizeilichen Willkür überantwortet werde. Solch ein Gesetz aber verletze alle Begriffe von Rechtsstaat. Wenn die Sozialdemokratie unrecht gethan, so möge man gegen dieselbe in jeder zulässigen Weise Vorgehen, er (Redner) sei kein Gegner eines solchen Vorgehens, aber man müsse bestehende Rechte mit allen Garantien schützen, während das vorliegende Gesetz alle diese Garantien ver nichte. Solch ein Gesetz schaffe das, was es bekämpfen wolle, eS mache Sozialdemokraten, cs gefährde die Mittel, welche mühselig durch viele Jahre gesammelt sind von denjenigen Klassen der Bevölkerung, die wir schützen wollen gegen die Sozialdemokratie. Nach und nach traten noch mehre Redner sehr warm für den LaSker'schen Anttag ein, unter andern mich der frühere Finanzminister Delbrück. Anch Lasker selbst verthcidigte seinen Antrag sehr geschickt Octbr., wurden höchst interessante Debatten über einen allerdings wichtigen Antrag Laskers geführt. Dieser An trag Lasker'S bezweckt die Einschaltung einiger Bestim mungen, die dazu dienen sollen, dieG enoss e nschäften und Hilfskassen vor der Wirkung des Aus nahmegesetzes zu schützen. Der erste Redner ist der selben auch nach den Berathungen der Commission noch der Charakter des Partei- und Tcndenzgesetzes anhafte, wogegen sie bereit sei auf dem Boden des gemeinen Rechts der Gefahr entgegen zu treten." Der Abg. Dr. Brüel, aus der Provinz Hannover, tritt gleichfalls gegen das Gesetz aus, spricht aber mit ganz schwacher Stimme, so daß nur wenige Abg. seiner Rede folgen können. Und dennoch muß dem Redner der den Vorsitz führende Vice präsident v. Stauffenberg einen Verweis geben, weil er, wie die stenographische Niederschrift bewies, an de» Un willen erinnert, mit welchem das hannöversche Volk seiner Zeit die französische Fremdherrschaft ertragen habe und die jetzige Herrschaft über Hannover mit jener Fremd herrschaft auf gleiche Linie gestellt hat. Nach einigen persönlichen Bemerkungen zwischen dem Reichskanzler und dem Abg. Sonnemann wird endlich die Sitzung gc- erregter und nachdrücklicher Weise die schädliche Wirkung schlossen. Bekanntmachung. Bon dem unterzeichneten Gerichtsamte soll den 18. Deeember 1878 das dem Tuchmacher Gustav Adolph Bonitz hier gehörige, ohne Berücksichtigung der Oblasten am 25. September d. I. auf 8520 Mark — Pf. gewürderte Hausgrundstück, Nr. 279 des Brandkatasters und Fol. 38 des Grund- und HhpothekenbuchS für Lößnitz, nothwendigerweise an Amtsstelle versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den am Gerichtöbrete und im Rathskeller zu Lößnitz aushängenden Anschlag hiermit bekannt gemacht wird. Lößnitz, am 5. October 1878. Fürstlich Schönlmrg'sches Gerichtsamt. Herrmann. (1—2) B. Im Handelsregister für die Stadt Schneeberg ist auf Folium 148 das Er löschen der Firma Julius Knauer in Schneeberg infolge Anzeige vom 1. dss. Mon. am heutigen Tage verlautbart werden. Schneeberg, am 9. October 1878. Das Königliche Gerichtsamt. Bernhardi. Drese. hätte, wahrlich sie hätte das nimmermehr erreicht, als was Hasselmann in seiner halbstündigen Rede erzielt hat. Den Beweis für diese unsere Behauptung hat die letztere Sonntagsnummer unseres Blattes (Nr. 240) jedeufalls schon erbracht in dem unter „Schneeberg, 11. Octbr." mitgetheilten Artikel, der den „DreSd. Nachr." entnommen ist. Der folgende Redner, Abg. Dr. Löwe-Bochum, ist Die Sitzung am Donnerstag den 10. Octbr. eröffnete der Abg. Hasselmann, wollechtgefärbter Socialdemokrat. Mit einer grausigen Ruhe verthcidigte und pries er die Lehren der Socialisten, sprach er sich belobigend über die Pariser Commune aus, griff er den Reichskanzler wegen mehrer seiner Aeußerungen an, nnd mit derselben eisigen Ruhe versicherte er auch, daß, wenn man das Volk zur Verzweiflung bringe, die Socialdemokratcn recht gut wüßten, wo daun ihr Platz wäre, denn sie wären bereit, für ihre Sache ihr Blut zu lassen rc. Vom Präsidenten über diese unparlamentarische Redeweise zurecht gewiesen wird Hasselmann immer heftiger, spricht vom Kämpfen „Brust an Brust", citirt die „Bajonette" und schließt endlich mit dem Satze: „Ich bin bereit, mein Leben für die Sache zu lassen, und Fürst Bismarck mag anch einmal cur den 18. März denken." Nach Schluß der Hassel- mannschen Rede ging eine große Unruhe und Aufregung durch da» ganze HauS. Wir für unsere Person aber sind ! überzcngt, daß nichts so geeignet ist, den Reichstag für ! die Annahme des SocialistengesctzeS geneigt zu machen, i als Hasselmanns Rede. Wenn Fürst Bismarck eine zwei- und dreistündige Rede für Annahme des Gesetzes gesprochen Bekanntmachung. Am 36.*) Oktober d. I., Vorm. 9 Uhr, , soll in hiesiger RathSexpedition eine Taschenuhr mit Kette gegen Baarzahlung meist bietend versteigert werden, was hierdurch bekannt gemacht wird. Aue, den 9. Oktober 1878. Die Localgerichte das.