Suche löschen...
Dresdner Journal : 09.06.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187506095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750609
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750609
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-06
- Tag 1875-06-09
-
Monat
1875-06
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 09.06.1875
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
SV 130 Mittwoch, de» 9, Junt Xdovuemellttprol» r DreÄmerZournal Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden 1» l««» SuttvUn n«iek» t ^Ldrliod: ... IS Llarll ^jkdrtied: 4 dl»rll SV kf. Kio^tovKuwweru: 10 ks. 4»»»«rL»Id äs» äsut«l»«Q Usiell« tritt kott- aoä IllserLtsnprvl»» r kür 6en Naum einer ^vlspLtwasu kstitteil«: 20 kt. Unter „Lin8«»l>ät" äis 2«il«: SO kk. krscdelnen: l'^liob mit ^uivntrms cisr 8onn- unä kvistt^s, Xbsnä» kür äen kotxvoä«» r»8- 187S. Iu««r»tvn»ni>»ttmv »un«Lrt»r Lre»«lktett«r, OowmiseionLr ä« l)rv«iner ^ouru»I»; «txru<1it».: HA«n /»'ort, N»mdrlr«->«rU» V>»L-I^tp»i^, »»i»I->r«,U«-^r»LkMrt » N : <4 ^t-Aker L»rUn V>» - LLwdnrz - ?r»z - l-iiPii? - kr»»LMrt ». U Itünck«Lt Luci. Afa«»«, L»rU»t § Lanies,- /no«t,<te»! eiant, I/. Xiörrc/»t / Lr,m«n: L 3r«,l»n: V., L'tanA«»'» Uilre>tu; vdiinmt»: H. ^t>iot. ?r>uUll»rt » v : L ^-irg«r»edv u. <7. 77rrr,»n»« tcN« linetiii, SürUMt VnvD, Lmmovr: LS. k»rt»! V/avc», Liti/»rret Oo., >tuttx»rtt ^einL« Oo., Siuudnrs: B. L^te«<lAen, Vi«n: Xi, Oppri,L. N«rau88«d»rr Lüni^i. krpväition äe« Orseclner 7o«rn»I», Orssäsn, Unr^nrettlenetrn»»» tio. 1. UWamtlicher Tkeit Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. München. Wien. Prag. Zara. Paris. St. Petersburg.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Leipzig. Chemnitz Zittan. Stollberg. Pirna.) Vermischtes. Statistik und Lolkswirthschaft. EingesandteS. Feuilleton. Tageskalender. Inserate. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische WitteruvgSberichte. Inserate. FeuiUeton Rediqirt »ou Otto Banck. A. Hoftheater. — Neustadt. - Am 7. Juni: „In diplomatischer Sendung", Lustspiel in einem Act von Paul Lindau. „Der Zankapfel", Schwank in 1 Act von Paul Lindau (beite zum ersten Male). „Der 30. November", Lustspiel von Feldmann (neu einstudirt). „Das Schwert des Damokles", Schwant von Putlitz. Es mag nicht immer für den Schauspieler ein an genehmes Gefühl sein, in dieser warmen Jahreszeit, die im Gegentheil eine kühle Stimmung als Niederschlag absetzt, seine Kräfte zu entfalten; aber von derTheater- direction ist es eine sehr praktische Wahl, lieber diesen Monat zu spielen und überhaupt nie ganz zu schließen, als durch einen völligen Schluß für Oper und Drama dir Ferienzeit beider Branchen zu vereinigen. Für die Kasse bleibts immerhin selbst beim schwächsten Besuch rin vortheilhafter Gewinn, täglich nach Abzug der die Hausverwaltung und Erleuchtung betreffenden Tages kosten das Plus einer ersprießlichen Durchschnittseinnahme registrier» zu können. Die Hauptausgaben bleiben fort laufend, mag gespielt werden oder nicht. Die beiden kleinen Stücke von Lindau, die von Hrn. Regisseur Meister sehr hübsch in Scene gesetzt waren, gehören verschiedenen Zeiten an. „In diplomatischer Sendung" ist eine Gelrgenhritsscene, dir sich aus den Motiven und Zeitvrrhältnissen des deutsch-französischen Krieges zusammenbaut und eine betrübende Situation in eine lebensfrohe, eine vermeintliche Wittwe in eine glückliche Gattin verwandelt, und zwar nicht auf dem nicht ungewöhnlichen Wege durch baldigste Wiederver mählung, sondern viel einfacher durch die Aufklärung, daß der todtgeglaubte Gemahl sich wohl befindet. Lindau Amtlicher