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Dresdner Journal : 16.04.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189004168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900416
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900416
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-04
- Tag 1890-04-16
-
Monat
1890-04
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 16.04.1890
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-- - - —»r - —^---- ...... 86. Mittwoch, den 16. April, abends. 1880 V«,ox»pr«l»r kür vr«»ä«a v»ert«lM»rliek < Sl»r1l -0 kl, txi <i«L L»ü«rl. ä«i»t»ol>«L ko»t»o,t»ltvo ,i«1«1- ^LNrUeN -- i »u„vrN»Ib ä«, äeutsei»«» ü«cN«« - » u4tt ?o»t- uoä Sto«p«l»u,vU»^ Nw»u. Uawmero: 10 kk. ^oNN»al8»»ss,x«dUkr«»r Var 6« Uüum eioer s-e»p»Iteoe» 2«i>« kloivor vetuiü <v kt. Ootor äi» 2«U« -0 kk. Loi ^dollen uoä ^iüen»»t» sotipr. ^uf»cM»cr. Lroedolooor mit Xu»n»dius äor kvoo- u. Voiort»^« »kooä». t'»ro»prvcl»-Xixci»lau, Ur. 1LVL. DresdnerÄoiMal. Für die Gesamtleitung verantwortlich: ^ofrat Gtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. ro» LiNNoNtxnii^e» »aentrt»» txi^t,: /<> Lran<t«t<Uer, XovulliooiooLr 6«, Vre«iv«r lourvol»; L»»t>v^ L«rUll Vi«u >»»«l->r»»I»o rr»LkNu< ». N.: DaarenÄnn <S VvAker, Lorli» Het«»-L»wd«rU Nr», I.«iP«Ie-rr»LLNlrl ». ». »üoelx»: L«^. N»n» Ix»äo» N»rU» Nr»oUürt ». U - >t»u^»rl: Da«-« 6 (,'0., I»rUo: /«ratt«ir»,<iant, Lr»»I»»: La-at-, L»»»or»r: D. LL-««i«r, S»N» ». ,.: Loret «k Do. Nerau,,«Nert Lü»i,1. Lrpoäitioo 6e» vre»6i>er Jour»»!». l)r»»6ev, 2vin,er«tr. 20. Vvru»xr«eN->v»oNIu,»: >'r. 1LVL. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Postdirector Karl Herr mann Schönfelder in Löbau und der Posthalter Johann Pech in Bautzen die ihnen von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen ver liehenen Ordensauszeichnungen, Ersterer den Rothen Adler Orden 4. Klasse, Letzterer den Kronen Orden 4. Klasse, anlegen. Se. Majestät der König haben dem Posthalterei Aufseher Karl August Roitzsch und dem Briefträger Johann August Riedel, beide in Dresden, die Er- laubniß zum Anlegen des ihnen von Sr. Majestät den: Deutschen Kaiser und Könige von Preußen ver liehenen Allgemeinen Ehrenzeichens Allergnädigst zu ertheilen geruht. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichterr. Brüssel, 15. April. (W. T. B.) Deputierten- kammer. Bei der Beratung deS Etat» der Sicherheitspolizei, dessen Posten von 66066 auf 15066 KreS. reduziert werden soll, wies Abg. Bara von der Linken auf die Notwendigkeit der Sicherheitspolizei, namentlich behufS Erfüllung der Verpflichtungen gegen das Ausland, hin. Der Justizminister Lejeune erklärte, daß die Polizei in ihrer gegenwärtigen Organisation genüge, um die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten und daß die Regierung gegebenen Falle» wissen werde, für die öffentliche Sicherheit deS Landes einzu- treten. Nom, 16. April. (Tel. d Dresdn.Journ) Der Direktor des Observatoriums in Tusa (Sizilien) beobachtete, seiner telegraphischen Mitteilung zu folge, zwei kurze Erdstöße, welche unter starkem Getöse erfolgten. Schaden ist nicht entstanden. Madrid, 16. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) General Daban ist heute nach Alicante abgereist, um daselbst seine zweimonatliche Arstungsstrafe zu verbüßen. Über 360 Offiziere, darunter Martinez Eampos und andere Generäle verabschiedeten sich am Bahnhofe. 