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Frankenberger Tageblatt Anzeiger Bezirks- 2. 77. Jahrgang Dienstag »e« 30. Juli 1918 I- 17» 3 's iS tu, das füg auch keinem andern zu. dir ein r - - v» vs v» »2 s o- s r -r ö 3 I 3 ks Peuples", versaßt von dem Jnspecteur General de l'Jnstruction Publique Edouard Petit. In diesem Prachtwerk'werden die tatsächlichen Hergänge bei der Erwerbung von Lothringen und Elsas; durch Frankreich wie überhaupt die ganze fran zösische Naubpolitik jener Zeiten in erfreulich mutiger Weise durchaus der geschichtlichen Wahrheit entsprechend dargcstellt. Da klingt es ganz anders, als wir es heute von allen Seiten m Frankreich hören! Und da man doch wohl annehmen darf, das; "bas von einer so offiziellen Persönlichkeit verfügte Werk auch den französischen Ministern, zumal dem Unterrichts- Minister, nicht unbekannt geblieben ist, so lässt sich daraus wohl am schlagendsten den Herren nachweisen, daß sie mit ihren nunmehrigen gegenteiligen Behauptungen einfach wider eigenes besseres Wissen und Gewissen reden. Was wir in diesem Buche über die Politik Lud wigs XIV. und über sein Verhalten Deutschland gegenüber lesen, das ist heute anscheinend in Frankreich vergessen: „Ludwig XIV. hatte nur den einen Gedanken: Europa zU beherrschen. Freunde und Feinde wollte er zwingen, sich vor ihm zu erniedrigen. Der Krieg (gegen Deutschland) war der brutalste und ungerechteste unter allen seinen Unter nehmungen. Seine Politik war eine Mischung von Schlau heit, Gemeinheit, französischem Hochmut und wahnsinniger Ucberhebung (orgueil fou)." / Ucber die sogenannten „Neunionen" Ludwigs äußert sich Petit: „Ludwig XIV. dachte nur daran, die Schwäche seiner Nachbarn zu benutzen, um sie auszuplündern. Alle die kleinen Herrschaften und Freien Städte im Elsaß wurden gezwungen, ihm zu gehorchen. Die am lau testen widcrhallende Aneignung war die von Straßburg, ein einfacher Gcwaltstreich und keineswegs eine „Reunion" von Rechts wegen. Wenn die, noch 1914 also von offizieller Seite zugestan- dcnen raubpolitischcn Hergänge jetzt von den Franzosen immer aufs Neue entstellt werden, so ist das eben weiter nichts als eine grobe Fälschung und Geschichtslüge, auf die die Welt, der Professor Wilson nicht ausgeschlossen, hrrein- gefallen ist. Uns aber ist es wertvoll, daß wir hier wiederum eine Waffe in Händen haben, mit der wir di« Franzosen selbst schlagen können. schönen Phrasen nicht vergessen, daß wir kleinen Nationen immer nur Kleingeld sind. Und wir werden es solange bleiben, bis die Welt von der Ueberzeugung durchdrungen ist, daß die wahre Humanität und Gerechtigkeit und das wahre Glück in dem Satze enthalten sind:'Was du nicht willst, das man Jedermann, die Freunde, wie die Feinde des serbischen Volkes, sind sich darüber klar geworden, daß der Verband nicht -.3 franröMbe Sescbicbtsliige Kurz vor dem Kriege, im Jahre 1914, erschien in Paris Buch „Histoire Universelle Jllustree des Pays et des s Am z s- Z V, Z» Z-s 's- ZS Z.A SA ZT Amtsblatt für die König!. AmtsbaOtmimschast Mha, das König!. Amtsgericht Md dm Stadttat zu Frankenberg »«antwyrtNch« Redakteur: Ernst Roßberg sen. «n Frankenberg i. Sa. - Druck und »erlag von T. ». Roßberg l« Frankenberg l. G«. für Serbien, sondern für seine eigenen Interessen in den Krieg eingetreten ist. Denn schließlich darf man trotz aller gung Belgiens" eingetreten ist. Wenn die englischen Interessen im Einklang mit der Verletzung der belgischen Neutralität gewesen wären, so hätte es fich niemals für diese geschlagen. Die Deutschen werfen den Engländern vor, den Krieg provoziert zu haben, und behaupten gleichzeitig, daß Serbien die Ursache von allem ist. Beides ist unrichtig. Man muß sich mehr den tieferen Grund des Krieges bei den großen Nationei, suchen, bei den „Verteidigern" der kleinen. Eng land hat, indem es sich auf das Recht der Gewalt stützt, die besten Häfen und die besten Kolonien für sich genommen und kann, wenn es will, die Hauptverkehrswege sperren. Diese