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Dresdner Journal : 16.08.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-08-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187908162
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790816
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790816
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-08
- Tag 1879-08-16
-
Monat
1879-08
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 16.08.1879
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vr- a»» -lf ee« t«- ah» so- ^U18S Sonnabend, den 16. August. I87S. Xdonoomootiprol»: Im ss»»»»» li»vt»ck»o n»l»u«: dikrli^k: . . 18 U»rlc. U jNUrUek: 4 -t^rlc SO kk. Liorvloo klulLmsrn: 10 kk L»»»»rk»ld dssdeuinclieo ksioke» tritt ko»t- und Ltvmpslxuseklu^ Kiuru. Iu8«r»tvupie»8er kür Neu Nauru siosr zsspaltsuvo kvtitrvils 20 ks. voter „Liu^voauät" dis Loris SO kk. Dresdim Limmal. Lesedelosu r l'S^Iiek mit ^u»nakms <isr 8ouu- vnd Neierta^b Lksnd» kür Nou kolbenden da-;. Verantwortlicher Rcdacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. Iu8sratenaunakmv au^Urt^t Lsiprix: /<> Lrautktetter, Kommissionär 6es Dro»du«r.louruais; Samdurx Lsrlio Visu L»««I - Lrsst»» l ». >l : Aaase»rstei»i L Lsrkir WisirHamdurx k-Lx-I-sipiiz-krtviikurl ». » «imed«,n: Lud. .V»s»e, LsrUo: §Hru«ct, /«ra/<de«dE^, Lrsmsrr: F Lc?«/o<te, Lrsslau: ü'tanAe»'« tiureau; Odsmmtr: kraulrtort a F FaeAe^seks u. d D'. //e»ri»a«n- seko tjuekkavaiuu^i OorMn 5-. LI«7/er Saimavsr: 6. karr» Lsrlm-rr-uikkurt » » Stuttgart: Laude L t>u., Laurdiirx^ L L/cudAe»i, ^d. Äeiner. Nerausxsker: Nöniel- Expedition des Dresdner dournai«, Dresden, Lvioxerst rasse Xo. SO. I ei.. . «a« >,0 «ad m.^4" srü» « ,IL <--» IS.r«) > 11,t»X 7 Uhr, »Utz. PH. rntag» i- und >itta»» M L SS .SV Ik L.« > Ar»- »0 und ame -man»»» fr»» 7 » und S"i. > « bl» früh « Abend» «Iß» h»Uhr. «ach- hr; t» »oller Übend» «»>» übend» >. S bi» »Huer» s bi» früh 7 » un» l»i»,r- Idend» 7 resp. rd von rß,»» «uhi« s UN» ! «och», vltllo,» dr- >0 >6 <ke ktcrn ISS ISO 'S2 Ämtlicher Theil. Dretden, 11. August. Se. Majestät der König hat dem in den Ruhestand getretenen Einnehmer bei dem Nebenzollamte H Hellendorf, Johann Carl Trau gott Götze, das Albrecht-kreuz allergnädigst zu ver leihen geruht. Se. Majestät der König hat dem Pfarrer Anton Aloysius Bonaventura Hofmann in Flößberg das Ritterkreuz I. Classe vom AlbrechtSorden allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König hat allergnädigst geruht, dem Gemeindevorstande Laudeley in Saalbach das allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Mit allerhöchster Genehmigung ist dem Docenten der Thierarzneischule zu Dresden, vr. Odilos. Albert Johne, daS Dienstprädicat als Professor verliehen worden. Nichtamtlicher Theil, u e b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. TaaeSgeschichte. (Berlin. AuS Thüringen. Wien. Paris. Brüssel. Rom. London.) Zur Orieutfrage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichtrn. (Leipzig. Oschatz. Chemnitz. Potschappel.) Vermischtet. Statistik uud Bolktwirthschaft. Feuilleton. Kirch ennachrichten. Tageskalender. Lörsennachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Donnerstag, 14. August, Abends. (Corr.-Bur.) DaS heutige Abendblatt der „Neuen freien Presse" ist confiScirt worden. Heute früh hat in den Kellerräumen eines MaterialwaarengeschäfteS eine Erplofion stattge- funden, welcher später noch weitere Explosionen folgten. Der Brand dauerte heute Abend noch fort. (Vgl. die Rubrik „Vermischte-"^ AuS Lapacz wird der „Presse" gemeldet: Der Brand im OSjenicagebirge wüthet fürchter lich, und ohne Regen wird derselbe nicht zu be grenzen sein. Wien, Freitag, 15. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Den heutigen Morgenblätterv zufolge wäre die Genehmigung deS DemisfionSgesucheS deS Grafen Andrassy unzweifelhaft. Nach der „Neuen freien Presse" soll die Demission bereits angenom men worden sein. Paris, Donnerstag, 14. August, AbendS. (W. T B.) DaS bonapartistischr Journal „Ordre" er klärt, die bonapartistische Partei müsse die com- promittirende Verbindung mit den Legitimisten ab brechen und »urückkehren zu ihren demokratischen bonapartistischen Traditionen. London, Donnerstag, 14. August, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Unter hauses antwortete der UnterstaatSsecretär deS Aeußern, Bourke, auf eine Anfrage Campbell s, er hoffe, die Pforte werde einsehen, daß die baldige Ernennung von Commissionen zur Ausarbeitung einer Verfassung für die europäischen Provinzen der Türkei ebenso im Interesse deS Sultans, wie in demjenigen der Bevölkerung liege. Nach hier eingegangenen Nachrichten vom Cap vom 29. Juli sollte der neue Vormarsch der eng lischen Truppen in zwei Colonnen am 3. beginnen. Eine dieser Colonnen sollte unter dem Oberbefehl von Clark von Durnford aus, die andere unter dem Oberbefehl Russell s von RorkeS Drift auS vorgehen und beide Colonnen sich am 6. August in Magnibonium vereinigen. — Der König Cete- wayo hat Auskunft darüber erbeten, ob ihm im Falle seiner Unterwerfung daS Leben geschenkt werden würde. Es ist ihm hierauf eine bejahende Antwort ertheilt worden. Konstantinopel, Freitag, 15. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Von autorifirter «eite wird gegenüber den Nachrichten von sporadischen Cho lerafällen in Konstantinopel mitgetheilt, daß kein Krankheitsfall beobachtet worden ist, welcher ver dächtige Symptome gezeigt hätte. Der allgemeine Gesundheitszustand in Konstantinopel ist vielmehr ein durchaus befriedigender. Kairo, Donnerstag, 14. August, Nachmittags. (W. T. B.) Heute Vormittag fand in der Citadelle in Gegenwart der europäischen Consuln, der Ule- maS und der höchsten Cwil- und Militärbeamten die feierliche Verlesung des Jnvestiturfermans für den neuen Khedive Statt. Nach der Feierlichkeit wurden die Consuln und die höchsten Staatsbe amten von dem Khedive in Audienz empfangen. Für heute Abend ist eine festliche Beleuchtung der Stadt vorbereitet. Tagesgeschichte. * Berlin, 14. August. Se. Majestät der Kaiser ist heute Nachmittag 5 Uhr, zu Wagen von Groß beeren kommend, wohlbehalten in Babelsberg einge troffen. Se. Majestät wurde bei der Ankunft von den kronprinzlichen Herrschaften und deren Kindern, von Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Karl und von dem Erbprinzen und der Frau Erbprinzessin von Sachsen- Meiningen begrüßt. Nachmittags >42 Uhr hatte der Kaiser auf der Durchreise Leipzig berührt. Obwohl aller Empfang verbeten war, hatte sich doch auf dem Berliner Bahnhofe ein zahlreiches Publicum eingefun- den, welches in lebhafte Hochrufe ausbrach. Während der kaiserliche Extrazug hielt, war der Perron gesperrt. Se. Majestät unterhielt sich vom Wagen aus mit dem auf dem Perron anwesenden Vicepräsidenten des Reichs- oberhandelsgerichts, vr. Drechsler. Beim Abfahren des Zuges erfolgten wiederum Hochrufe aus dem Publicum. Auch in Plauen, Reichenbach und Alten burg, wo der kaiserliche Extrazug hielt, war der Em pfang ein sympathischer. — Die Neuwahlen für das Abgeordnetenhaus werden für die letzten Tage deS Septembers und für daS erste Drittel des Octobers in Aussicht genommen. Mit Rücksicht hierauf hat der Minister des Innern, unter Vorbehalt der definitiven Festsetzung der Wahltermine, in einem Erlaß vom 10. d. an die königl. Regierungen