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MsdrufferTageblati des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. Nr. 185 — 97. Jahrgang Mittwoch, den 10. August 1938 Wilsdruff-Dresden Drablanschrift: ^Tageblatt" Postscheck: Dresden S64N Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der und des Stadtrats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend «e» drftehl I-tn Snspruck! U—2 Lt-!-runa d« Z-t- »«« »der «ür,ung de« BezuglvreNe« Rücksendung -tng-Iaudier Schrillftücke erloigl nur. wenn Aüdpori» betlreg» Anzeigenpreise laul ausliegender PrUrllste Nr. S. — Zifser-Sebühr: M Rpsg. — Dorgeschri«< bene ErscheinungLtage und P atzwünsche wBiden nach Mögllchlett berücksichtigt. — Anzetgeo-Annahm» b>« vormittag« I» Uhr - , ,, Für die Richtigkeit der durch Fernrus übermtt- Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 teilen Anzeigen überneh men wir kein« Gewähr. -> — Bet Soniur« uni Zwang«vergletch erlischt leder Anspruch «ul Nachlaß. amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, Sine harte Nuß für London Die kein Ende nehmenden blutigen Kämpfe zwischen Arabern und Juden in Palästina, die aufsehen erregende Flugreise des britischen Kolonialministers nack dem englischen „Mandatsland", die Palästinabesprechun gen mit dem britischen Ministerpräsidenten Chamberlain in London und der erneute Friedensappell des englischen Oberkommifsars für Palästina lassen den Blick wieder nack jenem Lande schweifen, das durch den Versailler Fluck dazu verurteilt ist, keine Ruhe zu finden. Woher kommen diese Schwierigkeiten in Palästina und warum wird das in kolonialen Fragen so geschickte Großbritannien mit der Palästinafrage nicht fertig? Es sind erstensmal die wirtschaftlichen Nöte. Was die Wirtschaft betrifft, so haben auch die „Palästi nenser" den Stein der Weisen bis jetzt noch nicht auf finden können. Die jüdische U Überfremdung Hai diesem Gebiet das Gepräge eines reinen Agrarlandes ge nommen. Die Jndustrieerzeugung hat, auch wenn sie einst weilen nur für den einheimischen Markt in Betracht kommt, die Produktionsziffern der Landwirtschaft bereits erreicht. Die Handelsbilanz ist stark passiv, vorwiegend die Folge der großen Kapitaleinfuhren. Durch die englische Bevor zugung der Juden sind die eingeborenen Araber in ihrer wirtschaftlichen Betätigung stark eingeschränkt und benach teiligt worden. So nimmt es nicht Wunder, wenn sich die Araber auf wirtschaftlichem Gebiet ihrer Haut wehren. Die Palästinenser Frage ist natürlich darüber hinaus eine kulturelle und politische. Die völkischen Unterschiede zwischen Arabern und Juden sind so groß, daß sie niemals über brückt werden können. Man kann es verstehen, wenn sie Wie Katze und Maus einander gegenüberstehen. Zwischen den beiden kämpfenden Parteien, Arabern und Juden, aber steht England und vermag eine Befriedung nicht herbeizuführen. Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß der englische Oberkommissar die jüdischen Forderungen berücksichtigt hat, so daß die Erbitterung der Araber hier über zu begreifen ist. England hat es ja mit einem soge nannten Teilungsplan versucht, der die Teilung Palästinas in einen jüdischen und in einen arabischen Staat beabsichtigte. Daß die islamitische Welt gegen diesen Plan Front machte, war nur begreiflich, da die Araber die Juden als fremde Eindringlinge betrachten und das Land ihrer Väter nicht ohne Kampf preisgeben wollen. Wie die Juden in den meisten Ländern als ein dem eigenen Volke völlig fremder Teil empfunden werden, so konnte es erst recht nicht in Palästina anders werden, wo die Araber die Juden als eine fremde Rasse und als Eindringlinge betrachten. Wenn Großbritannien die Juden in Palästina unter stützt, dann ist das nichts anderes als die Verfolgung einer Politik, die der große Krieg gezeitigt hat. Schon damals «nierstützte Großbritannien die zionistischen Be strebungen, um sich aus alle Fälle die wohlwollende Hal tung der jüdischen Finanz in der ganzen Welt zu sichern. Und dann, waren es nicht die Engländer selbst, die den Weg Maltas als strategische Sicherung des