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Dresdner Journal : 10.03.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190203103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020310
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020310
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-03
- Tag 1902-03-10
-
Monat
1902-03
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 10.03.1902
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vczngapreia: Beim Bezüge durch dir ch,1«äst»geire innersak» Lrttdeu» 2,50 M (ruuchl tzulragung), durch die t« Deuljchen Reiche 3 M. tausschUeßlich Bestellgeld) vierteljährlich Einzelne Nummern 10 Pf. Mrd Zurüctjendung der für »le Schristleitung bestimmte«, aber von dieser nicht ein» «forderten Beiträge denn» Wrucht, fo ist da» Postgeld btizusüge». Arsdntr Zomnal Herausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheint«: Werktag- nachm. 5 Uhr. UnkündignngSgrbühren: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Anlündi- g»ng--«eite oder deren Raum 20 Ps. Bet Tabellen- und Ziffernsav 5 Pf. Ausschlag für die Zeile Unterm Re« daktionSstrich (Eingesandt) di« Textzeile mittler Schrift oder deren Raum 50 Pf. Gebühren < Ermäßigung bet Ssterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bi» mittagS 12 Uhr für die nach mittags erscheinende Nummer. M 56.Montag, den 10. März nachmittags.1902 Amtlicher Teil. S« Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Obeiforstmelstern Täger in Schwarzen berg und Tillmann in Grillenburg den Titel und Rang eines Geheimen Forstrathes zu verleihen. TreSden, 5. März. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem bisherigen Küster und Glöckner Paul Kammler in Reichenau das All gemeine Ehrenzeichen zu verleihen. TaS Ministerium des Innern hat dem Kranken- und Begräbniß-Unterstühungsvereine der Schuhmacher zu Oschatz (Eingeschriebenen Hilfs- kaffe) auch auf Grund des IV. Nachtrags vom 8. Februar 1902 zu dessen revidirtem Statute vom 20. Dezember 1892 bescheinigt, daß er, vorbehalt lich der Höhe des Krankengeldes, den Anforder ungen des 8 15 des Krankenversicherungsgesetze» vom 15. Juni 1883 in der Fassung vom 10. April 1892 genügt. Dresden, am 7. März 1902. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel, sivü Or. vo-el. Grneanunge«, Versetzungen rc. im öffeutl. Dienste. I» GeschäftSberetche des wtntfteriums des Kultus »n- S-rntltchrn Unterrichts. Erledigt wird insolge noch zu genehmigender EmeiiUerung: die Kirchschulstelle in Si. Lgidien Koll.: die oberste Schulbehörde Erhalt v. Schuldienste 1400 M., ftrigrnv in dreij. Zwischenräumen v. 28 LebcnSj. an zweimal um je 100 M, zweimal um je 150 M u. dann wieder sllnsmal um je 100 M bi- z Höchst gehalte v. 2400 M m d. vollend 52 Lebensj Bom Kirchen- dienpe 930,OS M, überdcm Amtswohnung Grsuche m allen Zeugaiffen bi- in die neueste Zeit sind bi- 27. März beim Bezirksfchulinfpcktor Schulrat Lötzsch, Glauchau, einzurcichen; — i die 3 ständ. Stelle in Bernsdorf Koll: die oberste Schulbehörde AnfangSgehalt 1200 M, steig nd m. d. 26 Lebensj. aus 1300 M, rach je weiteren drei Jahren aus 1400, 1550, 1700, 1850, 2000, 2150, 2300 U. 2400 M M. d. 50 Lcbensj. u. Amtswohnung; 2. die 2. Lehrerpelle in Langenberg b Hohenstein-Ernstthal. Koll: die oberste Schuibehörde Gehalt 1200 M , Amtswohnung im neuen Schulhauje m. Gartengeuuß u. 55 M. s Turnunterricht. Be- »erbang-gtsuche m. sämil Zeugnissen bis in die neueste Zeit u bez einem MililärdienstauSweise sind bis 20. März beim Bezirksschulinspektor Schulrat Lötzsch, Glauchau, einzureichen. — Zu besetzen: die Kirchschulstelle in Voigtsdorf. Koll: die oberste Schulbehörde. 