dieselben veranlaßt, ohne Verzug mit den Vorbereitungen für die Wahlen vorzugehen, um dabei sicher zu stellen, daß sowohl die Abgrenzung der Urwahlbezirke, als auch die Aufstellung und Auslegung der Urwählerlisten und der Abthei- lungslisten überall dergestalt beendet wird, daß die Wahlen der Urwähler nöthigenfalls auf einen der letzten Tage deS Septembers anberaumt werden können. An die Stelle des bisherigen Wahlreglements vom 10. Juli 1870 nebst Nachtrag vom 23. August 1876, sowie des für den Kreis Herzogthum Lauenburg unterm 23. August 1876 erlassenen besonderen Regle ments tritt ein neues Reglement sür den Umfang der Monarchie, mit Ausnahme der hohenzollern'schen Lande, vom 11. Juli dieses Jahres, welches in der erwähnten Verfügung Erläuterungen in Bezug auf eingetretene Abänderungen erhält. — Die „N. Pr. Ztg." glaubt eS als ziemlich sicher bezeichnen zu dürfen, daß Graf Arnim Boitzenburg zum Präses der Generalsynode gewählt werden wird. Es unterliege ferner keinem Zweifel, daß der Stellvertreter aus der confessionellen Partei hervorgehen wird; ob sich aber die Wahl auf einen confessionellen Geistlichen oder Laien lenken wird, erscheint noch ungewiß. Ueber die Person des Stell vertreters sei noch keine Einigung erfolgt. — Die Blätter beschäftigen sich gegenwärtig auf das Lebhaf teste mit einer der Reden des Cultusministers v. Putt kam er, welche derselbe am 11. d. bei der Einweihung des neuen Gymnasialgebäudes in CöSlin gehalten hat, und bringen eine ganze Scala verschiedener Auffassungen über das „System Puttkamer." Die „N. Pr. Ztg." sagt heute im Hinblick auf die bezügliche Polemik: „An und für sich ist es doch ganz selbstverständlich, daß der Minister v. Puttkamer „weder m religiöser, noch in politischer Hinsicht auf demselben Standpunkte wie der frühere Minister Falk" steht. Der politische und kirchliche Standpunkt des Hrn. v. Puttkamer ist allgemein be kannt, und es ist ganz natürlich, daß er, durch die den Minister Falk feiernde Rede des Provinzialschul raths, geh. Regierungsraths vr. Wehrmann, veranlaßt, seine Stellung zu dem Standpunkte seines Vorgängers mit berührte. Der Wortlaut der betreffenden Aeuße- rung ist authentisch nicht festgestellt, aber der Sinn ist klar. Mit gebührender Rücksicht auf die Person seines Amtsvorgängers macht Hr. v. Putkamer aus seiner Ueberzeugung kein Hehl.' Es muß jeden Unbefangenen Wunder nehmen, daß die liberalen und fortschrittlichen Zeitungen ganz überrascht erscheinen, wenn ein Minister sich öffentlich zu seinen nre verläugneten Principien bekennt." So viel die „Post" hört, hat sich der Cul- tusminister v. Puttkamer vor Kurzem dahin geäußert, daß er in zwei Punkten sich mit Dr. Falk nicht im Einklang befinde, nämlich bezüglich des Princips der Simultanschulen, die er nur als einen Nothbehelf be trachtet, und bezüglich der evangelischen kirchlichen An gelegenheiten. Aus Thüringen, 14. August. Der Landtag des Fürstenthums Reuß j. L., der zum 25. d. M. wieder nach Gera einberufen ist, wird sich in erster Linie mit dem Justizetat für die Zeit vom 1. October 1879 bis 31. September 1880 zu beschäftigen haben. Die Befürchtungen, daß derselbe infolge der Neuorgani sationen eine erhebliche Steigerung erfahren dürfte, haben sich nicht bestätigt. Der Etat erforderte bisher etwa 240000 M.; jetzt beziffert er sich mit 243300 M. Mit inbegriffen ist dabei allerdings nicht der An theil, welcher auf das Großherzogthum Sachsen für das gemeinschaftliche Landgericht Gera entfällt, und der nach dem Verhältniß der Bevölkerungszahl des Neustädter Kreises des Großherzogthums, der dem Landgericht Gera zugelegt ist, zur Bevölkerungszahl deS Fürstenthums Reuß j. L. bemessen