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Picn-tag. 33 28. April 18S7. Inserate' werden mit 8 Pfg. für d«. Zeile berechnet ch und in allen Expeditione« angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. , Verantwortlicher Rcdacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Meißerih-Zeitung Erscheint Dienstags und, Freitag». Zu beziehen durch alle Postanstal- len. Preis pro Tages geschickte. Altenberg. Seil bereits einem halben Jahre finden wir jede Woche im Freitagsblatte der Weiß.- Zeit. auch die Teplitzer Getreide-Preise deS Dienstags vorher gefallenenen Teplitzer Getreide-Marktes, was von dem lesenden Publikum gewiß mit Dank anzu erkennen ist, da der Hr. Verleger weder Kosten noch Mühe gespart, selbige jedesmal rechtzeitig aus erster Quelle zu erhalten. Wenn nun jedesmal aber dabei steht, daß die angegebenen Preise einen niederöster reichischen Metzen betreffen, so dürfte mancher Leser d. Bl., insofern selbiger nicht selbst Gelegenheit hat, sich von diesem Maaße Kenntniß zu verschaffen, in Ungewißheit sein, was unter einem niederöster- reichischen Metzen zu verstehen ist. Daß solches von dem zeither üblichen Strichmaaß sehr abweicht, geht schon auS den angeführten Getreide-Preisen selbst hervor; wie groß jedoch Vie Differenz desselben zwischen einem Dresdner Scheffelmaaß ist, darüber waren zeiiher selbst die Meinungen unserer Grenzbewohner verschieden, ja wir waren sogar vor noch nicht zu langer Zeit einmal Zeuge, wie in einem böhmischen WirthShause hierüber ein heftiger Meinungsstreit ent stand, welcher uns veranlaßte, der Sache genau nach zuspüren und da« wahre Verhältniß zu ermitteln. AuS der zu diesem Zweck uns vom Herrn Marktmstr. Hentschel gütigst überlassenen Beschreibung des Zimen- tirungSamteS bei dem Magistrate der K. K. Haupt- und Residenzstadt Wien über die speciellen Benennungen, richtigen Formen und Größe der niederösterreichischen Maaße und Gewichte ersehen wir, daß A. Hvhlmaaße für trockene Gegenstände, k. Hohl maaße für flüssige Dinge, eingeführt worden sind. Von Ersteren giebt eS: 1) Hvhlmaaße für Getreide, Hülsenfrüchte, Sämereien, Baumfrüchte und Knollengewächse; -2) Hohlmaaße für Kohlen, und 3) Hohlmaaße für Kalk. Die Grund einheit dieser Maaße ist der mit allerhöchstem Patent vom I. December 1751 und vom 14. Juli 1756 eingeführte Metzen, welcher gesetzlich in 2 halbe Metzen, in '/«, in °/», in '«/»« Metzen, oder Müylen- maaßel, in Metzen oder halbe Maaß el, in "/«« Metzen oder Futtermaaßel, in Metzen oder Becher, in -»'/zz« Metzen oder halbe Becher, und sofort bis zum Vzrstel Becher untergetheilt wird. Diese Hohlmaaße haben bis zum Becher herab, sie mögen aus Kupfer oder Holz sein, die Form von umgekehrten abgestutzten Kegeln, d. h. sie sind am Boden enger, als oben. Die bei Anfertigung eines ganzen Metzens zu beobachtende Dimension im Licht- beträgt im Durchmesser oben 20" 3/" 6; am Boden IS" 7.- 2, und s.n!,,ch(,n ri,s- il", hin I,»47l Cubikfuß österreich. Maaß oder 2,70812 Cubikfuß sächs. Maaß, ----4680 Cubikzoll. Wenn nun ein sächsisches Scheffelmaaß 7900 Cubikzoll eine sächsische Metze 493,7S Cubikzoll ein sächsisches Mäßchen 123,4375 Cubikzoll enthält, so ist ein niederösterreichischer Metzen gleich 9 sächs. Metzen 4»/»» Mäßchen, mithin müssen noch 6 sächs. Metzen 2'/t« Mäßchen zu einem solchen Metzen ausgeschüttet werden, ehe man einen Dresdner Scheffel erhält. Altenberg, am 26. April. Wenn uns die auf die zeiiher so schonen warmen Tage folgenden kalten Nächte noch einen Nachwinter befürchten ließen, und wir, um in der Volkssprache zu reden, noch ,,den Schwalben schnee zu erwarten hatten," so ist diese Befürchtung diesmal richtig- in Wirklichkeit übergegangen , denn seit der vergangenen Mittwoch fing eS wieder an zu schneien, und heute schon haben wir die schönste Schlittenbahn, so daß man mit Vergnügen eine Schlittenpärthie ins böhmische Bier oder in den Bärenburger Gasthof Nrachen kann. Obschon dieser Schnee unfern Feldern mehr nützen, als schaden kann, so ist doch sehr zu wünschen, daß selbiger recht bald wieder zu Wasser werden möge, degn eS hält uns derselbe nicht allein bei Bestellung unserer Saaten auf, sondern es behindert derselbe auch einen großen Theil unserer arbeitenden Classe, durch Pflanzen, sowie durch Kultur-Arbeiten und Holzschlagen ihren Erwerb zu verdienen. — Der 20. April lieferte unS abermals einen Beweis, daß der Beruf als Bergmann ein sehr lebens gefährlicher ist, denn während derselbe mit größtem Gottvertrauen die erste Sprosse seiner Fahrt betritt, weiß er nicht, ob er nach vollbrachter Schicht daS Tageslicht wieder erblicken wird. Dieseyl Schicksal hätten an diesem Tage beinahe die beiden Berghäuer Zipser von hier und Pech aus Geising unterlegen. Während selbige vor ihrem Orte aus dem Römer schacht ihre Arbeiten verrichten, verrollt die zu diesem Orte führende Strecke dermaßen, daß selbige gänzlich ab- und eingesperrt sind. Mag auch der Bergmann mit der ihm stets umgebenden Gefahr vertrant sein, so kann gewiß nur derjenige die Angst sich gehörig vorstellen, welcher einmal in ähnlicher Gefahr geschwebt hat, denn ist es „einmal lebendig geworden," so rollt eS öfters fort, und die Eingesperrten haben zu befürchten, daß auch die Sohle unter ihren Füßen lebendig werde. Doch diesmal erhörte der himmlische Bergvater das gewiß wegen Errettung aus der Todesgefahr zu ihm gesandte Gebet der beiden Häuer, denn bald nahmen deren Kameraden diesen Unglücksfall wahr, und so gelang eS deren angestrengten Bemühungen, unter