Volltext Seite (XML)
V1. Jahrgang, 227. Sonntag, IS. August 1S17. 18S« Drahtanschrift.- Nachrichten »re»d«n. Fcrnsprecher-Sammelnummrr: 28-41. Nur für Nachtgrsprächr: 20011. -77S//V^-77/-Ie// />/V77F /A?F Schristleitung und Hauptgeschäftsstelle: Marienstriche 38 40. Druck u. Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. »tertelitthrttch tn Dre.den und «ororten bet p-Nmaliger Zutrngung <-n Sonn- und Montage» nur I Di- einspaltige Zette (etwa 8 Silben» SS Pf., «orzua-ptittze u. «n,eigen in Nummern nach «»««.u. einmal) >owi« bet einmaliger Zustellung durch die Pos« lotzne Bestellgeld» g.k» M.. monatlich t.ro M. I 4t.IlgLIgeil-HI.LIje. Feiertage« It.Tarif. 2V VoTeucrungs-uschlag. — Aurw.Austr. geg. Borauedezatzl. —Belegbl. WPf. « Nachdruck nur mit deutlicher Quellenangabe („Dresdner Nachr."» ,ultl!sig. — Unverlangte Schriftftacke werden „ILI aufbewadrt. I^HLS Usr» ttsimst l-ietilbüctsf-Voi^raA mit 67 iioeiifsin xsmallsn ktlaluraufnalim. von k^ilrsn ketck V. lekrer km» Nerrmsnn, lelftgeb. dt.10, VrurkrrftM kosten!. Xünlgl. unck prlnrl. ttofll.faranl ^.srl IISUI, 0r»s-i»n-a.,WatlsU.2S XUft878tz88Ikl.I.Uft6 Mi. llietilw k»re>L«m IS. Soinrner/^uss^eNung äes Kün8l!er-Verbanäe8 OreZcien (L v.) n /dqueer«». o L.letenurtgor, o Hrsplilk WilZlll-uttei-stl-LÜe 18 /Uklunbtkakv 1 l<688S!8l!oi-fSI'8tl'. 5 T)Id«i'iLL»r»2» ^LÜiAtsI, auck in Oovsi^LOQt» eleLLnte veite k^orin mit breitem Kragen unä in groLer farben-^usvabl, «2 —. «S —. S« —. SS —. . SS -. »OO — ne ArtilleriekSmpse im Westen und an der Fsonzosront. -er Reichskanzler und die pMliche Note. — Die Stellung Poincarös. — Französische Berleumduugs- und Ableugnungsversuche, »alsonrs Srklllrungen über Srientsragen. - Die Krisis in Finnland. - Kerenskis .Wandlungen". - Liberias Kriegserklärung. Der deutsche Abeudbericht. Berlin. 18. August, abends. lAmtlich. W. T. B.j Artilleriekämpse in Flandern, im Artois, an -er Ais « e und bei Verdun. Vom Often nichts Neues. Sesterreichisch-unzarischer Kriegsbericht. Wien» 18. August. Amtlich wird verlantbart: Oestlicher Kriegsschauplatz. Seine besonder«« Ereignisse. «eit dem 1». J,üi. dem Tage des Sieges »on ZLorow, sind von de« Verbündete» an der Ostfront 685 Offiziere und 41866 Man« als Gefangene eingebracht wor den. Die Beute betrügt 287 Geschütze» 84« Maschinengewehre, 1S1 Minenwerfer, 56 666 Gewehre, reiche Mnnitionsmasfcn, 25 666 Gasmasken, 14 Panzcrkraftwagcn, 18 Lastkraftwagen, 2 Pauzerzüge, 6 beladene Eiscnbahuzügc, 26 Lokomotiven, 218 Eisenbahnwagen. mehrere Flugzeuge und beträchtliche SebenSmittelvorräte. Italienischer Kriegsschauplatz. Gestern mittag sind an der Jfonzofront schwere Artilleriekämpfe entbrannt, die sich seit hente morgen ans de« ganzen Raum zwischen dem Mrzli Vrh «nd dem Meere erstrecke«. Das Feuer der italienischen Geschütze und Minenwersermasse« greift weit über unsere Schützenlinien hinaus. Unsere Batterien antworten und wirken gegen die Truppenansammlungeu hinter der italienischen Front. In Särnteu und au der Tiroler Grenze keine beson dere« Ereignisse. Balkan - Kriegsschauplatz. Nichts Neues. sW. T. B.s Der Chef des Generalstabs. Ae gMerbelgischen Umtriebe. Wenn «in Staat wie der belgische, der bis auf einen winzigen Rest in der Gewalt des militärischen Gegners sich befindet, so batz seine Negierung auf fremden Boden verleg! werden muhte, noch Zeit und Neigung hat, seine gehäufte Sorgenlast der Gegenwart durch eroberungssüchtige