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MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Oas »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Ubr. Bezugspreis monatlich 2,— NM. frei Haus, bei Postbestellung 1.80 NM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post- hotcn, unsere Austrägern. Geschästsstelle. nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- Lr-0cheNolat1 sÜr WllsdrUN U. UMflkfleNd gegen. Im Falle höherer olle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegendem Taris Nr. 4. — Nachweisungs-Gebühr: 20 Npfg. — Dorgeschriebene Erscheinungstage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen - Annahme bis vormittags 10 Uhr. . --..Für d,e Richtigkeit der durch Fernruf übermit- AkkNsprechkr - N V.206 telren Anzeigen überneh- Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 144 — 94. Jahrgang Telcgr.-Adr.: „Tageblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 24. Juni 1935 Neue handelspolitische Besprechungen. Auch wirtschaftspolitisch gleichberechtigt. — Die Prager deutsch-tschechoslowakischen Besprechungen. — Verhand lungen mit Polen. — Deutschland wieder an erster Stelle unter den polnischen Lieferstaaten. Der Führer hat mit der entschlossenen Außenpolitik, die er verfolgt, und die auf die Schaffung eines wahr haften europäischen Friedens abgestellt ist, auch den Weg sür eine neue Ära der Handels politik freigemacht. Einen Weg, der auch die wiri sch aftli ehe Diskriminierung Deutschlands, wie wir sie seit 1919 erleben, beendigen und Deutschland als gleichberechtigten Partner antreffen wird. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß sich in den kommenden Monaten trotz der wenig rosigen internatio nalen Lage, trotz der vielen Devisen- und Währungs schwierigkeiten eine Besserung im Warenaustausch von Land zu Land langsam anbahnen wird. Alles, was deutscherseits jedenfalls dazu geschehen kann, neue Fäden und neue Verbindungen zu knüpfen, geschieht. Jy mühe vollen, langwierigen Besprechungen werden alle Möglich keiten erörtert, um die gehemmte Handelspolitik aufs neue anzurcgen. So fand in der letzten Woche der Ab schluß der deutsch-tschechischen Verhand lungen in Prag statt. So werden in der laufenden Woche neue deutsch-polnische Handels- Besprechungen ausgenommen. Mit Holland ist ein neues Transfer-Abkommen geschlossen worden und auch Deutschland und Rumänien haben sich in den letzten Wochen über manche Fragen des künftigen Waren verkehrs einigen können. Mit Rücksicht aus die stark nach dem Osten und Süd osten Europas gerichtete deutsche Handelspolitik kommt dM jüngsten deutschen Verhandlungen mit der Tschechoslowakei und den kommenden Verhand- lüngen mit Polen besondere Bedeutung zu. Seit der Gründung des tschechoslowakischen Staates hat es in Prag nicht an Bestrebungen gefehlt, sich von der handels politischen Abhängigkeit von Deutschland zu lösen. Millionen und aber Millionen wurden für diese Versuche geopfert. Aber alle Versuche einer Verlagerung der bis herigen deutschen Bezüge nach anderen Ländern erwiesen sich als Fehlschläge. Immer wieder zeigt es sich, daß die deutsche Ware, sowohl was Qualität, wie was die Transportkostenfrage angeht, für die Tschechoslowakei unersetzlich und unentbehrlich ist. Mit Rücksicht auf die naturgegebene, verkehrsgeographische Lage des Landes zu Deutschland wendet sich denn auch heute erneut, wie auch bei den Prager Verhandlungen zum Ausdruck