ist. Weimar zahlt etwas über 25000 M. * Wien, 14. August. Die (bereits vom Telegra phen signalisirte) Zusammensetzung des neuen Cabi- nets beweist dessen Charakter als Coalitionsministe- rium. Dem gegenwärtigen Cabinet gehören 4 der früheren Minister — Graf Taaffe, vr. v. Stremayr, Frhr. v. Horst und vr. Ziemialkomski — und 3 neue Mitglieder — Graf Falkenhayn, Frhr. v. Korb-Wei- denheim und vr. Prazak — an. Die Ressorts sind derart vertheilt, daß Graf Taaffe als Ministerpräsi dent auch mit der Leitung deS Ministeriums des In nern, vr. v. Stremayr als Justlzmimster zugleich mit der Leitung des Cultus- und Unterrichtsministeriums betraut, Baron Horst abermals zum LandeSvertheidi- gungsminister, Graf Falkenhayn zum Ackerbauminister, und Baron Korb Weldenheim zum Handelsminister er nannt wurde, während Vr. Ziemialkowski und Vr. Prazak dem Cabinet als Minister ohne Portefeuille angehören und die Leitung deS Finanzministeriums dem Sectionsches Chertek in diesem Ministerium über tragen wurde. Die „Pr." begleitet die Neuconstitui- rung des Cabinets mit einer Reihe von Bemerkungen, denen wir Folgendes entnehmen: Wie man aus dieser Zusammensetzung des Ministeriums ersieht, wirkten bei der Bildung desselben nicht jene politisch und national extremen Elemente mit, denen in letzter Zeit vielfach, aber ohne thatsächliche Begründung ein maßgebender Einfluß auf die Entscheidung über die künftige Ge staltung der Regierung zugeschrieben wurde. Durch die neuen Elemente, die in das Cabinet ausgenommen wurden, giebt dasselbe dem Coalitionsgedanken Aus druck. Doch stellt es sich in seiner Zusammensetzung noch nicht als abgeschlossen und vollzählig dar, son dern soll seine Ergänzung und Vervollständigung erst nach dem Zusammentritt des Parlaments erfolgen. Die Enthebung der ausscheidenden Mitglieder des früheren Ministeriums vom Amte erfolgte unter den gnädigsten und huldvollsten Ausdrücken kaiser licher Anerkennung. In besonders auSzeichnender Weise und mit den ehrendsten und wärmsten Wor ten spricht Se. Majestät dem bisherigen Finanzmini ster Frhrn. v. Pretis seine Anerkennung aus, indem er dessen Dienste nicht blos als ausgezeichnete, son dern auch als wichtige bezeichnet und hervorhebt, daß Frhr. v. Pretis dieselben in treuester Pflichterfüllung und mit „patriotischer Hingebung in schwierigen Pe rioden" geleistet hat. Frhr. v. Pretis, Ritter v. Chlu- mecky und Vr. Glaser sind ferner durch die Verleihung des höchsten österreichischen Ordens, des Großkreuzes des Leopoldordens, Graf Mannsfeld durch die Ver leihung des Ordens der eisernen Krone l. Klasse aus gezeichnet worden. Von den jetzt neu ins Cabinet be rufenen Ministern gehören 2 — Graf Falkenhayn und vr. Prazak — dem neugewählten Abgeordnetenhause an; Frhr. v. Korb-Weidenheim, Mitglied des ver fassungstreuen böhmischen Großgrundbesitzes, war früher Reichsrathsabgeordneter, hat aber bei den letzten Wah len nicht candldirt. Graf Julius Falkenhayn bekleidete als Mitglied des oberösterreichischen Landtages auch die Würde eines Landeshauptmannes von Oberöster reich und wird der clerical-seudalen Partei zugezählt. Vr. AloiS Prazak war als Reichsrathsabgeordneter der Führer der tschechischen Abgeordneten aus Mähren. 