Zu- kunftSpläne zu vergröbern, so ist das ein Gebaren, das un willkürlich den Gedanken an eine pathologische Erscheinung hervorruft. Pathologisch ist ja so manches in diesem Kriege: die epidemisch auftretenbe Verlcumdungssucht unserer Feinde, ihr bis zum äußersten Wahnsinn gesteigerter Hah gegen alles Deutsche, ihre Unfähigkeit, sich mit der Tatsache der militärischen Unbesiegbarkeit der Mittelmächte und mit dem völligen Fiasko der wirtschaftlichen Aushungerung ab- zufinben. und noch so manches andere. Eine Störung der normalen Geistesverfassung muh auch angenommen werden, wenn wir die belgische Regierung tn Le Havre sich mit weit- ausgreifenden Projekten eines erweiterten Belgien be schäftigen sehen, «olange die Leitung des Ministeriums des Auswärtigen tn Le Havre noch in ber Hand des Barons BeyenS lag. hört« man von solcher narrenhaften Schwarm geisterei nichts. Baron BeyenS ist noch ein Diplomat aus -er alten guten Schule, der sich einen klaren Blick dafür bewlchrt hat, das, die Politik die Kunst des Möglichen ist und der daher von ausschweifenden ntopistischen Zielen nichts wissen will. Er hat bei uns ein gutes Andenken aus ber Zeit seiner Gesandtschaft in Berlin hinterlassen, und die Enthüllungen aus unseren Aktenfunden tm Brüsseler Archiv haben ihn in dem Lichte eines Diplomaten gezeigt, ber ernst- lich das Wohl settteS Landes wollte und deshalb rechtzeitig und eindringlich auf die dem europäischen Frieden von Eng land und Frankreich drohenden Gefahren hinwteS, während 4r zugleich die aufrichtige Friedensliebe Kaiser Wilhelms, seiner Ratgeber und des deutschen Volkes in den Berichten an seine Regierung nachdrücklich betont«. Insbesondere erkannte er klar die eigentliche liefere Ursache der britischen Feindschaft gegen Deutschland und sprach es deutlich aus, daß die Nebenbuhlerschaft auf dem Gebiete der Industrie und des Handels die treibende Kraft bei der hinterhältigen britischen Politik gegen Deutschland sei. Baron Beyens' Einfluh ist es auch zuzuschrciben. daß Belgien bisher dem Londoner Scptembcrabkommcn vom Fahre 1014 nicht bct- gctrctcn ist, da dieser gewiegte Diplomat von vornherein die Aussichten des Vielverbandes skeptisch beurteilte und seinem Lande die Möglichkeit eines Sonderfriedens mit Deutsch land offen halten wollte. In der intriganten englisch-französischen Umgebung von Le Havre konnte sich aber ein Mann wie Baron Beyens auf die Dauer nicht behaupten, und so hat er den» schließlich den Platz räumen müssen, um die Bahn für eine grötzerbelgischc Politik freizumachen. Der Minister präsident Baron de Broaucville hat das Ministe rium des Auswärtigen selbst übernommen, und damit hat die belgische Politik eine Kursänderung ganz im Sinne der Naubpolitik des Vielvcrbandes vollzogen. Diese Schwen kung steht im engsten Zusammenhänge mit dem franzö sisch - r n s s i sch c n G c h e i m v c r t r a g, auf den der Reichskanzler Dr. Michaelis in so wirkungsvoller Weise die allgemeine Aufmerksamkeit gelenkt hat. Der „Pufferstaat": nämlich, der nach diesem Abkommen ans dem von Frank reich nicht selbst in Anspruch genommenen Gebiete des' linken RhcinufcrS gebildet werden soll, stellt nach der Ab sicht der feindlichen Naubgcnossenschaft m. b. H. den Haupt- tcil des „erweiterten Belgien" dar: außerdem soll Belgien noch Luxemburg erhalten und endlich die freie Scheldeaus fahrt auf Kosten Hollands. Der Plan ist fein ausgeklügelt. Könnte