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«r. 193 «ierzeh»ter Za-rg. Erscheint: Täglich früh 7 Uhr. Ansrrate wird«» angenommen: bi«Ab«ndS8,Sonn tag» bis Mittag» 12 Uhr: Marienstraße IS. Auzeig. in dies. Blatte fiudon eine erfolgreiche Verbreitung. Auslage: A7^x>« Exemplare. Montag, de« 12 Juli 18E Tageblatt für Unterhaltung nni> Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. ^bonnemenk7 vterteljLhrtlch 20 «gr- bei uurulgelduchervi»- serung in'« v»u» Dnrch die Ni»„g, Poft vierteljährl 22> -^Ngr. Eiuzelue Niuauiera 1 Ngr Anseratenpleise' Für den Raun, ein« gespaltenen Zeile: 1 «gr. Unter „Eingesandts dt« Zeile L Ngr. Druck und Mgenthum der Herausgeber: Lltpslh ^ Ntl Hardt. — Verantwortlicher Nedacteur: JutkUS Neichardt. Dresden, den 12. Juli. — Ihre K H die Frau Prinzessin Georg ist vorgestern, Nachts, 10 Minuten vor 12 Uhr von einem Prinzen glücklich entbunden worden. Sonntag den 1l. Juli früh um 5 Uhr verkündeten iOl Kanonenschüsse aus der Stallwiese dm Be wohnern der Residenz und Umgegend das freudige Eceigniß. M'tiag« wucd,n die Majestäten aus Pillnitz erwartet, lieber das Befinden der hohen Wöchnerin und des neugeborenen Prinzen lauten die seit gestern Nachmittag I Uhr in den Bil derzimmern des Königlichen Schlosses aufgelegten Bulletins äußerst günstig. — Heute, Mo r tag, hat He r Marschner im Königlichen Belvedere zu Eh en uascrs neugeborenen König!. Prinzen von Sachsen ein groß.L A>.st Concert nebst großer brillanter Illu mination des ganzen Etablissements arrangiert, bei welchem die Capelle dis K. S. L.ib - Grenadier - Regiments „König Johann" unter Dirccli-m ihres tüchtig n Crprllmcisterö Herrn A Ehrlich conc«? Liren wird. -- ß. In dem Kranze der Sommer! xursionm der Flora sind die Besuche von Privatgärten gae lieoliche Blüthin nicht Llos der angenehmen Abwechselung logen, sondern auch, weil sich in t»r Anlage und Erhaltung dujer Gürten der Geschmack ihrer Besitzer rech! deutlich ausspncht In den letzten beiden Wochen wurden drei solcher Gärten, V lla Gerstkamp und Renz, sowie der Höfersche Garten in Strehlen in Folge beson d-rer freundlicher Emladung besucht. Währm» Billa Gerst- ?amp mit ihrer henttchen Lage am Abhange der Loschwitzer Hügelkette, schattigen Weingängen, reichem Obstsrtrage in H.-ch stammen und Spalierbäumen, mannichfach abwechselnden Blu- menparthieen einen freundlichen Aufenthalt bei reizender Um sicht bietet, zeigt der zur Vllla Zienz gehörige Garten, unge achtet der Jahre langen Abwesenheit des Besitzers ein Bild guter Ordnung und gewissenhafter Pflege. Der durch seine reichen BlumenparterreS, zahlreiche Gruppen noch blühender Rosen, Blattpflanzen rr. mit feinem Geschmack angelegte und vom Besitzer mit besonderer Vorliebe gepflegte Höfersche Gar ten in Strehlen hat in neuester Zeit durch den Zukauf eines Stückes Land bedeutend gewonnen und die et reiche Erholung nach dm Mühen des Tages Der li benSwürdigea Grstfreund fchaft der Frau Commi sionsräihin Gttstkamp und des Herrn und Frau Kaufmann Hofer, welche die zahlreich Anwesenden in so überaus herzlicher Meise erfuhren, sei hier noch dankbar gedacht. Nächsten Dienstag ist Ausstellung von Beerenobst in Schonertschen Garten worauf wir im Voraus aufmerksam machen wollen. — Dem mit der internationellen Gartenbau Ausstellung in Hamburg im Monat S ptember abzuhal'endm botanischen Congreß werden als Bert eter der Gesellschaft Flora Königl. Garten direct er G Krause, König!, und Hof Gärtner Tube und E Liebig beiwohnen. — Ein wahres Muster von Styl, wie er nicht sein soll bietet die Ueberschrift der Loose der sächsischen Landeslotterie. Man li.st darauf: „Käufer von Loosen 2. bis 5. Elaste ha ben sich nach tz 5 d»S Planet zur Sicherstellung deS Gewinn anspruchs der Ungülu'gmachung der Loo.e der nächsten Vor klaffe zu versichern." Hier findet erne ckfache