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6. Freitag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal- t«n. Preis pro Qnart. IVNgr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. 20. Januar 1854. , Inserat« Weißerih-ZeitungM ' - genommrn. Verantwortlicher Redactsur: Carl Zehne in Dippoldiswalde. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde, den 19. Jan. Noch rauchten die Trümmer der am Abend des 15. d. MtS. abge- brannten vier Häuser, noch war man bestürzt über einen am Nachmittage des 16. entstandenen, glücklicher Weise blinden Feuerlärm, als wir in der Mittags- stunde des vorgestrigen Tages, am 17. Januar, auf'S Neue durch Feuerruf erschreckt wurden. ES brannte im obersten Theile des in der Nähe der Brandstätte vom 16. gelegenen, aus der Hofseite mit Stroh ge deckten Gasthofes zur Sonne. Die noch bereit stehen den gefüllten Spritzen und die wirksame Hilfe, die hierdurch dem mit großer Schnelligkeit auf dem Dache sich ausbreitenden Feuer zu Theil werden konnte, lie ßen den Brand bald dämpfen, der bei nur einiger maßen heftigem Winde ein sehr großer hätte werden können. Daö Dach ist zum Theil abgebrannt; doch hat das Gebäude selbst-noch durch Einreißen gefähr deter Theile nicht unbedeutenden Schaden gelitten. Man muthmaßt jetzt allgemein, baß die Ursache des FeuerS ein vom Brande am Sonntage auf daö Dach des Gasthofs zur Sonne gefallenes Flugfeuer gewe sen, das so lange dort geglimmt und endlich zum Ausbruche gekommen sei. — 18. Januar. Im letzten Vierteljahre deS vergangenen JahreS, vom 1. October bis 31. Decbr. 1853, sind in hiesiger Sparkasse eingelegt: 4997 Thlr. 23 Ngr. 7 Pf. in 368 Einlagen, und 3278 Thlr. 5 Ngr. 9 Pf. in 93 Rückzahlungen auSgezahlt worden. Baden. Aus Karlsruhe vom 13. Jan. mel det die Franks. Postzeitung: „Ich glaube nicht zu irren, wenn ich Sie versichere, baß unser Kirch en - streit einer befriedigenden Erledigung ganz nahe ist, vielleicht in diesem Augenblicke dieselbe bereits ge sunden hat. Näheres hoffe ich nächstens mittheilen zu können." Paris, 15. Jan., Im Ministerium des Aeußern wurden gestern Briefe unserer diplomatischen Agenten aus Petersburg mitgetheilt, welche entschieden auS- sprechen, baß der Kaiser von Rußland die Ueber- zeugung habe, der europäische Krieg werbe im Früh- fahre ein Thatsache sein. Der Zar äußerte in dieser Beziehung, daß er die Neutralität Oesterreichs und Preußens zu würdigen wisse, aber daß die Verhältnisse des Kriegs zuerst die Grenzen der Neutralitätömächte bedrohen würden. Man zweifelt hier in wohlunter richteten Kreisen nicht, daß diese Worte die Stellung der Nordmächte gegen den Westen ziemlich klar be zeichnen. Türkei. Die lange vorausverkündeten Kämpfe in der Walachei haben begonnen. In der Nähe , von Kalafat, bei Citade, ist es zu ernstem Begegnen zwi'chen den Russen und Türken gekommen. Auch jetzt aber widersprechen sich die Nachrichten in einer Weise, die noch kein richtiges Urtheil zuläßt. Denn während die Nachrichten Wiener Blätter weitaus zu Gunsten der Russen lauten, sprechen andere, gleich falls von Wien stammende, nach London und Paris gegangene telegraphische Depeschen zu Gunsten der Türken. So viel scheint aber gewiß, daß die Fort schritte der Russen in ihrem projectirten Aygriffe aus Kalafat noch nicht die besten sind. Einige der" er wähnten Nachrichten lassen wir nachstehend folgen: In Bezug auf die Gefechle in der Gegend von Citade (Csitate), stromaufwärts von Kalafat, geht der Neuen Preußischen Zeitung von - „glaubwürdiger" Seite folgende nähere Mittheilung zu: „Am 6. Jan. machten die Türken 18,Oliv Mann stark einen Aus fall aus -ihren Verschanzungen vor Kalafat. Dieses starke Corps stieß zunächst auf nur drei Bataillone Russen, die, wenn auch mit großem Verluste; den Türken doch Stand hielten, bis die in der Nähe stehen den russischen Truppen sich herangezogen hatten. Schließ lich wurden die Türken in ihre Verschanzungen zurück geschlagen, wobei ihnen auch sechs Kanonen abgenom men wurden. Die Russen sollen an Ivvv Tobte und eben so viel Verwundete haben. Der Verlust der Türken ist ungleich bedeutender: doch ist derselbe noch nicht festgestellt. Der Heldenmuth der erwähnten drei russischen Bataillone wird als unübertrefflich bezeichnet." Die Preuß. Corresp. erhält über daö Gefecht bei Citade Nachrichten aus Bukarest vom 10. Jan. „Am 6. Jan. hatten die Türken mit bedeutenden Streit kräften einen Ausfall aus ihrem verschanzten Lager bei Kalafai gemacht und waren bis nach dem vierte halb Meilen von Kalafat entfernten walachischen Dorfe Citade vorgerückt, wo eine russische Abtheilung unter Oberst Baumgarten, bestehend aus 3 Bataillonen des Regiments Tobolsk und 2 Schwadronen mit 6 Ge schützen, Position genommen hatte. Oberst Baum garten hielt gegen die überlegenen Kräfte der Türken Stand, bis der 15 Werst entfernt stehende General Simonis mit dem Regiment Odessa und 6 Geschützen zu seiner Unterstützung herbeikam, worauf die Türken sich nach ihren Verschanzungen zurückzogen und mehre Hldstücke zurücklicßen. Der Kampf scheint sehr hart näckig gewesen zu sein, da auf beiden Seiten eine be trächtliche Anzahl von Verwundeten und Tobten an gegeben wirb. Das Regiment Odessa hat viele sei- ner Offiziere verloren, und auch der General Simo-