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'ijohMciner Tageblatt. jeden «ochcmag abends sür din folgenden s nehmen die ExV-dMon bis vormittag II Tag und kostet durch die Poch Mk. 1.80 ' ' tI kD Uhr, sowie die VlnStriiger, desgleichen all» frei ins Haus. Annoncen-Lxpeditionen zu Originalpreiseu ' entgegen. ßchesßeiß-ktißths!, AttliinWitz, Wki-AtliWiM, GelGrs, Lizti, ^üiittübtrge Mn, Mtinsdorf, Wi'isttnbrnnü, krlbsch, Mrlhbtril, llrlMT Btnlsrisrf, Ätiihenbch, WGi», SuhsOGkl. Mmn-, Mittcklllh, Viiiit, Ltukkrsliiirf, §tiftrsl!-r^ Plcha, Crumbach, Niifjilorf, knlltnbtrg b. N., LangtNlhuckürf u. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtraths zu Hohenstein. Nr. 264. Dienstag, den 15. November 1887. 37. Jahrgang. Dan t. Der hiesige Philharmonische Verein hat zur blechenden Erinnerung an die 4t>0jährigc Jubelfeier des Geburtstages Oe. Martin Luther's die am 10. No vember 1883 aus diesem Anlaß von der Stadt auf dem Markte gepflanzte Eiche mit einem eisernen Geländer umgeben lassen und solches der Stadt schenkungs- wcise überwiesen. Nachdem »ns heute dieses Geländer feierlich übergeben nnd von uns über nommen worden ist, sagen wir dem Philharmonischen Verein für die dadurch der Stadt geschasste neue Zierde hiermit unsern schuldigen Dank. Hohenstein, den 13. November 1887. Der Stadtrat h. Pfotenhauer, Bürgermeister. S'acklilcheo. Hohenstein, 14. November. Ain gestrigen Vormittage knrz nach 11 Uhr fand an der bei Gelegenheit der 400jährigen Geburtstags feier Dn. M. Luthers gepflanzten Eiche eine einfache, aber würdige Feier statt, indem das vom hiesigen Philharmonischen Verein gestiftete eiserne Geländer der Stadt übergeben wurde. Nachdem ein Vers des Liedes „Ein' feste Burg ist unser Gott" durch das Nanmann'sche Musikchor die Feier eingeleitct, erinnerte der Vorsteher des Philharm. Vereins an das vor vier Jahren statt gefundene Fest und betonte die Bedeutung Ur. Lnthers als Reformator, Dichter und Sänger, als welcher er der Schöpfer des christlichen Kirchenliedes nnd des deutschen Gesanges überhaupt gelte, weshalb auch ein Gesangverein das Recht und die Pflicht habe, das Andenken Or. Luthers wach zu erhalten re. Nachdem die Urkunde und der Schlüssel an den Herrn Bürger meister, welcher mit den Herren Stadtcathen Krum biegel und Günther erschienen, übergeben war, dankte Ersterer Namens der Stadt für die Schenkung und machte die erfreuliche Mittheilung, daß der Platz in nächster Zeit umzäunt und bepflanzt werden soll, um ihm ein der Eiche würdiges Ansehen zu verleihen. Ein weiterer Bers vom oben genannten Liede bildete den Schluß der Feier. Sonntag, den 13. dss. M. hielt der Niedererz- gebirgs - Turngau im Schüßenhaus Ernstthal seinen Ganvorturnertag ab. Der Gan umfaßt 33 Vereine mit ca. 3000 Mitgliedern. Vertreten waren fast alle Vereine, da der Kreisvertreter Herr W. Bier ans Dresden hierzu erschienen. Vormittags legten 34 turnende Damen Ernstthals vor Genanniem ihre Prüfung ab; dieselbe bestand in Aufmarsch und Frei übungen. Es wurde diesem Zweige der Turnerei die vollständigste Aufmerksamkeit vom gleichzeitig mit an wesenden Gaurathe geschenkt. Die Hebungen wurden schön ansgeführt, worüber der Krcisvertrcter sich anch anerkennend anssprach. V--2 llhr begann das Turnen der Vorturner mit den Freiübnngen, hierauf folgte Riegcntnrnen. Begutachtet wurde dasselbe von den Gasten Herren Lehrer Werner, Turnwart Greim- Glanchau und Lehrer Scheibe-Limbach. Allseitig wurde sich befriedigend ausgesprochen. Hierauf folgte Sondervorführnug unter Leitung des K7eisvertreters. Es zeigte