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d-td« Meißmtz-Ieitung Dl« Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. 69. Jahrgang. Donnerstag, den 31. Dezember 1903. Nr. 152. ANerate, welch« bedeutenden Auflage d«e Blatte« 'ine sehr wirk» sam« Verdrehung finden werden mit 12 solche lag und Sonnabend und «Kd an den vorhergeben. denAbenden ausgegeben. Kceis vierteljährlich 1M. W Pfg., zweimonatlich ' »4 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1» Pfg. — Alle Postan- ftalten, Postboten, sowie unsere Austräger nehmen Bestellungen an. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und kompli zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag.— Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalten- zelle 20 Pfg. KmtsötaLt für die Königliche Amtshauptmannschafi, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. VeranUvorllicher Aedakkeur: Paul Irhne. - Druck und Verlag von Carl Jehne m Dixxoldisivalde. Mit achtf-Mg«. „Sllust-ie-t-u Ant«ha!tung-b!at1". Mit land- und hau-wirtschaftlich« «o»1,.«1!ag.. De Geschäftszeit beim untenbezeichneten Amtsgericht wird mit Genehmigung des Königlichen Ministeriums der Justiz für den IvLeLvn MenIrKsg Woche vom 1. Januar 1904 ab auf die Stunden von vormittags 8 bis nachmittags 3 Uhr unter Wegfall der Mittagspause festgesetzt. Dippoldiswalde, am 2 l . Dezember 1003. V. Kex. 278/03. ' Königliches Amtsgericht. - ZnnmgSversteigenmg. Das im Grundbuche sür Schniiedebcrg Blatt l77 auf den Namen Franz August Heinrich Raabe eingetragene Grundstück soll am 17. Februar 1904, vormittags 1/211 Ahr, — an der Gerichts stelle — im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. Das Grundstück ist nach dem Flurbuche — Hektar 16,i Ar groß und auf 37 250 Mark — Pfg. geschätzt. Es besteht aus dem villenartig gebauten Wohnhaus Nr. 32 l. des Brandkatasters und umfaßt das Flurstück Nr. Idis des Flurbuchs für Schmiedeberg. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts sowie der übrigen das Grund stück betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist Jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung aus dem Grundstücke sind, soweit sie zur Zeit der Ein tragung des am 4. Dezember 1003 verlautbarten Versteigerungsvermerkes aus dem Grund buche nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht be rücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläu bigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Diejenigen, die ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht haben, werden auf gefordert, vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes treten würde. Dippoldiswalde, am 28. Dezember 1003. 2s. 16/03 Nr. 2. Königliches Amtsgericht. Einrichtung einer Telegraphenanstalt. Am 1. Januar wird in dem bei Lauenstein (S.) gelegenen Orte Breitenau eine mit der Posthilfsstelle vereinigte Telegraphenbetriebs- und öffentliche Fernsprechstelle in Wirksamkeit treten. Die neue Telegraphenanstalt ist zugleich Unfallmeldestelle. 26. Dezember 1003. Asisenlivkv Vdvn-posüilii'el-üion. Halle. Holzversteigerung. Frauensteiner Staatssorstrevier. Frankescher Gasthof in Frauenstein. 8. Januar 1904, vormittags 1/210 Ahr: 4012 w. Klötzer, 385 w. Pfähle, 1305 w. Derb- u. 18425 w. Reisstangen, 2 rm w. Nutzscheite, 6 rm w. Nutzknüppel,- nachmittags 1 Uhr: 141/2 r.n w. Brennscheite, 14>/2 rm h. u. 2381/2 rm w. Brennknüppel, 3 rm h. u. l>/2 rm w. Zacken, 21/2 rm h. u. 418 rm w. Äste, 0»/2 rm w. Stöcke. Kahlschlag Abt. 18. Durchforstungen Abt. 10, 20, 21, 23, 24, 26, 27, 28, 33, 54, 57, 50. König!. Forstrevierverwaltung und König!. Forstrentamt Frauenstein, Rein. am 28. Dezember 1003. Krause. --!. ' -H V., — . . Das deutsche Wirtschaftsleben am Jahreswechsel. Da nicht das politische, sondern das wirtschaftliche Leben heutzutage aller Well Sorgen bereitet, so ist es am Platze, am Jahreswechsel sich nach dem Stande desselben zu erkundigen. Drei große Momente sind es nun, von denen jetzt und auch besonders im neuen Jahre das wirt schaftliche Leben beeinflußt werden wird. Der erste Moment ist Ser große Zug der Besserung, der sich seit etwa einem Jahre in den meisten Industrien, zumal in der Textilindustrie eingestellt hat, der zweite ist das Be streben vieler großer Industrie-Unternehmungen und Banken, sich durch Zusammenschluß, also durch Ring bildungen, den Markt zu verbessern und die Produktion bez. Geschäftskosten und Konkurrenz zu regulieren und zu verbilligen und der dritte große Moment ist die Gestaltung der neuen Handelsverträge. Erfüllt sich nach diesen drei Seiten hin so manche gute Hoffnung, jo haben wir im Laufe des neuen Jahres mit einem wirtschaftlichen Auf schwünge zu rechnen, zumal in den einzelnen Geschäfts zweigen große Anstrengungen gemacht werden, um aus der ungünstigen Konjunktur herauszukommen. Es gilt dies zumal in der so schwer durch Überproduktion und Lberspekulation heimgesuchten Elektrizitälsbranche, wo sich große Werke einander angeschlossen haben; auch hat die Bergwcrksindustrie und die Bcleuchtungsbranche der elektro technischen Industrie wieder erhöhte Aufträge zugeführt, sodaß eine, wenn auch langsame Erholung dieses wichtigen Geschäftszweiges erwartet werden kann. Wichtig ist auch, daß die elektrotechnische Industrie jetzt wieder mehr für das Ausland arbeitet. Sehr erfreulich ist, daß neben der Textilindustrie die Bergwerke und die Eisen- und Stahl industrie auch eine Besserung aufweisen, doch schreitet diese sehr langsam vor. Dadurch wird der Beweis erbracht, daß der Weltmarkt dem Kohlen-, Eisen- und dem Stahl- und Kupferabsatz noch große Schwierigkeiten bereiten und ein erheblicher neuer Aufschwung nur dann eintreten kann, wenn die ganze Weltmarktlage wieder günstiger für diese Geschäftszweige wird. Ganz ähnlich liegen die Verhält nisse für die Maschinen-Jndustrie, die ja auch etwas mehr Beschäftigung hat, aber auch erst dann wieder in rechte Blüte kommen kann, wenn die ganze Industrie mehr Auf träge hat. Das gilt auch von allen noch bessere Zeiten ersehenden Wirtschafts- und Handelsgebieten, in denen jetzt -er Güterabsatz noch ungenügend ist. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bon der lauten Lustigkeit, die einst zurzeit der „Zwölften" — wie man die Zwölfnächte nannte — mit jeglichem Tage aufs neue losbrach, ist bei dem rastlosen Leben der heutigen Zeit nicht mehr viel zu merken. Man ist froh, daß der geregelte Gang des All tagslebens für ein paar Tage wieder in seine normalen Bahnen eingelenkt ist. Soviel Freude und Vergnügen die in diesem Jahre außergewöhnlich lange Weihnächte- feiertagszeit brachte, so haben sie uns doch wieder einmal aufs beste bekundet, daß sich alles leichter ertragen läßt, als eine Reihe sroher Tage. Jever geht daher mit Freuden seinen Geschäften nach; niemand hat heute noch Zeit, dem wundersamen, geheimnisvollen Zauber nach zuspüren, der nach altem Glauben in den Zwölfnächten spinnen soll. Unsere Altvordern wußten, daß die Tage von Weihnachten bis zum Dreikönigs- oder Hohneujahrs abend die geheimnisreichste Zeit des Jahres bilden. Sie wußten, daß alles in Erfüllung geht, was man in den drei heiligen Nächten — Christ-, Neujahrs- und Drei königsnacht — träumt. Sie wußten, daß das Wetter der zwölf Tage entscheidend ist für das Wetter des kommenden Jahres „Wie sich das Wetter vom Christtag bis heiligen Dreikönig erhält, so ist es das ganze Jahr bestellt." Ein Tag galt früher besonders den Kindern, nämlich der 28. Dezember. Man sollte sie an diesem Tage nicht schelten und nicht züchtigen, weil das für beide Teile von Übel wäre. Denn der 28. Dezember ist der Tag der unschuldigen Kinder; er erinnert an den herodi- anischen Kindermord. Die Kinder halten an diesem Tage das Vorrecht im Hause, durften an den Weihnachts geschenken naschen usw. Nun, dieser Brauch erstreckt sich in unseren Tagen wohl über die ganze Weihnachtszeit, die vor allem den Kindern gewidmet ist. Im übrigen hat der moderne Mensch zumeist weder Glauben noch nimmt er sich Zeit, auf den geheimnisvollen, wundersamen Zauber zu achten, den unsere Altvordern ün den Tagen zwischen den Festen, in den Zwölfnächten zu verspüren meinten. — Schlauer Wettbewerb. Ein hiesiger Bürger er hielt am ersten Weihnachtsfeierlage ein Postpaket von einem Zigarrenversandthause franko zugeschickt mit der Aufschrift „Weihnachtsgeschenk", welcher Vermerk sich sowohl auf dem Pakete als auch auf dem Abschnitte der Paket adresse