kam, das Interesse der Tschechoslowakei dem deutschen Warenmärkte zu. Während Deutschland- überwiegend Bau- und Nutzholz sowie Holz zur Be reitung von Holzmasse von dem tschechoslowakischen Nach bar bezieht, führt die Tschechoslowakei hauptsächlich Er zeugnisse der deutschen Eisen-, Metall-, Maschinen- und Elektroindustrie sowie feinmechanische und chemische Er zeugnisse ein. Zu diesen am stärksten gefragten Gütern kommen ferner Rohstoffe sowie Halb- und Fertigfabri kate, die sie zur Ergänzung ihrer eigenen Erzeugung ans Deutschland beziehen muß, nämlich vor allem die Hilfs stoffe für die Glas - und P o r z e l l a n i n d u str i e, wie Teer und Anilinfarben, Gips usw., ferner pharma zeutische Artikel, sowie Werkzeuge und Spezialapparate für bestimmte Industrien. Besondere Anstrengungen hat die Tschechoslowakei in den letzten Jahren gemacht zur Erreichung einer völligen Unabhängigkeit in der Her stellung chemischer und pharmazeutischer Erzeugnisse. Bis zum heutigen Tag hat sie dieses Ziel noch keineswegs er reicht. Das einzige Gebiet, auf dem sie bisher mit Er folg die Selbstgenügsamkeit erreicht hat, ist das der Salzerzeugung. Die Selbstversorgung war durch die Ausbeutung der Salzlager in Karpatho-Rußland möglich. Bei den jüngsten Handelsvertragsverhand lungen spielte überdies die Frage des Fremden- und Reiseverkehrs nach Böhmen und seine Finanzierug eine besondere Rolle. Da der Reiseverkehr, wirtschafts politisch betrachtet, eine unsichtbare tschechoslowakische Ausfuhr darstellt, so verlangte Deutschland billigerweise als Gegenleistung einen verstärkten deutschen Waren export nach der Tschechoslowakei. Das um so mehr, als infolge der schwierigen Devisenverhältniffe und der 'Clearing-Verträge die Tschechoslowakei neuerdings im Handelsverkehr mit Deutschland aktiv ist, während bisher umgekehrt Deutschland stets eine aktive Außenhandels bilanz im Warenverkehr mit der Tschechoslowakei hatte. Der politischen Verständigung mit Polen soll in Zukunft auch eine stärkere wirtschaftspolitische folgen. Nach den langen Jahren des Zollkrieges mit Polen, der beiden Ländern schwere Einbußen gebracht hatte, stellte das im Frühjahr 1934 abgeschlossene deutsch-polnische Wirtschaftsabkommen bereits einen bedeutsamen Fortschritt im Wirtschafts leben beider Staaten dar. Ergänzt wurde es etwas MW der deM-enMen DWMIWI. Botschafter von Ribbentrop erstattete dem Führer Bericht. Die Verhandlungen zwischen den Flot tenabordnungen Deutschlands und Eng lands in London wurden am Sonnabend fortgesetzt und abends zum Abschluß gebracht. Die deutsche Abord nung ist im Flugzeug nach Deutschland zurüügckehrt. In Hamburg erstattete Botschafter v. Ribben trop dem Führer in Anwesenheit des Oberbefehls habers der Kriegsmarine, Admiral Raeder, sowie der Mitglieder der Delegation, Konteradmiral Schuster und Kapitän Sidcrlen, Bericht. Die Schlußverlautbarung über London. über den Abschluß der Londoner Flottenverhand lungen wurde folgende Verlautbarung ausgcgeben: Die Besprechungen zwischen den deutschen und den englischen Vertretern seit der Veröffentlichung des Noten wechsels vom 18. Juni haben in demselben freund schaftlichen Geiste wie die früheren Besprechungen mit anderen Regierungen stattgefunden. Ein umfassen der Meinungsaustausch fand über Fragen, wie z u k ü n f- tige qualitative Begrenzungen und zu künftige Bauprogramme statt, und eine Dar legung.sowohl der Stellungnahme Deutschlands