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MemMr Ameiger -Mols L Zeitung für Keifersdorf» "g zur Groß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdors, Lübau, Borlas, Spechtritz ete. " —— — Nummer 19. Dienstag, den 16. Februar 1897. 10. Jahrgang. 397. —' " > Bekanntmachung. Die Besitzer der in hiesiger Stadt gelegenen Grund- stücke werden hiermit wiederholt an die Erfüllung der ihnen obliegenden Pflicht, die längs ihrer Grundstücke füh- renden Fußwege bei eintretender Glätte gehörig zu be- gf. streuen, erinnert. Die Unterlassung des Streuens zieht nicht nur Haft- _ . Pflicht für etwa dadurch entstehende Unfälle, sondern auch bi Ordnungsstrafe bis zu 30 Mk. nach sich. Rabenau, am 15. Februar 1897. Der Bürgermeister, ^packet Aus unserer Gegend. , — Ein angesehener Einwohner unseres Städtchens, -nd Herr Moritz Weinhold, beging am Sonnabend im Kreise der Seinigen sein silbernes Ehejubiläum. Der -l, hiesige Männergesangverein „Apollo", dem der Jubilar "oe- sch»,, seit Jahren augehört, brachte ihm früh Morgens ein ' „Stündchen", welchem sich sodann im Laufe des Tages viele andere Beweise der Liebe lind Hochachtung, deren sich ^das Jubelpaar erfreut, anschlossen. — Bei der um diese Jahreszeit herrschenden Glätte kann nicht oft genug daran erinnert werden, daß es allen Hausbesitzern oder deren Stellvertretern zur strengsten Pflicht gend gemacht wird, die Fußwege mit Saud bez. Asche zu bestreuen. Zuwiderhandelnde haben sich den durch ihre Fahrlässigkeit herbeigeführten Schaden selbst zuzuschreiben und sind bei nse etwaigen Unfällen für die häufig nicht unbeträchtlichen Brust. Kurkosten unter allen Umständen haftbar. Vorsicht ist > kleiden, deshalb am Platze. (Siehe amtl. Bekanntmachung.) ilino — 2" Tharandt hat, um das über die Mitter- nachtsstunde hinausgehende Offenhalten der Schankwirth- schaften einzuschränken, der Bürgermeister folgende Bekannt machung erlassen: „Deshalb wird nach Gehör und Zu stimmung des Stadtgemeinderathes vom unterzeichneten Bürgermeister Polizeistunde für den Bezirk der Stadt Tharandt mit Geltung vom heutigen Tage ab dergestalt hierdurch eingesührt, daß von 1 Uhr nach Mitter nacht an bis zum Beginn des nächsten Tages alle Schankstuben und öffentlichen Vergnügungsorte aus nahmslos für Jedermann geschlossen bleiben müssen. — Infolge Glatteises kam am Freitag Vormittag vor dein Fleischermeifter Straußscheu Grundstücke zu Deu ben die Wäscherill Weiße aus Niederhäslich zu Falle, wobei sie einen Armbruch erlitt. Auch die Ehefrau des Fuhrwerksbesitzers Kmoch rutschte kürzlich infolge der Glätte aus und fiel so unglücklich auf den Hinterkopf, daß sie vom Platze getragen werden mußte, doch scheint sie glück licherweise eine schwere Verletzung nicht davon getragen zu haben. — In diesem Jahre werden rund 150000 Reser visten und Landwehrleute zu den Fahnen eingezogen; von der Infanterie müssen üben 119500 Mann, von den Jägern 2700 Mann, von der Feldartillerie (aus dein Beurlaubten stande der Feldartillerie bezw. Cavallerie) 10 000 Mann, von den Pionieren 3000 Mann; alle diese Truppen wer den auf vierzehn Tage zur Uebung eingezogen. — Während sich die privaten Waldschläge allmählich, aber unaufhaltsam vermindern, nehmen die Staalswald- ungen