Häufung des Geniti.S statt und nur wer mrhrfach einstlich diesen langath- mg«n Satz liest, findet daraus, daß gesagt hat werden sollen: „Käufer der 2. b:ö 5. Elaste haben sich zur Sicherstellung des «Gewinn« zu versichem, daß die Loose der nächsten Vorklaste ungiltig gemacht werden." Da übrigens die Loose neuerdings wi.d r um mehrere Tau ende vermehrt w.ndcn sollen, um den Bedarf des Auslandes zu befriedigen, so wäre es wohl der Erwägung werth, ob nicht der Text dieser Loose auch in meh »eren fremden Sprachen darauf gedruckt würde. Man würde damit dm internationalen Charaeter der sächsischen Lotterie bester auidrücken. -- Wiederholt haben wir auf Betrügereien aufmerksam gemacht, welche durch sogenannte Raucherpapiere, die ihrer Form nach den königl. preuß. Caffenanwcisungen ähneln, auk- aeführt worden sind. Der Verkauf derselben, welcher hier ver boten ist, scheint nach und nach allenthalben unterlagt zu wer dm. So lesen wer in einer Breslauer Zeitung, daß daselbst «in Geschäftsmann, welcher d-»artige Rauche»papiere ve> kauft hat, zu einer Geldstrafe von 3 T-alern »««urteilt worden rr - — Telegraphcnnoth. Vorgestern Abend 6 Uhr 45 Minuten telegraphirle ein Herr von Berlin nach Dresden, daß er mit dem Abendzuge hier anlommen werde; um 7 Uhr verließ er wirklich Berlin, um 1l Uhr 30 Minuten kam er hier an und schon 25 Minuten nach dem Reifenden erreichte auch daS Telegramm des Norddeutschen Bundes ganz athlm los seine Bestimmung Der E i pfäng.r derselben wohnt zehn HL iser von der Station; r.chret man nun, daß der Bote zum Passiren eines Hauses je eine Minute verwendete, so braucht« der Telegraph 5 Stunden fit-- einen Weg, den der Eisenbahn- zug ii, 4'/, Stunden zurücklegte. Von einer B.rzögeru g oder dergleichen ist auf dem Telegramm Nichts bemerkt. Der Absender der Depesche erzählt, daß, wenn er von N"w Orleans nach N;w ?)ork telegraphirt, ungefähr zehnmal so weit als von hier nach Berlin, er gleich auf dem Lelegraphenamte auf die Antwort wartet, die er in etwa e ner Viertelstunde erhält. Freilich haben dir Amerikaner noch die lächerliche Idee, die wir natürlich mit dem 3 Juli l>>66 zu den überwundenen Standpunkten rechnen, daß der Telegraph für das Publikum vorhanden sei. Wir verwahren uns feierlichst gegen den leise- stm Verd.'cht, als ob »vir eine so lächerlich partikularistische Ansicht theilen könnten, glauben aber doch, daß, wenn Jeder, der der obigen ähnliche Erfahrungen macht, dieselben veröffent- lihen wollte, wir es doch vielleicht dahin bringen könnten, daß die Telegramme wenigstens die Schnelligkeit der Eisenbahnen erreichten, oder, wenn düs nicht möglich, die letztere auf ein entsprechendes Meß verringert würde. — Fräulein Ziegler wird ihren hiesigen Nollency:lus mit der Wiederholung der „Med?a" von Grillparzer beschließen, einer Rolle, in welch r d s großartige Talent der Gästin wohl am Meisten zur vollkommenen Entwickelung gelangt Wie am Aben> d.r Aufführung der Jphigenia, dürfte eine Räumung des O.ch-.sters in den nächsten beiden Vorstellungen, in denen Fräulein Ziegler h,er »roch aus reim wird, sich nothwendig machen. — — Neulich wurde in einem Gehölze in der Nähe von Plagwitz btt Leipzig ein junger Mann aufgefunden, welcher bereits am 6. dss. Mts. versucht hatte, sich daselbst durch einen Schnitt in die Kehle das Leben zu nehmen; derselbe war jedoch nicht tsif genug gewesen und hatte nur eine allgemeine Ent kräftung, »nfolge des Blutverlustes her sorgerufen. Der Ver wundete, welcher im Georgenhause untergcbracht wurde, soll in einem Leipziger Lotteriegeschäst als Schreiber placirt ge wesen sein und sich aus diesem, kleiner von ihm begangener Unredlichkeiten halber, vor etwa 8 Tagen entfernt habvn. — Von dem Stadtrathe zu Pirna ist im Einvcrständniß mit dem Kirchcnvorstande durch einstimmigen Beschluß das Archiviakonat