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Konzertdirektion F. RIES (F. Plötner), Dresden Dienstag, den 27. Januar 1925, 7 1 / 2 Uhr, Gewerbehaus Konzert mit der Dresdner Philharmonie Dirigent: Siegfried Wagner Bayreuth Solist: Stefan Frenkel (Violine) I. Liszt Mephisto-Walzer (der Tanz in der Dorfschenke aus Lenaus Faust) il. Siegfried Wagner Konzertstück für Solo-Violine und Orchester III. Siegfried Wagner Vorspiel „Die heilige Linde“ Das Stück spielt im 3. Jahrhundert nach Christo und behandelt die Ent* fremdung eines unter römischem Einflüsse stehenden deutschen Fürsten von seinem Volke. Die alten Bräuche, so die Verenrung der Linde, des urheiligen Baumes der Germanen, verachtet er. Er läßt sie fällen und huldigt den in Rom einge führten orientalischen Kulten. Von Rom gelockt und dann schmählich betrogen, fällt er im Kampfe gegen den vermeintlichen Freund. Um seine Gattin, die ihn vergeblich vor dem Treulosen gewarnt hatte, schart sich das Volk, den Römern Rache schwörend. Sie pflanzt eine neue Linde, als Symbol deutschen Freiheits sinnes, als Zeichen der Treue zum althergebrachten Glauben. IV. Siegfried Wagner „Glück“, Symphonische Dichtung Fortuna, die holde Göttin, vernimmt aus der Tiefe das Sehnen der Mensch heit nach ihr. Dem Würdigsten Segen zu spenden gewillt, fliegt sie zur Erde hinab. ,,Was nennst du Glück?“ ruft sie einem zu. „Glück ist Macht und Gold, Ehrgeiz und Ruhm!“ Das Haupt schüttelnd wendet sie sich ab und sucht weiter. In einem Stübchen behaglich sitzend, zeigt sich ihr ein Philister. „Was nennst du Glück?“ fragt sie wieder. Seine Antwort ist: „Wenn ich meine Ruhe habe, mich nicht ärgern und nicht freuen brauche. Mein Pfeifchen genügt mir und ein bißchen Schadenfreude!“ Verächtlich lächelnd schließt Fortuna die Türe. Da fühlt sie sich am Leibe erfaßt: in taumelnder Liebeslust will ein Jüngling sie mit sich reißen. Nur mühevoll entwindet sie sich dem bacchantischen Treiben, und drohend ruft sie dem Uebermütigen zu: „Weh euch Verwegenen! Meinen Segen habt ihr verscherzt!“ Noch findet sie den nicht, an den sie ihre Glücksgaben verteilen will. Denn was sie jetzt erschaut, erfüllt sie mit Grauen: bleiche Mienen, wirre Augen, aus denen ein nicht zu befriedigendes Sehnen nach Glück flackert: das weislich Verborgene wollen sie Erforschen, von Toten wollen sie Kunde er langen, Zukünftiges zu erfahren. Fortuna wendet sich scheu ab: „O armselige Menschheit, nennst du das Glück?“ Schon will sie nach ihren lichten Höhen zurückkehren; da vernimmt sie einen frohen Ruf: Streiter erblickt sie auf feurigen Rossen in die Welt reiten. Sie ruft: „Ihr munteren Burschen! wohin des Weges?“ „Wir ziehen zum Kampf! Der Feind will uns das Heiltum rauben! Das soll ihm nicht gelingen!“ — „Heil euch! Ihr seid die Rechten!“ jauchzt die Göttin. „Wer sich selbst vergessend für Ideale lebt und streitet, dem wird mein Segen zuteil: Der Liebe wahies Glück!“ V. Richard Wagner Ouvertüre zur Oper Tannhäuser Während der Vorträge bleiben die Saaltüren geschlossen Das Einnehmen anderer Plätze, als die Eintrittskarten ausweisen, ist untersagt Konzert- und Vortragsübersicht unentgeltlich an den Kassen Graphische Kunstanstalt llepsch & Relchardt, Dresden Bitte wenden!