5er Finanzminister brachte in der Kämmer die angekündigtc Borlage ein, welche die Bank von Spanien ermächtigt, das Maximum der Noten emission zu erhöhen. Dresden, 16. April. Schutzzollbcwegung und Parteitreiben in Frankreich. Die starke, auf Erhöhung der Schutzzölle gerichtete Strömung, welche sich gegenwärtig in Frankreich gel tend macht, rührt keineswegs von heute und gestern her. Sie ist vielmehr eine der gesamten nationalen Entwickelung Frankreichs entsprungene Erscheinung, welche schon zur Zeit der Regierung Ludwigs XIV. und Napoleons l. sehr stark hervortrat. Schon unter Colberts Verwaltung war Frankreich von einer hohen Schutzzollmaner umgebe» nnd der wirtschaftliche Auf ¬ schwung, den das Land unter der Leitung dieses ein sichtigen Staatsmannes nahm, ist nicht zum geringsten Teile den zollpolitischen Maßnahmen desselben zuzu schreiben. Napoleon I., dem Frankreich so viele wohl- thätige innere Reformen zu danken hat, baute da» Colbertsche Schutzzollsystem noch weiter aus und heute ist dieses den Franzosen so vollständig in Fleisch und Blut übergegangen, daß es sozusagen zu den natio nalen Eigentümlichkeiten gehört. Beinahe jeder Fran zose ist ein ausgesprochener Schutzzöllner und selbst solche, die in der Theorie für den Freihandel schwärmen, machen sich in einzelnen Fragen häufig genug zu Anwälten der schutzzöllnerischen Forderungen. Der einzige Herr scher, der es gewagt hat, das französische Sperrzoll system zu durchbrechen, war Napoleon III. Aber auch dieser vermochte nicht, die gegen die Aufhebung der Zölle gerichtete Strömung durch seine vielangefochtenen Handelsverträge beseitigen, und gegenwärtig ist die selbe stärker als je. Außer dem naturgemäßen Rück schläge, den die Freihandelspolitik Napoleons IIl. Her vorrufen mußte, hat hierzu auch noch der vielberufene Artikel l 1 des Frankfurter Friedens beigetragen, durch welchen sich Deutschland und Frankreich gegenseitig die Rechte der meistbegünstigsten Nationen zusicherten. Die Pariser Chauvinisten vom Schlage des Herrn Derou- löde redeten dem Volke vor, daß diese Klausel eine Begünstigung der deutschen Industrie auf Kosten der einheimischen bedeute, und alle Versicherungen der Ver ständigen, daß Frankreich hiervon zum mindesten eben soviel Nutzen habe, wie Deutschland, vermochten nicht, das einmal geweckte nationale Vorurteil wieder zu be seitigen. Es kann deshalb, wie an dieser Stelle vor einiger Zeit bereits dargelegt wurde, kaum einem ernst lichen Zweifel unterliegen, daß die von Napoleon III. abgeschlossenen Handelsverträge nach ihrem Ablanfe nicht wieder erneuert werden. In diesem Sinne äußert sich auch ein Pariser Mitarbeiter der „Schlesischen Zeitung", der seinem Blatte über die Schutzzollbeweg- ung in Frankreich aus der französischen Hauptstadt das folgende schreibt: Fast alle französischen Staatsmänner sind damit einverstanden, die Handelsverträge zu kündigen, um nach deren Ablauf, 1892, durchaus selbständig das Zollwesen gestalten zu können. DaS gesamte gesell schaftliche und wirtschaftliche Leben der Franzosen hat sich eben nach dem Schutzzollsystem ausgestaltct und demselben angepaßt. Der Franzose ist für die Be friedigung seiner Bedürfnisse nur an heimische Erzeug nisse gewöhnt; er hält dieselben von vornherein für besser als alle fremden. Hinter dem Walle der Schutz zölle haben sich die Verhältnisse und Bedürfnisse der einzelnen Landstriche ausgeglichen, — natürlich so weit dies eben möglich ist. Die Lebensgewohuheiten zeigen daher in ganz Frankreich dieselben Formen und eine viel größere Übereinstimmung, als in allen anderen Ländern. Es ist denn