an dasiger Stadtkirche Herm Dialonus l)r. Spieß, das Diaconat dagegen H.rrn Hospitalprediger Katzer übertragen worden. — Die Nachrichten über dm Stand der Saaten im Kö nigreich Sachsen lauten bis jetzt wenigstms ungewöhnlich gün stig. Es fehlt zwar nach Unheil der Sachverständigen an Fut- tergemächscn, namentlich an Klee, der in Folge der vorjährigen Trockenheit sehr lückenhaft geblieben war, dafür stehen aber alle Halmfrüchte ganz vortrefflich und lassen eine sehr ergiebige Ernte erwarten. Weil das Frühjahr zeitig begcm», haben sich die Saaten auch im Erzgebirge in erfreulicher Weise entwickelt. Die jüngste geringere Temperatur hat zwar (mir lasen, daß in den höheren Theilen des Erzgebirges sogar Schnee gefallen) das Wachslhum nur wenig gefördert, dafür aber durch reich liche Ni derschläge den Boden getränkt und den Wirkungen einer bereits bemerkbaren Trockenheit auf längere Zeit hinaus mit Erfolg vorgebeugt. — Von unserer Universität ist ein schwerer Verlust ab- gewcndet worden. Der erste der jetzigen Nationalöconomm Deutschlands, Geh. Hofrath Professor Nc scher, welcher, man kann wohl sagen, jährlich Hunderte wißbegieriger Jünglinge nach Leipzig zieht, hat ein glänzendes Anerbieten in Berlin ebenso abgelehnt, wie seiner Zeit einen nicht minder ehrenvollere Ruf nach Wien. — Oeffentliche Gerichtssitzung am 9. Juli. Die beiden Armenhausbewohner Karl Gottl-cb Winkler und Johann Gotttieb Slarke in Pohrsdorf waren um 2 Uhr Nachts von dem Nachtwächter betroffen worden, wie sie mit Säcken, in denen sich Kartoffeln befanden, von Herzogswalde zurück - kehrten. Der Eine warf seinen Sack weg und Beide eilten ins Armenhaus zurück. Beide wurden zu 10 Tagen Gefäng- niß wegen FelddübstahlS bestraft und wurden heule mit ihrem Einspruch abgewicscn. — Der hiesige Dicnstmann Jopann Fried rich Eduard Höfner war wegen versuchter Uaterschlagung eures ihm von Herrn Westmann übcrgcgedenen Jünsthalerscheins zu Be'orgung von Theaterbillets zu einem Monat Gesängniß ver- urlheilt worden, und hatte, seine Unschuld behauptend, Ein spruch erhoben. Höfner noch unbestrafi, erschien heule persön lich, mit sehr günstigen Zeugnissen versehen und nachdem der Staatsanwalt, H.rr Neichc-Eisenstuck, zugegeben hatte, daß nach den bisherigen Ernuttelungen die Sache wahrscheinlich auf einem Jrrthum beruht habe, wurde die Unschuld Hüfners von seinem Vertheidiger, Adv. Lederer, so warm und mit so guten Grün den vertheidigt, daß er klagfrei gesprochen wurde. — Karl Heinrich Kutscherneuter, bei der schlesischen Staatsbahn ange stellt, hatte bei seiner Uebersi delung von Zittau nach hier sei nen bisherigen Hauswirth Friedrich Hcrrmann Wcinert in Zittau bewogen, ihm eine Quittung über 7 Thlr. angeblich empfangenen MicthzinS aukzustcllcn und benutzte diese Quittung vl« Beleg zur Liquidation für seine Umzugskosten. Der Unterschlagung von 7 Thlr. für überführt, war Kutschemeuter zu 6 Tagen Gesängniß verurtheilt und wurde dieser B« scheid auch heute, seines Einspruchs ungeachtet, bestätigt. — Von Herrn Avo. Neinhold SchrapS waren 6 AufsichtSrath- Mitglieder der hiesigen Gewerbebank, Herr Schneidermeister Johann Peter Harsy nebst Genossin der Verläumdung und Beleidigung angeklagt, der schriftlichen Verläumdung für schul dig befunden und Jeder zu 15 Thlr. Strafe verurtheilt wor- d.n. Gegen diese Entscheidung hatte der Ankläger Nichtigkeits beschwerde erhoben, weil den Angeklagten nicht auch weg« de: Beleidigungen Strafe zuerkannt war, und das Oberappel- lationSgericht hatte die Sache nochmal« an das Gericht verwie sen. Heute wurde dahin entschieden, daß die Beklagten auch der Beleidigung des Adv. SchrapS schuldig; daher ein Jeder von den Angeklagten 16 Thlr. Geldstrafe und der Staat die Einspruchskosten zu zohlen habe. — Angekündigte Gerichts - Verhandlungen. Heute, Montag, den 12. Juli, finden