See weges nach Indien in Frage stellten? Waren es nicht die Engländer, die für eine beschleunigte Flankendeckung des Suezkanals eintraten, die Stimmung machten für die Schaffung brauchbarer Stützpunkte im östlichen Mittel meer? War nicht der Ausbau des Hafens von Haifa zu einem modernen Kriegshafen der erste Schritt aus diesem Wege, weil ja dort die Oelleitung endigt, die Englands Anteil am Mossulöl sichert? Man könnte noch weitere Fragen stellen, um die politischen und strate gischen Interessen Großbritanniens offen zulegen, die sich hier hinter dem Deckmantel der Sittlichkeit und Menschlichkeit verbergen. Denn England gibt vor der Welt mis, daß es die Rechtsgrundlage des Völkerbundsmandats sei, die Eng land zur Förderung der nationalen Heimstätte sür das jüdische Volk verpflichte und daß auch „das Mitgefühl mit einem Volke, einer Rasse, die in der Dunkelheit lebte und nun zum Licht geführt werden müsse" England zur Stützung des Judentums in Palästina verpflichte. Hinter diesen schönen Worten läßt sich jedoch nicht der welt politische Anspruch Großbritanniens ver bergen, der auch in Palästina die strategische Sicherung des Seeweges nach Indien und die Sicherung des wich tigen Mosiulöls im Auge hat. Allerdings, England will die islamitische Welt nicht völlig vor den Kopf stoßen. Daher das Hin- und Her- lavrieren in London. Aber in Palästina geht der völkische Kampf zwischen Arabern und Juden unaufhaltsam weiter und fordert seine Opfer. Für die Welt aber zeigt es sich in Palästina erneut, daß die Minderheiten- und die Mandatsfrage, so wie sie in Versailles behandelt wurde, unhaltbar für eine künftige friedliche Entwicklung ist. Frieden wird niemals in der Welt einkehren, wenn man mit brutaler Gewalt völkische Minderheiten ver gewaltigt seien es die Deutschen, Slowaken, Polen und Magyaren in der Tschecho-Slowakei oder seien es die Araber in Palästina. LieHHn« Heim«rtjeitr»ng Marschall Balbo in Berlin Als Gast Görings mehrtägiger Aufenthalt in Deutschland Der Generalgvuvcrncur von Libyen, der italienische Luftmarschall Italo Balbo, hat sich auf Einladung von Generalfeldmarschall Göring im Flugzeug von Tri polis nach Berlin begeben, wo ihm bei seiner Ankunft auf dem Flughafen in Staaken ein herzlicher Empfang zuteil wurde. Marschall Balbo wird mehrere Tage in Deutsch land weilen und u. a. Hebungen unserer Luftwaffe bei wohnen. Zwischen Hermann Göring und Italo Balbo besteht eine echte, wirkliche Freundschaft, die aus den gleichen Sorgen um den Ausbau der Luftfahrt ihrer Länder geschmiedet wurde, die aus den Erlebnissen dieser beiden Männer und Flieger entstanden ist. Und aus dieser Freundschaft heraus ist nun Luftmarschav Balbo nach Berlin gekommen, aus dieser Freundschaft heraus, die nicht nur Hermann Göring allein, sondern dem gan zen deutschen Volke gilt. Italo Balbo, der zu den bekanntesten und populär sten Persönlichkeiten des neuen Italiens gehört, weilt zum viertenmal in der Reichshauptstadt. Er ist ein ehr licher Freund Deutschlands und hat seiner Ueberzeugung sehr früh offenen und klaren Ausdruck gegeben. Als Generalgouverneur von Libyen hat Balbo in einem Ge spräch bekannt: „Die Achse, die aus unserer gemeinsamen Politik entstanden ist, ist heute eine Angelegenheit unserer Herzen geworden." So spricht dieser engste Mitarbeiter, Mussolinis. Der feierliche Empfang Generalfeldmarschall Göring begrüßte seinen Gast nach der Landung im Fliegerhorst Staaken. Marschall Balbo wurde begleitet von General Brigandi. Zum Emp fang hatten sich eingefunden außer Generalfeldmarschall Göring der italienische Botschafter Attolico, General Liotta, ferner Staatssekretär der Luftfahrt General der Flieger Milch, der Chef des Generalstabes der Luft waffe Generalleutnant Stumpfs, General der Flieger Kesselring, der kommandierende General und Be fehlshaber der Luftwaffengruppe I sowie zahlreiche Amts chefs im Reichsluftfahrtministerium und Vertreter der Ge neralität der deutschen Luftwaffe sowie der auswärtige Unterstaatssekretär Woermann. Auf dem Rollfeld hatte ein Ehrenbataillon der Luftwaffe Aufstellung