er verwirklicht werden, so würde dadurch Belgien ein wesentlich verstärkter F-ußpunkt für England und Frankreich, von dem aus die beiden Raubmüchte bei einer zweiten günstigeren Gelegenheit mit wesentlich erhöhter Aussicht auf Erfolg versuchen könnten, Deutschland ganz aus den Angeln zu heben. Gleichzeitig würde auch Holland durch den Verlust seiner Staatshoheit über die Schclde- mündnng zu einem Vasallenstaate Englands herabsiukeu, und England und Frankreich hätten bann zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen und alles erreicht, was sic wünschen: ein ungehindertes Aufmarschgebiet gegen Deutschland über Belgien und Holland zu Wasser und zu Lande. Mit wel chem Zielbewußtsein diese Politik des größeren Belgien von der Negierung des Barons de Broqueville verfolgt wird, erhellt aus der Tatsache, daß zugleich mit der Ver änderung in der Leitung des Ministeriums des Auswärti gen ein ausgesprochener, leidenschaftlicher Anhänger der grötzcrbelgischcn Richtung als Gesandter nach Petersburg geschickt morden ist: der Sozialist Jules Destrse, ein bclgt-! scher Annexionist von reinstem Wasser und dazu ein ^ Deutschenhasser, wie ihn sich selbst ein Pvtncari- nicht milder und fanatischer wünschen kann. Dieser Mann hat seinerzeit in Italien als Wanderapvftcl eine planmäßige Hetze gegen Deutschland betrieben, mit solchem Erfolge, daß man berech tigt ist, ihm einen erheblichen Teil der Schuld an dem Ein tritt Italiens in den Krieg in die Schuhe zu schieben. In -er gegenwärtigen belgischen Regierung in Le Havre geht also ein sehr bösartiger Geist um. dessen wei teres Schalten und Walten nur dazu führen kann, die bel gischen Staatsleiter des letzten Restes von Vernunft und Verantwortungsgefühl zu berauben und das Schicksal des Landes endgültig in dem Sinne zu besiegeln, daß es jeder Möglichkeit, sich durch gütliche Verständigung mit den Mittelmächten noch einigermaßen glimpflicher Fricdens- bedingungen zu sichern, beraubt wird. Je krasser und un verhüllter bei den belgischen Staatsleitern der Wille in die Erscheinung tritt, sich zu bedingungslosen Handlangern der britisch-französischen Raubpolitik gegenüber Deutschland zu machen, desto klarer wird uns die Haltung vorgezeichnet, die wir-einzig und allein im Interesse der künftigen Sicherung unseres nationalen Daseins einzunehmen haben. Der Sieg der größerbelgischen Richtung in der belgischen Ne- gicrungSpolitik zeigt uns mit aller wünschenswerten Deut lichkeit. daß unter keinen Umständen mit einer auch nur halbwegs erträglichen Neutralität des belgischen Staates zu rechnen ist, sondern daß jede künftige Neuordnung, die sich dort nach englisch-französischen Wünschen vollziehen würde, für uns zu einer schweren Bedrohung und in ihren Folgen unübersehbaren Gefahr werden müßte. Es ist gut, daß gerade im jetzigen Augenblick der Wechsel in der bel gischen Regierung noch einmal vor unseren Blicken das Bild aufrollt, ivie es sich für unser staatliches Eigendasei» ergeben würde, wenn die französisch-englischen Vergrö- ßerungSpläne für Belgien in die Tat umgcsetzt würden. Wir werden durch eine solche zeitgemäße Erinnerung daran verhindert, die unseren nationalen Lebensnerv unmittelbar berührende Bedeutung der belgischen Frage irgendwie zu unterschätzen, und mit erneuter Eindringlichkeit wird durch diese Vorgänge dem germanischen Gerste die Erkenntnis eingehämmcrt. daß jedes im englisch-französischen Sinne gehaltene Zugeständ nis, das ans unsere oder Hollands Kosten dem künftigen Belgien gemacht wird, ein Stück von unserer nationalen Lebenskraft vernichtet. Der Reichskanzler und die päpstliche Note. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: In der für den nächsten Dienstag anücraumten Sitzung des Hauptausschusses des Reichstages wird der Reichskanz ler das Wort nehmen und sich auch, wie wir hören, zu der Kundgebung d e s P a p st e s äußern. — Weiter meldet das Blatt: Der Staatssekretär v. Kühlmann habe seine für nächste Woche geplante Reise nach München ver schoben. (W. T. B.) Eine vatikanische Erklärung. Die „Köln. Ztg." schreibt: Wie wir auS zuverlässiger vatikanischer Quelle erfahren, sind die in der päpstlichen J-rieöensnote enthaltenen F-riedenspunkte lediglich die Ansicht des Papstes, um eine Fricdcnsmöglichkeit zu erreichen. Die Räumung der besetzten Gebiete ist nur Zug um Zug gegen Rückgabe der Kolo nien und gegen Zusicherung der Freiheit der Meere beim FricdenSschlutz gemeint, wie dort auch in allen anderen territorialen Fragen das Schlußwort gesprochen werden soll. Die Note ist so den kriegführenden Staaten zugestellt worden, dagegen nicht den Neutralen. Die amerikanische „Bedingung". Die amerikanischen Prcssestinnnen, die Reuter verbreitet, sind alle auf einen Ton unbedingter Ab lehnung gestimmt. Es genügt, zur Kennzeichnung folgendes aus dem „Philadelphia Jnquirer" anzuführcn: „Friedensangebote, welche die Alliierten ernstlich erwägen könnten, inüsscn aus Berlin kommen und die Beseitigung der Autokratie der Hohenzollern enthalten." Die Stellnnss PoincarkiS. I». Eine ausdrückliche Bestätigung der Nachricht von den Rücktrittsabsichten des Herrn Poincarä ist bis zur Stunde weder in französischen Zeitungen, noch in der wcstschweizcri- schen Presse zu finden. Der „Genevois", der als erste west- schweizerische Zeitung zu dieser Angelegenheit Stellung nimmt, nennt die Meldung ein „deutsches Manöver", sogar die Krönung aller deutschen Manöver. Das Blatt erklärt aber doch auf Grund seiner Kenntnis von französischen Vor gängen, die Stellung des sranzösischen Präsidenten sei viel leicht gefährdeter, als cs scheine. Der Rücktritt Poin - caräs aber würde nur nach einer neuen mili tärischen Niederlage crfvlgcn, nämlich falls auch die zweite flandrische Schlacht eine schwere Enttäuschung bringen und damit beweisen sollte, daß Poincarss zu schwächliche Minister den Sieg nicht organisieren können. Poincarss Nachfolger werde jedoch nicht der Friedcnspräsident sein, den Deutschland erhoffe. Er werde im Gegenteil den Krieg mit gleicher Hartnäckigkeit bis zürn letzten wciterzuführen wissen und mit seiner Leitung ein starkes Kabinett betrauen, an dessen Spitze der „Genevois" niemand anders sicht als Clömenceau. Der neue französische Unterstaatssekrctär für Blockade. sHavas-Meldung.) Albert Mctin ist an Stelle von Denys Cochin zum französischen Unter st aatssekretär für die Blockade ernannt worden. lW. T. B.j Die Zerstörung der Kathedrale von St. Quentin durch die Franzosen. b. In auffälligem Widerspruch zu der amtlichen Mit teilung des französischen Hauptquartiers, wonach die Kathedrale von St. Quentin ein Opfer deutscher Brandlegung geworden sei. drückt sich der Sonderbericht erstatter der Agentur Havas in seinem Bericht folgender- maße» aus: „Es ist unmöglich, über die Ursachen des Brandes Aufschluß zu geben. Die Dentschen können nicht