Hegemonie nennt sich bei den Anhängern des eng lischen Imperialismus das gute Recht Englands. Deutschland hat sich den englischen Ansprüchen und Gelüsten zu widersetzen IN äek MMrieg wegen Serbien entbrannt? In der Genfer Feuille vom 18. Juli sucht ein Serbe darzulegen, daß nicht Serbiens anti-österreichische Wühlereien und die' Ermordung des Erzherzogs Franz Ferdinand die wahren Ursachen des Weltkrieges gewesen seien, sondern daß die Gründe wesentlich tiefer gelegen hätten. Was der Serbe hierbei über die politischen Motive und Methoden des eng lischen Bundesgenossen bemerkt, verdient um so mehr beachtet zu werden, als diese Ausführungen in einem Blatte der französischen Schweiz erschienen sind, deren Verbandsfreundlich- keit za genügend bekannt ist. »2" diesem Kriege" — so betont her Verfasser in seinen Ausführungen zur Verteidigung Serbiens — „handelt es ßch uiy d,e wirtschaftliche Suprematie Deutschlands oder Englands. England ist in den Krieg gegangen, weil es eine große Zahl von Verbündeten um sich vereint hatte und hoffen konnte, seinen gefährlichsten Feind und Konkurrenten vermchten zu können. Gegenwärtig wird män schwerlich sagen ' wem der Lieg, gehören wird. England hat den Krieg nicht . provoziert; aber ebensowenig Lie man glauben kann, daß cs „aus Humanität" in Transvaal ejng'edrungcn ist, während es doch nur die Minen haben wollte, ebensowenig wird man glauben, daß England in den Krieg wegen der „Vergewalti- Voraussetzung kann nur in dem Falle als gegeben angesehen werden, wenn die betreffenden Sorten in dem Verzeichnis der Neiwsgetreideftelle der zum Gemüsebau bestimmten Hülsenfrucht- sorten aufgesührt sind. Dieses Verzeichnis kann bei der Königlichen Amtshauptmannschaft jederzeit eingeseben werden. Futtererbsen aller Ari, Peluschken und Ackerbohnen dürfen nur in zwei Fällen in grünem Zustande abgepflückt werden, nämlich nur dann, wenn entweder der Kommunalverband die Ab- erntung als Frischtzemüse ausdrücklich gestattet hat oder, wenn die Aberntung zur Erfüllung eines Lieferungsvertrages erfolgt, den die Reichsstelle für Gemüse und Obst oder «ine von ihr er mächtigte Stelle abgeschlossen oder genehmigt hat, oder in den die Reichsstelle für Gemüse und Obst ooer die von ihr ermächtigte Stelle als vertragsschließende Partei eingetreten ist. Ausdrücklicher Anweisung des Direktoriums der Reichsgetreidestelle zufolge muß die Er laubnis zum Grünpflücken gewöhnlicher Feldackerbohnen grundsätzlich versagt werden. ll. Weiter wird bei der Gelegenheit noch darauf hingewiesen, daß trotz der Beschlagnahme Unternehmer landwirtschaftlicher Betriebe selbstgebautes Gemenge (Mischfrucht, Mengkorn) mit Ausnahme von Mischungen, die nur aus Brotgetreide bestehen, wobei Hafer und Gerste, die im Gemenge angebaut sind, nicht al» Brotgetreide gelten, während Roggen und Weizen in Mischung mit Gerste als solches gelten (val. Ziffer 8 der Verordnung des König!. Ministeriums des Innern vom 18. Juli 1918 zur Ausführung der Reichegetreideordnung für die Ernte 1918 vom 29. Mai 1918), sowie selbstgebauten Mai» und selbstgebaute Lupinen vor der Reifens!» Grünfutter im eigenen Betriebe verbrauchen dürfen. Ebenso wird nach Ziffer 1 der obenerwähnten Verordnung des Königlichen Ministerium» des Innern die Verwendung von Lupinen zur Gründüngung durch ihre Einbeziehung in die Reichsgetreideordnung nicht berührt. Flöha, den 25. Juli 1918. Der Kommunalverband der Königlichen Amtshauptmannschaft Mha. 6»lse«e MklicbtMiglleiten Seit den Tagen des eisernen Ringens, mit dem Gras Taaffe seine unheilvoll« Niederregierung des österreichischen Deutschtums ins Werk setzte, haben viele Minister der Do naumonarchie es für angezeigt erachtet, den Deutschen im Lande freundliche Worte zu sagen. Einmal, weil die Selbst losigkeit dieser stärksten, unbedingt zuverlässigen Stütze des Staates wirklich ein paar verbindliche Redensarten verdiente,' dann aber auch, weil Michel bei Laune erhalten werden mußte. Er hatte unter Badeni anläßlich