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Großenhainer Unterhaltungs- L Anzeigkblatt. RlläsUaii äer Rölligs RiiitLflaupimiuliifcfittst, lies Roiligf Amtsgeric!Ü8 «»ä äes 8t«litmtl>8 z» Ow^mluim. Erscheinen: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Vierteljährliches Abonnement: am Schalter l M., durch den Boten ins Haus 1 M. 25 Pf., durch die Post l M. 25 Pf., durch die Post ins Haus l M. 50 Pf. Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Verantwortl. Redacteur: Herrmann Starke 86». Inserate für die am Abend auszugebende Nummer werden bis früh 9 Uhr angenommen und Gebühren für solche von auswärts, wenn dies der Einsender nicht anders bestimmt, durch Postnachnohme erhoben. Nr. 8. 72. Jahrgang. Donnerstag, den 17. Januar 1884. Bekanntmachung, den Verkauf von Heu und Stroh im Wochenmarktverkehr betreffend. Wir bringen hierdurch in Erinnerung, daß Heu und Stroh, welches auf den hiesigen Wochenmärkten in Gebunden oder Schütten feil geboten wird, nach folgenden Gewichts beträgen abgewogen sein muß, und zwar das Gebund Heu nach einem Gewicht von 5 Kilogramm, die Schütte Stroh nach einem Gewicht von 10 Kilogramm. Zuwiderhandlungen gegen diese marktpolizeiliche Anordnung werden nach 8 149 Pkt. 6 der Reichsgewerbeordnung mit Geld bis zu 30 M. bestraft. Großenhain, am 16. Januar 1884. Der Slädtkälh. Herrmanu. Bekanntmachung. Den im II. Halbjahre 1883 in hiesige Stadt verzogenen Einwohnern, welche als Beitragspflichtige zu den communlichen Anlagen abzuschätzen gewesen sind, wird nächster Tage eine schriftliche Notification des von ihnen zu zahlenden Anlagenbetrags zugehen. Beitragspflichtige, welche eine solche Notification nicht erhalten sollten, werden auf des Reclamanten genau anzugeben. Großenhain, am 16. Januar 1884. Der Stadtrath. Vogel, Stdtr. Bekanntmachung. Aus Anlaß wiederholt vorgekommener Fälle wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß Personen des Soldatenstandes nicht befugt sind, dem MilitärfiScus gehörige Fourage, militärische Bekleibungs- oder Ausrüstungsgegenstände zu veräußern oder zu verpfänden und daß die Annahme derartiger Sachen eine Bestrafung wegen Hehlerei auf Grund § 259 flgd. des Reichsstrafgesetzbuchs nach sich zieht. Großenhain, am 15. Januar 1884. Dtk Stäütkäl!). Herrmann. gefordert, solche vor Ablauf der Neclamationsfrist in der Stadthauptcasse in Empfang zu nehmen. Reelamationen gegen die erfolgte Abschätzung sind bei Verlust rechtlicher Wirkung derselben bis längstens den 2. Februar d. I. mündlich oder schriftlich bei uns anzubriugen und ist dabei Name, Stand und Wohnung Tugesnachrichlen. Sachsen. Bei Ihren königlichen Majestäten fand am Montag Nachmittag eine größere Hoftafel statt, zu welcher auch an die Präsidenten und Mitglieder beider Kammern der Ständeversammlung Einladungen ergangen waren. In der zweiten Kammer fand am 14. Januar zunächst die eidliche Verpflichtung des neugewählten Abg. v. Carlo witz statt; sodann ertheilte die Kammer dem Gesetzentwürfe, die Ausführung des Reichsgesetzes über Abwehr und Unter drückung der Reblauskrankheit betreffend, mit einer kleinen Aenderung und dem Gesetzentwürfe über die gewerbsmäßige Ausübung des Hufbeschlages mit mehreren, von der Gesetz gebungsdeputation beantragten unwesentlichen Abänderungen ihre Zustimmung. Ferner wurde für den Umbau des Bahn hofs Waldheim die von der