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Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. GerichtsLmter u. der StadtrLthe zu Freiberg u. Brand. 285. >»>—»> >. Erschtint i.Frtiberg jet.WochmI.Ab. KU. für den an». Tag. Jnscr. werden bt« B. ll U. für nichste Nr. angen. Sonntag, 8. December. Prei» vterteljahrl, 2Ü Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile oder denn Raum mit 1 Ngr. beretnet. 1872. Lagesgeschichte. Berlin. Der „Schl. Ztg." wird geschrieben: Es ist ausge fallen, daß die Berichte über die Pairsliste in Betreff der Namen verschieden sind. Die Varianten sind dadurch veranlaßt, daß die Zahl 25 abgeändert worden ist zunächst durch den Wunsch des Königs, den Feldmarschall v. Steinmetz unter den Berufenen zu sehen, und dann dadurch, daß 2 von den in die Pairsliste aufge nommenen Candidaten aus Gesundheitsrücksichten die Streichung ihrer Namen von der Liste nachsuchten, nämlich der Staatsminister a. D. v. d. Heydt und der wirkliche geh. Oberregierungsrath Wehr mann. Die Auslassung Delbrück's auf der Liste hat ihren Grund darin,, dbß derselbe mit Geschäften überhäuft ist. Aus diesem Grunde ist auch mancher andere Staatsmann nicht auf die Liste gekommen? — Nach einer authentischen Zählung der Fractionen des Abgeordnetenhauses zählen die Altconservativen 69, die neuen Conservativen 44, die Freiconservativen 38, die Nationalliberalen 116, das Centrum 58, das liberale Centrum 11, die deutsche Fort schrittspartei 48, die Polen 19, die Wilden 16 Mitglieder. — 6. December. In der heutigen Sitzung des Herrenhauses stand auf der Tagesordnung die erste Berathung der KreisordnungS- vorlage. Der Minister des Innern, Graf zu Eulenburg, erklärt,, es sei eine Phrase, wenn die rechte Seite des Hauses aus einem Gesetze, welches die große Majorität des Volkes hinter sich habe, den Umsturz präjudicire. Die Regierung sei fest entschlossen, die Vorlage unverändert durchzusetzen, und mußte diese durch die Neu berufung von Herrenhausmitgliedem sichern. Wenn man Dank barkeit für die Haltung des Herrenhauses in der Confltctzeit ver lange, so sei zu erwidern, daß der Staat nicht dankbar sein könne. Der König könne einen Minister, der ihn einst gut berathen, nicht immer darum conserviren. Ebenso könne man auf die einstige correcte Haltung eines parlamentarischen Factors nicht immer Rück sicht nehmen. Die Vorlage sei nicht der Todeskampf des Conser- vatismus, sondern der erst neu belebende Schritt der innern Reform. — Das Gerücht, daß Graf Roon zurücktreten wolle, wird jetzt officiüs dementirt. » — Mr die Ostsee-Beschädigten sind bei dem vaterländischen Frauenverein bis jetzt 73,553 Thlr. eingegangen. Der deutsche Hilfsverein hat aus Leidig einen ersten Beitrag von 20,000 Thalern erhalten. — Aus Straßburg wird unterm 7. December telegraphirt: Bei der Submission der kaiserlichen Tabaksmanufaktur gaben sechs Consortien Angebote ab. Das höchste Gebot (7 Millionen Fr.) machten Commerzienrath Cohn aus Berlin und Banquier Schott länder aus Breslau; Rothschild, Bleichröder und Oppenheim boten 6 Millionen, ein hiesiges Consortium 4 Millionen. Feldkirch, 4. December. Die Errichtung einer Spielbank in Vaduz wurde von dem regierenden Fürsten von Liechtenstein dem Consortium, welches wiederholt dämm ansuchte, auf das Entschie denste verweigert. München, 4. December. Die infolge des Dachauerbanken schwindels eingeleiteten gerichtlichen Untersuchungen erstrecken sich, eingezogenen Erkundigungen zufolge auf zehn Personen, die sich in drei Gruppen theilen: 1) die Bankhalter Herb und Lindner; 2) die Bankhalterin Pauline Dosch und Rechtsconcipient Brücklmaier; 3) Adele Spitzeder mit noch fünf Personen, worunter ihre „Gesell schafterin", bisher Besitzerin der „Villa Rosa" und eines Juwelen schmuckes von eminentem Werthe. Die übrigen sind gewesene „Beamte" des erstgenannten Fräuleins, darunter