Theil. Bekanntmachung. In Gemäßheit der Verordnung der Königlichen Ministerien der Finanzen und des Innern, die Staats- Prüfungen der Techniker betreffend, vom 24. December 1851 — Gesetz- und Verordnungsblatt vom Jahre 1851 Seite 483 flg. — werden diejenigen, welche sich der ge dachten Prüfung für die Periode 1875/76 in einem der nachgrnannten Fächer: 1) der Geodäsie; 2) dem Jngenieurfache im engern Sinne (Straßen-, Eisen bahn-, Brücken-und Wasserbau); 3) dem Masch in en- wesen für den Straßen-, Eisenbahn-, Brücken- und Wasserbau, ingleichen für den Betrieb der Staatseisen- bahnrn; 4) dem Hoch-und Landbauwesen zu unter ziehen beabsichtigen, hierdurch aufgefordert, bis spätestens Ende Juni laufenden JahreS sich mit einem schriftlichen Gesuche um Zulassung zur Staatsprüfung an die unterzeichnete Commission zu wenden. Diesem Gesuche ist beizufügen: 1) ein Zeugniß über die nach §6 der erwähnten Ministerial-Verordnung er forderlichen technischen und wissenschaftlichen Vorkennt- nisse, 2) ein Ausweis darüber, daß der Gesuchstcller mindestens drei Jahre lang denjenigen Zweig der Tech nik, für welchen er die Prüfung abzulegen beabsichtigt, mit Erfolg praktisch geübt hat. (Vergleiche 8 7 der angezogenen Verordnung.) Der Ausweis unter 2 hat sich auf eine genaue Dar legung der hauptsächlichsten Arbeiten, mit denen und der Art und Weise, in welcher der Prüfungscandidat dabei beschäftigt gewesen, unter Angabe der einzelnen Zeitab schnitte und unter specieller Bezeichnung der Bauaus führungen, bei welchen er thätig gewesen ist, sowie der von ihm gefertigten Projecte und schriftlichen Arbeiten zu erstrecken. Zugleich wird dem Prüfungs-Candidaten freigestellt, etwaige von ihm herrührende und durch den Druck veröffentlichte, in das Gebiet der Technik ein schlagende Arbeiten beizufügen. Im Uebrigen wird auf Grund der Bekanntmachung vom 11. Juli 1857 zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß ausnahmsweise auch außerhalb der vorgeschriebenen Frist Anmeldungen von Prüfungscandidatcn zu Ab legung der Staatsprüfung angenommen werden. Dresden, den 29. Mai 1875. Königliche Commission für die Staatsprüfungen der Techniker. von Thümmel. Heydenreich. Tkltyr.iMlche Nachrichten. Berlin, Dienstag, 8. Juni, Nachmittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) DaS Abgeordnetenhaus hat heute in der Schlußabstimmung die Provinzial- ordnung nach den gestern gefaßten Beschlüssen (vgl. unten den Sitzungsbericht) bei Namensaufruf mit S1S gegen 148 Stimmen angenommen. Posen, Montag, 7. Juni, Nachmittags. (W. T. B.) Der päpstliche Hausprälat Kozmian sollte heute in Betreff der Ercommunication des Prop stes Kick in Kahme vernommen werden und wurde, da xr jede Aussage verweigerte, wieder in Haft genommen. Frankfurt a. M., Dienstag, 8. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ) Die Güterhalle des TaunuS- bahnbofes nebst Inhalt ist total niedergebrannt; daS Fahrmaterial wurde gerettet. Versailles, Montag, 7. Juni, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Nationalver- sammlung wurde die Berathung des Gesetzentwurfs über den höheren Unterricht (vgl. unsere Pariser Correspondenz unter „Tagesgeschichtc") fortgesetzt. Der Deputirte Bischof Dupanloup sprach lebhaft für die Vorlage. — Ein Amendement des Deputirten Chesnelong, welches den Diöcesen das Recht giebt, entsprechend den Departements und den Communen, höhere Unterrichtsstättcn zu gründen, wurde mit 339 gegen 300 Stimmen genehmigt. Den israelitischen Con- sistorien wird dieselbe Brfugniß erthcilt. — Der Untcr- richtsminister behielt sich Anträge zu diesem Amendc- ment noch vor. Die Berathung der Vorlage soll mor- , gen