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W«, WU»dr«ffer Tageblatt enthält die amtliche« Bekaurttmachmigex der Anttsüanptmannfchsff Weißen, de» Amtsgerichts und Stadtrat» zu Wilsdruff, Forftreutawts Tharandt, Finanzamt» Noffe». Vollständige Einigung in Gens Krise md SmiMNgsverfuche. Rückfragen in Berlin und Paris. Kurz vor Schluß der Völkerbundratstagung ist in Genf noch eine Krise entstanden. Diese Krise hat ihren Ur sprung in einem Besuch des französischen juristischen Sach verständigen Fromageot beim deutschen juristischen Sach verständigen Dr. Gaus, der plötzlich französische Beden ken über die bisher non den Vertretern der Rhsinpakt- möchte getroffenen Vereinbarungen wegen der übernahm« der Kontrolle durch den Völkerbund aussprach. Dieser französische Schritt scheint auf Betreiben Poin- carss zurüüzuführen zu sein, mit dem sich Briand in Verbindung gefetzt hatte, um dem französischen Minister präsidenten Bericht über die schwerwiegenden Verhand lungen in Genf zu erstatten. Auch Dr. S t r e s e m a n n hat sich mit dem Reichs kanzler in Verbindung gesetzt, um weitere Instruk tionen über die Haltung der deutschen Delegation einzu holen. Reichskanzler Dr. Marx hat sofort die Minister zusammcnberufen. In einer Ministerbesprechung wur den dann die aus Genf vorliegenden Berichte Dr. Strese manns über die Verhandlugen, betreffend die Aufhebung der Militärkontrolle, behandelt. Das Neichskabinett hat Dr. Stresemann mitgetcilt, dass der Genfer deutschen Dele gation frcicHandin ihrer Entscheidung gelassen wird, Bei den Differenzpunkten zwischen Deutschland und seinen Perhandlungspartnern in Genf handelt es sich um folgendes: Die Botschafterkonferenz in Paris hat erklärt, daß Deutschland zwar in der Hauptsache seine Entwaff nungsverpflichtungen erfüllt habe, daß aber noch zwei Forderungen gestellt werden müßten, von denen die eine die O st be f e st i g u n g e » , insbesondere Königs- berg, betrifft, die andere die Ausfuhr von söge, nannte m Kriegsmaterial, bei dem es sich in der Hauptsache um optische Instrumente handeln soll. Briand und Chamberlain wollen zwar innerhalb weniger Wochen die Militärkontrollkommission abberufen, wollen aber hierfür eine besondere Liquidations- komMission einsetzen, die nachprüfen soll, ob die deutsche Regierung nach Aufhören der Militärkontrolle die Vereinbarungen bezüglich der Ostbefcstigungen erfüllt hat. Die deutsche Delegation in Genf wendet hiergegen ein, daß eine solche Liquidationskommission eine Fort setzung der Militärkontrolle in anderer Form wäre und lehnt die Zustimmung zur Einsetzung dieser Kommission ab. Wie es heißt, haben sich die Außenminister in Gens bereits mit der hervorgetretenen Krise beschäftigt und sollen zu einem neuen Kompromiß gekommen sein, dessen Annahme von der Zustimmung ihrer Regierungen und des Völkerbundrates abhängig gemacht worden ist. Das deutsche Eigentum in Amerika. Der Gesetzentwurf fertig. Der Vertreter des W. T. B. in Washington hat von unterrichteter Seite erfahren, daß der Gesetzentwurf über die Freigabe des deutschen Eigentums, der dem Haus haltsausschuß vom Unterausschuß vorgelegt worden ist, noch im Haushaltssusschuß beraten wird. Eine endgültige Abfassung der Vorlage sei noch nicht erfolgt, deshalb sei Das Mche KomMiW ibn bie heilige Rch- mtwgsUmg bn FMsemWe. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdrufser Tageblattes". Genf, 12. Dezember. Das heute von den Vertretern der in der Botschafterkonferenz vertretenen Mächte und Deutschlands über die heutige Nachmittagssitzung in Genf ausgegebene Kom munique hat folgenden Wortlaut: Im Verlaufe einer Besprechung, die am 12. Dezember in Genf zwischen den Vertretern der deut schen, belgischen, französischen, großbritanischen, italienischen und der japanischen Regierung über die von der Interalliierten Mi- litärkontrollko-mMission und der Botschasterkonferenz noch in der Schwebe befindlichen Fragen stattgefunden hat, ist zunächst mit Genugtuung festgestellt worden, daß über den größten Teil der mehr als einhundert Punkte, die zwischen den genannten Re gierungen im Monat Juni 1925 hinsichtlich der Ausführung der militärischen Bestimmungen des Vertrages von Versailles strittig waren, eine Verständigung erzielt worden ist. Nur die Verständi gung über zwei Fragen steht noch aus. Alles berechtigt aber zu der Hoffnung, daß auch diese beiden Fragen glücklich geregelt werden können. Unter diesen Umständen ist folgendes verein bart worden: 1. Die diplomatischen Erörterungen über die Frage der Festungen und die Frage des Kriegsmaterials wir- von der Botschasterkonferenz fortgesetzt werden. Es werden neue Vor schläge gemacht werden, um die Erörterung zu fördern und ihren Abschluß zu erleichtern. 2. In der Zwischenzeit bis zur Erzielung einer Lösung werden alle in Rede stehenden Arbeiten an den Festungen eingestellt, unbeschadet des Rechtes der Parteien, ihren Rechtsstandpunkt ausrecht zu erhalten. 3. Die Interalli ierte Militärkontrollkommission wird am 31. Januar 1927 aus Deutschland zurückgezogen. Von diesem Tage an findet Artikel 213 des Friedensvertrages Anwendung nach Maßgabe der von dem Völkerbundsrat gefaßten Beschlüsse. 4. Wenn an diesem Tage die bezeichneten Fragen wider alles Erwarten noch keine gütliche Losung gesunden haben sollten, werden sie vor den Völ- kerbundsrat gebracht werden. 5. Für alle Fragen, die mit der Ausführung der erzielten oder noch zu erzielenden Lösungen noch zusammcnhängen, kann jede der in der Botschafterkonferenz ver tretenen Regierungen ihrer Botschaft in Berlin einen technischen Sachverständigen attachieren, der geeignet ist, mit den zuständigen deutschen Behörden ins Benehmen zu treten. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »»» T«,«dl»tl- nicha»« ti«lich «uh». 8 Uhr t»r L« «NU. r», ««»»»»prc»: B-I Adyol»«« in ««ichLftssteUe »sd d-n «».«»brftrllc» I Mk. I» dU Mftcw««« »«ich »4- «»'n- 2,30 MU., bei Poftbestellun, t Wt. zxzützttch Abtrag- gebühr. Einzelnummer», »Vio- «llePoft.»ft-ue° Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P-ftbo>r»«ndunirr-N--l. W»»«r und —... I . . «eh»e» ,u jeder Heil Be- S-Uo>,e» «,«,«,««. I» FaU« hbherer »e»«U, Xrieg «der s»»P«rr «e!r>ed«sibrnn,e» o^trh, »ein Anspruch aus L-eserun, »M A«Ü»«« -»er NLip«, de» »«^»preise«. — «üchsendn», et»zes«»bt«r SchrUMIch- ersol,« une, wen« Ports orwe,t. trolle zu schreiten, deren Gegenstand und Begrenzung genan feftzulegen ist. Für die Ausführung wird zunächst alles Notwendige mit der deutschen Regierung und durch sie mit den zu ständigen deutschen Behörden vereinbart; allerdings sitzt ein deutsches Mitglied nicht in der Jnvestigationskom- mission, wenn diese in Deutschland kontrolliert. In allen anderen Fällen, also bxi einer Kontrolle in Österreich, Ungarn und Bulgarien, können wir ein derartiges Mit glied stellen. Auch hinsichtlich der entmilitarisierten Rheinland zonen gelten keine besonderen Bestimmungen, auch dort gibt es keine ständige Kontrollkommission des Völker bundes. Eine solche kann geschaffen werden nur durch ein Abkommen zwischen den beteiligten Regierungen: das sind die Mächte, die den Vertrag von Locarno abgeschlossen haben, also auch Deutschland. Daß wir der Einrichtung einer ständigen Kommission zustimmen, ist natürlich aus geschlossen. Die deutsche Regierung hat sich mit dieser Verein barung einverstanden erklärt. Auf der Schlußsitzung meinte Dr. Stresemann in einer Rede: „Es wird auch m unserer Politik nicht an Rückschlägen fehlen, aber es wird sich zeigen, daß eine große Idee in den Menschen Widerstände zu überwinden vermag, die sormal unüber windlich scheinen, und daß es die großen Ideen sind, die sich schließlich durchsetzen." Auch jetzt gab es solche Wider stände; erfreulicherweise gelang es, sie fast restlos zu über winden. Die