auch eine unbestreitbare That- sache, daß der Schutzzoll wesentlich zur Ausbildung und Befestigung des französischen Nationalbewußtsc:::- beigetragen hat. Die französischen Geschäftsleute und Arbeiter haben leichtes Spiel, wenn sie ihr Verlangen nach höhere» Schutzzöllen begründen sollen. Ihre Beweisführung ist sehr einfach: „Vor dem Abschluß der Handels verträge (1260) führte Frankreich für 1200—1300 Millionen verarbeiteter Waren ans, aber nur für 30 Millionen ein. Jetzt ist unsere Ausfuhr zwar auf 1800—1900 Millionen gestiegen, aber auch die Einfuhr verarbeiteter Waren beläuft sich auf 500 bis 600 Millionen. Auch ohne die Handelsverträge wäre unsere Ausfuhr seit 1860 um mehrere Hundert Millionen gestiegen; aber wir würden dann auch die 500 bis 600 Millionen ver arbeiteter Waren selbst schaffen, welche wir jetzt vom Auslande kaufen. Folglich haben unsere Industrie und somit auch unsere Arbeiter einen Verlust von 500 bis 600 Millionen jährlich durch diese Verträge." Darlegung und Folgerung bringen infolge ihrer Ein fachheit yroßc Wirkung hervor, während sich die Ein wände nicht in wenige Sätze und Ziffern zusammen- fassen lassen. Wie wenig konsequent die Franzosen auf diesem Gebiete verfahren, zeigt folgende Thatsache. Der Zoll ist an sich eine Verbrauchssteuer. Deshalb sind die Verbrauchssteuern in Frankreich auch eben so alt wie der Schutzzoll; sie sind Hand in Hand mit demselben ausgebtldet worden. Sie bilden die Grundlage des französischen Steuerwesens; bringen sie doch zwei Drittel aller Staatseinnahmen auß Gegen die Zölle bat sich eigentlich niemals, — wenigstens nicht in den letzten fünfzig Jahren — eine Bewegung her- ausgebildet Anders liegt die Sache bei den in neren Verbrauchssteuern. Zölle werden an der Grenze erhoben, über welche hinaus für die meisten nur unbekanntes Land liegt; nur eine kleine Minderzahl der Eingeborenen hat damit zn thun. Die Verbrauchssteuern (im engeren Sinne) be rühren dagegen, zumal in den großen Städten, viel näher und allgemeiner. Ihre Übelstände und Unge rechtigkeiten sind daher bekannter. Deshalb konnte sich eine Bewegung gegen dieselben herausbilden. Unter dem zweiten Kaiserreiche nahmen dessen politische Geg ner die neueren wirtschaftlichen Lehren auf und führ ten mit Hilse derselben einen scharfen Kampf gegen die Verbrauchssteuern. Zu den bekanntesten Führern in diesen: Kampfe zählten Ferry, Gambetta und andere Republikaner, die seitdem eine politische Rolle gespielt haben. Die Abschaffung der staatlichen und städtischen (octroi> Verbrauchssteuern stand daher an erster Stelle auf allen republikanischen Programmen; sie war bei spielsweise auch in dem seiner Zeit viel gepriesenen und scharf bekämpften Belleviller Programm Gambettas enthalten. Während der ersten Jahre der Republik stand die Stenerfrage beständig auf der Tagesordnung und diente namentlich den Republikanern bei jedem Anlässe als Sturmbock und Handhabe. Zahlreiche Vorschläge wur den gemacht, unzählige Reden gehalten, ungemein viel wurde darüber geschrieben. Einige Anträge kamen auch in der Kammer zur Beratung und wurden mit großem Geräusch verhandelt. Aber nicht die mindeste Ände rung an dem herrschenden Ttcuerwesen wurde dadurch bewirkt. Letzteres ist vielmehr in seiner altgewohnten Weise weiter ausgebildet und vervollkommnet worden, natürlich nur in dem Sinne, um höhere Erträge zu erzielen. Seit die Republikaner 1877 thatsächlich zur Herrschaft gelangt sind, ist es erst recht aus mit alle» Versprechungen und Versuchen einer