Regierung postulirte Summe von 747,040 M. bewilligt, ebenso bedingungsweise eine nachträglich postulirte Summe von 112,400 M. zur An legung einer Zufahrtsstraße zu dem genannten Bahnhofe, und schließlich, nach dem Vorgänge der ersten Kammer, dem Entwürfe zu einer Verordnung, die Versicherung von industriellen und landwirthschaftlichen Maschinen vor deren Inbetriebsetzung bei der Landes-Brandversicherungsanstalt betreffend, die Zustimmung der zweiten Kammer ertheilt. Am 15. Januar wurden ein königl. Decret, betreffend den Ankauf eines Grundstückes für die Amtshauptmannschaft Annaberg, an die Finanzdeputation verwiesen und zwei Positionen des außerordentlichen Budgets, den projectirten Kohlenbahnhof zu Crimmitschau und die Eisenbahnstrecke Brunn-Neumark betreffend, sowie aus dem Etat des De partements des Innern die Cap. 63—69 (Subventionen an gemeinnützige Anstalten, Landarmenwesen rc.) bewilligt. — Die erste Kammer hat am Dienstag eine ganze Reihe Positionen des außerordentlichen Staatshaushaltsetats, meist Herstellungen und Veränderungen auf Bahuhöfen und an Transportmitteln betreffend, einstimmig bewilligt; -auch die Summe von 2,250,000 M. für die Fortsetzung der Linie Freiberg-Bienenmühle bis zur Landesgrenze und die Summe von 82,330 M. für Einführung des Siemenö'schen Block- signalshstems auf der Linie Leipzig-Riesa-Dresden befanden sich unter den genehmigten Positionen. Es kann leider keinem Zweifel unterliegen, daß der sächsische Major v. Seckendorfs bei der Vernichtung der Armee Hicks Pascha's sein Leben eingebüßt hat, wenn der Brief von dem Pater Luigi, dem Haupte der Mission in El Obeid, in welchem derselbe mittheilt, daß der einzige in Kordofan befindliche Ueberlebende von der Armee Hicks Paschas der frühere Diener des Majors v. Seckendorfs, Gustav Adolph Klootz, sei, richtig berichtet. Der Diener desertirte drei Tage vor der Schlacht bei Kashgate und ist jetzt Offizier in der Armee des Mahdi. Die Stadtverordneten zu Leipzig haben der Vorlage über Verwilligung einer Garantiesumme von 170,000 M. und der Ueberlassung des Festplatzes zum achten deutschen Bundesschießen zugestimmt. Die Bewohner Annabergs wurden am vergangenen Freitag Nachts zwischen 11 und 12 Uhr durch das weithin hallende Rollen des Donners geweckt, in welches sich das Brausen eines heftigen Gewittersturmes mischte. In rasen den Wirbeln wurde ein dichtes Schneeflockengestöber durch die Straßen gepeitscht, in welchen die von dem heftigen Luftdruck flackernden Gaslaterneu zu verlöschen drohten. Grelle Blitze durchzuckten die stürmisch bewegte Luft und erhellten secundenlang das nächtliche Dunkel mit inten siv bläulicher Beleuchtung, in welcher die durcheinander wirbelnden Schneeflocken wie Lichtfunken erglänzten. Erst Hegen Mitternacht ließ das Unwetter nach, aber der Schnee fall dauerte bis gegen Morgen. — Ferner entlud sich am Sonnabend Nachmittags in der dritten Stunde über Sayda und Umgegend bei heftigstem Schneegestöber ein schweres Gewitter. Ein Blitzstrahl fuhr an dem Thurme der Stadt kirche hernieder und riß von einer über dem Hauptportal befindlichen großen Kreuzblume die Kugel und ein Stück des rechten Kreuzarmes ab. Eines so fürchterlichen Unwet ters konnten sich selbst die ältesten Leute nicht entsinnen. Durch ein paar heftige Schläge gegen den Fensterladen ist kürzlich in Auerbach früh vor 7 Uhr eine in