sowohl dem Umfange, als auch dem Bestände nach fortwährend zu, und diese letztere erfreuliche Thatsache kommt insbesondere bei dem vogtländischen Walde zur Geltung. Derselbe umfaßt 13 von je einem Oberförster verwaltete Forstreviere und hat einen Werth von nahezu 31 Mill. Mark. Der Bodenwerth des mit Holz bewachsenen, in staatlichem Besitz befindlichen Vogtlandes steht mit 4 579 500 Mark, der Bestandwerth aber mit 26370000 Mk. zu Buche. Ein Hectar Königlichen Wald hat hier einen Werth von 1441,50 Mk., und die Einnahme im Forstbezirke Auerbach beläuft sich pro Jahr auf ca. 1'/« Mill. Mk.; derfelben steht eine Ausgabe von etwas über eine Mill. Mk. gegen über. Das in den vogtländischen Staatswaldungen an gelegte Kapital verzinst sich mit etwa 2^ Proz. Im Durch schnitt ergeben die sächsischen Staatswaldungen (es kom men hierbei über 175 000 Hektar in Frage) pro Hectar einen jährlichen Nutzen von 40 Mk. — Das Jubiläum der Blutwurst. Im Jahre 1897 feiert die Blutwurst stillschweigend ihr tausendjähriges Ju biläum. Interessant ist die Entstehung dieser Speise in sofern, als damals ein strenges kaiserliches Verbot ver gebens versuchte, der Blutwurst den eroberten Platz streitig zu machen. Es war der morgenländische Kaiser Leo IV. (886—911), der im Jahre 897 folgende geharnischte Ver ordnung gegen die Blutwurst erließ: „Wir haben in Er fahrung gebracht, daß die Menschen so toll geworden sind, theils des Gewinnes, theils der Leckerei willen Blut in eßbare Speise zu verwandeln. Es ist uns zu Ohren ge kommen, daß man Blut in Eingeweide wie in Säcke ein packt und so als gewöhnliches Gericht dem Magen zuschickt. Wir können das nicht länger dulden und nicht zugeben, daß die Ehre unseres Staates durch eine so frevelhafte Erfindung bloß aus Schlemmerei freßlustiger Menschen geschändet werde. Wer Blut in Speisen mischet, er mag nun dergleichen kaufen oder verkaufen, werde hart gegeißelt und zum Zeichen der Ehrlosigkeit bis auf das Haupt ge schoren. Auch die Obrigkeiten der Städte sind wir nicht gesonnen, frei ausgehen zu lassen; denn hätten sie ihr Amt mit mehr Wachsamkeit geführt, so wäre eine solche Unthat nicht begangen worden. Sie sollen ihre Nachlässigkeit mit 10 Pfund Goldes büßen." (Nachdruck verboten.) i u. höher. — an u. Nk. 9.- l, bessere Hüge von von Mk. Meine offieielle Frau. Roman von Col. Richard Henry Savage. Mk. 4^4 „Für Ihre und meine Sicherheit hielt ich es für Beste, uns in's Unvermeidliche zu schicken. Sie — oon Mk. Sie müssen mir zugeben, daß ich Ihnen die Schmach ver meiden half, mich unter dein Dach Ihres Verwandten kquslw. wohnen zu lassen. Nun —" hier schlug ihre Stimmung I., II. u. UI. Et. tlau. er von rtstage- , Kauf- ristiane lsa, den 5g. alt. den 10. n, Post- Laura derisch, Elisa- >eu, hwindel- lde Be in Rath Leibes« le man chmlichst Aerzten bhlenen 1.