als auch der Vorschläge der englischen Regierung bezüglich eines zukünftigen allgemeinen Abkommens über Flottenbegrcnzuny wird vertraulich den Regierungen der anderen interessierten Mächte in den zu künftigen Besprechungen deren Vertretern mitgeteilt. Der Meinungsaustausch zwischen der deutschen und der eng lischen Regierung ha^ selbstverständlich provisori schen Charakter, da spätere Entscheidungen auf einer zukünftigen internationalen Flottenkonferenz von der Haltung anderer Mächte abhängen. Kür eine stärkere deutsch-englische Kreundschast. Das deutsch-englische Frontkämpfer- treffen dn Brighton erreichte einen festlichen Höhe punkt auf einem vom englischen Frontkämpferverband „British Legion" veranstalteten Bankett. Zu Beginn der Veranstaltung wurde unter großem Beifall ein Glückwunschtelegramm des englischen Thronfolgers, des Prinzen von Wales, verlesen. Rach einem schweigenden Toast auf die Kriegsgefallenen sprach als Vertreter des deutschen Botschafters Botschafts rat Fürst Bismarck. Die deutschen Besucher, so er klärte er u. a., seien tief gerührt über die Zeichen der wirklichen Freundschaft, die ihnen von ihren englischen Kameraden zuteil würden. Die Begrüßung in England habe alle Erwartungen übertroffen, und die deut schen Besucher würden sich ihr ganzes Leben daran er innern. Unter größern Beifall erklärte Fürst Bismarck, Deutschland »nd England hätten nur einmal in ihrer Geschichte gegeneinander gekämpft, und diese Kata strophe dürfe sich niemals wiederholen. Rach einem Sieg Heil der deutschen Besucher auf ihre Gastgeber fetzte sich auch der englische Frontkämpfer hauptmann McCabe für eine festere und stär kere deutfch-englische Freundschaft ein. Die enalischen Gastgeber brachten dann ein dreifaches Hipp- Hipp-Hurra auf die Gäste aus und sangen zu ihren Ehren das Lied „Er ist em fröhlicher, guter Kamerad". Der Führer der deutschen Abordnung, Walter Kleinkorres, sagte in seiner Ansprache u. a., die deut schen Frontsoldaten Hütten nach ihrer Rückkehr aus dem Weltkriege Auflösung und Zerrüttung vorgefunden. Adolf Hitler habe Deutschland vom Untergang errettet und die neue Volksgemeinschaft geschaffen. Die anwesenden deutschen Frontkämpfer seien dis Friedensboten des neuen Deutschland. Unter großem Beifall der Anwesenden wurde Walter Kleinkorres zum Ehrenmitglied der British Legion, Abteilung Brighton, ernannt. Zum Schluß der Versammlung wurden deutsche und englische Volkslieder gesungen. Eine ErkMruni Lavals zum englisch- französischen Gevanken-Austausch. Ministerpräsident und Außenminister Laval hat nach Abschluß seines Gedankenaustausches mit Eden fol gende Erklärung abgegeben: „Ich habe mit Eden alle erforderlichen Erklärungen über das zwischen England nnd Deutschland zustande- aekommcne Flottenabkommen ausgctauscht. Wir haben ferner die europäischen Fragen behandelt, die sich aus der augenblicklichen internationalen Lage ergeben. Auch haben wir unter Bezugnahme auf die Londoner Er klärung vom 3. Februar die Form geprüft, die der Zu sammenarbeit beider Regierungen ge geben werden soll. Uns schien erforderlich, praktische Mittel zur Lösung aller Fragen zu finden, die in London behandelt wurden, und die nicht nur unsere beiden Länder, sondern auch dritte europäische Mächte inter essieren. Eden hat seiner Regierung Mitteilung über unsere Unterredung gemacht. Ich werde mit ihm nach seinerRückkehr ausRom eine neueUnter- redung haben. Eden und ich