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Sonnabeud, den LV. Oktober. Zur Tag es frage. ES ist nicht zu leugnen, daß die Politik Sardiniens gegenüber dem Kirchenstaat und Neapel mit dem Völker recht in normalen weltlichen Verhältnissen nicht im Ein- klang steht; ste findet aber ihre Erklärung und Selbst» ensschuldigung darin, daß fie eine Art der Nolhwehr gegen jene Politik ist, welche sei« 43 Zähren durch ihre Abnormität und Rechtsverachtung, durch den Schutz, den fit-den Mißregierungen gewährt, und die Drohungen, die fie gegen den Bestand konstitutioneller Verfassungen in Italien gerichtet hat, den Samen der Revolution auS- streute und nur ihrerseits zur Klage und tugendhaften Entrüstung nicht berechtigt ist, wenn fie erntet, was fi- gesät hat. Die Theilung und den Untergang Polens erklärt man nicht nur, sondern vertheidigt ihn durch Hinweisung auf die nationalen Untugenden des Volkes und die Anarchie seiner politischen Zustände. Aber eben so erklärlich dürfte das Schicksal der fremden Dynastien ist Italien sein, daS fie sich selbst zubereitet. — Der ZMtiSmuS- in Verbindung mit dem Despotismus hat in Italien arg gewirthschafter, er hat goitverliehene Ga ben verkümmern lassen und ein reichbegabteS Volk von 20 Millionen sittlich, religiös und politisch zu Grunde gerichtet: Ist e» dann wohl unnatürlich, wenn der nationale Geist sich ermannt und ein besseres LooS zu erstreben sucht? Der ScheiiiconservatiSmuS, welcher im Bund« mit einem geistlichen Orden, dessen Moral wider christlich, dessen Politik unzuverlässig, dessen Zwecke nicht wind« verwerflich find al» seine Mittel — ein solcher EouservatiSmuS kann nur dadurch noch zur Besinnung und Vernunft gebracht werden, daß er Stützen, die er für ewig und unzerbrechlich hielt, geknickt fleht vom Rade der Weltgeschichte, da» über ste hinrollt. — Schwerlich würde man in Deutschland ein solches Regiment, wie »S setzt in Italien zusammenbrickt erhalten können. Zn Oesterreich hat man «» bisher geglaubt; das, was man aber in Italien nicht halten konnte, das wird man auch nicht bei fich halten können. Jesuitenmoral wird die erregten Gemüther in Oesterreich nicht beruhigen, Je- smtenkünste daö Band nicht weben, waS die Monarchie zusammenhält. Italien- Freiheit kann für Oesterreich einst ein starker Bundesgenosse werden, in dem Falle nämlich, daß seine Machthaber den Haß gegen die bür gerliche uyd religiöse Freiheit aufgeben und ihr bei sta tin» Stätte bauen, in welcher fie wohnen kann. Die FSn Zehnter Jahrgang. 1860. Liebe zur Freiheit und der gemeinsame Besitz derselbe« kann allein Italien mit Oesterreich versöhnen und mit Deutschland verbinden. — Wie glücklich leben wir gegen die oben berührten Zustände in unserm lieben Sachsen lande, wo Recht und Gerechtigkeit herrscht, Kunst und Wissenschaft, Handel, Gewerbe und Ackerbau blüht, Bil dung und (Livilisativn alle Schichten der Bevölkerung durchdringt, gepflegt und geschützt durch einen nzfise» Fürsten und seine treffliche Regierung. Und die» gilt auch von den meisten Ländern deS großen, schönen deutschen Vaterlandes. ' Sachsen. 33. MM. der König und die Königin mit Ihren KK.HH. den Prinzessinnen Sidonie, Sophie, Amalie und Auguste, sowie Z.K.K.H. der Erzherzogin Antoi nette, Prinzessin von Toscana, haben am 16. Octbr. Mittags das Sommerhoslager zu Pillnitz verlassen und die Resid.nz bezogen. DaS „Dr. 3 " schreibt unterm 18. Oktober: Wir haben heute eine traurige Kunde zu bringen, die allent halben im Daterlande die schmerzlichste Theilnahme erregen wird. Gestern Nachmittag 3 Uhr ist der kgl. sächsische Gendarmerie-Oberinspektor, Hr. H. F. Lei dend örfer, Ritter deS kgl. sächsischen Verdienstorden», des k. k. österreichischen Franz-Joseph-OrdenS und de» k. preußischen rochenAdlerordenS, nach länger« Kran kenlager sanft und ruhig entschlafen. Das gegen den Gutsbesitzer Hackeschmidt in Ma chern wegen Ermordung seines AuSzüglerS von dem Bezirksgericht zu Leipzig gefällte TodeSurtheil ist vom k. OderappellationSgericht zu Dresden bestätigt worden. 8 Großröhrsdorf, 18. Oct. Am 15. d. fuhr der Botenfuhrmann Ruppert von PulSnitz nach Dres den ; ungefähr um 4 Uhr Morgens kommt er an daS Radeberger Schießhaus und steigt dort — wo die Straße nach der Stadt zu etwa» bergauf geht — von dem beladenen Wagen, um den Pferden das Ziehen zu erleichtern; da steht er, daß unterwegs ohne seine Erlaubntß ganz in der Stille zwei Soldaten, wahr scheinlich von einer Dorskirmeß zurückkehrend, hinten auf seinen Wagen gestiegen find und miifahren. Rup pert ruft den Soldaten zu, fie sollten den Wagen ver lassen, es würde bergan den Pferden zu schwer. Die müden VaterlandSvertheidiger bezeigen keine Lust dazu ; da sagt der Fuhrmann: „Run, wenn Eie nicht abstet- st- , . ... »ifchofstverda, Stolpen und ÜmgegenG Amtsblatt -es Königs. Verichtsamtes und -es Sta-trathes z« Dischosower-a. Diese Zeitschrift «scheint wöchentlich 2 Mal, Mittwoch« und Sonnabend«, und kostet vierteljähaich I2j Age. Inserate wewm die gespalten» Seil» »der deren Raum mit 6 Pf. berechnet.