5»? Paris, 13. August. Das politische Treiben dürfte bis zum Beginn der Generalrathssession einen vollkommenen Stillstand erleiden. Nur 3 oder 4 Mit glieder des Cabinets bleiben in Paris, um die lau fende Arbeit zu besorgen. Der Post- und Tele graphenminister Cochery beispielsweise wird, außer seinem eigenen Ressort, die Leitung der Finanzen, des Han dels und des Ackerbaues interimistisch übernehmen. Hoffen wir, daß für diese Zersplitterung seiner Thätig- lett die Post und der Telegraph nicht zu büßen haben werden. Es wäre das ein wahres Unglück. Man fragt sich ohnedies, warum ein besonderes Post- und Telegraphenministerium vor etwa Jahresfrist ge bildet worden ist. Es steht fest, daß die Beamten dieser Verwaltung seit einiger Zeit ihren Dienst schlechter versehen, als jemals. Es ist gar nichts Un gewöhnliches, daß ein in Paris für Paris aufgegebenes Telegramm 5 bis 6 Stunden braucht, um an seine Adresse zu gelangen, und der „ Gaulois" beweist heute eine gew.sse Naivetät, wenn er sich darüber wundert, daß die Nummern seines Blattes, die er Montags früh in Paris aufgiebt, am Dienstag Mittag in Tourville ankommen, einer Station der Westbahn, die genau in 4 Stunden von Paris zu erreichen ist; sie brauchen also eben so viel Zeit, wie die Wiener Blätter, um nach Paris zu gelangen. Daß es innerhalb Paris ein thörichtes Unternehmen ist, eine dringende Mittheilung durch die Stadtpost zu Feuilleton. Redigirt von Orto Bauet. Der Brand von Sarajewo. Im Anschluß an die soeben gebrachten Schilde rungen Sarajewos glauben wir dem Interesse unserer Leser auch eine Beschreibung der verhängnißvollen Feuersbrunst schuldig zu sein. Es hat auffallend lange gedauert, ehe den bisherigen telegraphischen Nachrichten eine Detailcorrespondenz gefolgt ist. Ein Berichterstatter der „Pr." schreibt auS Sarajewo vom 9. August: Gestern aegen 6 Uhr Nachmittag- dröhnten drei Kanonenschüsse rasch hintereinander vom Castell gegen die Stadt. Sofort wußte alle Welt, daß eS in Sarajewo brenne, und zwar am rechten Miljatschka- ufer. Alles eilte auf erhöhte Punkte, um Näheres in Erfahrung zu bringen. Ein Blick genügte, um daS entsetzliche Unglück zu erkennen, da» die bosnische Hauptstadt betroffen. Gerade in der Mitte der Stadt schlug eine furchtbare Lohe zum Hrmmel empor, aber auch an zwei anderen Stellen waren Flammen sicht bar. Um 7 Uhr Abends bildete das sogenannte Latinluk oder lateinische Viertel eine einzige riesige Flamme. Windstöße von Nordost trieben die ko lossale Rauchsäule gegen Südwest, trotzdem schossen auch gegen Rordost bald neue Flammengarben empor. Da» Feuer batte die Franz-Josefstraße (ehemal» Laschlihangasse) überschritten, da» „Hotel Austria", endlich auch den Brststan (Bazar) mit dem angren zenden Taschlihan ergriffen. An dem hölzernen Glockenthurm der katholischen Kirche leckten bereits die Flammen und züngelten an den Minaretgalerien der nächstgelegenen Moscheen empor. Trommelwirbel und Hörnerschmettern erschallten von allen Rich tungen; wüstes Geschrei hallte in den Straßen wieder. All' dies aber wurde von dem dumpfen Brau sen krachender Balken, niedersausender Steine und zusammenstürzender Mauern übertönt. Je näher man dem Brande kam, um so verwirrender wurde daS entsetzliche Krachen und Bersten, um so überwältigender auch die Ueberzeugung, daß gegen solches Wüthen de» furchtbaren Elementes Menschen kräfte ohnmächtig sind. Alle Umstände schienen sich verschworen zu haben, um Sarajewo einer völligen Katastrophe zu überantworten. Seit Monaten hatte eS nicht geregnet, sengende Sonnengluth hatte Alles auSgedorrt, alle Wässer Sarajewo- nahezu versiegen gemacht. Die drückende Schwüle der letzten Tage wurde gerade in dem Augenblicke, in dem der Brand auSbrach, von mächtigen, rasch umspringenden Wind stößen unterbrochen. Endlich wollte eS das Verhäng- nlß, daß von fremden Handelsleuten bedeutendere Mengen von leichtentzündbaren Waaren im dichtbevöl kertsten Theil der Stadt anaehäuft worden waren. An der Stelle, an welcher der Braud entstand, war gleich im ersten Augenblick die Version verbreitet, daß das Feuer durch unvorsichtige- Versiegeln