Umgestaltung des Stenerwesenö. Die ganze Bewegung ist verrauscht; nur in einigen sozialistischen Blätter» finden sich noch Spuren davon. In diesem Angeublickc haben wir da her ein ganz einziges Schauspiel, wie es nur in Frank reich möglich ist. Dieselben Republikaner, welche Jahr zehnte lang ihre Gegner mit den Verbrauchssteuern be kämpft nnd die Abschaffung dieser Steuern in bündigster Weise verheißen haben, fordern jetzt eine Erhöhung derselben um 200 Millionen. Und niemand findet darin etwas. Das Volk, welchen: ehedem die Last und Ungerechtigkeit dieser Steuern gar schrecklich ausgemalt worden war, rührt sich nicht einmal. Sogar die Konservativen, die geschlagenen und deshalb um so mehr erbitterten Feinde der Republikaner, denken nicht daran, diese an ihre Verheißungen zu erinnern und sie als Betrüger und Verräter zu brandmarken, welche das Volk durch unerfüllbare Versprechungen geködert haben, um es nun desto stärker zu schröpfen. Denn Rouvier, der Parteien, Börse und Geschäftswelt will kommene Finanzminister, hat mit folgenden Vorschlägen für das Budget von 1891 den Beifall der Kammer- Feuilleton. Die wilde Rose. Eine Erzählung. 7 (Fortsetzung.) „O", preßte sie jubelnd hervor, „ein Buch über Amerika! wie danke ich Dir!" „Nicht wahr, da sind die Wolken aus dem Keinen Herzen der wilden Rose gleich verschwunden", lachte der Student; ,^ber die Wolken deS Himmels türmen sich immer mehr auf. Sieh, da kreuzen sich die Blitze, das wird ein schreckliches Unwetter werden und wahr haftig jetzt fängt der Regen heftig an. Komm, nimm Dein Buch und geh in die Stube; ich muß noch weiter; heute fehen wir uns nicht mehr; doch halt, bald hätte ich etwas vergessen; für die Base habe ich einen Brief aus der Stadt mitgebracht, gieb ihn ihr sogleich!" Regina eilte mit dem kleinen Billet und ihrem Buch aus dem Garten, Leonhard voran, der abwärts der Landstraße zuschritt. Plötzlich blieb sie nahe dem .Hause erschrocken stehen; in her Freude über ihr Geschenk hatte sie ihr Arbeitsbuch in der Laube liegen gelassen Trotz des jetzt bereits heftigen Regens eilte sie dahin zurück, um das Vergessene zu holen. Es war finster wie in der Nacht, der Sturm peitschte ihr den Regen in» Gesicht, daß sie kaum sehen konnte, aber dennoch fand sie ihr Buch und freute sich, daß es noch nicht ganz durchnäßt war Beide Bücher zusammen in ihre Schürze legend, entfiel ihr das von Leonhard erhaltene Billet und in: Augenblick trieb es der Wind in die Höhe, ihren Blicken war es entschwunden. Vor Schreck vergaß sie Sturm, Regen und ihre Bücher, die zur Erde fielen. Ganz durchnäßt durcheilte sic die kurzen Gänge des Gartens, immer nach den: Billet suchend, aber es blieb verschwunden; dazn hörte sie jetzt noch rufen: „Regina, Regina, wo bist Du? WaS treibt das wilde Mädchen noch im Garten und verdirbt sich die guten Kleider! Liese, schau mal hinaus, wo sie ist!" So ließ sich die Stimme der Stiefmutter verneh men, die an der Hausthür stand. Regina verließ den Garten und näherte sich, zum ersten Male einer wirklichen Schuld gegen die Mutter sich bewußt, der Scheltenden, die bei ihrem Anblick — ihre Kleider waren durchnäßt und trugen die Spuren des eifrigen Suchens zwischen Dornbüschen — sich vor Zorn kaum zu fasse« vermochte. Unter heftigem Schelten zog sie daS Kind gewalt sam in die Stube, wo der Müller, behaglich eine Cigarre rauchend, auf dem Sofa saß. Er sah beide Eintretenden an und sagte ruhigen ToneS: „Na, Regina, wo warst Du denn wieder?" „Wo sie war ? Um mich zu ärgern und