fortgesetzt werden. Der Deputirte Laboulaye, welcher von der Drcißigercommisfion zum Berichterstatter über daS Gesetz, betreffend die öffentlichen Gewalten, ge wählt ist, hat seinen bezüglichen Bericht dem Hause vorgelegt. Bern, Montag, 7 Juni, Nachmittags. (W T. B.) Der Nationalrath hat Stämpfli aus Bern zum Präsidenten und Frey aus Baselland zum Vicepräfidenten gewählt. Vom Ständerath wurden Ningier aus Zofingcn zum Präsidenten und Droz aus Chaur-de-FondS zum Vicepräsidenten gewählt. Der BundcSrath hat der Bundesversammlung angezeigt, daß die Berner Regierung gegen den Beschluß des BundesratHS, durch welchen die Berner Regierung aufgefordert wird, den AuS- Weisungsbeschluß gegen die jurassischen Geistlichen binnen zwei Monaten zurückzunehmen, den RecurS angekündigt hat. London, Montag, 7. Juni, AbendS. (W.T.B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses machte der Deputirte Whalley die Mittheilung, daß er demnächst an den Premier Disracli eine Inter pellation darüber zu richten beabsichtige, ob der Minister davon unterrichtet fei, daß eine beträcht liche Anzahl von Jesuiten, im Widerspruch mit dem Gesetz, in England ansässig, und ob die Re gierung bereit sei, dieselben zu verfolgen, oder welche Maßregeln sic gegen dieselben zu ergreifen gedenke. Kopenhagen, Montag, 7. Juni, Abends. (W. T. B.) Das neue Cabinet ist, wie„Faedrelandet" erfährt, bereits gebildet. ES besteht aus nach stehenden Mitgliedern des LandSthingS: Gutsbe sitzer Estrup, Ministerpräsident und Finanzmini ster; Graf Moltke - Breacntved, Minister deS Aeußern; Kammerherr Steel, Minister deS In- Mehrheit für die Bejahung Entwurfs. Dir ZK 716-7: der Frage im Sinne des 20 dieses Abschnitts fanden angenommen, von welchen der eine bei der Erzwingung von Unterlassung, den Höchstbetrag der zu erkennenden Gesammtstrafe auf 2 Jahre bestimmt, der andere dem Gerichte die Besugniß ertheilt, in Fällen dieser Art auf eine Sicherheitsleistung zu erkennen. Ein von anderer Seite gestellter Antrag, auch die Erkennung einer Buße neben oder statt der Strafe zn gestatten, wurde ab gelehnt. Die 88 722—725 fanden mit einem vom Abg. Wolffson zu 8 725 beantragten Zusätze juristisch technischer Natur unveränderte Annahme. Schließlich wurde noch der von dem Offenbarungseide und der Haft handelnde vierte Abschnitt (88 726—740) wesent lich in Uebereinstimmung mit dem Entwürfe erledigt. — Die hiesigen Zeitungen melden heute den Tod eines Mannes, der in der Geschichte der inner« politischen Eutwickelung Preußens einen hervorragenden Platz ein genommen hat: Ernst Friedrich Georg Freiherr v. Vincke, geboren am 15. Mai 1811 in Bucch bei Hagen in der Provinz Westfalen, ist gestern im Bade Oeynhausen gestorben. Sein Vater, Friedrich Ludwig Wilhelm Philipp Frhr. v. Vincke, war der berühmte Oberpräsidcnt von Westfalen. — In Betreff der Zeich nungen, welche auf die Antheilsscheine der neuen Rcichsbank eingegangen sind, hört die „D. R.-C.", nach der Kirche, woselbst Sc. Majestät am Eingänge zu derselben im Namen der Kirchengemeinde von dem Pfarrer, als dem Vorsitzenden des Kirchenvorstandes, unter feierlicher Ansprache begrüßt wurden. Nachdem von dessen Einrichtung und dem Geschäftsgänge bei Entwurfs. demselben nähere Kenntniß und begaben Sich hKrSilf "M ZufuW zu U««, ich um. Bei 8 721 wurden zwei Anträge des Abg. Struckmann nern; der frühere KricgSministrr im Ministerium ArijS, General Haffner, Kriegs- und Marine minister; Prof. Dr. jur. Nellemann, Justizmini- ster; StaatSrevisor Fischer, CultuSminister. Sümmtliche Offiziere der deutschen Fregatte „Niobe" find heute vom Könige in Audienz em- pfangen worden. * Berlin, 7. Juni. Aus