Herr Homolatsch, gewesener österreichischer Cadet und aus den Curlisten eines nieder- bayerschen Bades vom vorigen Sommer bekannt als „Baron Na poleon Homolatsch." Prag, 6. December. Nach mehrstündigem strafgerichtlichen Verhör ist gestern der czechische Abg. Schulz, der frühere nominelle Eigenthümer des jungczechischen Blattes „Narodni Listy", verhaftet worden. Pesth, 5. December. Das heutige Amtsblatt veröffentlicht das allerhöchste Handschreiben an den bisherigen Ministerpräsidenten Grafen Lonyay, welches dessen Entlassungsgesuch genehmigt 'In demselben heißt es: „Gern spreche Ich Ihnen bei dieser Gelegen heit Meine volle Anerkennung aus und versichere Sie Meiner un veränderten Gnade, welche Sie für Ihre stets treuen und ausge zeichneten Dienstleistungen, für Ihre Hingebung und Jbren uner müdlichen Eifer verdient haben." Gestern Abend hat übrigen-, wie man der „Pr." meldet, der Deakclub mit vollster Zustimmung Deak's beschlössen, wenn Lonyay im Club sich verabschiedet, ihm Seiten der Partei den herzlichen Beweis zu geben, daß diese seinen Verdiensten um das Vaterland und den Liberalismus die vollste Anerkennung schenke. — 6. December. In der gestrigen'Sitzung des Unterhauses gelangte das allerhöchste Decket zur Verlesung , durch" welche- der zeftherige HandelSmEer, Szlavy zum Ministerpräsidenten, Graf Joseph Zichy )un. (bisher Generalgouverneur von Fiume) zu« Handelsminister ernannt wird, die übrigen Minister (mtt Ausnahme Lonyay's) in ihren Posten auf's Neue bestätigt werden. TLmmt- liche neue Minister stellten sich hierauf persönlich vor, und e- er klärte dabei der Ministerpräsident Szlavy, daß das Ministerium, > so lange dasselbe das Vertrauen der Majorität des Hauses besitze, die Verwaltung in der bisher schon innegehaltenen Richtung fort- führen werde. Als Gegenstände der Berathung für den Rest der gegenwärtigen Session machte derselbe u. A. eine Gesetzvorlage be treffs des sogenannten Königsbodens, sowie über die Provinziali- sirung der Militärgrenze und die Regelung der Finanzen des Lan des namhaft. Namentlich sollen noch Gesetzentwürfe über Aufnahme einer neuen Anleihe, über Forterhebung der gegenwärtigen Steuem im ersten Quartale 1873, über Ertheilung der Indemnität und über Steuerreformen eingebracht werden. Der Ministerpräsident schloß mit der an die Mitglieder aller Parteien gerichteten Auf forderung, mit der unumgänglich nothwendigen Besonnenheit und Mäßigung zum Besten des Landes zusammenzuwirken. Neusatz, 4. December. Ein Telegramm der „Pr." meldet: In Moschorin brachen gelegentlich der Gemetnderechnungsablegung Unruhen aus. Die einschreitenden Gendarmen, von den Feuer waffen Gebrauch machend, tödteten zwei und verwundeten mehrere Personen, mußten aber schließlich der Ueberzahl weichen. Zur Unterdrückung der Unruhen ist Militär im Anmarsche. Paris, 4. December. Die Aufregung in Paris und in ganz Frankreich ist wieder im Wachsen, und die Gemüther find um so erhitzter, als man nach der Frettagsabstimmung geglaubt hatte, daß die Sache abgethan sei. In einigen Departements ist die Er regung so groß, daß die Präfecten die Weisungen des interimisti schen Vertreters des Ministeriums des Innern, Grafen Rsmüsat, betreffs der Generalräthe nicht auszusühren waren. (Das Betref fende Rundschreiben hat bekanntlich den Präfecten ein Gesetz vom Jahre 1855 in Erinnemng gebracht, welches alle politischen Kund gebungen municipaler Behörden verbietet und somit den von der Majorität der Nationalversammlung in ihrem Votum gegen Hrn. Lefranc angenommenen Standpunkt adoptirt.) — 6. Decbr. Thiers empfing gestern Abend zahlreiche Mit glieder der Linken, welche baten, er möge trotz des Sieges der Rechten keinerlei Zugeständnisse machen. Heute Vormittag sollt» dem Vernehmen nach ein Mintsterrath stattfinden, und verlautet, sämmtliche Minister hätten ihr Enttassungsgesuch Wiederholt,