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WMmfferTaMa« Nationale Tageszeitung tue Landwirtschaft und ^as »Wilsdruffer Tageblatt' erscheint, an ollen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern Ist.Rpfg. Alle Postanstaltcn und Post boten, unsere Austräger u. e.".« LL Geschäftsstelle, nebmcn zu jederzeit Bestellungen ent- sUk U. gegen. Im Falle Häberer Gewalt, 7od.sonstiger ' Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. 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I« der Unterredung, die der Reichsminister der Luft fahrt, General Göring, dem englischen Pressevertreter Ward Price gewährte, hat er ganz eindeutig darauf hingewiefen, daß es für Deutschland auf die Dauer völlig untragbar ist, ohne eine ausreichende Luftwaffe aus zukommen, während der Luftrüstungsetat der anderen europäischen Länder ständig gesteigert wird. General Göring hat aber auch ganz unmißverständlich erklärt, daß er die deutsche Luftwaffe ausschließlich als reines Ver teidigungsinstrument ansieht, während die Luft flotten der übrigen Länder ganz klar auch auf den An griff abgestellt sind. Die deutsche Luftwaffe wird nur dazu da sein, gegebenenfalls irgendwelche Angriffe ab zuwehren. In diesem Zusammenhang ist es von Interesse, die Stärke «nd die Ausmaße der Luftrüstungen anderer Länder einmal unter die Lupe zu nehmen. An erster Stelle steht in Europa natürlich Frankreich. Der Ober befehlshaber der französischen überseelnftstreitkräfte äußerle einmal: „In Frankreich nimmt die Zahl jener täg lich zu, die ihr Vertrauen auf die Luftwaffe fetzen; sie halten sie für eine der besten Waffen zur Verteidigung wieim Angriff.* Die jetzige Gesamtstärke der französischen Luftflotte beträgt 5400 Flugzeuge. Bis Anfang 1935 wurden insgesamt 1625 Flugzeuge, die außerhalb des normalen Bauprogramms gebaut wurden, in den Dienst gestellt. Davon sind 80 Maschinen schnelle m l" g ö c u g c mit vier bis fünf Maschinengewehren. Drese Flugzeuge können etwa 1000 Kilogramm Bomben mitführen. 220 Bombenflugzeuge modernster Konstruktion, 315 Beobachtungsflugzeuge, 550 Jagdflugzeuge, 450 Stasettenflugzcuge und zehn Sanitätsflugzeuge vervollständigten das Bauprogramm. Der Ausbau der französischen Luftflotte wird dadurch er leichtert, daß der Etat außerordentlich hoch ist. 1934 wurden bereits zwei Milliarden Francs bewilligt. Dazit kamen noch Zusatzkredite von etwa 1280 Millionen Francs. An zweiter Stelle steht zahlenmäßig Rußland, auf dessen Rüstung auch der englische Minister Baldwin in seiner letzten Unterhausrede besonders hingewiesen hat. , Die militärischen Kreise Rußlands machen auch absolut kein Hehl daraus, daß sie ihre Luftflotte zur besten der Welt machen wollen. Das Streben nach über ragender Bedeutung ist allein schon aus den Fünsjahres- plänen ersichtlich. Die russische Luststreitmacht soll es auf insgesamt 8000 Flugzeuge bringen. Darunter waren allein 3000 mehrmotorige Bomber vorgesehen. Der Kommisse« für das Kriegswesen, Woroschiloff, ist ein besonderer Förderer der Flugzeug- und Motorenindustrie. Er hat sie mit schweren Strafen bedroht, wenn sie zu keiner qualitativ und quantitativ höheren Leistung ge langen. Man will unter allen Umständen erreichen, daß die Lustrüstungsindustrie den Leistungsstand erreicht, der für eine erfolgreiche Luftkriegsführung nötig ist. Die Industrie