Ems wird gemeldet, daß unser Kaiser heute seine Brunnencur begonnen hat. Die Abreise Er. Majestät des Königs von Württem berg von Ems ist auf morgen, diejenige Sr. Majestät des Kaisers Alexander auf nächsten Donnerstag fest gesetzt. — Der Ausschuß des Bundesraths für Rechnungswesen trat heute zu einer Sitzung zusammen. Der Reichskanzler hat dem Bundesrath, entsprechend dem Beschlusse desselben vom 19. Februar d. I., den Entwurf eines einheitlichen Prüfungsreglements zur Prüfung der Apothekergehilfen, welchen der königl. preußische Minister der geistlichen, Unterrichts und Medicinalangclegenheiten auf Ersuchen des Reichs kanzleramts hat ausarbeiten lassen, zur Beschlußnahme vorgelegt. — Heute hat im Reichskanzleramtc unter Leitung des Präsidenten des Rrichseisenbahnamts May bach die informatorische Vorberathung des vorläufigen Entwurfs eines Reichseisen bah ngesetzes begonnen. — Die Commission der Sachverständigen für die En quete betreffs der Eisenbahntarifreform hat sich in der verflossenen Woche täglich, in längeren Sitzungen der Vernehmung von Sachverständigen aus den Kreisen der Landwirthschaft, des Handels, der Industrie und der Eisenbahnen gewidmet und wird damit auch in der be gonnenen Woche fortfahren. — Die Reichstagscom mission zur Vorberathung der Entwürfe eines Ge richtsverfassungsgesetzes, einer Strafproceßordnung und einer Civilproceßordnung nebst Einführungsgesetzcn be endete in ihrer Sitzung vom 4. Juni zunächst die aus gesetzte Berathung über den Antrag, die Bestimmung, wonach der Servis der Offiziere und Militärbeamten der Pfändung nicht unterworfen sein soll, zu streichen; derselbe wurde abgelchnt, nachdem hcrvorgrhoben worden wär, daß der Wohnungsgeldzuschuß nicht unter das Servis falle, letzteres aber nicht den Charakter fort laufender Competenzen habe und wenigstens theilweise als Entschädigung für den Dienstaufwand diene. So dann wurden die noch übrigen 88 697—701 des Titels über die Vollstreckung in Geldforderungen unverändert angenommen, cbenso die von der Vollstreckung in daS unbewegliche Vermögen handelnden 88 702—704. Der dritte Titel (Vertheilungsverfahren (§8 704 — 715) führte gleichfalls nur zu kurzen Erörterungen. Bei dem dritten Abschnitt (Zwangsvollstreckung zur Erwirkung der Herausgabe von Sachen und zur Erwirkung von Handlungen oder Unterlassungen) entstand eine längere Debatte darüber, ob die Vollstreckung zur Er wirkung von Handlungen oder Unterlassungen zulässig sein solle. Die Commission entschied sich mit großer Se. Majestät noch das Rathhaus, sowie die Pelzberei- tungsanstalt von Debus besichtigt hatten, wurde Nach mittags Vs 6 Uhr wiederum mittelst Extrazuges die Rückfahrt nach Leipzig angetrcten. Um '^7 Uhr am selbigen Tage fand im k. Palais größeres Diner Statt, zu welchem Einladungen ergangen waren an Herrn Staatsminister Di. v. Gerber, den Stadtkommandanten Hrn. Gcnerallieutenant v. Montbö und den wirkt. Geh. Nath Hrn. Prof. Di-, v. Wächter, Excellenzcn, ferner an den licotor maxniticus Hrn. Consistorialrath Dr. Baur, den kaiserl. Oberpostdirector Hrn. geh. Postrath Pcterssohn, den Regimentskommandeur Hrn. Oberst v. d. Decken, sowie an mehrere Offiziere der Garnison Leipzig, ingleichen an eine Anzahl Professoren der Uni versität und höherer Justiz- und Verwaltungsbcamtcn. Nach beendigtem Diner besuchten Se. Majestät das Schützenhaus und geruhten in dem brillant erleuchteten Gartenetablissement bis gegen 10 Uhr Abends zu ver weilen. — Bis jetzt ist die Reise Sr. Majestät des Kö nigs und Allcrhöchstdessen Aufenthalt in Leipzig von dem herrlichsten Wetter begünstigt gewesen. CsihtStzeWchtc. DreSdcn, 8. Juni, lieber