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Erscheint jeden Wochentag früh - Uhr. Jüscrate wer den bi« Nachmittag« I Ubr für di« nächst- «scheinend« Nummer angenommen. Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Preil . , viertüjährlich ISNgr. Inserat« werden ^dir gespalten» Zeile oder deren Raum mit» Pf. berechnet. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der König!. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. 162. Sonntag, den 14. Juli. 1861. Tagesgeschichte. Dresden, 12. Juli. Die Erste Kammer hat heute den Antrag des Abg. Riedel auf Schaffung einer kräftigen deutschen Central gewalt mit gleichzeitiger Volksvertretung berathen und hierbei fol gende. Anträge ihrer dritten Deputation (Ref. Kammerherr v. Miltitz) einstimmig angenommen: „dem Beschlusse der Zweiten Kammer: die Staatsregierung zu ersuchen, aus Herstellung einer kräftigen deutschen Centralgcwalt mit Volksvertretung hinzuwirken, nnd zugleich zu beantragen, die Staatsreglerung wolle insbesondere für sofortige Regelung der Frage über den Oberbefehl des deutschen Bundesheeres mit bemüht sein, in dieser Fassung nicht bcizutreten," dagegen: „im Verein mit der Zweiten Kammer, unter Aussprache des Wunsches, daß es gelingen möge, eine kräftige, das gesammte Deutschland umfassende Centralgewalt zu schaffen und eine zweckmäßige Vertretung des deutschen Volkes bei derselben her zustellen, die Regierung zu ersuchen, dieselbe wolle auch ferner für Herbeiführung einer, ganz Deutschland umschließenden Gesetz gebung auf den, zu einer solchen geeigneten Gebieten, durch den Deutschen Bund, ingleichcn für dessen größere Wehrhaftmachung durch einbeitliche Organisation der Bundcsarmce und Regelung der Frage über den Oberbefehl, und besonders für Einführung eines unabhängigen Bundcöschiedsgcrichts sich bemühen," im Uebrigen aber „den Antrag des Abg. Riedel, insoweit er sich nicht hierdurch erledigt, auf sich beruhe« zu lassen." Der Magdeb. Ztg. schreibt man aus Leipzig vom 7. Juni: „Wer den heutigen Leitartikel der Leipziger Zeitung liest, wird sich die Nummer wahrscheinlich zweimal besehen, ob er nicht aus Ver sehen eine 20 oder 30 Jahre alte gegriffen hat; so recht sicher sind wir wirklich nicht, ob nicht wenigstens die nachfolgenden ersten Sätze doch aus Jrrthum aus einer alten in die Nr. 160 der Zeitung von 1861 gerathen sind, denn sie lauten: „Wer mit nur einigem Verständniß den politischen Ereignissen der letzten Jahre in Europa folgte, dem kann es unmöglich entgangen sein, daß die gesammte revolutionäre Partei in den verschiedensten Staaten sich neuerdings fester denn je orgauistrte und mit vereinten iKräften nach reiflich vorhererwogenem Plane einem gemeinsamen Ziele zu strebt. In den einzelnen Ländern werden zwar gelegentlich auch einzelne Nebenzwecke dabei mit verfolgt und äußerlich sehr abwei chend erscheinende Mittel zu ihrer Erreichung benutzt, allein in ihrem Hauptzweck, nämlich Verdrängung des Rechts durch rohe Gewalt, Sturz jeder auf den Grundsätzen der Legitimität beruhen den Herrschaft, und statt ihrer unbedingte Volkssouveränetät mit breitester demokratischer Grundlage, ist die revolutionäre Propa ganda vollständig einig. Als letztes Hauptziel erstreben die meisten Führer derselben dann Einführung der sogenannten rothen Republik, d. h. Auflösung jeglichen Privateigenthums re." Kurhessen. Was soll nun bei uns werden? Darauf vermag am Enke Niemand eine Antwort zu geben. Die Regierung hat durch die Auflösung der vorigen Zweiten Kammer weiter nichts erreicht, als daß sie in der jetzigen gar keine Stimme für sich gehabt hat, und sie wird bei den Neuwahlen ebenso wenig irgend eine nennenswerthe Minderheit für sich erlangen. Wie lange soll es denn so fortgehen, daß eine Zweite Kammer gewählt und ein- bcrufen wird, sich für incompctent erklärt, aufgelöst nnd wieder gewählt wird, um sich abermals für incompctent zu erklären? Am meisten ist Preußen verpflichtet, in Kurhessen einen allseitig anerkannten Rechtszustand herzustellen; denn das jetzige preußische Ministerium hat das hessische Volk indirect in seinem Festhalten an der Verfassung von 1831 bestärkt. Aber das kurhesfische Mi nisterium will nichts von den Rathschlägen des Hrn. v. Schleinitz wissen. — Die Bürgerschaft der Stadt Cassel halben Mitgliedern der aufgelösten Zweiten Kammer in dem großen und festlich ge schmückten Saale des Stadthauses ein Festmahl gegeben. Die Mitglieder der Ersten Kammer und die hohen Staatsbeamten waren zur kurfürstlichen Tafel geladen. Die „Zeit" theilt das Gedicht, das bei diesem Festmahle am 2. Juni vorgetragen wurde, mit dem Bemerken mit, daß es al» patriotischer Erguß eines schlichten Bürgers und als Ausdruck der herrschenden Stimmung in Cassel immerhin mittheilenSwerth er scheine. Das Gedicht lautet: Ein Volk, da« solche Männer fand, Ein Volk, da« gutem Recht vertraut Wie unser liebe« Hessenland. Und hoffend stet« nach oben schaut, Die treu und fest unv unverzagt Da» thut, wa« sein Gewissen spricht, Für unser gute« Recht getagt; Und treu erfüllt die schwerste Pflicht, Die sich erhoben Mann für Mann Da» seine Rechte voll begehrt, Für da«, wa« Frieden bringen kann, Doch auch de« Fürsten Rechte ehrt, Golt wird e« nicht verlassen. Gott kann e« nicht verlasse». Ein Volk, da« offen spricht und frei, Ein Volk, von Einigkeit beteilt, Und Lüge haßt und Heuchelet, Gott hat e« nicht dazu erwählt, Da» seines inner» Werth» bewußt Um schmachvoll zu erliegen, Ein tapfre» Herz trägt in der Brust, Sein Recht wird endlich siegen! Da» ewig treu geschwornem Eid, Bleib, Hesscnvölk, drum unverzagt, Auch nicht erbebt Im schwersten Leid, Bi« daß auch dir der Morgen tagt, Gott wird e» nicht verlassen. Gott wird un« nicht verlassen! Oesterreich ist schlimm daran. Erst die Mctternich'sche Miß« regierung, dann die Bach'sche Coucordatswirthschaft haben diese» Staat in schwere Noth gebracht, der italienische Krieg vor 2 Jahren gab ihm endlich den Rest. Die Geldnoch wurde so gräulich, daß man es machen mußte, wie zu seiner Zeit (178V) Ludwig XVI. von Frankreich und sein Minister Necker tbaten, nämlich eine Na tionalversammlung einberufen. Der gegenwärtige östcrr. ReichSrath hat in vieler Beziehung Aehnlichkeit mit einer constituirenden Na tionalversammlung, weil Schmerling demselben eben so wenig eine ' fertige Staatsverfassung entgegen brachte, als damals Necker der französischen. Schmerling aber ist viel schlechter gebettet, al« damals Necker cS war. In Frankreich wollte damals nur der hohe Adet und nur ein Theil der Geistlichkeit von Constitution nichts "wissen; in Oesterreich aber stemmen sich außer dem gesummten Adel und hohen Geistlichen auch noch so ziemlich alle vielzungigen Volks stämme des Großstaates, mit Ausnahme der Deutschen, gegen eine Verfassung für den Gesammtstaat. Ungarn, Kroaten, Polen und Czechen wollen nichts davon wissen; die Czechen und Polen, die als rechte Seite im Abgeordnetcnhause des Reichsrathes sitzen, thun alles Mögliche, die Neugestaltung des Kaiserstaatcs zu hemmen; die Ungarn, Croaten und Venetianer sind gar nicht gekommen, wollten auch nicht kommen. Bringt es'Schmerling noch dahin, daß diese Nationalgrundsatz-Rciter nnd Selbst- Einzelstaatsschwärmcr dennoch den ReichSrath beschicken, so wird er eine ungeheure Mehr heit gegen sich im ReichSrath haben, und wie dann mit. dieser regieren und Gesetze zu Stande bringen? Kommen sie aber nicht, so kann der ReichSrath nichts auSrichten, nnd keine wichtigen Gesetze beschließen, da der gegenwärtige Stück-Reichsratb nur als „engerer" angesehen wird nnd angesehen ist, Schmerling Hat überdies kürz lich erklärt, ein von diesem „engeren" Rclchsrathe ausgehendes Ministerverantwortlichkeitsgesetz nicht sanctionircu zu können. Und wie soll denn dieser engere ReichSrath der Regierung Geld oder auch Credit verschaffen? Das ist aber so uöthig, so dringend nöthig, als jedem Menschen das tägliche Brod. Der jetzige österr. Finanzminister ist einem Cassirer eines zweifelhaften Handlungshauses zu vergleichen, dessen Hauptsorge es sein muß, vor allen Dlnaen die vorkommenden Zahlungen prompt zu leisten, um die Ehre Deik Firma so lange als möglich aufrecht zu halten. Wie nun, wenn die ungarische,', Starrköpff endlich mit Gewalt zur Vernunft gebracht