soll so weit gebracht werden, daß sie sich in kürzester Zeit auf Massenlieferung umstellen kann, denn die Erfahrungen haben bewiesen, daß das An sammeln von fertigen Flugzeugreserven im Hinblick auf die schnelle Entwicklung der Lustwaffentechnik zur Über alterung und damit zur Unbrauchbarkeit führt. Inter essant ist in diesem Zusammenhang auch die Angabe eines französischen Fliegers, die er anläßlich einer Studien reise durch Sowjetrußland macht: „Rußland besitzt 1 0 000 ausgebildete Piloten, dazu kommen jährlich etwa 3000 junge Flieger." Die Zahl der englischen Luftstreitkräfts ein schließlich der Reserven wird mit 1820 angegeben. Diese Angabe bezieht sich aber nur auf das Mutterland. Auch die Kolonien verfügen über eigene territoriale Fliegerverbände. Außerhalb des Mutterlandes kommt es den Engländern vor allem darauf an, ihr noch weit-, maschiges Flugstützpunktsystem weiter auszu bauen und zu verdichten. Dieser Ausbau hat bereits begonnen. England strebt an, daß auch im Kriegsfall die Luftstreitkräfte ohne allzulange Märsche von einem Punkt zum anderen geworfen werden können. Rein zahlenmäßig folgen den drei genannten Mächten dann Polen mit 1500, Italien mit 1100, die Tschechoslowakei mit 1000 und Süds la Wien mit 830 Flugzeugen. Insgesamt könnten über 16 000 Flugzeuge gegen Deutschland eingesetzt werden. In zwei bis drei Stunden kann von allen Grenzen her das Deutsche Reich mit Militärflugzeugen völlig überzogen werden. In einer Rede hat der englische Ministerpräsident MacDonald einmal durchaus richtig gesagt, daß unter gewissen Umständen die Abrüstung eines Landes einen Angreifer zum Angriff verlocken kann. Dieser Ausspruch ist hier durchaus am Platze. Solange nicht der Weg der allgemeinen Abrüstung, den Deutschland immer gefordert hat, beschritten wird, ist es unmöglich, daß Deutschland ans die Dauer auf eine Luftwaffe ver zichten kann, auf eine Waffe, das mutz noch einmal wieder mit aller Deutlichkeit betont werden, die einzig und allein der Verteidigung dient. Immer wieder soll man sich der Worte Görings erinnern, die er am Schluß dem Wnirrlw in Italien interniert. Oer griechische Aufstand zusammen- gebrochen. Der Aufstündischen-General in Sofia interniert — Griechenland stellt Aus lieferungsantrag — Venizelos auf italienischem Boden. Der Aufstand in Griechenland, dessen geistiger Führer Venizelos war, scheint völlig zusammengebrochbn zu sein. Die Führer der Revolution und mit ihnen Venizelos sind geflohen und zum Teil nach Bulgarien entkommen. General Kamcnos, der die militärischen Operationen der Aufständischen leitete, ist mit 22 Offiziere.» von der bulgarischen Grenze unter starker Bedeckung nach Sofia gebracht worden. Die griechischen Offiziere wurden ent waffnet, nur General Kamcnos darf seine» Degen behalten. Die bulgarische Regierung behält die griechischen Flüchtlinge so lange in Haft, bis die Auslieferungsfragc entschieden ist. Die Forderung zur Ausliefe rung ist von der griechischen Regierung bereits gestellt worden, und der griechische Gesandte in Sofia hat eine entsprechende Note in Sofia überreicht. Dem griechischen Konsul in Philippopel ist es gelungen, 60 Millionen Drachmen, die die Aufständischen aus den Banken des von ihnen besetzten Gebietes entführt hatten, zurückzu erlangen. Die flüchtigen Offiziere sind um Haaresbreite der Gefangennahme entkommen. Sie waren in vier Autos in unmittelbarer Nähe der bulgarischen Grenze in der grundlos aufgeweichten Straße stecken- gebliebcn. Als sich ihnen eine verstärkte regierungstreue griechische Grenzwache näherte, flüchteten die Offiziere unter Mitnahme ihres Gepäcks der bulgarischen Grenze zu. Nur drei von ihnen blieben zurück und ergaben sich. Als die Regierungstruppen sie entwaffnen wollte«, verübte einer von ihnen, ein Hauptmann, Selbstmord. Die griechischen Soldaten verfolgten die flüchtenden Offiziere, die bereits das bulgarische Gebiet erreicht hatten und bei den bulgarischen Grenzposten standen. Als die Verfolger auf die Offiziere schießen wollten, erklärte ein Offizier der bulgarischen Wache, daß sie das Feuer der Griechen sofort erwidern würden. Die griechischen Soldaten zogen sich hierauf zurück. Die Flotte der Aufständischen, die den stärksten Stütz punkt für die Revolution bildete, hat sich der Regie rungsstreitmacht ergeben. Als erste stellten sich die Zerstörer „Leon" und „Psara" und das U-Boot „Nereus" der Regierung zur Verfügung. Die Regierungsbehörden in Kreta, die von den Auf ständischen gsfangengesetzt worden waren, sind wieder in ihre Ämter eingesetzt worden. Die Inseln Mytilene, Chios und Samos sind ebenfalls von den Regierungs streitkräften wieder zurückerobert worden. Der Kreuzer „Averoff" brachte Venizelos und etwa hundert aufständische Offiziere nach der italienischen Insel Kasos. In der griechischen Hauptstadt Athen hat der Zu sammenbruch der Aufstandsbewegung in Mazedonien wie eine Erlösung von dem drohenden Alp eines Bürger krieges gewirkt. In allen Städten sind die Häuser zum Zeichen der Freude beflaggt. Auf einer großen Massen versammlung bekundete die Athener Bevölkerung der Regierung Tsaldaris Dank und Treue. Der Sachschaden, der durch den Venizelos-Putsch dem griechischen Staat erwachsen ist, wird aus über 150 Millionen Mark geschätzt. Er setzt sich zusammen aus den Verlusten, die durch die Beschlagnahme von Banknoten durch die Aufständischen entstanden, aus Beschädigungen der griechischen Kriegs flotte, aus Verwüstungen in den Städten, die unter Artillerie- und Flugzcugbombardement genommen worden waren, sowie aus Geschäftsverlusten in den Tagen des Bürgerkrieges. Von Regierungsseite wird betont, daß der Sachschaden durch die Konfiskation des Gesa mtvcrmögcns aller Führer des Aufstandes gedeckt werden kann. englischen Pressemann mit auf den Weg gab: „Von dem Gefühl, das Vaterland bis zum letzten Einsatz zu ver te, d i g e n, ist die deutsche Luftwaffe ebenso leidenschaft lich durchdrungen, wie sic andererseits überzeugt ist, daß sie niemals dafür eingesetzt werden wird, denFrieden anderer Völker zu bedrohen." An diesen Worten ist nichts zu deuteln und zu ver drehen. U^d niemand in der Welt Ivird sie mißverstehen können. > — Chr. Der General Kamenos schildert den Aufstand. General Kamcnos schilderte einem Pressevertreter die Kampfhandlungen der letzten Tage und dsn Zusammen bruch der Revolutionäre in Mazedonien und Thrazien. Die Ueber macht der Regie-rungstrup- pen, so erklärte er, sei zu groß gewese«. Er habe Aus hebungen innerhalb der Zivilbevölkerung vorgenommeu, jedoch habe cs an Ansrüstungsgegenstättden gefehlt. Die Revolutionäre hätten sich schließlich gezwungen gesehen, vor der vierfachen Uebermacht den Rückzug über die