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MsdmfferTageblM für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die «gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs» Pfennige, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Vorge schriebene Erscheinungs- , -- tage und Platzvorschristen werden nach Möglichkeit Ami Nk. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis oorm.10 Uhr. ——-- ' Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muh oder der Auftraggeber in Konkurs gerat. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt« erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post- ciIDWochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend segkn/Jm FalleIhöherkr Gewall, Krieg ad. sonstiger ! B-tri-dastörungen besteh! Kein Anspruch auf Äeferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rucksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. Nr. 302 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdrutf-D>-esden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 29. Dezember 1933 Will AMreiih keinen Uhren Nieden? Die Pariser Antwort auf die deutsche» Vorschläge. Nach französischen Meldungen ist der Berliner fran zösische Botschafter Fran?ois-Poncet telegraphisch nach Paris berufen worden. Der Botschafter soll in den ersten Tagen des Januar die französische Gegen äusserung auf die deutschen Vorschläge dein Reichskanzler vortragen und ihm dabei das Dokument übergebe». Wie schon wiederholt ist auch diesmal die Pariser Presse, an scheinend auf Gruud von Indiskretionen, in der Lage, Angaben über den Inhalt der französischen Antwort zu machen, die — falls sie zutrcffen sollten — auf eine A b - lehnung der deutschen Vorschläge durch Frankreich schlichen lassen. Soweit man die Pariser Pressestimmen nicht als Ver mutungen ansehen muß, versucht Frankreich danach ängst lich den Anschein zu vermeiden, als ob es absichtlich einen Abbruch der indirekten Verhandlungen mit Deutschland hcrbeiführen wolle. Die Kernpunkte der französischen Denkschrift scheinen nach den bisherigen Meldungen darin zu liegen, daß Frankreich unter allerlei höflichen Umschreibungen so wohl die Kontrolle als auch einen Nichtangriffspakt und erst recht eine Erhöhung der Iststärke der Reichswehr, fti es auch nur aus den geringen Stand von 300 000 Mann, rundweg ablchnt. L>as wäre wieder einmal echt französisch. Die Kon trolle war bis vor kurzem eine der wesentlichsten Forde rungen Frankreichs; jetzt, wo sie von Deutschland als für allo verbindlich verlangt wird, lehnt Frankreich sie augenblicklich ab! Eine Erhöhung der Reichswehr selbst aus nur 300 000 Mann wird — immer nach den Äuße rungen der Pariser Blätter — als „zu hoch" bezeichnet, eine geradezu tolle Verdrehung aller Tatsachen, wenn man bedenkt, daß die stärkste Armee der Welt, die französische, allein 4,5 Millionen Mann ausgebildeter Reserven hat, für die sämtliches Nüstungsmaterial einschließlich der schwersten Angrifsswafsen bereitliegt! Nichts davon ist in Deutschland der Fall. Im übrigen wiederholt die fran zösische Denkschrift, heißt es, lediglich die für Deutschland völlig unannehmbaren Vorschläge vom 14. Oktober, die bekanntlich den letzten Anlaß für Deutschlands Austritt aus dem sogenannten Völkerbimd und der „Abrüstungskonferenz" gaben. Völkerbund und Abrüstungskonferenz sind auch die einzigen Orte, wo Frankreich überhaupt verhandeln will; schon damit allein wäre das Urteil über die französische Denkschrift gegeben. Die Pariser Presse stimmt übrigens den Gedanken gängen ihrer Negierung durchaus nicht einmütig zu. So kennzeichnet die rechtsradikale „Volontö", die schon wieder holt einer wirklichen Verständigung mit Deutschland das Wort geredet hat, die sranzösischen Gegenvorschläge als Zumutungen, die bereits von Deutschland zurückgewrescn seien; auch bestehe gar kein Grund, den von Deutschland vorgeschlagenen Nichtangriffspakt nicht anzunehmen. Andere Blätter freilich fordern wieder einmal, man solle Deutschland einen Abrüstungsplan einfach auszwingen. Der belgische Außenminister H y m a n s, der zur Zeit in Paris weilt, hat sich nach Londoner Meldungen bereit erklärt, einem gewissen Maß des deutschen Nüstungsaus- gleiches zuzustimmen. Die englische Presse beurteilt die bisher bekannt gewordene Stellungnahme Frankreichs recht pessi mistisch und spricht teilweise in verhüllter Form von französischen Manövern, mit denen man in Paris Zeit für die weitere Festigung der Bündnisse mit den Mit gliedern des französischen Staatervblockes gewinnen will. * Francois-Poncet bei Paul-Vvncour. Sperrfeuer der französisAcn Presse. Der französische Außenminister Paul-Boncour emp fing den französischen Botschafter in Berlin, Francois. Poncet und unterrichtete ihn überjdie Absichten der fran zösischen Regierung. Er gab ihm alle erforderlichen Er. klärungen über die in der Mitteilung über den Minister- rat erwähnte Denkschrift, die bekanntlich in großen Züge« vom den Ministern gebilligt worden ist, und die zurzeit am Quai d'Orsey im einzelnen ausgearbeitet wird. Die Besprechungen geben nachiAnsicht Pariser diploma tischer Kreise dem am Mittwoch gefaßten Beschluß des französischen Ministerrates eine besondere Note. Man er klärt, daß Francois-Poncet in den ersten Januartage« dem Reichskanzler an Hand der in Bearbeitung befind lichen Denkschrift den französischen Standpunkt in der „Ab. rüstungsfrage" erläutern werde. Schon der Ausdruck „Ab rüstung" kennzeichne die Richtung, in der die französische» Vorschläge sich bewegen würden. Das Thema „Keine Aufrüstung Deutschlands, sonder» allgemeine Abrüstung im Genfer Rahmen", wird deshalt auch von der Abendpresse variiert, wobei einige Blätter, die auf angebliche Mitteilungen des Quai d'Orsey fußen, nachdrücklich feststellen wollen, daß entgegen anderslauten, den Nachrichten bei den neuen Vorschlägen, die FrankreiH i etwa machen könnte, von Ziffern noch keine Rede sei ! Die meisten Blätter plädieren weiter für Genf. Das Lahr 4933. Ein Rückblick auf das Johr der deutschen Wende. dlLL. Das Jahr 1933 ist für das deutsche Volk wie rein anderes ein schicksalshaftes Jahr gewesen. Vielleicht hat es Jahre gegeben, die gleich stark vom Tempo der politischen Ereignisse erfüllt waren. Ausschlaggebend ist die innere Wandlung, die sich im ganzen Volke voll zogen hat. Kein Jahr hat uns von dem davorliegenden Zeitabschnitt einen solchen Abstand gewinnen lassen wie das Jahr 1933. Tas Jahr 1933 ist das Jahr einer inneren geistigen und politischen Wandlung unseres Volkes, ist das Jahr der deutschen Revolution. überraschend bei der Tiefe dieses Vorganges ist die Klarheit und Gleichmäßigkeit der Entwicklung, wie sie in den äußeren Ereignissen dieser kurzen zwölf Monate zum Ausdruck kommt. Esn Jahr der kämpferischen Diszip-lin, ein Jahr beherrscht von einem einheitlichen politischen Willen. An der Wende des Jahres 1932 befand sich noch alles in einem Zustand der Ungeklärtheit. Ein Chaos drohte. Der Bolschewismus benutzte die Unentschlossenheit und Schwäche des herrschenden Systems, um die letzten Vor bereitungen zu einem blutigen Umsturz zu treffen. So waren die ersten Wochen des Jahres 1933 erfüllt von säst elektrischer Spannung. Am 1. Januar erließ AdolfHitler seine Kampf botschaft für das Jahr 1933: „Ich bin aufs äußerste ent schlossen, das Recht der Erstgeburt unserer Bewegung