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L*»«erftag, vr« IS. «B 187V. Ar ISS. K»»fr«Wer J«hrg. Dißltch ftüh 7 Uhr Inserate «erde» augenommen: dis LbendSV,Sonn- tag» bis Mittag» IS Uhr: Martenstraße 18. Anzeig in t» Blaltc finde« eme rrjolgreiche Brrdreiim^ Auflage 18,090 Exemplare. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Abonnement Vierteljährlich 30 Ngr bei uneutgeldlichec Vie- srruug in'« Haus Durch die Königl Post Vierteljahr!. 22>/rNgr Emzrlne Nummer» > Ngr Inseratenpreise Für den Raum ein? gejpallenen Zeile: l Ngr. Unter „Eingesandt" die Zeile 3 Ngr. Druck und Eigcnthum der Herausgeber: Eltpslh <!c Relltjllrdt. — Verantwortlicher Redacteur: JutlNS Rtlkhardt. Dresden, den 12. Mdi. — An Stelle des zum Militärbevollmächtigten ernannten Major v. Holleben ist der Hauptmann im Generalstabe Schweingel unter Beförderung zum Major m den großen Ge neralstab nach Berlin commandirt worden — Dem Pension irten Steueraufseher Carl August Schmidt in Altenberg ist die silberne Verdienstmedaille verliehen worden — Das Jubiläum der Artillerie ist i den 15». Isrli festgesetzt. — Der Finanzrath, Herr Freiherr Mar v. Weber tritt, wie nun definitiv entschieden ist, Mitte dieses Monats als Vortragender technischer Rath in das Kaisers. Handelsministerium zu Wim ein. Die Stellung ist ungewöhnlich hoch nach der Werthschätzung dotirt, die man den Leistungen des Herrn von Weber in Wien ivie in sonstigen sachverständigen Kreisen zollt. Der von Dresden Scheidende hat frühere Engaqcmentsaner bieten von mindestens eben so vortheilhaften Bedingungen von auswärts zurückgcwiesen und ist erst auf das vorliegende En qagement eingegangen, nachdem ihm durch die Vertheilung der Geschäfte bei Errichtung der Generaldirection der Ctaatseisen bahn die fernere Führung der technischen Betriebsleitung, die er zwanzig Jahre lang unter Anerkennung der Sachverständigen ausgcübt hatte, unmöglich geinacht worden war. Herr von Weber wurde zu Dresden an dem Tage geboren, als der „Freischütz" seines Vaters ain Hoftheater in Scene ging. Er verläßt seine Vaterstadt, wo morgen die ewig frischen Töne derselben Oper- erklingen werden und cs scheidet somit die Fa milie des berühmtesten Unterthanen, den die Könige von Sachsen gehabt haben, von sächsischein Boden — Vor einigen Tagen feierte der hiesige Böttchermeister und Inhaber einer Weinstube kleine Schießgasse 9, Herr Haus- watv, sein !»OjährigeS Bürger Jubiläum, bei welcher Gelegen heit ihm außer anderer allseitigcr Beglückwünschung durch Herrn Stadtrath Seyffarth ein Gratulationsschreiben des Dresdner Stadtraths mit würdiger Ansprache überreicht wurde. Bolanit. Auch die diesjährige Verspätigung des Frühlings hat der Botaniker noch zu seinem Portheil benutzt. Der Laie vermuthct, daß die Baumblüthe mit dm Obstbäuimn beginne. Der Botaniker sammelt aber schon in den ersten Monaten des Jahres die verschiedenen Blüthenarten der Haseln und Erlen, die des Corneltirschbaumes und die wohlriechende herrliche Blüthe des Kellerhals oder Seidelbast welche freilich in der Nähe von Dresden seltener geworden. Auch jetzt sind noch Eschen und Ulmen übrig, aber alles wird sich ausglcichcn und gewiß blühen die Pfingstrosen wieder zu Pfingsten! Nach slen Sonnabend finden wir noch das, was am Sonnabend blühte und darum fand anstatt der Ercursion eine Pflanzen ansthcilung und Erläuterung alles dessen statt, was im bota nischen Garten blühte, worunter insbesondere die Flora Neu Hollands angenehm imponirte. Die Witterung wird entscheiden, ob nächsten Sonnabend ?, Uhr sich dies wiederholt, oder eine Ercursion in den Plauenschen Grund führen wird. Wenn wir in diefin Blattern von den humoristischen Illustrationen sprachen, welche ein Hausbesitzer auf der Sporer gaffe „zum Andenken" in dem Schaufenster eines iin Parterre gelegenen leeren Badens angebracht und dadurch dem Publikum eine besondere Ergötzlichkeit bereitet, so können wir, um gerecht zu sein, dem Hausbesitzer nur bcistnnmen. wenn ee die Viani pulativnen seiner gewesenen Miether, die es vorzogen, bei di acht uno Nebel ohne .Zahlung des Zinses ansznziehen, nicht gerade billigt. Zahlen sprechen und zwar gerade in dieicm Falle be deutend ; denn wir erwähnen blos der einen Episode, die dort gespielt, indem der Inhaber des einen Ladens, der ebenfalls um Mitternacht auszog, nicht blos 120 Thalcr Micthe schuldig blieb, sondern auch den, Vermiether gegen 80 Thalcr Gerichts und Advocatentosten verursachte, während die nrit Beschlag belegten Möbels von der Frau des Schuldners als ihr rechtmäßiges Eigenthum wieder reguirirt wurde» So ist nicht block dieser eine Miether dort, ohne sich zu verabschieden, ausgezogen, son dcwn noch drei Andere sind auf dieselbe Weise verschwunden, indem sie genau den Moment ergriffen, in welchem der Besitzer mit seiner Familie sich zu Bette gelegt, während cm Schuldner am Hellen Nachmittag, als der Besitzer des Hauses Mittag sveiste, zwischen 2 und Z Uhr mit seiner Habe das Weite suchte. Merkwürdig bleibt dabei allerdings der Umstand, daß um Mitternacht ein so schwieriger Transport von Gegenständen von Niemandem, selbst nicht vom Wächter bemerkt worden sei. Daß sich bei solchen Manipulationen noch hilfreiche, befreundete dritte Hände finden, ist selbstverständlich. Es läßt sich nach allen diesen Anführungen denken, daß derartige Episoden, die mit großen Verlusten verbunden sind, den Hausbesitzern gerade teure Freude bereiten und ihnen ihr Besitzthuin gründlich verleiden. — Widersprüche gibt'S im Leben sehr viel Hier ist einer, «der ein sonderbarer. In einem .Hause auf der Zahnsgasse wohnt schon seit Jahren ein sehr ehremverthes Ehepaar, das bis jetzt der Himmel mit seinem Segen, d. h. mit Kindern noch nicht bedacht. Vor Kurzem passirte der Frau etwas rein Menschliches, sie bekam Zahnschmerzen und fand es in Folge dessen für zweckmäßig, sich ein Tuch uin die Nacken zu binden, freilich ein wenig medicinischcs Mittel, aber lange nicht so ge fährlich, wie es die Ehefrau dev Hauüwirths erachtete; denn als die Frau mit ihrem lästigen Kopsputz sich zufällig erlaubte, die Treppe hinunter zu gehen, begegnete ihr die Hauswirthin und sagte: „Um Gotteswillen, was fehlt Ihnen denn ? Sie find doch nicht etwa in gesegneten Umstünden?" Wir bemerken hierbei, daß die letzteren Worte weniger zart deutsch ausgedrückt waren. „I wo ?" erwiderte die Gefragte, „ich habe blos Zahn schmerzen." — „Na," rcplizirtc die Herrscherin des Hauses, „sobald Sie Kinder kriegen, müssen Sie sofort auSziehen." Für den Leser diene noch zur Erläuterung, daß die Hausmir thin bereits selbst sieben Kinder hat. Es erledigt sich somit in dieser» Falle jede Beurtheilrmg einer so menschenfreundlichen DenkungSwerse. - Als neulich die Nachricht von dem selbstgewählten Bergiftungstod eines Leipziger Avvocaten durch mehre sächsische Tagesblättcr ging, wurde zugleich bemerkt, daß diese Todesart durch Strychnin hcrbeigeführt worden sei und namentlich wurde auch die Apotheke angegeben, woraus der Sachwalter sich sol ches zu seinem Zwecke verschafft habe. Dem (Geschäftsinhaber der Offizin, sowie jeden Andern bei ähnlichem Vorfall dürfte jedoch kein Vorwurf treffen, wenn man das Mandat vom 17. Octo ber 1820 orivägt. Da lautet Z? 0, 0.: Alle . . . ausqe zeichneten Gifte dürfen lediglich von dem Apotheker oder Pro visor selbst unter folgenden Bedingungen ausgegc- ben werden: - :r ärztliche Verordnung betreffend. zur Anwendung im Gewerbe oder in der Wirthschaft an „Personen, welche hinsichtlich des Bedarfs und ihrer vvükomme- „nen Zuverlässigkeit genau bekannt sind rc." Durch spätere Verordnungen ist dieses dNandat speciell auf die Alkaloide, wo zu bekanntlich das Strychnin gehört, angewendet worden und wenn es selbstverständlich ist, daß in fraglichem Falle die neben sächlichen gesetzlichen Vorschriften, als Ausstellung eines Gift scheines, Versiegelung des Giftes rc., beobachtet worden sind, so wird hierin Niemand etivcrs Anderes finden können, als wenn sich Jemand einen Nevolvcr oder dergl. tauft und einen ungehörigen Gebrauch davon macht. Alle Bewohner von Leipzig und Umgegend wissen übrigens, daß der betreffende Giftent nehmer als eine allgemein geachtete Vcrtrauensperson bekannt war. — — Viet Aufsehen macht das plötzlickp? Verschwinden eines hiesigen, in sehr mii,liehen Vernwgensverhättnissen sich befinden den und durch einen früheren Vergiftnngsproceß bereits be kannten Sachwalters, der, angeblich um eine Geschäftsreise zu unternehmen, seit Sonntag abwesend und noch nicht wieder zurückgetehrt ist. Bedeutende Schuld n, verübte Betrügereien und Fälschung mögen der Grund seines Verschwindens sein. Als er auf Antrag der Staatsanwaltschaft wegen manichsaltigcr, wider ihn vorliegender Anschuldigungen verhaftet werden sollte, war er nicht mehr hier zu treffen, so daß cs sckjeint. als ob er sein Heil bereits rechtzeitig in der Flucht gesucht hätte. — Ein Ladeninhaber ans der Wallstraße besaß seit Jahr eine sehr zahme Taube, die er um die Welt nicht weggcgeben hätte, es ging ihm nichts über den blauen Trommeltäuvrich Dieser Tage wurde das Lola! geweißt und gestrichen und von dem betreffenden Maurer die blaue Grundfarbe in den Kack gerühn Das neugierige Thier flog auf den Ranv des Füß chens uno naschre von der blauen Farbe, durch wenigen Mi nnren war das blaue Täubchen durch seine Licblingsfarbe zum Leidwesen des Besitzers gctödtet — In Bezug auf die von uns gestern erwähnte Episode rn der Tabalhandlung ans dem Dohnaplatz sind wir im Stande, »och hinzuzufügcir, das; jener Stadtrayon auf eine merkwürdige Weise von allerhand Strolchen heimgesucht wird, die in allen Häusern die Treppen auf und absteigen, an jede Thürc klopfen und das ewige „Ein armer Reisender" erklingen lassen. Nament (ich sind es die Inhaber ösfimtlicher Geschäfte, die besonders heimgesncht werden und sich oft, wie wir ja erzählt, die größten Grobheiten gefallen lassen müssen, wenn sie ihr Portemonnaie nicht strapazi en wollen. Der Große Garten scheint der Ge burtsort dieser ..armen Reisenden ' zu sein — Ein hier wohnhafter Ausländer vermißte in diesen Tagen aus seinein Portemonnaie, welches auf einer» Tische in verschlossener Wohnstube gelegen, eine Fünfzig Thalcr Banknote Nachdem er die Hülfe der Behörde in Anspruch genommen, soll es der Letzteren gelungen sein, den Dieb in der Person der Auswarterin des Bestohlenen zu ermitteln. — Seit einigen Tagen soll, wie man sich erzählt, ein hiesiger früher wegen Verdachts der Verübung eines wichtigen Verbrechens in Untersuchung gewesener Jurist, seiner dissoluten pccuniären Verhältnisse wegen spurlos verschwunden sein, und befürchtet man, daß er sich auch einiger Unterschlagungen schul dig gemacht habe — Bei Gelegenheit eines am 9. Mai in Herrnskretschm in der Wohnung eines Schiffers stattgefundenen Brandes ist dessen fünfjähriger Knabe von der zusammcnbrechenden Stuben decke in den; Augenblicke verschüttet und auch sofort getödtet worden, als er noch einmal versucht hatte, in die Stube hinein zugehen. Das Feuer hat außerdem noch drei andere Häuser ergriffen und zerstört. Herr Geucke, der bekannte Arrangeur der vorjährigen großen Extrafahrt in die Schweiz, hat auch in diesem Jahre ein ähnliches Unternehmen projektirt, wird aber vorher und zivar für die Pfingstwoche eine kleinere Ertrafahrt nach den prächtigen Thüringer Landen veranstalten. Nächst der melde suchten sächs. Schweiz, dem Harz u. s. w. waren die lieblichen Thäler und Berge Thüringens mit den zahlreichen Burgen und Schlössern, der Genuß der hohen landschaftlichen Reize dieses, namentlich für die sächsische Geschichte so erinuerunga- reichen und bedeutungsvollen Landes von jeher das Ziel der Touristemvett; Freunde der Natur und Geschichte, namentlich auch die wissensdurstige Jugend, welche während der Psingst- serien in Begleitung der Eltern oder Lehrer init wahrer Lust einen solch' größeren Ausflug unternahmen, erfreuten sich dort noch immer eines hohen Lohnes ihres Wandcrsinnes und sam Hielten einen reichen Schatz der schönsten und nachhaltigsten Erinnerungen Wir gedenken hierbei nur der historischen Namen: Eismach, Erfurt, Jena, Ilmenau, Koburg, Kyffhäuser, Rudels bürg, Weimar, Wartburg; wir erinnern an den Jnselsberg, die Schmücke, den Schneekopf, an Suhl, Schmalkalden, Ruhla u. s. w. und zweifeln nicht, daß die Veranstaltung einer billigen Extrafahrt dahin vielen Reiselustigen höchst willkommen sein wird. — Nachdem die Kette in der ganzen Elbe, soweit die sachsisck-en User bespült, gelegt, ist auch ein lebendiges Leben aus dein Stronre erwacht. So durchfurchte auch am gestrigen Morgen zwischen 5 und 0 Uhr der Kettenschlepper die Elbe, acht beladene Kähne hinter sich herziehend. Auf der einen Zille war der Mast wie „halb gelegt". Der Zufall wollte es, daß das ihm haltende Seil sprang. In Folge dessen stürzte der Mast nieder und warf einen Schiffer in den Strom. Nachdem der Verunglückte ein Stück weit geschwommen, wurde er von seinen Kameraden gerettet, so daß er mit dem kalten Morgen bade und dem bloßen Schrecken davon kam. Am 0. d. havarirte der kleine Kahn von ca. 000 Ctnr. Tragfähigkeit des Schiffers Gottlieb Tüubel aus Torgau am Einschiffungsplatze zu Riesa mit einer Ladung von 200 Scheffel Ostrancr Graulalk, welche für einen Baumeister nach Torgau bestimmt ivar. Das Fahrzeug hatte über Nacht ein Leck be kommen, der Kalk sich durch das eingedrungene Wasser jeden falls erhitzt und die Wände auseinander gepreßt, wodurch da» stärkere Eindringen des Wassers nicht mehr aufzuhalten war. infolge dessen sich der ganze Kalt entzündete und das ganze Fahrzeug aus den Grund sank. Die Kajüte desselben ist aus gebrannt, die Ladung, weiche versichert war, vollständig untaug lich geworden und als verloren zu betrachten. Der Kahn ist jetzt wieder gehoben, doch in sehr defeetem Zustande. - Der (7 Jahre alte Lehrling eines Tuchscheerers in Glauchau räumte am «>. d. den von seinem Meister angckausten Dünger aus und stand hierbei aus dem quer über der Grube liegenden, das Secret tragenden Balten, als letzterer brach und crsleres ans den jungen Menschen herabstürzte-. außer einen, Armbruch wurde ihm die Brust eingedrückt, so daß sein Tod augenblick l ich erfolgte. Aus Tharandt. „Nun grünen alle Wälder." An betend steht inan hier und bewundert die allmächtige Schöpfung des großen Baumeisters aller Welten. Hier, im großen Natur tempet Gottes, plebejischen Predigten entrückt, betet man in brünstiger. Die Pracht und Herrlichteil des neu erwachten uird munteren Frühlings ist überwältigend, das schöne frische Früh jahrsgrün, „Gottes Maienblüthe" entzückend. Doch die Feder kann nicht malen, selbst muß man hinaus in Gottes herrliche Natur nach Tharandt. — Angct und igtc Gerichtsverhandlungen. Heute Donnerstag, den 12. Mai, finden folgende Einspruchsverhand lnnzsterminc statt: Vormittags 9 Uhr wider Louis Friedrich Wilhelm Wenzel hier, wegen Unterschlagung. — 91 Uhr wider Franz Earl Metzger hier, wegen ausgezeichneten Diebstahls. — 10 Uhr wider Johann Gottlob Schuster aus Weißig, wegen wahrheitswidrigcr Aussage vor Gericht. — l l Uhr wider Marie Therese Unger von hier, wegen Diebstahls. — 11H Uhr Prioalklagsache der Johanne vcrchel Dietrich wider Jda Bürke hier. Vorsitzender: Gerichtsrath Ebert. — Hauptgewinne 5. .Klasse 77. königl. sächs. Landes - Lotterie; Zictzung am ll. Mai Thlr. dir. 78073. ION«» rl,lr. Nt. 3470 4218 18618 1446.', 87005, 38578 80 >5,4 4058'» 42177 4808'» 455,70 47:128 48241 5,1135 55361 5,0236 64188 66078 <»625»'.' 85,146 85,220 80813 00647 04045. 400 FlUr. Nr. 4585, 7022 8674 13583 18848 14340 22888 26385, 287 N 31188 38I«ck, 3015,1 42112 42843 48588 5,2047 5,7403 58843 5,0460 60767 66726 68308 77058 80473 82382 87071 00484 01105 SIÜ47 03347.