1200 M. Grundgehalt, 683,39 M. v Kirchendienste u. sr. Wohnung m. Garten. Gesuche mit Zeugnissen bi» 28. März an BezilkSschulinspektor Schulrat vr Winkler, Freiberg Bchordl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Die deutschen Besatzungen in Tientsin. Seitdem Herr v. Richthofen sich in der Budget- kommission des Reichstages über die Notwendigkeit geäußert hat, die deutschen Besatzungen in Tientsin und Schanghai vorläufig noch fortbestehen zu lassen, hat sich gewisser englischer Politiker und Publizisten eine dell sichtliche Unruhe bemächtigt, obwohl die Aeußerungen des Staatssekretärs keinen Zweifel daran aufkommen lassen konnten, daß Deutschland weder in Tientsin noch in Schanghai dauernd eine Besatzung zu halten beabsichtige. Mit großem Eifer arbeitet England darauf hin, der Thätigkeit der provisorischen Regierung in Tientsin ein Ende zu machen, weil damit auch der vornehmlichste Anlaß für die Beibehaltung der fremden Besatzungen in dieser Stadt entfiele. Mit der Zähigkeit und dem Geschick, das den Stab der „Time-" vor anderen auszeichnet, wo es sich um die Lösung einer gegen Deutschland gerichteten Aufgabe handelt, hat sich der Pekinger Vertreter dieses Blattes des ihm aus dem Londoner Hauptquartier gewordenen Auftrages an genommen. Er hat Juanschlkai zu einer Aeußerung über diese Angelegenheit veranlaßt, und der Vize könig von Petschili scheint sein Herz um so freimüti ger erleichtert zu Haden, als ihm nahegelegt worden sein dürste, daß er englischer Unterstützung bei den Bemühungen um Uebertragung der Verwaltung von Tientsin an ihn sicher sein könne. Daß Juanschikai den gegenwärtigen Zustand in Tientsin besonderen Grund hat zu beklagen, ist sehr begreiflich. ES darf auch seiner Versicherung geglaubt werden, daß er, wenn erst im Vollbesitze seiner Macht, die von der provisorischen Regierung begonnenen Regulierungk arbeiten am Peiho fortsetzen und die von ihr ge troffene Verfügung, jährlich 700000 Taels an die Seezollbehörde für die Kriegsschuld abzuliefern, ge wissenhaft beachten werde Sowie die Regierungen der fremden Mächte in amtlicher Form darüber ver gewissert worden sind, werden sie vermutlich auch keinen Augenblick zögern, ihre Besatzungen zurückzu ziehen und die Verwaltung der HauplhandelSstadt d<r Provinz an den Vi ekönig zu übertragen. Es ist nicht anzunehmen, daß ein Mann von den hervor ragenden Eigenschaften Juanschikais, der als Gouver neur von Schautung reichlich Gelegenheit halte, deutsche Zuverlässigkeit kennen zu lernen und sich über die rein wirtschaftlichen Ziele der deutschen Politik in China eine Ansicht zu bilden, unter dem Einflüsse des im übrigen gewiß sehr ehrenwerten vr. Morrison sein Urteil darüber zu ändern im stände sei. Ihm kann eS nicht entgehen, daß die Bemühungen Englands, der provisorischenVerwaltung inTiemsin ein Ende zu machen,weniger in einer besondercnFreundschaft für China als in der Furcht vor einer Stärkung des deutschen Einflusses in Ostasien begründet sind. Inzwischen hat Juanschikai die in der letzten Nummer unseres Blattes unter Tagesgeschichte ermähnte An frage, wann er wieder seinen Aamen werde über nehmen können, bereits an die Mächte geschickt, und England hat sie auch unverzüglich, wie folgendes Telegramm ergiebt, beantwortet: „Eine Pekinger Drahtung der „Times" vom 7. März besagt, der britiiche Gesandte verständigte die chinesche Regierung, England sei bereit, die Ver waltung der Einqeborenenstadt von Tientsin den Chinesen am 1. Mai zu übergeben, vorausgesetzt, daß die andern Mächte damit einverstanden sind." Diplomatischen Gepflogenheiten hätte cs wohl besser entsprochen, vor Erteilung einer Antwort eine Verständigung mit den andern an der Angelegenheit interessierten Mächten zu versuchen. Die revolutionäre Bewegung in Spanien und die Sozialdlmokratie. Den Sozialdemokraten, die eifrig bestrebt sind, jeden Anteil an der revolutionären Bewegung in Spanien in Abrede zu stellen — allerdings nur aus dem Grunde, weil der GeneralauSstand sich von Anfang an als erfolglos erwies — waschen nun die Anarchisten gehörig den Kopf. Das „Neue Leben" erklärt, die Taktik, die „auf Leben und Tod Kunst und Wissenschaft. Rrfidenztheater. — Am 9. d. Mt«.: „Ihr Korporal". Poffe mit Gesang in vier Akten von Karl Costa Musik von Karl Millöcker. Da verdienterweise der unsinnige Henmquin-Duvalsche Schwank „Sein Doppelgänger" sich nicht länger als eine Woche auf dem Spielplane des Residenztheaters halten ließ, so mußte besten gegenwärtiger Gast, Hr Felix Schweighofer, für einen Ersatz sorgen Ob er ihn in der schon etwas ältlich anmutenden Costaschen Poste ,Zhr Korporal" mit ihrem sehr hausbackenen Humor und der noch abgestandeneren Rührseligkeit gefunden hat, läßt sich bezweifeln Jedenfalls bietet sie ihm die Mög lichkeit, in einer sehr dankbar humoristischen, dabei aber nicht unsinnigen Nolle wie der des Barisart auf- ,»irrten Von den mancherlei Uebertreibungen ab gesehen, die der Künstler bei der Darstellung komischer Figuren nun einmal nicht vermeiden kann, stellte er in seinem Gottfried Lampel eine Figur von urwüchsiger Frische und drastischer Komik auf die Bühne, die da» all« Ränge dicht füllende Sonntage publikum zu schallenden HeiterkcitSauSbrüchen hinriß. Neben der von ihm gespielten Figur fällt in dem Costaschen Stücke Lampels Schwester Therese, einer Spielart der „Bezähmten", eine hervortretende schauspielerische Auf gabe zu, die von Frau Julie Kron th al mit der an dieser ausgezeichneten Darst.-llerm gewohnten Sorgfalt und wirkungsvollen Sicherheit auSgeführt wurde. Von den übrigen Darstellern verdienen lobentwerte Erwähnung Frl Hansi Haßmann (Susi, Köchin), Frau Minna Hänsel (Baronesse v RumpelSburg), Hr Emil Bauer (Wendelin) und Hr. Marcell Walde! (Jst- van) Hr Schweighofer führte mit Geschick die Regie des lcenenreichen Stückes W. Dg«. Konzerte. Al« Fortgang ihrer Prüfungsaufführungen veranstaltete die Dresdner Musikschule am Sonn abend im Saale des Hotel Hammer einen Musikabend, der mit einer in der Klasse des Hrn Kammervirtuos Böckmann wohlvorbereiteten Wiedergabe des Mendels- sohnschen StreichokteitS in Lb-äur eröffnet wurde. Mit angenehmer, weicher Tongebung, vorgeschrittener technischer Sicherheit und reiner Intonation spielte ein Schüler de» Hrn Kammermusiku« König Spohrs ^-moll Violin konzert (Gesangsscene), während sich ein noch sehr jugend licher Schüler des Hrn Kammermusiku« Seifert mit den schwierigen Variationen eines Herfurthschen Concertino» für Trompete recht lobenswert abzusinden wußte Frl. Magdalena Schmidt au» der Klaffe de« Direktors Hrn R. L Schneider bewährte ihr bemerkenswert entwickelte« Können aufs neue mit der Wiedergabe zweier Sätze au« Beethoven« O-äur-Sonate op 53; die begabte junge Dame wurde jedoch vorgestern durch eine Schülerin des Hrn. C. Lütschg, Frl Katharine Dunda«, überholt, deren vorteilhafte pianistische Eigenschaften beim Vortrage Li»ztscher und TschaikowSkyscher Kompositionen gar nicht mehr den Eindruck de» Schülerhaften hinterließen Der Gesang war durch je eine Schülerin der Herren vr. Müller und Hofopernsänger Schrausf vertreten. Mit nicht sehr großer, auch in der Höhe noch etwa« scharfer Stimme, aber mit lobenswertem Ausdruck und guter Textaussprache trug Frl. Glud eine Sopranarie aus LortzingS „Waffenschmied" vor, wogegen Frl Kunze ihren angenehmen Mezzosopran in Gesängen von Maria Antonia, Schneider und Hildach („Frühling ist da") nicht ohne Vorteil zur Geltung brachte. Zwei Sätze aus Schubert» U-äur-Trio om 99 boten Gelegenheit zu einer anerkennenswerten Darbietung auf dem Gebiete de« an der Dresdner Musikschule von jeher mit beson derer Liebe gepflegten Zusammenspiels. Das am