sich hier ein schönes Bild, man sah, wie das geistige Arbeiten mit dem körperlichen sich ver einigte. Die Formenstellungen des Körpers gaben wirklich sittlich Erhebendes; obwohl die Ausführungen oft sehr schwierig, so wurde doch Alles freudig vollendet. In der hierauf folgenden Versammlung waren ca. 350 Gauangehörige ver sammelt. Kreisvertreter W. Bier sprach sich im All gemeinen belobend ans und gebühn in erster Linie für die Aufopferung dem Gauturnwart Selbmann- Ernstthal Dank. Pünktliches Erscheinen — das möge sich Jeder merken — ist nothwcndig, wenn einer als Zenge zu einer Gerichtsverhandlung vorgeladen ist. Ein Zeuge, welcher am 10. d. M. vormittags Uhr zur Schöffengerichtssitzung bestellt war, erschien erst H01O Uhr vor'Gericht. Er wurde deshalb zu einer Geld strafe von 20 Mark und Tragung der Kosten dcran- beranmten und wegen des nicht rechtzeitigen Erscheinens des Zeugen vertagten Hanptverhandlung vernrtheilt. In einem Berliner Blatte findet sich ein Heiraths- gesuch, laut dessen ein bedeutender sächsischer Fabrikant „auf diese Weise" die Bekanntschaft einer „entsprechend vermögenden, hübschen jnngcn Dame", zwecks späterer Heirath zn machen wünscht. Das alles wäre eben so wenig auffällig, als die Versicherung, daß es sich hier um einen sehr „gemüthvollen" jungen Mann handelt; neu dagegen ist der ausdrückliche Wunsch des hciraths- lustigen Sachsen, eine passende Lebensgefährtin aus Norddeutschland zu finden, „da ihm (wie er wörtlich betont) die sächsischen jungen Damen nicht sgmpathisch" sind. Möglicherweise erhält nun der Petent', außer anderen Offerten, anch einige Zuschriften verschmähter Landesmänninnen, sie darin ihrer Erbitterung über eine solche Zurücksetzung beredten Ausdruck geben. Am 10. November Nachmittags ereignete sich in Wilkau in der Werncrschen Sandgrube ein Unglücks- sall dadurch, daß eine hereinbrcchende Wand den Schul- knabcn Franke von hier erschlug. Mehrere Knaben machten sich in der Mittagsstunde das Vergnügens), mit Stangen Sand herunterzuschlageu. Als am vergangenen Dienstag Abend die Ehe frau eines Bergarbeiters zn Nicderhaßlau sich auf kurze Zeit aus ihrer Wohnung entfernt hatte, fiel aus dem Ofen ein glühendes Stück Kohle und setzte die Kleidung des zufällig daselbst spielenden, im fünften Lebensjahre stehenden Sohnes der Genannten in Brand, wobei der Knabe derart verletzt wurde, daß er in der selben Nacht nach langen qualvollen Stunden seinen Leiden erlag. Die Trichinvsis hat in Untcrhaittsdorf abermals zwei Opfer gefordert, indem zwei erwachsene Personen daran gestorben sind. Bei allen Wohldenkenden findet überdies die behördliche Vcrsügnng, wonach in llnter- hainsdorf an den beiden Kirmestagen, also nächsten Sonntag und Montag, jedwede öffentliche Tanzbe- lustignng zu unterbleiben hat, die größte Billigung nnd Zustimmung. Das Sammelwerk für die von der Krankheit heimgesuchten unbemittelten Familien macht die erfreulichsten Fortschritte, doch k am man nnr wün schen, daß der in dieser Richtung hcrvorgetretene glän zende Zug von Wohlthütigkeitssinn sich noch weiteren Kreisen mittheilen möchte. Bei der großen Ausbreitung der Trichinosis in den ärmeren Klassen der Einwohner schaft, und wo so manche Familie ihres Ernährers schon durch de» Tod beraubt worden ist, eröffnet sich für die Linderung der Noth und des Kummers noch ein weites Feld segensreicher Thätigkcit. Ans dem Bahnhofe zu Ebersbach mußte kürzlich ein dem dortigen Bahnwärter Teich gehörender Hnnd getödtct werden, welcher an Vorzeichen der Tollwut!) litt. In Obcrpirk ist nm 1. d. M. angeblich