nicht für das Linsengericht der Beteiligung an eine Regie rung ohne Macht zu verkaufen". In Berlin aber verhandelte Reichskanzler von Schleicher mit den Marxisten über das weitere Schicksal seines Kabinetts. Äm 28. Januar mußte Schleicher, dessen Hilflosigkeit sprichwörtlich geworden war, zurücktreten. Hinden burg beauftragte Papen, „die Möglichkeit einer Re gierung unter der Kanzlerschaft Hitlers fcstzustcllcn". Der „Vorwärts" warnte vor diefem Schritt mit Streikdrohun gen. Am 30. Januar erfolgt , die langersehnte Klärung: Adolf Hitler ist Reichskanzler. Wie ein Lauf feuer geht es durch Berlin, durch Deutschland, durch die Welt. Begeisterte Kundgebungen des Volkes vor der Reichskanzlei. Marsch der SA. durch das Brandenburger Tor. Deutschland hat wieder zu sich selbst gefunden. Dieser 30. Januar war der erste große Tag der V o lk werd u n g der D e u t s ch e n, die sich in diesem Jahre vollzog. Deutschland wurde zu einer Einheit. 17,2 Mil lionen Volksgenossen bekannten sich am 5. März zum Nationalsozialismus, diese Reichstagswahlen brachten der neuen Staatsführung die absolute Mehrheit. Vier Tage später wurde der erste Schritt zur neuen Staatsgestaltung getan. Die Mainlinie verschwand, General von Epp wurde am 9. März Reichskommissar für Bayern. Rcichskom- missare in Baden, Württemberg, Sachsen und Lippe wahr ten die Einheit der Reichspolitik. Die Neichstagseröfsnung am 21. März in Pots dam wurde zu einem Bekenntnis von Regierung und Volk zu der Größe deutscher Geschichte und zu einer Ver pflichtung auf die Zukunft, ein symbolischer Tag deutscher Wende. Am 31. März folgte in Fortsetzung dieser Linie das Gesetz zur Gleichschaltung der Länder und Gemeinden und die Befeitigung der Monopolstellung der marxistischen Gewerkschaften. Am 4. April wurde von R. Walther Tarrs durch Zusammenschluß der landwirtschaftlichen Verbände der Reichsnährstand gegründet. Das Reichs statthallergesetz vom 7. April faßte den Bismarckschen Staatenbund zu einem Reich unter p o l i t i s ch ein heitlicher Führung zusammen. Die Beseitigung der Klassengegensätze und inneren Zerrissenheit des Volkes fand am 1. Mai, am Tag der nationalen Arbeit, ihren feierlichen Ausdruck. Der Ar beiter war wieder eingegliedert in die Nation. Am folgen den Tage wurden sämtliche Gcwerkschaftshäuser von der NSBO. besetzt und die gewaltige Organisation der Deut schen Arbeitsfront geschaffen. Die nächsten Wochen brachten dann die Überwin dung des Parteien ft aates. Am 21. Juni gliederte Seldte den Stahlhelm ein und unterstellte ihn am 4. Juli der Obersten SA.-Führung. Am 22. Juni Wurde die SPD. verboten. Die Deutschnationale Front löste sich am 27. Juni, das Zentrum und die Bayerische Volks partei am 5. Juli selbst auf. Mit der Begründung des Preußischen Staatsrates in neuer Form am 8. Juli be gann derEinbau der NSDAP. in den Staat. Der Nürnberger Parteitag Anfang September wurde zu einem Reichstag deutscher Nation. Daß die Deutschen ein Volk geworden sind, das kam am 10. November zum Ausdruck, als der Führer vor dem deutschen Arbeiter sein Bekenntnis zu Frieden und Ehre ablegte, das kam zum Ausdruck in dem minutenlangen, feierlichen Schweigen einer ganzen Ration. Zu der Politik ihrer Regierung bekannten sich am 12. No vember 40 Millionen Deutsche vor der gesamten Welt und wählten den ersten Reichstag ohne Parteien und Gruppen. Der Zreiklang Volk, Bewegnng, Staat, aus dem das Dritte Reich aufbaut, wurde am 4. Dezember mit der Ernennung des Stellvertreters des Führers, Rudolf Heß, und des Stabschefs der SA., Röhm, zu Reichs ministern, vollendet. Die ersten Monate der neuen Staatsführung waren beherrscht von Maßnahmen, die eine einheitliche