- in ichten en sind lsgarbe, tian je tver in aus 50 wieder um, ihre Augen glühten im Feuer des Märtyrer- thums, und ihre Stimme klang, wenn auch leise, doch scharf — „nun bin ich in Ihre Hand gegeben. Wenn Sie es, nach dem, was ich gesagt habe, für Ihre Sicher heit noch für ersprießlicher halten, so gehen Sie hinunter in's Büreau dieses Hauses und erzählen Sie Ihre Ge schichte, und ich — ich bin dann nur eine weiter, die Tod, Folter und Schmach erduldet hat für ihr Vaterland! Andernfalls kommt man in wenig Augenblicken, und fordert Ihren Paß und Ihre Unterschrift — für sich und für mich. Schreiben Sie sich in Rußland nach dem Wort laut Ihres Passes ein, so bin ich in Rußland Ihre offieielle Frau." Sie wurde roth vor Zorn und stieß noch einmal hervor: „Mein Geschick ruht in Ihrer Hand, wählen Sie!" Ihre glühenden Wangen und ihr verlegenes Wesen verliehen ihrer Schönheit einen neuen Reiz, als sie so mit abgewendetem Kopf und niedergeschlagenen Augen vor mir stand und die Lichtrcflexe auf ihre weißen Arme und schimmernden Schultern fielen, während die eine, mit blitzenden Juwelen geschmückte Hand, aufgeregt mit den Gabeln und Löffeln auf dem Tisch spielte. Dieser Anblick rüttelte den Amerikaner in mir auf, und ich vergaß das grenzenlose Unrecht, das sie gegen mich begangen hatte. War ich der Mann, der dies herr liche Weib in seiner zarten Lieblichkeit den rohen Händen der russischen Polizeibeamten, dieser Schnapsbrüder zu überliefern vermocht hätte? Mit heiserer Stimme sprach ich: „Genug! Ich schreibe uns ein und melde Sie als meine offieielle Frau!" „Dann — dann thut es Ihnen nicht leid, daß ich nicht Dick Gaines' Gemahlin bin?" stammelte sie mit einem Blick voll versteckter Koketterie, der mich fast von Sinnen brachte. „Gott sei Dank! Sie sind nicht das Weib meines Freundes!" rief ich mit einem so feurigen Nachdruck, daß sie vor mir zurückbebte. In diesem Augenblick wurde an die Thür geklopft, und der Secretär des Gasthofes trat ein, um meinen Paß zur Mittheilung an die Polizei zu erbitten und mir das Fremdenbuch vorzulegen. Ich schrieb sie ein als meine Frau! Der Beamte verließ das Zimmer, und sie, meine Circe, lehnte mit triumphirendem Blick an der Thür ihres Schlafgemaches. Nun ging wieder eine dieser unvermittelten Verände rungen mit ihr vor. Das Wesen dieser gewandten Welt dame, dieser Verschwörerin wurde plötzlich wieder ganz kindlich. Bisher war sie eine Statue gewesen, jetzt ver wandelte sie sich in eine Sylphide, die mit der Miene eines verzogenen Kindes schmollte: „Nun, da Sie wissen, daß ich nicht Frau Dick Gaines bin, werden Sie mir wohl nicht mehr so viel Aufmerksamkeiten erweisen?" „Im Gegentheil, noch viel mehr!" rief ich aus, denn bisher halte mich nicht die Erinnerung au die ehrlichen, blauen Äugen meines Weibes in Paris zurückgehalten, meinen Bortheil auszunützen, sondern der Gedanke, daß mir das Weib meines Freundes unter allen Umständen heilig sein müsse. Aber als ich nun auf sie zuspraug, stieß Helene einen leichten Schrei aus und verschwand. Der Schlüssel drehte sich im Loch, und ich vernahm ihr Helles Lachen von der andern Seite der Thür. Was lag mir daran? Sie konnte nicht immer über mich lachen; die Aufregungen der letzten Stunde hatten mich verwegen gemacht, und ich war entschlossen, ihr den Mann zu zeigen — zwar würde der Spaß schwerlich lange währen, aber — vlvs l» VaKstsUo! Ich stürzte ein Glas Champagner hinunter und flüsterte nach einem Blick auf den festlich gedeckten Tisch mit heiserer Stimme: „Mein officielles Hochzeitsmahl!" Dann warf ich mich in meinen Sessel zurück und brach in ein Gelächter aus, das lustig klingen sollte — ich, der Verbrecher — der äsolassö — der Flüchtling vor der ge heimen Polizei — ich, der verlorene — der zu Grunde gerichtete — der verzweifelte Mann! Entsetzliche Flitterwochen. Siebentes Capitel. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich so, halb toll vor Aufregung, halb schlaftrunken, in Nachdenken ver sunken dagesessen habe. Vermuthlich nur einige Minuten. Ein Klopfen an der Thür schreckte mich auf; Herrgott, ist das schon die gefürchtete dritte Section? Hat Baron Friedrich im Zug Verdacht geschöpft? Sind seine Häscher schon auf uns losgelassen? Sie pflegen ja ihre Verhaf tungen bei Nacht vorzunehmen, wie ich in Stepniak's Buch gelesen habe, dessen Gräuel in diesem Augenblick vor nur auftauchten. Ein Geräusch dringt die Thüre herein. Guter Gott! Das ist das Klirren der Handschellen! Ich schwanke auf die Thür zu und öffne sie — draußen steht ein Kellner mit einem silbernen Brett und der Licht- putzscheere für unsere Wachskerzen, und in der Langeweile hat er mit dieser auf dem Brett getrommelt und mich fast umgebracht vor Angst und Schrecken. Ob er abdecken könne, fragte der Mensch. „Gewiß," sagte ich, ging zum Tisch zurück und schüttete einen weiteren Cognac hinunter, wobei ich aber durch eine zweite Bedientenseele gestört wurde, die mir die Karten von Boris Weletsky, Lieutenant der kaiserlich russischen Marine und Major Alexander Weletsky bei der Gardecavallerie überreichte. Diese Herren wünschten, Herrn und Frau Oberst Lenox ihre Aufwartung zu machen. „Führen Sie die Herren herauf!" befahl ich, da ich die Neffen Constantins kaum abweisen konnte; außerdem schien mir in meiner augenblicklichen Gemüthsverfassung jede andere Gesellschaft besser zu sein, als meine eigens. Ich klopfte an Helenens Thür, und meine offieielle Neuvermählte rief etwas kurz angebunden, sie sei mit dem Auspacken beschäftigt. „Morgen früh, lieber Schatz," lachte sie, „auf Wieder sehen beim Frühstück!" „Aber wir haben heute Abend Besuch — zwei hübsche, junge Offiziere, Boris und Sascha Weletsky." „Ah!" „Ja, das wird Dich wohl herauslocken, mein süßes Lieb!" schrie ich zornig. „Unfehlbar, mein lieber, herziger Schatz," erwiderte sie zärtlich. In diesem Augenblick traten die beiden Herren ins Zimmer — Boris Weletsky in seiner Marineuniform und sein Bruder im prächtigen Schmuck der Gardecavallerie. Boris war von schwerfälligem, aber biederen Wesen; seine großen blauen Augen sahen einem fest ins Gesicht, und der Druck seiner Hand kam von Herzen. Sein älterer Bruder war so verschieden von ihm wie seine glitzernde, funkelnde Uniform von dem anspruchs losen Blau der Marine; er war über sechs Fuß hoch, hatte feurige dunkle Augen, lockiges Haar, einen militä rischen Schnurbart und ein glänzendes, lebhafte- Wesen, das ihn für Frauen sehr gefährlich machen mußte. Rachdem die üblichen Begrüßungen ausgetauscht waren, bemerkte Boris in entschuldigendem Ton: „Ich fürchte, unier Besuch kommt ungelegen, denn wie ich sehe, sind Sie, mein lieber Oberst, etwas aufgeregt." „Und die gnädige Frau," fuhr Boris fort, „ist zu ermüdet, uns zu empfangen. Das wird Dir, Sascha, eine ebenso große Enttäuschung bereiten, wie mir." Dabei wendete er sich mit leisem Lachen an seinen Bruder. (Fortsetzung folgt)