stimmen in der Erkenntnis überein, daß Frankreich und England ihrer gemeinsamen Pflicht treu bleiben: auf das engste an dem Ausbau des europäischen Friedens durch Erhöhung der kollek tiven Sicherheit zu arbeiten." Hamburg jubelt dem Führer zu. Festlicher Abschluß der Reichs-Theatcr-Festwoche. Die Reichs-Theater-Festwoche fand am Sonntagabend mit der Festaufführung von Richard Wagners „Meistersinger" ihren Abschluß. Der F üH r e r und Reichskanzler war aus diesem Anlaß persön- lich nach Hamburg gekommen, um durch seine Anwesen heit dem festlichen Tage, die besondere Weihe und Be deutung zu geben. Unbeschreiblicher Jubel scholl dem Führer entgegen, als er in Begleitung von Reichsstatthalter Gauleiter Kauf mann, dem Regierenden Bürgermeister Krogmann und leitenden Hamburger Männern von Staar, Partei und Wehrmacht die Landungsbrücken verließ. Stehend im offenen Kraftwagen fuhr der Führer sodann durch die von unzähligen Tausenden jubelnder Volks genossen dicht gefüllten Straßen der Stadt zum Hotel „Atlantic". später durch das Kompensationsabkommen vom Oktober 1934. Diese beiden Abkommen ermög lichten es Deutschland, gerade in dem Augenblick wieder unter günstigeren Bedingungen als Lieferant auf den polnischen Märkten aufzutreten, in dem nach der Über windung der polnischen Krise ein außerordentlich großer Bedarf an Waren bestand. Genau wie die Tschechoslowakei bezieht auch Polen überwiegend aus Deutschland Maschinen, Apparate, Elektrogeräte, Instru mente, Präzisionswerkzeuge, Chemikalien, Farben, Heil mittel, hochqualifizierte Metallwaren und Papier. Dazu kommen, allerdings in weit geringerem Maße, Keramiken und Glaswaren, Holzerzeugnisse und Gummiwaren, Textilien und Lederwaren. Während bei Textilien und Lederwaren auch seit 1934 noch eine Abnahme der Be züge zu beobachten ist, ist bei den übrigen genannten Er zeugnissen einestarkeZu nähme der Bezüge zu verzeichnen gewesen. Eine Zunahme, die bei ein zelnen Warensorten im ersten Vierteljahr 1935 um 5ll bis 70 Prozent gegenüber der gleichen Zeit des Vor jahres lag. Diese Entwicklung ist um so ausfallender, als der Gesamtwert der polnischen Einfuhr iu dcu ersten drei Monaten 1935 mit 195 Millionen Sloty nur um eine Million Zloty höher war, als im ersten Viertel jahr des Vorjahres. Die Einfuhr Polens aus Deutsch land bezifferte sich in den genannten Zeiträumen auf 28,3 (1935) gegenüber 21,1 Millionen Zloty. Mithin ist betfast unveränderter Gesamteinfuhr Polens die Einfuhr aus Deutschland um über 3 0 Prozent gestiegen. Der deutsche Anteil an der polnischen Gesamteinfuhr hat sich von 10,9 auf 14,4 Prozent gesteigert. Mit diesem günstigen Ergebnis ist Deutschland wieder auf den ersten Platz unter den Lieferstaaten Polens gerückt. Eins der günstigsten Vor zeichen auch für die neuen deutsch-polnischen Verhand lungen ist die Tatsache, daß das Schwergewicht der deutschen Warenlieferungen nach Polen heute auf Pro duktionsmitteln und Produktionshilfs mitteln liegt, also Waren, die dank ihrer Qualität Weltruf genießen und sich in dem schweren Wett- bcwerbskampf unserer Tage auf deu Auslandsmärkten immer noch am besten behaupten konnten. Gerade in An betracht der starken Verringerung des deutsch-polnischen Warenaustauschs in den Jahren des Wrrtschaftskampses gegeneinander kommt es jetzt darauf an, ein Wirt- schaftsbündnis aufzubauen, das den Belangen beider Staaten Rechnung trägt und dem Nutzen beider Volks wirtschaften dient.