gestrigen N 'chmittag in der Trinitatiskirche zum Besten de» Tabea-Vereint von Hrn Kantor Techritz kämpfenden spanischen Arbeiter" zu schmähen, sei bei den sozialdemokratischen Führern nichiS Neues: „Während des Kampfes und noch kurze Zeit darauf werden die Betreffenden beschimpft, nach kurzer Zeit kommt man aber so ganz in der Stille und — nimmt die Aufopferung, die Strafen rc. für sich in Anspruch." Das Berliner anarchistische Organ zählt ver schiedene Beispule auf, um darzuthun, daß das sozialdemokratische Zentralblatt mehrfach anarchistische „Helden" für die Sozialdemokratie reklamiert hat, nachdem die Gefahr vorüber war. Sehr bezeichnend für diese Taktik ist die Stellungnahme der Sozial demokratie für die im Jahre 1887 wcgen Mord- anschlag« verurteilten Anarchisten in Chicago. In dem diesjährigen sozialdemokrischen Agitativnskalender, dem „Märkischen Landboten", findet sich eine Schilder ung, aus der folgende Stellen hervorgehoteu zu werden verdienen: „Am II. November 188S wurden in Chicago al» Märiyrer ihrer Uebtrzeugung vier Manner, Spieß, Parsons, Engel und Fischer durch dre Justiz gemordet Sie waren von Hallunken, die die Klassenjustiz in Chicago au-üblen, zum Tode verurteilt worden Ein fünfter, glerchsallS zum Tode Verurteilter, Lingg, hüte sich kurz zuvor das Leben geuommen . . . „Wie kam eS, daß jene acht braven Männer unschuldig verurteilt, daß fünf von ihnen hingemordet wurden? Sie fielen als Opfer des Klassenhasses . . . „Ein Staatsanwalt auS der Unternrhmerklasse — Grinnell hieß dieser Mordbube — rief den Richtern zu, sie sollten die Angellagten verurteilen wegen einer angeblichen Verschwörung zur Ermordung von Polizisten . . . „Dit Arbeiterllasse hält das Andenken der braven acht Männer, die ins Zuchthaus, in den Tod als Märtyrer ihrer Uebcrzeugung, als Opser brutalen Klassenhasses, gegangen find, in hohen Ehren. (Ist leider nicht wahr, es thun dies bloß die Anarchisten. D. Schristl. d „Neuen LcbenS" ) Diese schauderhafte Bluithat lebt sort in der Erinnerung jedes Arbeiters der Welt Sie sporne ihn an, sich mrl allen Arbeitern zusammenzuscharen, den Sieg der Sozialdemokratie zu beschleunigen und dadurch die Klassenherrschaft mitsamt ihren greuelvollen Folgen zu beseitigen . . ." Das anarchistische „Neue Leben" entrüstet sich nun darüber, daß in dem vorstehenden Nachrufe verschwiegen worden ist, daß die erwähnten „Opfer" Anarchisten waren und dies bis zu ihrem Ende be kannt haben; eS macht darauf aufmerksam, daß der Verleger des Kalenders früher selbst Anarchist ge wesen fft, also die „Geschichte der Chicagoer" kennen müsse. Schließlich schreibt das „Neue Leben", viel leicht werde man es noch erleben, daß die Sozial- dtmokratie auch den jetzt in Spanien kämpfenden Proletariern Gerechtigkeit widerfahren lasse. Viel leicht? Nein, bestimmt wird das die Sozialdemo kratie thun. In ihrem „historischen Kalender" werden auch die spanischen RevolutionShelden wie alle übrigen ihre Verherrlichung finden. Nur in der Gegenwart ist es für die sozialdemokratische Parteileitung pein lich, offen mit der Revolution sich zu verbrüdern. Zur Amcrika-Reise des Prinzen Heinrich von Preutzen. Ueber den Aufenthalt des Prinzen Heinrich in den Vereinigten Staaten von Amerika liegen die nachstehenden weiteren Meldungen vor: Da» Danktelegramm, das der Präsident der Harvard-Universität Eliot an Se. Majestät den Deutschen Kaiser gerichtet hat, hat in der Uebersitzung folgenden, bereit« in einem Teile unserer letzten Auflage mitgeteilten Wortlaut: „Die Harvard - Universität dankt Ew Majestät für Ihr Begeisterung weckender Telegramm an Prinz Heinrich und für Ihre hochherzige Gabe. Mögen die Handlungen Ew. Majestät die beiden verwandten Völker rinanver immer näher bringen " Am Freitag nach 1 l Uhr abends fuhr Prinz Heinrich in New-Aork vom Unioersity - Club nach der Arion« Halle, wo 400 ehemalige deutsche Studenten einen Bierkommers veranstaltet hatten. Karl Beck führte den Vorsitz und begrüßte den Prinzen bei seinem Eintrrffen mit einer Ansprache In seiner Erwiderung führte Prinz Heinrich, wie wir ebenfalls schon in der zweiten Ausgabe unserer letzten Nummer berichteten, nachstehendes aus: „Sie sangen soeben „Deutschland, Deutschland über alleS", Sie alle tragen im Knopfloch das schwarz-weiß-rote und da» rot-weiß-blaue Band. Ich hoffe, daß der deutsche Idealismus, die deutsche Sprache, das deutsche Lied, die deutschen Sitten und das deutsche Denken ein Bindeglied zwischen dem teuren Vaterlande und den Vereinigten Staaten sein werden." Um Mitternacht kehrte der Prinz in das Waldorf« Astoria-Hotel zurück Prinz Heinrich verbrachte den vorgestrigen Vormittag im Hotel Waldorf - Astoria und gab den Besuch des Grant-Denkmals auf. Jedoch ließ er durch den Leutnant v Egidy dort einen Kranz niederletzen Vor gestern mittag nahm der Prinz da« Luncheon bei der Familie Ogden Mills ein und kehrte sodann nach dem Hotel zurück Vorgestern mittag hörte Prinz Heinrich im Hotel «in sehr interessante« Negerkonzert. Der Sängerchor bestand au« Negern und Indianern, Männern und Frauen Es wurden acht Lieder gesungen, die alle ver schiedenen Charakter besaßen und sämtlich sehr eindrucks voll und mit höchster Vollendung vorgetragen wurden Al« sich die Sänger nach etwa dreioiertelstündigem Aufenthalte verabschieden wollten, sagte der Prinz zu ihnen, er wünsche, daß sie ihre eben so eindrucksvoll ge zeigten Traditionen sich bewahren und die Schönheit ihrer nationalen Gesänge weiter pflegen möchten. Der Chor sang zum Dank für diese Worte noch die „Wacht am Rhein" im englischen T«xt und da« „Star spangled banner". Der Prinz gab dann nochmals seiner Freude Ausdruck Im Festsaale des Waldorf-Aftoria-Hotel» wurde vor gestern abend das 117. Stiftungsfest der „Deutschen Gesellschaft" gefeiert, an dem Prinz Heinrich mit Gefolge teilnahm. An 1000 Gäste waren erschienen Der Vorsitzende Gustav HSchwab hielt ein Ansprache, die emc Menge Einzelheiten aus der ruhmvollen Ge schichte der Gesellschaft enthielt, überreichte ein Gedenk- blatt und schloß mit einem Hoch auf den Prinzen Heinrich Karl Schurz hielt sodann eine Rede, in der er die alte Freundschaft zwischen Amerika und Deutschland behandelte und aussührte, seit Amerika eine Großmacht sei und auf fest«» Füßen flehe, habe e« Freunde überall Als jedoch sich die Union in Not befunden hätte, da sei das deutsche Volk fern bester Freund gewesen Ebenso sei die Herstellung der deutschen nationalen Einheit nirgends so sympathisch begrüßt worden wie von den Amerikanern Alle Preßhetzereien, die darauf gerichtet seien, die deutsch-amerikanische Freundschaft zu zerstören, seien nur kraftlose Giftmischer« und knabenhaftes Ge schwätz gewesen Ein Friedensbruch wäre ein Verbrechen, doch sei solches Verbrechen schlechtweg unmöglich Sr Majestät de« Deutschen Kaisers herzgewinnender Freund- schaftSbote sei mit einem so elementaren Ausbruche von Wärme begrüßt worden, daß alle Welt sich von der Aufrichtigkeit überzeugen mußte Der Erfolg sei eine Freude für jeden Freund der Menschheit Der Redner sprach alsdann die Bitte au«, der Prinz möge in Deutschland erzählen, wie hoch die Weisheit deS Kaisers, de« Urheber« dieses Freundschaft«- und Friedentfeste», hier geschätzt werde Die deutsch« amerikanische Freund schaft verjünge die große Garantie de» Weltfrieden« Der Präsident der Columbia UniversUy, Butler, feierte alsdann die deutschen Unterricht«- und Wiffen- schaftSmethodcn, der Fortschritt der Welt beruhe hieraus; Amerika habe sie jetzt adoptiert; beide Länder stünden veranstaltete geistliche