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Dienstag. 21 13 Mari 18««. Erscheint Dienstag» und Freitag«. Zu beziehen durch alle Post, anstatt«». Weißeritz-Zeitung. Prei« pro Quartal 10 Rgr. Inserate die Spalten «Zeile 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Patt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zu Dippoldiswalde, Fraueusteiv und Ittenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ich ne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Die gewaltigen Schneemasscn, welche in den letzte» Tagen auf niiscr Gebirge gefallen, veranlassen uns zu einer offenen Petition an die hohe Staatsregierung. Nach dein Straßenbaumanbate vom 28. Avril 1781 und den Bekanntmachungen vom 2. Febr. 1831 und 28. Septbr. 1837 haben die Communen, durch deren Fluren die Straße geht, mit Zuziehung der Nachbargemeinden, von Hohlwegen und Straßen den Schnee auszuschaffen. Auf fiöcalischen Straßen wird dabei jede Arbeitsstunde mit sechs Pfen nigen gelohnt. Diese Last trifft »ach den klimatischen Verhältnissen gerade die ärmsten Gemeinden im Gebirge am stärksten, und Heuer, wo es z. B. in Ziunwalb und Attenberg Schnceiiößr von mehr als 15 Elle» Höhe giebt, ist dies in ganz ungewöhnlicher Weise der Fall. Sind doch, abgesehen von der Chaussee, nicht mehr als 70 Arbeiter fast zwei Tage beschäftigt gewesen, um nur die Coinmunicationöwegc in unserem Stadt weichbilde frei zu machen. Läßt sich nun auch nach Lage der Sache die Last selbst deu beteiligten Ge meinden nicht abnebmen, obwohl sic durch die wohl practisch »och iiicht zur Ausführung gelangte Herbei ziehung der Nachbargemeinden erleichtert werden könnte, so erscheint cs doch nicht nur als eine Forderung der Billigkeit, sondern auch der Gerechtigkeit, daß der bei dem Schneeauswerfen ans fiscalischen Straßen statt findende Lohnsatz von 6 Pfennigen für die Arbeitsstunde eine zeitgemäße Erhöhung erfahre. Bei der im Winter herrschenden Arbeitslosigkeit haben sich immer »och Hände gefunden, welche für 54 Pfennige einer täglichen neunstündigen schweren Arbeit sich unterzogen, während Gemeinden mit geringer Arbeiterbevölkerung nicht un erhebliche Zuschüsse haben gewähren müssen, um nur die nöthigcn Mannschaften zu bekommen. Und wahrlich, wer bas Schneeauswerfen und die Menschen, welche sich dem unterziehen, mit ansieht, namentlich wie sie teilweise weder die nötige Fußbekleidung noch Körper bekleidung haben, wie diese wenigen Kleider halb voll ständig durchnäßt werden und steif gefrieren, der begreift, daß nur Hunger und Noth zu dieser so schlecht gelohnten Thätigkeil treiben können. Im Interesse der Mensch lichkeit haben wir es für Pflicht geachtet, diese Ange legenheit öffentlich zur Sprache zu hringe», hoffend, daß unsere sorgende Staatsregierung sich bewogen finden möge, eine, durch die im Allgemeinen gestiegenen Lohn sätze gewiß gerechtfertigte Erhöhung des vor 30 Jahren normirten Lobnes für das Schneeauswerfen, sei es auch nur nm 2 Pfennige pro Stunde, zu bewilligen. Unseren Ortsbewohnern und noch mehr den Herren Niederländern empfehlen wir für diese Woche eine Schlittenparthie nach Altenberg und Zinnwald, um die wirklich sehenswerten Schneeanbäufungen in Augen schein zu nehmen. In Altenberg geht man z. B. in dem Gäßchen beim goldnen Löwen mit den Fenstern der ersten Etage in gleicher Richtung, von der Straße führen Schiicestufen nach der tiefliegenden Hausthüre. Zu dem Gerichtsamte gelangt man von der Straße aus durch einen Tunnel; in der Gegend der Schule liegt der Schnee ca. 16 Ellen hoch re. Mit Rücksicht darauf, daß in einigen Kalendern der erste Dippoldiswaldaer Bi eh markt irrtümlich angegeben ist, machen wir wiederholt darauf aufmerksam, daß derselbe Donnerstag, den 15. März, stattfindet/ Dippoldiswalde. Was wir neulich der hier an wesenden Schanspiclcrg escllschaft des Hrn. Di rektor Frist in Betreff der Theiluahme unserS Publikums voraussagtcn, das scheint sich vollständig bestätigen zu wollen. Die guten Leistungen fangen an, eine immer größere Anziehungskraft zu entwickeln; ja neulich, als das Stück die Anna-Liese von Hersch gegeben wurde, war der Zuschauerraum dermaßen angefüllr, daß nicht Wenige, darunter auch Auswärtige, keine Plätze be kommen und wieder unverrichteter Sache davon gehen mußten. ES ist darum woh/getha», zeitig sich dazuzu halten; denn cs beginnen die Vorstellungen pünktlich. Jedensalls sind wir durch Das, was die Gesellschaft bis jetzt geleistet hat, vollkommen berechtigt, die neuliche Aufforderung zu fleißigem und zahlreichem Theaterbesuch hiermit angelegentlich zu wiederholen; eö wird durch bas gute Spiel Einzelner, namentlich der Fräul. Feist und des Herrn Bübring, was natürlich nicht ohne gute Rückwirkung auf das Ganze bleibt, ein den Ver- hältnisscn entsprechender, sehr angenehmer Genuß gewährt. — Der außerordentlich starke Schneefall hat »ns nicht nur eine ausgezeichnete Schlittenbahn und einen lebhaften Verkehr gebracht, sondern auch zu einem originellen Aeticnnnlernehn-en Veranlassung gegeben. Dasselbe soll nämlich den Gedanken verwirklichen: „dem schneereichen März von feinen eigenen Gaben auf hiesigem Markte einen Tempel zu bauen und zum Eintritte in gedieltes und durch Oefen erwärmtes Heiligthum alle seine Verehrer zu nordischer Geselligkeit und tropischer Begeisterung durch rauchenden Göttertrank einzuladcn." Dies amüsante Projekt spcculirt namentlich auf den künftigen 15. März hier abzuhaltenden Viehmarkt, zu welchem ohnedies der Markt vom Schnee gereinigt werden muß. Actien, L 5 Ngr., sind überall zu haben und versprechen einen „hundertfachen Gewinn," da der Eintritt in den Schnee tempel 5 Pfennige koste» soll. Ma» eile mit Zeichnen, bevor die Aeticn vergriffen sind!