genommen. Der Kommandant des Fliegerhorstes Staaken, Oberstleutnant Trauttvetter, erstattete Meldung und Italo Balbo und Generalfeldmar schall Göring schritten die Front des Ehrenbataillons ab. Das Musikkorps spielte einen Marsch und dann zu Ehren des Gastes die Giovinezza und die königliche Hymne. Der Generalfeldmarschall begab sich darauf mit seinem Gast zum Hotel Kaiserhos. Am Abend bereitete Generalfeld marschall Göring seinem italienischen Gast einen Empfang. Am Mittwochvormittag legte Luftmarschall Italo Balbo am Ehrenmal Unter den Linden einen Kranz nie der. Anschließend begab er sich zur Eintragung in das Goldene Buch der Stadt Berlin zum Oberbürgermeister und Stadtpräsidenten Dr. Lippert in das Berliner Rat haus. Valdos große Verdienste Luftmarschall Balbo steht im 43. Lebensjahr und ist weit über die Grenzen seiner Heimat durch seine hervor ragenden fliegerischen Leistungen bekannt. Als junger Alpenjägeroffizier machte Balbo den Kriea mit und wurde mehrfach wegen Tapferkeit ausgezeichnet? Als einer der ältesten Vorkämpfer des Faschismus organisierte er in seiner Heimatprovinz den Ausbau der saschistischen Be wegung und gehörte beim Marsch aus Rom dem Qua- drumvirat an. Später schuf Balbo die italienische Luft- wafse und führte Geschwaderflüge durch ganz Europa durch. Als Anerkennung wurde er vom König von Italien zum Marschall der Luftstreitkräste ernannt. Als Mussolini das Lustsahrtministerium übernahm, wurde Balbo Generalgouverneur von Libyen und hat sich dort große Verdienste erworben. Luftmarschall Balbo hat sich um den Aufbau der italienischen Luftwaffe die größten Verdienste erworben. Immer wieder rief er seinem Volke zu, daß Italiens Luft waffe mit den eisernen Adlern stark genug sein müsse, das Land gegen jeden Feind zu schützen. Um den Geist der italienischen Flieger zu stählen, führte Balbo Geschwader- flüge durch, die das Erstaunen der Welt erregten. 1929 flog er mit zwölf Maschinen nach Brasilien, dann mit 24 Maschinen nach Nordamerika. Nach diesem Flug, der in den Vereinigten Staaten Begeisterung auslöste, wurde Balbo zum Marschall der Luftstreitkräfte ernannt. Jetzt aber erhielt Balbo eine neue große Aufgabe: Den Aufbau von Libyen. Als Generalgouverneur hat er hier ein großartiges Werk des Ausbaus geschaffen und die Möglichkeit für den abessinischen Feldzug vor bereitet. Das deutsche Volk und die Bewohner der Reichs hauptstadt heißen Italo Balbo, den Freund Deutschlands, von ganzem Herzen willkommen. Marschall Balbo im Haar der Flieger Ansprachen des Generals der Flieger Milch und des Marschalls Balbo Nach der Ankunft Marschall Balbos, der die 2400 Kilometer von Tripolis nach Berlin im Ohnehaltflug in der ausgezeichneten Zeit von neun Stunden mit seiner Savoia-Machetti 75 zurückgelegt hatte, fand am Diens tag abend im Haus der Flieger ein kameradschaft liches Zusammensein statt, dessen Stimmung bestimmt wurde durch die herzliche und aufrichiige Freundschaft zwischen den italienischen und den deutschen Fliegern. Im Auftrag und in Vertretung des Reichsministers der Luftfahrt und Oberbefehlshabers der Luftwaffe, Ge neralfeldmarschall Göring, begrüßte der Staatssekretär der Luftfahrt, General der Flieger Milch, Marschall Balbo aufs herzlichste und betonte, daß die deutschen Flieger stolz und glücklich seien, Balbo in ihrer Mitte zu sehen, den Mann, der in den letzten Jahren zahllose freundschaftliche Beweise für die deutsche Fliegerei ge zeigt habe. Marschall Balbo dankte für diese herzlichen Be grüßungsworte und schätzte sich glücklich, unter den deut schen Fliegerkameraden zu weilen. Fliegerkameradschaft sei eben etwas besonders Aufrichtiges und Ehrliches. Geheimrat Pros. Leo Frobenius f Der bekannte Afrikaforscher Geheimrat Prof. Seo Frobenius ist am Dienstag vormittag in Biganzolo am Lago Maggiore plötzlich verstorben. Prof. Frobenius war schon längere Zeit herzleidend. Die Ankunst Balbos in Berlin. Der italienische Luftmar schall Balbo schritt in Begleitung von General-^ feldmarschall Göring die Front der Ehrenforma tionen aus dem Flug hafen von Staaken al (Scherl-Wagenborg.)