Konzert hatte trotz de« un günstigen Wetter« erfreulicherweise zahlreichen Besuch gefunden Unter Leitung de« Veranstalter«, dessen Name in den letzten Wochen gelegentlich der Ein studierung der schwierigen Kinderchöre in der Oper „Feuersnot" mit Auszeichnung genannt wurde, trug der freiwillige und ständige Kirchenchor de« Gotteshauses Chöre von I Handl (GalluS), Hauptmann und Mendels sohn (Hymne mit Sopransolo) vor, bekannte und für Konzertzwecke besonders beliebte Tonsätze, die bei sorg fältiger Einübung mit Wohlklang und trefflicher Ab rundung dargeboten wurden. Besonders vorteilhaft für die Gesamtwirkung erschienen die kräftigen, sonoren Bässe Das Sopransolo hatte Frl. Margarete Weißbach übernommen, die außerdem eine Arie aus „Paulus" und ein geistliches Lied (Psalm 62) von Albert Becker mit wohllautersüllter, sympathischer Stimme zum Vor trag brachte Zu der eigenartig klangschönen Wieder gabe eines Beelhovrnfchen Triosatze« (Adagio) für Oboen und englische« Horn vereinigten sich die Herren Kammer musiker Biehring, Pietzsch und Wolf. Mit dem Toncharakter der genannten Blasinstrumente hatten einige Register der neuerdings umgebauten, bez durch Solo stimmen ergänzten Orgel eine überraschende Aehnlichkeit An Stelle de« erkrankten Kantor« Hrn Richard Schmidt, des früheren Hilfsorganisten der Trinitatiskirche, hatte Hr Wolfgang Richter die Vorträge und Begleitungen an der Orgel übernommen. Der fleißige, durch die un eigennützige Bethätigung in seinem musikalischen Berufe vorteilhaft bekannt gewordrne Künstler spielte außer Bach» Passacaglia (O-moll) einen Fischerschen Konzert« satz („Vor dem Karfreitag"), dessen Wirkung durch das Fartklingen eine« dissonierenden Pedaltone« anfangs leiver gestört zu werden drohte. Im „Presto" war der Uebelstand jedoch glücklicherweise beseitigt Al« Kom ponist bewährte sich Hr Richter mit zwei aus den Musik, gotterdienstcn ter Frauenkirche bereit« bekannten Choral- vorspielen, geschickten kontrapunktischen Studien, in denen die Melodie als 6»ntu8 tirmus im Tenor und Choral motive al» Umkleidung der gegebenen Stimme wirkungs voll benutzt sind U S Sascha Schneiders .Kolossalgemälde: „Um die Wahr heit" in Emil Richters .Kunstsalon. I. Die Raschlebigkeit unserer Zeit zeigt sich u a. auch in der Kürze, binnen welcher heutzutage ein Schrift steller oder Künstler zu Ruhm und Ansehen gelangt Eine über den Rahmen de« Gewöhnlichen nur wenig hervorragende Leistung genügt schon, um in den Kreisen de« kunstfreundlichen Publikum« Aussehen zu erregen. Berufene und unberufene Federn verkündigen den Er folg der neuen Schöpfung, da die Kritiker nicht« lieber haben, al« wenn sie auf ein ausgehende» Gestirn auf merksam machen können Die illustrierten Zeitungen be eilen sich, da« Bildnis deS jungen Helden zu bringen oder, wenn e« ein Werk der bildenden Kunst ist, dasselbe zu reproduzieren Aber nur in Au«nahmefällen vermag ern auf diese Weise durch Reklame oder Ueber« schätzung in die breite Oeffentlichkeit eingesührte« Talent die viel zu hohen auf ihn gesetzten Erwartungen zu be friedigen. In der Regel enttäuschen schon seine nächsten Arbeiten, und wenn eS ihm auch möglich ist, sich ge raume Zeit in aufsteigender Linie zu bewegen, so schädigen die Anstrengungen, die er macht, um sich oben zu halten und immer neuc« Aufsehen zu erregen, sei» künstlerische« Vermögen nur zu bald. Es kommt ei« Moment, in dem r« „über die Kraft" hinausgeht; die Enttäuschung bleibt nicht aus, und mögen auch die guten Freunde alles daran setzen, um den Mißerfolg zu vertuschen, auf die Dauer läßt sich da« Publikum nicht« vormachen, und die frühere Ueberschätzung endet ost mit einer vielleicht nicht ganz gerechten Unterschätzung oder gar Verdammung.
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