ihre hüb schen Kleider zu ruinieren, war sie während des Regens in: Garten." „Ich bin nicht in: Garten geblieben, um Dich zu ärgern, ich suchte —" „Was suchtest Du?" rief Frau Babette, dem ver legenen Mädchen ins Wort fallend. „Ich habe etwa» verloren", stotterte diese». „Das sind Ausreden, Du lügst", rief die Stief mutter. In Reginas Augen blitzte es ob dieser Beschul- diyung zornig auf. Sie hatte noch nie die Unwahr heit gesprochen. Als jetzt der Vater fragte: „Was hast Du denn verloren, Regina?" da war es dem Mädchen zum ersten Male in seinem Leben unmöglich, die Wahr heit zu sagen. Was sollte Leonhard von ihr denken, würde er sie nicht wild und ungezogen schelten, der man nichts anverlrauen könne? Nein, sie konnte es nicht sagen; aber sie wollte von neuem suchen, wenn nur erst das böse Wetter vorüber wäre, sie würde den Brief sicher finden. So sagte sie denn zaghaft und zitternd, der Sturm hätte ihr die Bücher fortgerisscn, die sie nicht wieder gefunden, weil cs so finster sei. Als die Stiefmutter auch diesen Worten keinen Glauben schenkte und sich fernerhin in Vorwürfen und gereizten Reden gegen die Tochter und schließlich auch yegen deu Vater er ging, riß diesem die Geduld. Er l:eß sich eine Laterne anzünden und begab sich, wohlverwahrt gegen das Un wetter, in den Garten, um zu ergründen, ob seine Tochter gelogen habe. In dem Hollundergebüsch fand er alsbald d:e gesuchten Bücher. Froh, sein Kind auf diese Weise vor der Mutter rechtfertigen zu können, wollte er mit seinem Funde eiligst den Garten ver lassen, als ihm von einem Baume ein Papier gerad in die Augen flog und dann auf seine Laterne meder- fiel; im Begriff, es zur Erde zu werfen, fühlte er, daß es ein versiege teS Couvert war Ohne einen Nach gedanken steckte er selbiges in seine Rocktasche und juctne nur schnell aus dem Garten zu kommen. Im Tnumphgefühl zeigte er seiner Frau die Bücher, Mehrheit gefunden: 40 Millionen Mehrertrag durch Erhöhung der Zölle, wodurch zugleich die Einfuhr verringert wird; Zusatz zur Zuckersteuer: 26 Millionen; Erhöhung der Essigsteuer: 5 Millionen; Umgestaltung der Brennsteuer (zum Nachteil der kleinen Eigenbren ner): 20 Millionen; Erhöhung der Alkoholsteuer (von 1.'6 auf 225 Frcs für daS Hektoliter): 100 Millionen. Alles dieses sind Steuern, gegen welche die Repu blikaner jahrzehntelang aufs heftigste gekämpft haben, während sie jetzt zur Rettung der Staatsfinanzen dienen müssen. Trotz aller offenkundigen Mängel ist eben das altgewohnte Zoll- und Steuerwesen eines der stärksten Bande, welches den Staat zusammenhält. Es ist daS feste Gefüge, welches dem Staate Rückhalt und Kraft gewährt. Was auch ungeschickte Politiker und selbstsüchtige Streber verderben mögen, das altbewährte Steuerwesen liefert steigende Erträge und gewährt die Mittel, alle Tollheiten abenteuernder Staatslenker aus zugleiche«; es hält den Staat wirtschaftlich aufrecht, wie es bei allen Umwälzungen und bei allen tollen Sprüngen unwissender Gebieter für die öffentliche Ordnung und für einen geregelten Gang der Geschäfte Sorge trägt. Tagesgeschichte. DreSdcu, 16. April. Nach anher gelaugten Nach richten werden Ihre Königlichen Majestäten Mentone an: 21. d. Mts. verlassen und über Savona nach Turin reisen, woselbst Se. Majestät der König bei Ihrer König!. Hoheit der Frau Herzogin-Mutter von Genna Allerhöchstseinen Geburtstag zu verbringen gedenkt. Das Wiedereintreffen Ihrer Königlichen Majestäten in Dresden steht de» jetzigen Bestimmungen zufolge zwischen dem 26. und 28. April zu erwarten. Dresden, 16. April. Se. Königl. Hoheit Prinz Georg und hohe Familie sind heute früh von dem am 8. d. Mts. nach dem Harze unternommenen Aus fluge wieder hierher zurückgekehrt. * Berlin, 15. April. Se. Majestät der Kaiser konferierte heute vormittag mit dem Staatssekretär des auswärtigen Amtes, Frhrn. v. Marschall, hörte dem nächst die Vorträge des Oberkommandos und Staats sekretariats der Marine, sowie des Chefs des Marine kabinetts und nahm sodann zahlreiche militärische Mel dungen entgegen. — Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich hat sich mit den Prinzessinnen - Töchtern Viktoria und Margarethe in: Laufe des gestrigen Nachmittags von den Majestäten und den zur Zeit hier anwesenden Mitgliedern der königlichen Familie verabschiedet und an: Abend um 149 Uhr vom Anhalter Bahnhofe aus die Reise nach Homburg angetreten, woselbst Aller- höchstdieselbe heute vormittag mit dem fahrplanmäßigen Zuge bald nach 8 Uhr wohlbehalten eingetroffen ist und im königliche» Schlosse daselbst mit de» Prin- zessinnen-Töchtern Wohnung genommen hat. — Das große Komitee für Errichtung eines Nationaldenkmals für den Fürsten Bismarck hat sich heute in einer unter Vorsitz des Hrn. v. Levetzow im ReichstagShaus abgehaltenen Versammlung konstituiert. Es besteht aus ungefähr zweihundert Persönlichkeiten in hervorragenden Stellungen aus allen Teilen des Reiches In einem sehr warm ge haltenen Erlaß hat Se. Majestät der Kaiser das Pro tektorat übernommen und seinem Wunsch für das Ge lingen des Werkes Ausdruck gegeben. Es wurde be schlossen, ans den zu eröffnenden Sammlungen ein Denkmal des Fürsten Bismarck herznstellen und den weiteren Betrag zu einer Stiftung zu verwenden, die mieden: Namen des Fürsten verknüpft werden soll. Es wird ein hoher Wert darauf gelegt, daß auch in der Zahl der Geber die Dankbarkeit zum Ausdruck kommt, welche Deutschland für den Mitbearünderdes klopfte Regina frenndlich lächelnd auf die Wangen nnd nahm seinen Sitz auf dem Sofa wieder ei::. Inzwischen tobte das Unwetter fort und nahm noch an Heftigkeit zu. Frau Babette vergaß ihren Ärger in der Unruhe über Leonhards Ansbleiben. Laut klagend ging sie in der Stube auf und nieder, während der Müller sie zu beruhigen suchte; der Student sei kein unbesonnener Knabe mehr und werde bei solchem Unwetter wohl unter Dach und Fach sein. Er werde sicher die Nacht in der Stadt bleiben, wenn es sich nicht auftläre. Regina saß dem Vater gegenüber am Tisch bei der brennenden Lampe, ihr Buch lag offen vor ihr, aber die Buchstaben flimmerten vor ihren Augen. Sie fühlte sich wie eine Gerichtete. Sie sah der El tern Besorgnis um ihren Lehrer und hatte nicht den Mut, zu sagen, er sei längst im Dorfe, sie habe mit ihm gesprochen; mußte sie damit nicht gleichzeitig den Verlust des Billets bekennen? Und was hatte sie bei diesen: verspäteten Bekenntnis nicht alle» vom Zorn der Mutter zu fürchten? Und jetzt gerade noch, — konnte Leonhard nicht jeden Augenblick in die Stube treten und sie fragen, ob sie das Billet abgegeben? War diese Beschämung dann nicht viel größer, als wenn sie gleich ihre Schuld bekannt hätte? (Fortsttzung folgt.) Neue Opern. (Schluß) Als ein künstlerisch sehr achtbares und voraussichtlich auch lebensfähige» Werk hat sich die lyrisch-romantische Oper „Jolanthe" von W. Mühldorfer bei ihrer erstmaligen Aufführung am Kölner Stadttheater (am 12. d. Mts.) erwiesen. DeS Dänen Hennk Hertz poetische» Drama ,Mnig
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