von SpirituS- fäsiern entstanden wäre. Durch spätere Umfrage wurde diese Mittheilung wohl bestätigt und die Urheberschaft einem Bediensteten, Andrea» Petrovic», de» Handel»- manne» M. Sporer au» Ungarn zugeschrieben. That- sach« ist, daß nach 5 Uhr Nachmittag» im Hause de» Simo Sokolovic» in der Hadschi - Rlstic»gasse plötzlich eine schreckliche Detonation gehört und gleichzeitig die Nachbarschaft wie durch ein Erdbeben erfchüttert wurde. Alle in der Nähe befindlichen Personen stürzten, nach dem sie sich von ihrer Betäubung erholt, in den Hof Sokolovic»'. Eine mächtige Flammensäule schoß dort empor und gleichzeitig ergoß sich brennender Spiritus über den Hof und über die Thorschwelle in die Gasse. Man versuchte den verhältmßmaßig kleinen Brand sofort zu löschen, aber die Hestigkett des Feuers, die Furcht vor weiteren Explosionen und der Mangel an Löschmitteln verhinderten das Gelingen deS Versuches. So Pflanzte sich der Brand aus dem Hofe des Sokolovics zunächst auf die Nachbarhäuser des Apo thekers Pleyel und deS Großkausmanns Hadschi Ristics und so fort auf daS Latinluk und endlich von einem Mahala (Viertel) zum andern fort. Man bot Alles auf, um dem Weiterdringen de- Brande- Einhalt zu thun, allein der Orcan machte alle Anstrengungen zunichte. Endlich entschloß man sich, die Dächer der der Brandstätte zunächst gelegenen Häuser abzureißen. Aber da- wüthende Element machte förmliche Sätze über 10, 20, ja 100 Häuser hinweg. Während man den Brand in der Ferhadiastraße zu localisiren ver suchte, ging da- zwei Gassen höher liegende Osfizier»- spital m der Tschemaluschastraße in Flammen auf. Während Tausende im Centrum der Stadt dem Feuer euie Grenze zu setzen versuchten, signalisirte Feuerschein vom Westend« Sarajewo» nächst dem großen Milüär- spttal, daß der Branü auch in dem »soUrt gelegenen Hause wüthe. So schrecklich war da» Auflodcrn der Brände, daß einen Augenblick lang Einzelne sürchteten, der Brand sei an verschiedenen Punkten der Stadt systematisch gelegt worden. Kurz, alle Maßnahmen er wiesen sich dem furchtbaren Feuer gegenüber als ohn mächtig, bis man ganze Mahalas nothgedrungen preiSgad und in weitem Bogen um die brennenden Viertel durch Niederreißen der Dächer und Holzbe standtheile der Häuser einen Ring zu ziehen sich ent schloß. Aber auch dieses heroische Mittel hatte nicht ganz den ersehnten Erfolg; ein anderer günsti gerer Umstand kam den Rettungsarbeiten zu Hilfe. An der neuen orthodoxen Kirche, an der Begowa- Dschamia sammt Medresse, an anderen größeren Mo scheen, an der Feuermauer des Cenetic'schen Hause» in der Tschemaluschastraße brach sich endlich die Wuth deS Elementes Vor Allem aber steckte ihm der Mil- jaffchkafluß trotz der Wasserarmuth durch seine Breite eine natürliche Grenze. Ohne diese wären wahrschein lich sämmtliche Regierungsgebäude, ja sogar ganz Sa rajewo ein Raub der Flammen geworden. An ein zelnen Punkten war eS nahe daran, daß da- Feuer vom rechten Ufer auch über die Miljatschla hinüber greifen sollte. Die auf den Dächern de- linken Ufer» postirten Leute vermochten kaum mehr auszuhalten, so stark sengte die Gluth vom rechten gegen das linke Ufer. Die Vorsehung behütete jedoch Sarajewo vor gänzlicher Vernichtung; da- Feuer blieb auf» rechte Ufer beschränkt. Eine der erfolgreichsten Rettungs maßnahmen auf dem rechten User bestand in der Ab leitung eines vom LastellbergeS herabfließenden BacheS auS seinem Bette m tue Straßen der unteren Stadt, welch« auf diese Weise wenigsten» so weit unter Wasser gesetzt wurden, daß au» denselben unmittelbar die Handspritzen und Löschgefäße gespeist werden konnten.
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