der Nähe des Fensters stehende Frau so erschreckt worden, daß sie die Petroleumflasche umstieß, deren Inhalt sich über die das Lämpchen haltende Hand der Frau auf die Diele er goß, sich entzündete und die Hand der Frau, sowie die Diele stark verbrannte. Erst dem herbeigerufenen Ehemann gelang es, das Feuer durch Asche zu ertödten. Am 14. Januar versuchte in Chemnitz ein dort wohnen der Hausmann, jedenfalls um seinen Weg abzukürzen, vom Bahnpersonal unbemerkt, unter einem stillstehenden Rangir zuge hinwegzukriechen. In demselben Augenblicke setzte sich aber der Zug in Bewegung und überfuhr den Mann der artig, daß auf der Stelle der Tod eintrat. In Thanhof bei Zwickau hat am Sonntag ein drei jähriger Knabe einen mit heißem Wasser gefüllten Topf, welcher auf einem Tische gestanden, umgestoßen und sich dabei so stark verbrannt, daß er bald darauf starb. Trotzdem man schon über 1000 Kanonen- und Falkonet- kugeln aus dem Stolpener Schloßbrunnen zu Tage gefördert hat, sind unten noch ganz bedeutende Vorräthe vorhanden, die oft mit der Spitzhacke von dem sie fest einschließenden Schutte losgelöst werden müssen. Am 10. Januar Abends wurde eine gefüllte, mit einem Holzstöpsel versehene Bombe gefunden. Ein anderer eigenthümlicher Fund ist der eines Bayonnets, das an der Spitze etwa 15 Centimeter drei kantig ist, dann aber stielrund wird. Die durch Schneeverwehung hervorgerufene Betriebs störung auf der Eisenbahnstrecke Annaberg-Weipert ist erst am Dienstag wieder behoben worden. Deutsches Reich. Feldmarschall Frhr. v. Manteuffel, I der Statthalter von Elsaß-Lothringen, hat jüngst mit einigen ! elsässischen Herren eine Unterredung über sein Wirken in den Neichslanden gehabt. Den Anlaß hierzu gab eine von > Baron Zorn v. Bulach jun., einem angesehenen elsässischen Grundbesitzer, gegen den Statthalter im Landesausfchusse gehaltene Rede, in welcher Herr v. Manteuffel scharf an gegriffen wurde. Der Statthalter äußerte seine Betrübniß über die Rede und sprach im Weiteren mit der ihm eigenen Offenheit seine Meinung über das reichsländische Beamten thum, die Notabeln und verschiedene specielle Vorkommnisse der jüngsten Zeit aus. Er glaube nicht, daß eine Oppo sition der höheren Beamten gegen ihn bestehe; er müßte ja dann an der Menschheit verzweifeln, da keiner von ihnen ihm in amtlichen Berichten und im persönlichen Verkehr je Vorstellungen über den Gang seiner Politik gemacht habe. Entschieden wies der Statthalter die Insinuation zurück, als ob er versucht habe, durch Höflichkeit und Nachgiebig keit die elsässischen Notabeln zu gewinnen, und daß er unter deren Einfluß stehe; er sei bei seinem Handeln stets nur seiner eigenen Ueberzeugung gefolgt und thue dies auch in seiner jetzigen Stellung. Nachdem Herr v. Manteuffel sich nocb über die Demission des Bezirkspräsidenten Lothringens, v. Flottwell, und über die Strafversetzung des Oberförsters Mang ausgelassen, äußerte er schließlich, daß sein Verbleiben an der Spitze der reichsländischen Verwaltung lediglich vom Willen des Kaisers abhänge. Das preußische Abgeordnetenhaus ist am Dienstag in die Generaldebatte über die Steuervorlage eingetreten, die zwar noch nicht beendet wurde, aber doch schließlich zur Ueberweisung der Vorlage an eine Commission führen wird. Ueber die Annahme oder Ablehnung derselben läßt sich im Voraus wenig sagen; jedenfalls aber dürfte