des Kampfes um die Sprachenverordnungen und die Universität in Lilli doch gezeigt, daß et im Zorn immer noch zum Berserker werden konnte, und es schien nicht wohl getan, ihn unablässig zu reizen. Weiteres Entgegenkommen, als in ein paar verbindlichen Redensarten liegt, hielten die Vertrauensmänner Franz Jo sephs aber nicht für nötig. Deutsche sind eben keine Polen, denen man jedes Parlaments-Ja abkaufen und hoch bezahlen muß; Deutsche sind keine Tschechen, die jedesmal, wenn ein Gesetzentwurf nicht ganz nach ihrem Kopf ist, das Reich kurz und klein zu schlagen drohen. Für die Staatsnotwendigkeiten stimmten die Deutschen stets, sobald Not am Mann war, aus Liebe zum Staate. Und so konnte in Oesterreich jahrzehntelang polnisch-tschochisch-südslawische Politik getrieben werden mit der zahmen deutschen Opposition im Hause und dem mächtige» deutschen Verbündeten außerm Hause. Der Weltkrieg hat an dieser mindestens eigenartigen Lage wenig geändert. Zwar als die tschechischen Regimenter ehr vergessen zum Feind übergingen, mitten in der Schlacht, und dadurch gewaltige russische Erfolge ermöglichten; als die Tschechenführer Masaryk, Kramarsch und Genossen gerichtlich des Hochverrats überführt und zum Tode verurteilt wurden, damals schien eine Wendung zugunsten der staatstreuen Deut schen «intreten zu wollen. Damals wäre es möglich gewesen, das sehr kleinlaut gewordene Tschechentum zur Vernunft zu bringen. Aber Dr. Kramarsch und seine Mitverschworeneil wurden begnadigt und den Tschechen schwoll sehr bald der Kamm wieder derart, daß sie s«h in aller Form weigerten, ihr Teil zur Ernährung der österreichischen Gesamtbevölkerung beizutragen. Die tschechischen Landbezirke drohten, jede Be schlagnahme von Lebensmitteln bei ihnen mit Gewehrschüssen zu beantworten, worauf die kaiserliche Regierung in Wien zurückwich und d.ie deutschen Bauern mit Zwangsmaßregeln beglückte. Es zvurde wieder ein durchaus slawenfreundlicher Kurs gesteuert. Besonders reiche Beute trugen neuerdings di« Polen davon, so reiche Beute, daß es sie aufs äußerste verstimmte, als ihren Brüdern im befreiten Kongreßpole» von den Mittelmächten nicht sofort jeder Wunsch erfüllt und z. B. der Cholmer Bezirk, der von Ruthenen bewohnt ist, der Ukraine zugesprochen wurde. Wie unartige, schmollende Kinder setzten sie sich iü die Verneinungsecke, maulten und wollten nicht mehr mittun. Und die österreichischen Minister überboten sich in Bemühungen, die Mißvergnügten durch Zuckerbrot zu besänftigen. „Planloses Herumlavieren" hat Graf Lzernin, der bis vor einem Vierteljahr österreichisch-ungarischer Minister des Aeußern war und nun im Wiener Herrenhause eine führende Rolle spielt, diese Politik genannt. Seine große Rede ist «ine einzige Kette stahlharter Wahrheiten, die de» Maßgebenden in Oesterreich sichtlich höchst unangenehm sind, die aber endlich einmal gesagt werden mutzten. Nach außen mit dem Deutschen Reich auf Gedeih und Verderb verbun den, nach innen in ewiger Angst vor denselben Elementen, hie man in Nikolai Nikolajewitschs, Kornilows und Brussilows Heerhaufen bekämpfte, vor den Slawen und "ihren Mit läufern — wie konnte da einheitlich« und grotzzügigc Politik getrieben werden? Gras Lzernin, dessen bittere Kritik der Seidlerschen Regierungsart Herrn v. Seidler den Todesstoß versetzte, hat das Mittel zur Besserung genannt. Man möge Galizien vom österreichischen Ländergebiet trennen, so daß die Polen im Wiener Rsichsrat kernen Einfluß mehr haben und die Deutschen von selber die Mehrheit erlangen! In der Tat das Ei des Kolumbus! Denn nur die Furcht vor. der slawischen Mehrheit (der sich ^ bstverstand ich die „deutsche" Sozialdemokratie stets anschlotz) hat Oesterreichs ' Minister Krieg dauert, nur der Bundesgenosse oder der Feind Deutsch lands, niemals neutral sein. . . Wir lauschen einen Krieg für den anderen ein." So unumwunden hat in Wien noch niemand den Verantwortlichen und Unverantwortlichen die Wahrheit gesagt. Wahrheit bleibt es trotzdem, und die ist, so bitter /sie schmecken mag, immer heilsam. Keine öster reichische Negierung wird von nun an alle die von Czernin gegeißelten staats- und bundesfeindlichen Machenschaften „mit der gleichen väterlichen, unparteiischen Liebe umfassen" können. Es hilft kein Maulspitzen mehr, es muß gepfiffen sein — nicht sowohl im Interesse Deutschlands und des Bündnisses, als im wohlverstandenen österreichischen. Manche Bemerkung des Grafen Czernin wird bei uns aus Ablehnung und Widerspruch stoßen, denn Lzernin stellt sich unbefangen auf den Standpunkt seines Landes, wie er es schon in Vrcst-Litowsk und Bukarest tat. Das ist schließlich sein gutes Recht; unsere Aufgabe gipfelt darin, die deutschen Interessen mit gleicher Entschiedenheit zu vertreten. Jeden falls gebührt ihm für die Ehrlichkeit und den Mut, womit er in Wien der Katze die Schelle umhing, aller Dank. „Zu zeiten sind erfrischend wie Gewitter gold'ne Rücksichtslosig keiten." Belehrt ein Kundiger Unwissende und Verirrte über die Mühsale und Gefahren des Weges, den sie zu gehen im Begriff sind, dann ist er ihr Wohltäter und «in Wohltäter der Gesamtheit selbst für den unwahrscheinlichen Fall, daß sie nicht auf ihn hören wollen. Preise für Teeibhausgemüfe. In Ergänzung der Minifterialverordnung Nr. 1290 V 2 vom 22. Juli 1918 wird folgendes bestimmt: 1. Zu 113 der erwähnten Verordnung? betreffend Tomatenprelse: , Sokche Tomaten, die nachweislich bi» zur Ernte oder bi» kurz vor der Ernte unter Glas gezogen worden sind, unterliegen dann nicht dem festgesetzten Höchstpreis, wenn sie an der Er- zengerltelle «««Melbar an Verbraucher verkauft werden. Der zuständigen Ortsbebürde iregt es ob, darübe» zu wachen, daß in diesen Fällen tatsächlich nur unter Glas gezogene Ware zum Verkauf kommt. Die Landerstelle für Gemüse und Obst kann in besonderen Fällen weitere Ausnahmen bewilligen. 2. Zu 114 der erwähnten Verordnung betreffend Eurkenpreis«: „ . Solche Gurken, von denen 60 Stück über 60 Pfund wiegen, unterliegen dann nicht dem festgesetzten Höchstpreis, wenn sie nachweislich bis zur Ernte oder bis kurz vor der Ernte unter Glas gezogen worden sind. . Dresden, am 26. Juli 1918. Ministerium de» Innern. Nr. 6. m HMsMn M AnmSm m M sch WlwM» KMn M WMM dckM Einem Ersuchen de» Direktoriums der Reichsgetreidestelle zufolge wird noch durch besondere Bekanntmachung ausdrücklich daraus aufmerksam gemacht, daß Erbsen und Bohnen nur dann grün gepflückt werden dürfen, wenn sie zur Verwendung als Frischgemüse angebaut sind. Diese zu ihrer schwankenden Haltung veranlaßt. Der stärkste, bei nahe belustigende Beweis dafür war ja Herr v. Seidler, der laut deutsches Wesen und deutsche Treue pries, den Deut schen alles Verdienst um Oesterreichs Größe und Stärke zu schrieb und doch nicht wagte, ohne Parlament, das heißt, ohne die aus Polen, Deutschen, Südslawen, Italienern und Adier- jchen Sozialdemokraten bestehende Mehrheit zu regieren. Datz die innere Politik mit der änderen nichts zu tun hat, ist ein nur bedingt richtiges Wart. Graf Czernin behaup tet, und der kluge Staatsmann wir»' wissen, weshalb, daß Oesterreichs innere Politik das Bündnisverhältnis geschädigt hab«, weil sie Zweifel an Oesterreichs dauernder und uner schütterlicher Freundschaft zu Deutschland wachrufen müsse. Dieselben unterirdischen, zum Teil aber auch sehr offen arbei tenden Mächte, die in Oesterreich wütend alles Deutsche ver- versucht. Das heißt dann der deutsche Ehrgeiz bei den folgen und dadurch seine Widerstandskraft lähmen, trete» Feinden des deutschen Jmperaliismus, die um so größere unaufhörlich für «inen Dauerfrieden sowie für die künftige Freunde des englischen Imperialismus sind. Neutralität der Monarchie «in. Eine solche Neutralität, meint j Czernin, könne es indes nicht geben, zumal wenn ihr der Son- j derfriede, der Vundesbruch mitten im Kriege, vorangegangen sei. Czernin scheut sich nicht, den Schwätzer» und Hetzern das ernste Wort zuzurnsen: „Die Monarchie kann, solange dieser . e i. t