folgende EinspruchSser- , Handlungen statt: Vormittags 9 Uhr Privatklagsache Johanne s Sophie verchel. Müller wider Johanne L<nstianc Wilhelmiue H gesch. B.rtyold in Wsißig. —j11 Uhr Privatklagsache August Wilhelm Ziegner's wider Christian Ernst Vergold in Kötzschen- broda. — 11 Uhr Priortilagzache Carl August Voigts wider Carl Gottlob Winkelmann hier. — j12 Uhr Privatklagsache Moritz Winters wider Wilhelm Eduard Michael hier ; Vor sitzender GerichtLrath Gross. — Mittwoch, den 14. Juli, Vor mittags 9 Uh», Hauptverhandlung wider Otto Clemens Leute ritz aus Meißen, wegen Betrugs ; Vorsitzender Assessor Thierbach. «öuigliche- Hostherüer. Sonnabend, am 10. Juni. Der Postillon von Lonjumeau. Komische Op« in 3 Akten von Adam. — Chapelou, Herr Nachbaur von München und — Magdalene, Frau von BalLzS-Bognbr, von Hannover, als Gäste. In der deutschen Theaterwelt wird bekanntlich Wachtel für den Postillon pur excellvuoe betrachtet, er steht im Sän ger-Tarif oben an und jeder Beiläufer oder Nachfolger wird immer da einen schwierigen Stand haben wo der Erflere ein mal in dieser Parthie gewirkt und sich so zu sagen ein war mes Plätzchen in der Erinnerung der Hörer erobert hat. Nichts aber ist so leicht zum Vergeffen geneigt, als ein Thea ter-Publikum. Als einst auf der Berliner Hofbühne Mantiu« d'.n Postillon sang, eine Sophie Löwe aus der Magdalene eine reizknde Madelaine herauszauberte und Ziesche mit de« BaffeS Grundgeivalt in jeder Scene seines Glückes Schmied war, da hieß eö: so Etwas kommt nicht wieder! Wenn Herr Nachbaur auch gerade nicht ein Sänger ist, der, wie unlängst einmal ein auswärtiger Kritiker von ch« sagte, die Seele erschüttert, als «in Meer von Wohllauten er scheint, das Felsen bespült, ein Zephvr, der die Blumen au« ihrem Schlafe weckt, ein klarer steiler See, dessen Wogen wun dersame Märchen von Liebe und Sehnsucht flüstern, so ist er dennoch den Tenoristen ersten Ranges beizuzählen. Wenn cr schon in der glücklichen Tenorlage des Arnold im „Teü" sich als trefflicher Sänger erwies, Umfang und Kraft der Stimme zeigt-, so bewährte er sich eben so verdienstvoll al« Chapelou wo sich neben den Wohllaut nden Tönen der Brust stimme ein zartes Piano, eia sanftes Falsitt kund gab. Er» mangclt ihm auch die brillante Höhe des Wachtcl'schen Organ«, so wirkt er dennoch durch kräftigen Klang, Adel und Run dung des Tones, womit er dm Hörer erfreut. Rauschenden Beifall erregte er durch das Avt'sche Einlagr-Lied „Gute Nacht, du mein herziges Kind!" dessen Schlußstrophen er sogar wu- d.rholen mußte. Die bereits gepriesenen Vorzüge ihrer Stimme in höher« Tonlage, weniger aber und schwach in der Tsife, bewährte Frau Balazs-Bognar auch dermal, obgleich ihre Magda lene deutlich i.r Wahlocrivandtschaft mit der neulich gegeben«« Frau Fluth in den lustigen Weibern von Windsor stand Die Darst.llcrin hat ein glückliches Naturell, frischen, kecken Humor und wenn sic die hohen Töne so leicht und geschmeidig her- ousperli, durchweht vom Anhauch p r önlicher L.cbenswüroig- ke t, dann wir» und muß der Beifall erwachen. Aber »hr Dialog. Wir sind nicht i - P.flh oder Preßburg, die Künst lerin fleht auf einer deutschen Bühne und vor einem deutschen Publikum. Als einer geborenen Ungarin wird es ihr schwer w:rden, sich des Deutschen vollkommen oder nur g.nüzltch zu v.rsichern. Schon neulch bezeichnet«»» wir die Tixtaussprache als eine ihrer Klippen, eine „lateinische Stelle", wie einmal ein Dorfschulmeister sagte. Wiederum Beweis gab die Verdi'sche GesaagS-Einlage. Ob die Worte italienisch oder deutsch, die« würde selbst der Pot.damer Sprachforschungs Verein nicht her- auSzubrirgen im Stande sein. Herr Eich berger darf den Dorfschmied und nachherigea Chorsänger zu seinm besten Parthieen tm Bereich de« Komi schen zählen und selbst für sein: große, falsch« Nase sei ih»