Struma nach der bulgarischen Grenze anzutrcten, wobei sie unter den Bombenflugzeugen der Regierungsrruppen stark zu leiden gehabt hätten. Als die Niederlage der Aufständi schen offenkundig geworden sei, habe er mit den Offizieren seines Stabes zunächst die Absicht gehabt, über Dedeagatsch nach der Insel Kreta zu flüchten; dies sei indessen durch das verspätete Eintreffen des Kreuzers ,Mveroff" ver eitelt worden. Der General bezeichnete die Meldung, daß fbin Ge neralstabschef Oberst Vakardjis Selbstmord veriwt habe, als unrichtig; der Oberst befinde sich unter den «ach Bul garien geflüchteten Offizieren. General Kamcnos wandte sich auch entschieden gegen die Nachrichten, daß sein Stab über 60 Millionen Drachmen nach Bulgarien mitgenom men habe. Alle geflüchtete Offiziere verfügten zusammen nur über 185 000 Drachmen, die ihr pcirsönHches Besitz tum darstellten. , > Ueber die Ursachen befragt, die ihn verttnkäßt hätten, den offenen Kampf gegen die Regierung csrfzunehmen, er klärte General Kamenos lediglich, diesen Kampf für den Fortschritt Griechenlands geführt zu hahen. 2V Jahre zurück. 14. März: ? / Das Ende der „Dresdens". Der Kleine Kreuzer „Dresden" unter dem Kommando des Kapitäns zur See Lüdecke war als einziges Schiff des Speeschen Geschwaders der Ver nichtung in der Seeschlacht bei den Falklandinseln entronnen. Im Gewirr der Buchten und Kanäle des Feuerlandes sand er Schutz und Unterschlupf. Etwa zwei Monate hielt sich die „Dresden" hier versteckt. Mitte Februar endlich gelang der „Dresden" trotz der Verfolgung dwcch zahlreiche feindliche Kriegsschiffe der unbemerkte Ausbruch aus dem Feuerland in die offene See des Stillen Ozcans. Eine Rückkehr in die Heimat und ein Kreuzerkrieg im Atlantik waren ausgeschlossen, da vor allem die Kohlenzufuhr nicht sichergestellt war. Zudem waren Schiff und Maschinen durch die langen Kriegs fahrten arg mitgenommen. Da tauchte am 8. März unerwartet der englische Kreuzer „Kent", ein weit überlegener Gegner, auf. Mit Mühe gelang es der „Dresden", dem Verfolger zu entkommen und in der Cumberlandbucht auf der Robinsoninsel Mas a Tierra Zuflucht zu finden. Bei der Ankunft stellte sich heraus, daß Kessel und Maschinen durch die letzte scharfe Fahrt so beschädigt worden waren, daß die „Dresden" nicht mehr voll verwendungsfähig war. Sofort wurde daher in der schützenden Bucht an die Instandsetzung herangegangen. Am Morgen des 14. März jedoch erschienen plötzlich vor der Insel die beiden englischen Kreuzer „Kent" und „Glasgow" und eröffneten ohne weiteres das Feuer auf den wehrlos vor Anker liegenden deutschen Kreuzer, der sich durch die chilenischen Hoheitsgewässer geschützt glaubte. Zwar versuchten die Geschützbedienungen der „Dresden", das Feuer zu erwidern, da der Kreuzer jedoch bewegungslos vor Anker lag, konnten nur wenige Geschütze in den Kampf cin- greifen, während die beiden überlegenen Engländer wie aus eine Zielscheibe schossen. In etwa zwei Stunden war das Schicksal der „Dresden" besiegelt. Da alle Kampsmittel erschöpft und die Maschinen nicht mehr verwcndungsfähig waren, befahl bcr Kommandant den Abtransport der Toten und Ver wundeten und das Verlassen des Schiffes. Um 11.15 Uhr vormittags sank die „Dresoen" durch eigene Sprengung mit wehender Flagge. Auch das letzte Schiss des Speeschen Geschwaders war damit unterlegen. Md.