ein Ein- brnchsdiebstahl verübt worden, wobei 91 M. gestohlen worden sein sollten. Der Gendarmerie, welche den Fall untersuchte, kam die Sache von Anfang an etwas unwahrscheinlich vor. Das weitere Vorgehen hatte die Folge, daß am 9. d. M. das Geld in dem nämlichen Sacke, in welchem es gestohlen worden war, auf einer Stange an einem Baume neben dein Hause wieder gefunden worden ist. Sehr fidel ist es dieser Tage bei einer Hochzeit in Falkenau zugegangen. Als einer der Hochzeitsgäste gegen Morgen nach Hause kam und zwei Treppen zu seiner Wohnung in die Höhe gestiegen war, kletterte er in dem Glauben, sein Bett vor sich zu haben, in den Kamin und segelte mit riesigem Gepolter bis in das Parterrcgelaß hinunter. Von dem Gepolter waren die übrigen Hausbewohner erwacht, die mit allein Möglichen bewaffnet, gegen den vermeintlichen Ein brecher zu Felde zogen. Zu ihrem Erstaunen fanden sie statt dessen ihren treuen Hausgenossen, wenn auch in etwas zweifelhafter Verfassung, im Kamine, aus welchem sie denselben mit Mühe und Noth befreiten. Dem Hochzeitsgaste war merkwürdiger Weise kein be sonderer Schaden geschehen; er kam mit einigen Ab schürfungen im Gesicht und einigen Kreuzschmerzen, sowie mit dem Schreck, der ihn übrigens etwas er nüchtert hatte, davon. Auf dem Rittergute in Hainewalde bei Zittau kam dieser Tage ein höchst merkwürdig mißgeborenes Kalb zur Welt. Dasselbe hatte vier Augen, vier Ohren und acht Beine. Die Augen waren unter natürlicher Größe, nnd es standen zwei derselben an der richtigen Stelle, die anderen beiden seitwärts von diesen nach außen hin in gleicher Höhe, sodaß sämmt- liche Augen eine gerade Linie um den Kopf bildeten. Zwei natürliche große Ohren standen an den gewöhn lichen Stellen, die anderen beiden waren kleiner und standen wie Hasenohren anfgerichtct hinter den ersteren. Von de» vier Vorderbeinen standen je zwei hinter einander. Der Leib war von der Mitte aus in zwei vollständig ausgebildete Hinterleibe gespalten, an denen sich je zwei Beine befanden. Das Thier hatte bei der Geburt so verletzt werden müssen, daß man es leider nicht aufbcwahreu kann. Aus Leipzig wird geschrieben: Dieser Tage wurde in einer Tiefe von zwei Metern am Obstmarkte eine merkwürdige Münze aufgesunden. Sie zeigt auf einer Seite eine Rose mit stinfzackiger Krone darüber und der Umschrift: „Glick kumpt von Gott". Auf verän deren Seite sieht man einen Reichsapfel. Die Um schrift lautet: „Hans Schultes, Nürnb." — Es ist dies ein sogenanntes Münzmeisterzeichen, wie sie die Münz- meister prägen und ausgeben durften. Die vorliegende Münze gab der Nürnberger Mllnzmeister Hans Schultes aus, der um das Jahr 1550 gestorben ist. Seine Nachkommen, so sein Sohn Georg, verwalteten das Nürnberger Münzmeistcramt noch lange Zeit. Die aufgefundene Münze mag im Jahre 1642 hierher ge kommen sein, wo am Obstmnrktc eine die Pleißenburg beschießende schwedische Batterie eingesenkt war. Die allgemeine Klage betreffs der Erhöhung der Fahrpreise der Dresdner Straßenbahnen an Sonn- nnd Festtagen hat nun auch im Stadtvcrvrdneten- Collegium dortselbst ein Echo gefunden. In der am 10. dss. stattgchabtcn Sitzung desselben kam die An gelegenheit zur Sprache und wurde schließlich ein stimmig der Beschluß gefaßt: „den Rath zu ersuchen, der Direction der Pferdebahn für die Zukunft die Er hebung von erhöhtem Fahrgeld an Sonn- und Feier tagen zu untersagen." Wie die „Ger. Ztg." hört, ist dem Schweizer Polizeibeamten für die Ergreifung des Fabrikanten Goldberg ans Gera eine ausgesetzte Prämie von 500 Mark ausgezahlt wordec.