politische Führung des ganzen Volkes ermöglichen, die bolsche wistische Gefahr beseitigen, und schließlich dort sofortige Linderung bringen solltsn, wo sich die Fehler des ver gangenen Systems am schärfsten und härtesten auswirkten. Am 18. Februar wurde die Notverordnung über die Milde rung sozialer Härten erlassen, Hilfe für Kleinrentner und Kriegsbeschädigte gebracht, Mittel für Kleinsiedler zur Ver fügung gestellt und durch Reichskommissar Rust die Schulen, besonders im gefährdeten Berlin, vom Marxis mus gereinigt. Kommunistische Unruhen in einzelnen Städten, die Entdeckung der Katakomben im Karl-Liebknecht-Haus wiesen noch einmal auf die Gefahr hin, in der Deutschland fchwebts. Das Fanal des Reichstagsbrandes am 27. Februar lenkte die Aufmerksamkeit der Welt auf die Gefahr des Bolschewismus. Am anderen Lage trat die Notverordnung zum Schutze des deuftchen Volkes in Kraft. Das Gesetz zur Wiederhcc^ 4ung des Berufs- beamtentums vom 7. April reinigte di- Verwaltung. Systematisch wurde vom Staat der Kampf gegen die wirtschaftliche Not, gegen die Geißel der Arbeits losigkeit geführt. Am 1. Juni erließ die Regierung das Gesetz zur Verminderung der Arbeitslosigkeit. Bereits am 15. August wurde Ostpreußen frei von Arbeitslosem Ungefähr gleichzeitig sank die Ziffer der Erwerbslosen unter den Stand von 1931. Am 13. September eröffnete der Führer das gewaltige Winterhilfswerl mit einem Aufruf, den das ganze Volk mit einem bis dahin beispiellosen Opfersinn und einem Gefühl der blut- und schicksalsverbundenen Kameradschaft folgte. Die Arbeits losigkeit aber wurde trotz der Ungunst der Jahreszeit im November bis zum Stand von 1930 um zwei Millionen zurückgedrängt. Der 1. Mai, der Tag der nationalen Arbeit, brachte zugleich auch die Verkündung des gewaltigen Aufbau st r o g r a m m s der Neichsregierung. Am 8. Mai wurde die Dichterakademie neugeordnet. Preußen erließ am 15. Mai das neue Erbhofrccht, das nach der Ernennung Darres zum Reichsminister die Grundlage zum Reichs erbhofgesetz gab. Im Juni gründete Justizminister Frank die Akademie für Deutsches Recht. Arn 30. Juni wurde das Reichsautobahngesesetz erlassen und bereits am 23. September konnte der Führer den ersten Spatenstich zu Beginn der Arbeiten tun. Zur Verhütung erbkranken Nachwuchses erließ die Regierung am 26. Juli ein grundlegendes Gesetz. Am 22. September folgte das Reichskulturkammergesetz, am 28. September berief die Nationalsynode den ersten Reichsbifchof. Schließ lich nahm am 27. November die Deutfche Arbeitsfront ihr großes Kulturwerk „Nach der Arbeit" in Angriff. Deutschland hat sich innerlich gewandelt und gefestigt. Das konnte nicht ohne Einfluß auf das Verhältnis zu den anderen Nationen bleiben. Am 15. Juli wurde der V i e r- mächtepakt zwischen Deutschland, England, Frankreich und Italien feierlich unterzeichnet. Am 20. Juli folgt das Reichskonkordat. Am Am 14. Oktober verließ Deutschland die Abrüstungskonferenz und trat aus dem Völkerbund aus. Das gewaltige Volksbekennmis vom 12. November hatte außenpolitisch eine Auflocke rung zufolge, die ihren Ausdruck in den Besprechungen des Reichskanzlers mit den diplomatischen Vertretern Polens und Frankreichs Ende November und in dem italienischen Staatsbesuch in Berlin Anfang De zember fand. Wir stehen mitten im Gcsundungsprozeß eines großen Volkes. Wir stehen erst an einem Teilabschnitt des großen, am 1. Mai in seinen Grundzügcn vom Führer dargclcgte» Vierjahresplancs. Und doch, das entscheidende Jahr liegt hinter uns, in dem die geistige und wirtschaftliche Grund- tage geschaffen wurde für das Werk des Wiederaufstieges. 1933 war das Jahr der deutschen Wende. Gerhard Lrüaer.