die Anwesenheit Sr. Majestät des Königs in Leipzig erhalten wir fol gende weitere Mittheilungcn: Gestern (7. Juni) wohnten Se. Majestät Vormittags von 8 bis 9 Uhr mit Herrn Staatsminister vr. v. Gerber Excellenz der Vorlesung des liector wuxuiKous Consistorialraths Dr. Baur über „System der praktischen Theologie" und von 12 bis 1 Uhr der Vorlesung des Professors Dr. Leuckart über „allge meine Naturgeschichte der Thiere" bei und besichtigten in dcrZwischenzeit die Anatomie, die Luxnspapicrfabrik von Meißner und Buch auf der Sidonienstraße, sowie die Haugk'- sche Hutfabrik und das Witzleben'sche Kürschnergeschäft. Nach dem Dejeuner nahmen Se. Majestät von Nach mittags '^3 Uhr an in Begleitung des Hrn. Vicebürger meisters Georgi die Leipziger Actienwollwäscherei und Kammgarnspinnerei, sowie die Zuckerrasfincrie von Sachsenröder und Gottfried in Augenschein und fuhren hierauf mit Gefolge, welchem sich auf allerhöchsten Be fehl seit dem am 4. d. M. dem Kreishauptmann v. Burgsdorff zugestoßcnen Unfall der Regiernngsrath Dr. Schmidt aus Dresden angeschlossen hat, sowie in Be gleitung des Amtshauptmanns Dr. Platzmann Nach mittags 4 Uhr mittelst Extrazuges nach Markran- städ t.woselbst Sr. Majestät, nachdem Allcrhöchstderselbe auf der Fahrt dahin in Miltitz von dem Gutsbesitzer und Land- tagsabgcordnetcn Köckert im Namen der Bewohner der Umgegend, welche zahlreich sich zu dem Zwecke eingc- funden hatten, mit feierlicher Ansprache begrüßt worden waren, kurz vor H5 Uhr in Markranstädt anlangten. Von dem dasigen Bahnhöfe, woselbst der Geistliche mit einer Anzahl weiß gekleideter Jungfrauen sowie der Kricgcrvcrein von Markranstädt sich aufgestellt hatten, fuhren Se. Majestät, nachdem Allcrhvchstdemselben von dem Bürger-meister Hertel im Namen der Stadt- gcmcinde Markranstädt ein herzliches Willkommen zugerufen worden war, nach der reich decorir- ten Stadt, besichtigten unter Führung des Gerichts amtmanns Peschke zunächst das Gerichtsamt, nahmen hat hier auf einige gut gewählte psychologische Züge Gewicht gelegt, nicht so auf Witz und Humor des Lustspielrlements. Er würde sonst für diesen Zweck die amüsanten Verwickelungen ausgesucht haben, welche sich für eine „trauernde" Wittwe ihren Verwandten und einem früheren Anbeter gegenüber dadurch ergeben, daß jene „Freudenbotschaft" sic in unbequeme Verlegenheit setzt. Hier aber sollten Rührung und Moral dominiren. Das zweite Stück, „DerZankäpfel", zeigt sich schwächer und bühnengewöhnlicher in den Effecten. Wenn dieser Schwank so gütig gewesen wäre, sich von einem Andern und nicht gerade von Lindau schreiben zu lassen, so würde es nichts geschadet haben. Wenn Lindan durch einen Backfisch einen „Zankapfel" in der Röhre braten läßt, so dachte ich mir das amüsanter, das Platzen des Borsdorfcrs noch gar nicht mitgerechnet. In beiden Piecen — die Rollcnnamen thun bei diesen generellen Arbeiten gar nichts zur Sache — spielte Herr Dettmer die lebensmuthigen jungen Männer und Frl. Zipser die großen kleinen Mädchen. Frl. Both (Matthe im Zankapfel) muß ihre ehelichen Disputscenen nicht so schroff, sondern nur weiblich launenhaft, in Rück sicht auf die psychologische Möglichkeit rascher Versöhnung, darstellen. In „Der 30.November" malte Herr Engelhardt das Misere eines armen Lehrers, stets mehr betrübend, als tragi-komisch wirkend, mit viel Natürlichkeit aus. O. B. Die Blumenliebe der Japanesen. Mit Recht betrachtet es der Deutschc als eine feinere Beseelung seiner Natur, daß ihm die Pflanzen- und Blumrnwelt theuer und werth geworden ist und er seine Freude an derselben in der verschiedenartigsten Wcisc zu befriedigen sucht. Doch am ganz