befand. Durch die verführerische Ausschrift neu gierig gemacht, nahm Adressat das Kolli an. Beim Oesfnen lachten dem Glücklichen auch viel versprechend ganz appetitlich zwei Kistchen Zigarren entgegen. Leider folgte die Enttäuschung auf dem Fuße nach in Form einer mit 0 M. belasteten Rechnung, welche frech aus der Holz wolle hervorlugte. Das „Weihnachtsgeschenk" aber be stand in einigen beigelegten Pfefferkuchen, denen, um Porto zu sparen, so nebenher für 0 M. Zigarren beige- legt waren. Beides aber führt nun in der Ecke einer Kammer des Empfängers ein beschauliches Dasein, einer noch unklaren Zukunft entgegensehend. — Was verlangen die hungernden Vögel? Wer den hungernden Vögeln über den harten Winter hinweg helfen will, merke sich, was die einzelnen Arten fressen. Es eignen sich für Meisen, kleinere Spechte, Finken und Amseln: Sonnenblumenkerne, Gurken- und Kürbiskerne, Hanf, Nußkerne, Speck, gekochtes, schwachgesalzenes Fleisch. Für Lerchen, Ammern, Finken, Zeisige: Heusamen, Scheunen- abfälle, Gartensamenabfälle, Mohnsamen, Hanfsamen. Für Sperlinge: Heusamen, Haferabfälle, geringes Getreide, allerlei Samenabfälle, auch Brot und Kartoffeln. Für Amseln, Drosseln, Stare: Weißdornfrüchte, Schnee- und Vogelbeeren, getrocknete Holunder- und Heidelbeeren, Trauben von wilden Reben, Hagebutten, zerschnittene Zftifel und Birnen, gekochtes, ungesalzenes Fleisch (am besten Roß- fleisch). Für Zaunkönige: Kleine Mehlwürmer, Ameisen puppen und, damit vermischt, etwas Mohnsamen. Für Elstern, Raben, Dohlen, Eichelhäher: Kadaver von Füchsen, Dachsen, Mardern, Ottern, ungenießbar gewordenes un gesalzenes Schlachtfleisch. Für kleine Vögel decke man die Futterplätze mit Dornengestrüpp zu, damit ihnen nicht die Tauben das Futter wegfresjen und damit sie gegen die Nachstellungen seitens »der Raubvögel und der Katzen ge schützt sind. Ruppendorf. Am 3. Weihnachtsfeiertage führte der hiesige Kgl. Sächs. Mililärverein unter Leitung des Herrn Emil Hähnel in Radeberg in 25 von letztgenanntem Herrn verfaßten lebenden Bildern ein gutes Stück deutscher Ge schichte von der Zeit des großen Kurfürsten an bis mit 70er Krieg, sowie den Burenkrieg vor. Die Bilder, die durchweg lebenswahr und geschickt verfaßt und vorzüglich und mit bewundernswerter Ruhe von Militäroereinsmit gliedern und deren Kindern dargestellt wurden, waren sämtlich von großartiger, gewaltiger Wirkung. Die pracht volle Garderobe war historisch treu bis ins einzelne, die dargestellten Fürstlichkeiten von frappierender Ähnlichkeit mit ihren Originalen. Mit sichtbarer Lust und Liebe unterzogen sich sämtliche Darsteller ihrer keineswegs leichten Aufgabe. Den verbindenden Tert sprach mit edler Be geisterung und daher auch die Herzen packend und er hebend Herr Lehrer Mütter aus Paulsdorf, allen im Saale deutlich vernehmbar und damit das Verständnis der Bilder erschließend. Die begleitende Musik entsprach in ihren schlichten Weisen dem Sinne der Bilder. Der rauschende Beifall und der bis auf den letzten Platz ge füllte Saal waren wohl der beste Beweis dafür, wie sehr diese Veranstaltung hier angesprochen. Daher sei auch an dieser Stelle Herrn Hähnel und den wackeren Dar stellern aufs herzlichste gedankt für die patriotisch erheben den Stunden, die sie vielen Bewohnern von hier und teils sehr weiter Umgebung bereitet haben. Glashütte. Das am 2. Weihnachtsfeiertage von der Kapelle des Schützenregiments im „Goldnen Glas" gegebene Konzert war von zirka 300 Personen besucht und hat sehr gut angesprochen. — In der Nacht zum 20. d. M. ist hier die Temperatur auf 11 Grad K unter Null gefallen. — Vom 3. bis 28. Januar 1004 wird die Stutzsche Theatergesellschaft im Hotel „Stadt Dresden" eine Anzahl Vorstellungen geben. Kreischa. Am 3. Weihnachtsfeiertage wurde hier nach langjähriger Pause wieder einmal ein Kinder-Konzert aufgeführt. Der große Saal im Etablissement Blasche reichte nicht zu, um all die Zuhörer aufzunehmen, sodaß viele wieder umkehren mußten, da sn keinen Platz mehr finden konnten. Gegen 600 Personen mögen anwesen- gewesen sein, denn die Einnahme betrug l8I M. Bon der Reineinnahme sollen vier Posaunen für die Kirche angekauft werden, die am nächsten 1. Osterfeiertage zum