auf Sonntag abend festgesetzte Abreise verdeut schen Delegation nach Berlin wurde einstweilen verscho ben, da gegen Abend eine neue Konferenz der Rheinland- paktmächte stattsand. Während des Nachmittags berieten die Juristen. Briands Abfahrt sollte Sonntag abend stattfinden. Das Kompromiß in Genf. Ende der Militärkontrollc 1. Februar. Die Beendigung der Ententemilitärkontrolle in Deutschland war die eine Streitfrage in Genf. Wann soll diese Kontrolle endlich aushören? Auf der Botschafter konferenz in Paris hatte man wieder Schwierigkeiten ge macht: die deutschen Befestigungen an der Ostgrenze und oie Frage der Ausfuhr von „Kriegsmaterial" aus Deutsch land. Hierüber ist nun in Genf eine Art von Einigung her- bcigcführt worden: danach soll die Militärkontrolle der Entente aus alle Fülle am 1. Februar nächsten Jahres aufhören. Ist bis dahin in jenen beiden Fragen eine Einigung nicht erzielt — die Verhandlungen darüber sollen von Negierung Zu Negierung gehen, nicht der BoL- schafterkonfercnz überlassen bleiben —, so findet ein schiedsgerichtliches Verfahren statt, und zwar entweder vor einer besonders eingesetzten Kommission oder vor dcm Internationalen Schiedsgerichtshof im Haag. Non vorn herein verpflichtet man sich allseitig, den dann zu fällen den Spruch anzuerkennen. Natürlich liegt darin eine gewisse Gefahr für uns, weil man ungefähr alles, was überhaupt an Waren pro duziert wird, als „Kriegsmaterial" ansehen kann und England sich jede deutsche Konkurrenz nur allzugern vom Halse zu schaffen versucht. Die zweite Streitfrage betraf das sog. „Jnvestiga- tions"protokoll, also die Militärkoutrolle des Völker bundes in Ausführung des Artikels 213 des Versailler Vertrages. Hier ist der französische Anspruch auf Einrich tung einer ständigen Kontrollkommission geschei tert, und Vic Erklärung, die der tschechoslowakische Außenminister Benesch anf der Schlußsitzung des Völker- bnndrates verlas, enthält als „Auslegung" zu jenem Pro tokoll die ausdrückliche Bestimmung, daß der Völkerbund- rat mit Mehrheitsbeschluß entscheidet, ob es in einem be stimmten Falle notwcndia ist. Lu einer militärischen Kon» Nr.LSV. —85 Jahrgang Tel gr-Adr „Amtsblatt" Wilsdr«ff« Dresde« Postscheck Dresden 2640 Montag,den 13 Dezember 1926 für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Lnzerscnprets: vie Ltgeipakene AamLzeile LO Holdpfenrng, die 4 gespaltene Zette der amtlichen Bekanntmachungen 4V Gvld- pfenrng, die 3 gespaltene Rekiamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rechweisungrgebühr 20 Goldpfennig. Vor- lefchriebene Erscheinung»- rage und Playvorschristr« m-rd-» nach Mssnchk^ Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. ß b-rllcksichti«,. An,-,««», inaahme di.-arm. U-Ub- — » Mr die «ichrtgbeil »er durch Fernrus SdermiurUen An,e «eli übernehm-„ »j, »eine Garantie. Jeder RadallaniPruch erlisch», wen« der Beira« d«rch Äla«e et«,e,»ge« «erde« «Utz »der der Austra,,ederi,«o«kur» «erüt. Anzeigen nehme« alle Dcrm>ttlun«»stelle« ent,«,«. Giresemann über seinen Nobelpreis. Internationale Anerkennung. In Genf gab Rcichsaußenminister Dr. Stresez maun im Verlaufe einer Unterhaltung über die an die Träger der Friedensnobelpreise einlaufenden zahlreichen Glückwünsche folgende Erklärung ab: Die Verleihung des Nobelsriedenspreises ist mir eine aufrichtige Freude und Genugtuung. Ich sehe in diesem Ereignis weniger eine persönliche Ehrung für die Außenminister Englands, Frankreichs und für mich — vielmehr betrachte ich die Entscheidung als Sym bol der Anerkennung, die die Welt der Politik zollt, deren Anfang durch die Namen London, Lo carno, Genf und Thoiry gekennzeichnet ist. Das Ziel dieser Politik ist der dauernde Frieden und das Wohlergehen der Völler. Wird dieses Ziel erreicht werden? Ich vertraue darauf, solange Männer wie Briand und Chamberlain die Geschicke ihrer Völker leiten, zwei Männer, die aufrichtig