entgegengesetzten Ende der Erde wohnt ein Volt, welches diese Neigung thcilt, ja sic vielleicht noch in höherem Grade besitzt und pflegt. Es ist das Volk der Japanesen, das die Lust an der Blumcnwelt zum Cultus seines Lebens erhoben hat. Unser Genuß an der Baumblüthe, an Wintergärten und Blumenausstcllungen wiederholt sich dort, nur bietet der Boden Japans größere Productionskraft dar. Von Dr. Cochins erscheinen in ^)eddo „Mitthci- lungen der deutschen Gesellschaft für Natur- und Völker kunde Ostasiens". Von Dem, was uns Cochins dort schildert, sei hier nur Einiges mitgetheilt: Im Februar bezeichnet die Blüthe dcs besonders be liebten und hochgefeierlen japanesischen Pflaumcnbaumes (krunus wow«, japan. iUumo, ^lomi) den Anfang des Frühlings. Die schönen Blumen desselben sind unseren Aprikosenblüthcn sehr ähnlich; doch die vorzügliche Pflege dcs Baumes hat eine große Mannichfaltigkeit in Form, Farbcnnuance und Größe der Blüthen geschaffen. In zahlreichen Schaarcn strömen die Bewohner Ueddo's allen jenen Otten zu, an denen die Pflaumenbäume in beson ders großer Menge und Schönheit gezogen werden. Doch schon wehen die Lüste milder. Der §lpril ist gekommen. König Lenz hat mit stets offener Hand seine Gaben verschwenderisch über die schöne Landschaft gestreut. Die immer grünen Laub hölzer haben frische Blätter angesetzt; eine Fülle von Sträuchern, Bäumen und Kräutern steht in voller Blüthe; vor allen aber die Kirschbäume, Niwa-Sakura mit ge füllten weißen, Koo-Mume mit einfachen rothen Blüthen und nebsteem noch mehrere andere Varietäten. Zur Zeit ves Festes der Kirschblüthe zeigt sich der Park von Uyeno in seiner ganzen Pracht. Fast geblen det von dem Blüthenschein der Kirschbäumt, auf welchem die Strahlen der Sonne spielen, ruht das Auge auf den dunkelgrünen Kronen der mächtigen Nadelhölzer. Wochen lang bietet Uyeno um diese Zeit ein Bild dcs buntesten, bewegtesten Volkslebens dar. An vielen Stellen des Parkes und auf einem Plateau in der Nähe des großen Eingangsthores befinden sich einfache Theehäuscr aus Bambus in großer Anzahl; sie sind alle dem Kirsch- blüthenfcste zu Ehren auf das Zierlichste hcrausgcputzt und mit Bändern und bunten Laternen geschmückt. Im Juni tritt die Blüthezeit dcs Fudji (Wistm-iu eüinvnki«), cines schönen, in Japan allenthalben cul- tivirten strauchartigen Schlinggewächses ein, aus welchem in der Nähe der Tempel und in den Gärten schöne Lauben hcrgestellt werden; ein Stamm von circa vier Ccntimeter Dicke liefert oft ein dichtes Blätterdach von zwei bis drei Quadratmetern Flächeninhalt. Die dichten, blättereichcn Zwcigc schützen vor der Sonnenhitze, und wenn eine solche Fudsilaubc im Schmucke ihrer ellen langen Trauben, welche die Form ancinandergcrcihter, blauer Schmctt:rlingsblüthen hat, prangt, ist es schön, in ihr zu sitzen und aus dem grünen, blüthengcschmück- trn Rahmen heraus sich das anmuthige Panorama der lieblichen, ringsum sommerlich geschmückten Gegend zu betrachten. Wenn im August die Sonne hoch am Himmel steht und ihre glühendsten Strahlen entsendet, blühen die Jrisarten Ajame und Hana Seobu. Dann ist es na mentlich Horikiri in der Nähe von Mukoschima, welches einen überaus herrlichen Blumenflor aufweist, ein wah res Meer von Blumen. In flachen Teichen und auf Beeten prangen die schönen Jrisblüthen in vielfach wech selnder Zeichnung und in den schönsten mannichfaltigsten Farben. Und wieder beginnt das Wandern der festlich gestimmten Bevölkerung. Auf kleinen Hügeln inmitten der blumenbedccktcn Teiche befinden sich Theehäuser und Lauben. Dort wird fröhlich getafelt, überall ertönt
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite