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Sonnabend, den 1. Dezember 1883 Nr. 141 48. Jahrgang gleichem Anlaß die Enthüllung der Washington* Statue statt. Egypten. Mohammed Achmet, der Mahdi oder „falsche Prophet", ist heute der unbestrittene Herrscher des Sudans. Nur die eigentliche Hauptstadt des Su dans, die wichtige Handelsstadt Chartum, ist noch in den Händen der egyptischen Truppen, aber schon die nächsten Tage können uns die Nachricht bringen, daß die fanatisirten und siegberauschten Schaaren des Mahdi in Chartum eingezogen sind. In Kairo herrscht be greiflicher Weise große Bestürzung, zumal auf die ein geborenen egyptischen Truppen kein Verlaß mehr ist. Es wird dem Khedive nichts übrig bleiben, als die Hilfe der Engländer, wie seinerzeit gegen Arabi Pascha, so jetzt gegen den „falschen Propheten", in Anspruch zu nehmen. Dessen Ansehen unter der ganzen musel männischen Bevölkerung Egyptens ist aber durch seinen Sieg über Hicks Pascha gewaltig gestiegen, so daß die Engländer kein leichtes Spiel mit ihm haben dürften. 6. Sitzung des Bezirks-AusschuffeS am 24. November 1883. An der Spitze der Tagesordnung standen die ein gegangenen 14 Gesuche um Unterstützung von Volks bibliotheken. Der Bezirks-Ausschuß erklärte sich mit den — zum kgl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts einzubringenden — dieSfallsigen Vorschlägen des Referenten, Hrn. Bezirksschulinspektors Mushacke, einverstanden, welchen zufolge sämmtliche Gesuchsteller je nach Bedürfniß mit höheren oder nie deren Unterstützungen bedacht werden sollen. Sodann befand der Ausschuß, daß von den ein gegangenen 17 Wegebauunterstützungsgesuchen 14 bei dem kgl. Ministerinm des Innern zur Berück sichtigung zn empfehlen seien, während 3 Gesuche für unbegründet, bez. da die betr. Wegebauten, für welche Unterstützungen begehrt wurden, dermalen noch nicht vollständig ausgeführt seien, nach den bestehenden Grundsätzen als verfrüht angebracht zu erachten wären. Anlangend den feiten der Gemeinde Reichstädt beabsichtigten, als ein dringendes Bedürfniß anzuer kennenden Ausbau der Dorfstraße im oberen Theile des Dorfes bis zum Anschluß an die ueugebaute Strecke nach der Lehnmühle, so beschloß man, der Ge meinde Reichstädt die Auswirkung einer auf 2 Jahre zu vertheilenden namhaften Unterstützung zu den« ver anschlagten beträchtlichen Kostenaufwande in Aussicht zu stellen. Zu der von der Gemeinde Seifersdorf bean tragten Einziehung der sogenannten alten Wildstraße in Seifersdorfer Flur als eines öffentlichen Weges unter Beibehaltung derselben als Feld- und Holzab fuhrweg wurde nach Erledigung der hiergegen erhobenen Einwendungen und da im Uebrigen die Benutzungs rechte Einzelner an dem Wege festgestellt seien, auch eine Vereinbarung in Bezug auf die künftige Unter haltung dieses Weges vorliege, Genehmigung ertheilt. Ebenso bestätigte der Bezirks-Ausschuß die Beschlüsse des Gemeinderaths zu Gombsen, die zeitherige Haus genossensteuer zu beseitigen und die unselbstständigen Personen auf Grund von H 17 der revidirten Land gemeindeordnung künftig zu den Geineindeanlagen heranzuziehen, ingleichen die Beschlüsse der Gemeinde Reinholdshain, an Stelle der bisherigen 3 Klaffen der Ansässigen für die Zukunft nur 2 Klaffen (1. Klaffe Besitzer von mehr als 300 Grundsteuereinheiten, 2. Klaffe Besitzer einer Einheitenzahl bis zu 300) zu bilden und für jede Klaffe 2 Vertreter (also unter Beibehaltung von überhaupt 4 Vertretern der An sässigen) zu wählen, sowie gemeinschaftliche Wahl nach 8 33, Absatz 2 der revidirten Landgemeindeordnung einzuführen. Weiter genehmigte man nach erklärtem dieSfallsigen Einverständniß feiten der betheiligten Gemeinden und Privaten die Einbezirkung zeitheriger forstfiskalischer Bestimmungen nicht widerspreche, und er daher nicht im Stande sei, der Ausführung des Unternehmens entgegenzutreten. — In Eisenach ist am Montag die Konstituirung des allgemeinen deutschen Bauernvereins unter Theilnahme zahlreicher Deputirter aus den meisten preußischen Provinzen und den norddeutschen Staaten erfolgt; die süddeutschen Staaten scheinen jedoch nicht vertreten gewesen zu sein. Oesterreich-Ungarn. Die Spannung zwischen Magyaren und Kroaten wird demnächst äußerlich wieder ausgeglichen sein. Der offiziöse „Pesti Naplo" meldet auf das Bestimmteste, daß die Ernennung des Feld zeugmeisters Philippovics zum Banus von Kroatien in diesen Tagen erfolgen, und daß dann gleichzeitig auch der Ausnahmezustand in Kroatien soll aufgehoben werden. Die Ernennung Philippovics zum Banus (Statthalter) von Kroatien bedeutet einen offenbaren Rückzug der ungarischen Regierung in der kroatischen Frage, denn Philippovics hat die Uebernahme dieses Postens von gewissen Zugeständnissen der Pester Ne gierung abhängig gemacht. Ob nun hiermit aber alle Differenzen zwischen Ungarn und Kroatien für die Zukunft beseitigt sind, ist noch sehr zweifelhaft. Frankreich. In Frankreich steht der Konflikt mit China jetzt mehr wie je auf der politischen Tages ordnung. Die kriegerischen Anwandlungen und unter schiedlichen Drohungen, in denen sich die chinesische Regierung Frankreich gegenüber gefällt, lassen eine Lösung der Tonkinfrage durch das Schwert nicht un wahrscheinlich erscheinen, zumal die französische Negie rung fest entschlossen ist, es auf's Aeußerste ankommen zu lassen. Um allen Eventualitäten zu begegnen, sollen demnächst abermals Verstärkungen nach Tonkin in der Höhe von 5400 Mann abgehen. Ferner heißt es, daß der Konseilpräsident Ferry im Laufe der Berathung über das Budget, welche am Montag von der Depu- lirtenkammer begonnen worden ist, eine weitere Er höhung der Kreditvorlage für Tonkin beantragen werde. Daß die ursprünglich für diesen Zweck geforderten neun Millionen von der Kammer bewilligt werden, unterliegt keinem Zweifel, und glaubt man, daß die selbe auch einem Nachtragskredit zustimmen werde. Italien. Die vereinigten Oppositionsfraktionen, deren Koalition ain Sonntag durch ein großes Banket in Neapel besiegelt wurde, an welchem sich die hervor ragendsten Deputaten der Linken betheiligten, wollen bereits bei dieser Position ihre Angriffe gegen das Kabine! Depretis eröffnen. Kenner der italienischen parlamentarischen Verhältnisse behaupten, daß die Opposition hierbei ei» glänzendes Fiasco machen würde. Spanien. Die gesammte Presse Madrids und des übrigen Spaniens, soweit sie nicht im Dienste des Radikalismus steht, äußert sich fortgesetzt sehr sym pathisch über den deutschen Kronprinzen. Mit beson derer Genugthuung heben die Blätter hervor, daß der Kronprinz, wie aus seinen Aeußerungen hervorgehe, ein lebhaftes Interesse für Spanien und das spanische Volk bekunde. Das Madrider Journal „Union" sagt, die Persönlichkeit des deutschen Kronprinzen mache einen tiefen Eindruck auf die Bevölkerung. Er er scheine als die Verkörperung hohen militärischen Ruh mes und der Größe des erlauchten Hohenzollernhauses, berufen, dereinst eine große Nolle in der Politik Eu ropas zu spielen. Man darf wohl annehmcn, daß diese Aeußerungen den Gesinnungen des überwiegenden Theiles der spanischen Bevölkerung durchaus entsprechen. — Auf den, Spanien gehörenden Philippinen ist eine Verschwörung entdeckt worden. Zwanzig der Ver schwörer, darunter mehrere Offiziere und Priester, wurden verhaftet. Nord-Amerika. Am 26. November 1783 ver ließen die englischen Truppen auf immer New -Dort und wurde die hundertjährige Wiederkehr dieses für die Union denkwürdigen Tages am Montag in New- Aork durch einen großartigen Umzug zu Lande und Parade der Schiffe gefeiert. Am Abend fand aus Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Mit den Gefühlen freudigster Theilnahme folgt ganz Deutschland den Huldigungen, welche Kronprinz Friedrich Wilhelm auf Spaniens Boden unausgesetzt zu Theil werden. Bis jetzt war es nur der Bevölkerung von Valencia und Madrid vergönnt gewesen, dem erlauchten Gaste König Alfonso's ihre Ovationen darzubringen, am Dienstag jedoch ge noß auch die durch ihre Waffenfabrikation althsr be rühmte Stadt Toledo die Ehre, den König und den deutschen Kronprinzen in ihren Mauern zu sehen. Gegen Mittag des genannten Tages trafen die beiden Fürstlichkeiten in Toledo ein, von der Einwohnerschaft niit enthusiastischen Kundgebungen empfangen. Sie besuchten zunächst das unter Carl V. erbaute und jüngst restaurirte Schloß Alcazar, und nahmen besonders den Thronsaal in Augenschein, dann begaben sie sich nach der Kathedrale, wo der Erzbischof von Toledo die hohen Herrschaften empfing, und zum Schluß uahmen dieselbe» die Waffen-Manufaktur in Augenschein, wo unter den Augen des Kronprinzen mehrere prächtige Waffenstücke angefertigt wurden. Nachmittags 4 Uhr traten der König und der Kronprinz die Rückreise nach Madrid an. — Das preußische Abgeordnetenhaus hat am Dienstag nach zweitägiger Debatte die erst« Lesung des Etats zu Ende geführt. Wie üblich, so wurden auch diesmal allerhand Dinge in die Debatte hinein gezogen, welche gerade nicht in eine Budgetdebatte ge hören. So schweiften die Redner des Zentrums, die Herren Windthorst, v. Schorlemer-Alst und Mooren immer wieder auf das längst abgegraste Gebiet des Kulturkampfes ab, und der letztgenannte Abgeordnete verlangte geradezu die unbedingte Aufhebung des Kulturkampfes im Sinne des Zentrums. Im Uebrigen hatten die klerikalen Redner au dem Budget-Entwurf des Finanzministers Scholz vielerlei auszusetzen, und auch Rickert von Seiten der Sezessionisten und der fortschrittliche Abgeordnete Büchtemann griffen den Budget-Entwurf lebhaft an, wobei Herr Rickert zugleich die gesammte Wirthschaftspolitik des Reichskanzlers ab fällig kritisirte, während Herr Büchtemann sich mehr gegen das Eisenbahnsystem der preußischen Regierung wendete. In etwas gemäßigterer Form opponirte Ab geordneter v. Benda (nationalliberal) gegen dasFinanz- exposo des Herrn Scholz und erklärte, er und seine Freunde könnten nicht für preußische Bedürfuiffe „einen Wechsel auf das Reich ziehen". Unbedingte Zustim mung fanden die Ausführungen des Finanzministers von Seiten des konservativen Führers v. Minnigerode, welcher sich namentlich befriedigt über die günstige Finanzlage Preußens aussprach. Ihm sekundirte am Dienstag sein Fraktionskollege Prof. Wagner, welcher unter Anderm auch die Kapitalrentensteuer energisch vertheidigte und bemerkte, es könne sich hierbei nur um eine stärkere Heranziehung des beweglichen Ver mögens handeln, welches gegenüber dem Grundbesitz im Vortheil sei. Die Bauern litten nicht durch land- wirthschaftliche Schutzzölle, sondern durch jüdische Aus wucherung. Weiter sagte Wagner, bezugnehmend auf eine Bemerkung Schorlemer's, es sei „verdammte Pflicht und Schuldigkeit" der Katholiken, das Vaterland im Nothfalle zu vertheidigen, und forderte schließlich das Haus auf zur Bildung zweier Parteien, einer rechten, welche Bismarck folge, und einer sezessionistisch - fort schrittlichen. Nach einigen Schlußbemerkungen des Finanzministers wurden wie gewöhnlich verschiedene Theile des Etats der Budget-Kommission überwiesen; am Mittwoch begann das Haus die erste Berathung der Vorlage, betreffend die Verstaatlichung weiterer Privatbahnen. — Die Agitation gegen die Bildung von Offiziers-Konsumvereinen hat trotz ihrer Leb haftigkeit keine Aussicht auf Erfolg. Auf eine dies bezügliche Eingabe der Handelskammer von Hannover ist vom Reichskanzler der Bescheid ertheilt worden, daß die Bildung solcher Vereine den reichsgesetzlichen Wchmtz-MliW. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ahne in Dippoldiswalde. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserat«, «eiche bei der bedeutenden Auslage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit IO Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Psg. „Weißeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. Lb Psg-, zweimonatlich 84 Psg., eiinnonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Psg. — Alle Postau- statten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an.