Herrn v. Scholz sein großes finanzielles Werk, mit dem er das Land über- rascht hat, vom Landtage sehr erschwert werden. Wie aus Merseburg, 14. Januar, geschrieben wird, ist dort in der Nacht zum 14. d. Se. Excellenz der General der Infanterie z. D. Herwarth von Bittenfeld, welcher während der Zeit seiner Jnactivität daselbst wohnte, nach längerem Leiden verstorben. Der muthmaßliche Thäter, von welchem am 29. Octo ber v. I. das Dynamitattentat im Polizeipräsidialgebäude zu Frankfurt a. M. verübt wurde, ist in Hamburg ver haftet worden. Derselbe soll aus Sachsen gebürtig und als Anarchist bekannt sein und auch Genossen haben, die noch gesucht werden, leugnet aber bis jetzt die That. Frankreich. In der Deputirtenkammer übernahm am 12. Januar der neugewählte Präsident Brisson den Vor sitz mit einer Ansprache, in welcher derselbe es als eine Pflicht des Parlamentes bezeichnete, die gegenwärtige Generation vor den harten Lehren der Vergangenheit zu bewahren und durch alle Schwierigkeiten hindurchzuführen. Brisson schloß seine Ansprache mit der Aufforderung zur Versöhnung und zur gegenseitigen Achtung der verschiedenen Meinungen. Der chinesische Gesandte, Marquis Tseng, ist am 14. d. Nachmittags mit seinem Secretär in Calais eingetroffen und sofort nach Paris weiter gereist. Spanien. Während in der Freitagssitzung der Kammer der Minister der öffentlichen Arbeiten die Opposition be schwor, das allgemeine Stimmrecht und die Verfassungs- Reform nicht zu bekämpfen, um die Versöhnung der Fractionen der liberalen monarchistischen Partei herbei zuführen, appellirte am Sonnabend der ehemalige Minister Becerra, Vorsitzender der Adreßcommission, im Interesse des Gedeihens und der Ruhe des Landes an die versöhn liche Gesinnung der Monarchisten und Liberalen und sagte, König Alfonso Xll. habe mehr für die Freiheit Spaniens gethan, als die gesummten Liberalen. Egypten. Die Regierung hat den Kriegsminister mit der schwierigen Aufgabe beauftragt, die beschlossene Räumung des Sudan und speciell der Hauptstadt Chartum zu leiten. In etwas wird diese Aufgabe dadurch erleichtert, daß es gelungen ist, mit mehreren der aufständischen Beduinen stämme in der Nähe von Suakim ein freundschaftliches Einverständniß zu erzielen, so daß von dieser Seite aus der Rückzug der egyptischen Truppen, welcher auf Suakim geht, nicht mehr bedroht erscheint. China. Wie ein Telegramm von „Reuter's Office" aus Kanton meldet, treffen die Behörden der Provinz Kwangtung ernstliche Kriegsvorbereitungen; zwischen Kanton und der Grenze von Tonkin werde eine telegraphische Ver bindung hergestellt; nach Hainan würden beträchtliche Truppenverstärkungen geschickt. Eine Proclamation des Vicekönigs fordere die Bevölkerung auf, sich auf den Krieg vorzubereiten und einen Angriff der Franzosen zurück- zuweiscn. Der Aufruf gedenke schließlich des freundschaft lichen Verhältnisses zu den anderen Nationen. Amerika. Im Repräsentantenhause zu Washington wurde kürzlich eine Resolution eingebracht, welche verlangt, daß Schritte gethan werden sollten zur Untersuchung ver mittelst falscher Facturen verübten Zollbetrügereien und daß der geeignete Ausschuß die nothwendigen gesetzlichen Maß regeln Vorschlägen solle, um ausländische Fabrikanten zu zwingen, den wirklichen Marktwerth ihrer Waaren zu decla- rircn. Man wies die Resolution dem Finanzausschüsse zu.