und unter Einsetzung ihrer ganzen Persönlichkeit eine wirkliche Verständi- gung erstreben und deren große Verdienste um den Frieden der Welt bereits geschichtliche Tatsache sind. Chamberlain betrachtet die Verleihung des Preises an ihn als internationale Zustimmung zu dem in Locarno eingeleiteten Friedenswerk. Briand und Stresemann aber trügen den größeren Teil des Ver- , dienstes. — Briand äußerte sich dahin, daß er für die Ehrung außerordentlich empfänglich sei, aber die Ehre mit seinen Mitarbeitern, in erster Linie mit Paul-B o n- cour, zu teilen habe. —. * Wie der Friedenspreis verteilt wird. Während alle übrigen Nobelkommissionen bereits im November jedes Jahres ihr Votum zu fällen und bekannt- zugeben Pflegen, ergeht die Entscheidung über den Frie densnobelpreis, die einer besonderen in Oslo tagenden und aus führenden norwegischen Persönlichkeiten zusam mengesetzten Kommission obliegt, traditionsgemäß erst am 10. Dezember. Nach den testamentarischen Bestimmungen Dr. Alfred Nobels sollte der Norwegische Storthing je weils den Friedenspreis vergeben und so gehören denn auch die Mitglieder der Friedenskommission in Oslo dem norwegischen Parlament an. Bisher sind 26 Nobelpreise für Wissenschaft und Literatur nach Deutschland gefallen. Dr. Stresemann 'st der erste Deutsche, der den Friedens nobelpreis erhalt. Schmutz und Schund. Das so viel umstrittene sog. Gesetz gegen Schmutz unt Schund hat im Reichstag nach manchen Kämpfen nun doch eine beachtliche Mehrheit gefunden. Wie ähnliche Gesetzes- Vorlagen — man erinnere sich nur an das berühmte „Lex Heinze" — hat auch diese an sich so notwendige gesetzliche Vorlage angesichts einer katastrophal sich ausbreitenden Krankheitserscheinung an unserm deutschen Volkskörper sich über alle Maßen heftigen Angriffen gegenübergesehen. Der Grund hierfür ist zweifellos nicht darin zu juchen, daß nicht so gut wie alle Kreise Feinde von Schmutz und Schund sind, sondern darin, daß man mit mehr oder minderer Berechti gung glaubt, mit der vorgelegten Fassung des Gesetzes Schwarzsehern, Muckern oder einseitig eingestellten Per sonen erwünschte Gelegenheit gegeben zu haben, nun in engherziger Weise vielleicht gegen allzu „freie" oder den all gemeinen Anschauungen nicht entsprechende Auffastungen in sonst durchaus künstlerischen Schöpfungen der Literatur zu Felde zu ziehen. lieber den einen wie den anderen Stand punkt ist in der deutschen Presse hinreichend und leider nicht immer mit der notwendigen Maßhaltung debattiert wor den. Man hat bekanntlich von der einen Seite den »ach ihrer Angabe aus ideellen Gründen das Gesetz bekämpfen den Gegnern vorgeworfen, daß sie im Interesse einer über das ganze,Reich verbreiteten Klique von Schundverlegern usw. ständen. Andrerseits wurde den Fürsprechern der Ge setzesvorlage Kleinlichkeit, Kunstfeindlichkeit und Unduld samkeit vorgcworfen. Wie immer, ist auch hier in allem etwas Wahres. Wir wollen uns doch nicht verhehlen, sah in der Nachkriegszeit und auch heute noch die Zahl der sog. Schundverleger sich enorm vergrößert hat. Ihre Be kämpfung durch ein Gesetz ist nur in gewissem Umfangs möglich. Zunächst mutz die allgemeine Volksmoral wieder gehoben werden, das Interesse an wahren Kunstwerken wieder steigen und unsere Jugend oder doch die Kreise, dis sich als berufene Vertreter für sie ausgeben, wieder mehr ^elbstoerantwortung uud Selbstzucht zeigen. ' rnn wird we Nachfrage nach Machwerken der sog. Schundliteratur ganz von selbst nachlassen. So wünschenswert dies ist, so wenig Hoffnung kann man jedoch heute schon aus eine solche natürliche Entwicklung zum Besseren setzen. Darum ist trotz aller Nachteile das nun in Wirkung getretene Ge setz zu begrüßen und nur zu wünschen, daß es nun auch wirk lich dort seine Befugnisse ausübt, wo es zur Anwendung gelangen mutz, um den wahren Schund und Schmutz vor allem von unserer Jugend fernzuhalten.