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Adorfer Grenzbote Amtsblatt für den Siadtrat zu Adorf. Fernsprecher Nr. 14. Verantwortlicher Schriftleiter, Drucker und Verleger: Otto MHyer in Adors. Tel.-Adr. Grenzbote. Dienstag, den 6. Inti M20 154. US Post!ch«t.Nont° Leipzig 87368 Kahrs 85. Dienstag, den 5. Juli, vormittag 8 — 12 Uhr wegen Räumung des Lagerschuppens Berkaus von Brenntors, zum Ausnahmepreis Mk. 2.5V pr. Zeutuer an der Niederlage von Herrn Obenaus. Ttädt. Lebensmittelamt. Bekanntmachung. Die Ausführung der Maurerarbeiten (ohne Putzarbeiten) des linken Gebäudes der ans dem vormals T mmlerschen, j tzt der Stadt gehörigen Brauere'grundstüäe zu er richtenden Häusergruppe soll an einen in Adorf wohnenden Unternehmer vergeben werden. «ngebotssormulare können im Stadtbauamt gegen eine Gebühr von 2 Mk. ent nommen werden. Die Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift „Neubau II" versehen bi« 13- Juli vorm. 11 Uhr beim Stadtbauamte einzureichen. G Die Oeffnung der Angegangenen Angebote findet zu vorgenannter Zeit in Gegen wart etwa erschienener Bewerber statt. Die Auswahl unter den Bewerbern, sowie evtl, die Ablehnung sämtlicher Angebot behält sich der Stadtrat vor. » Adorf, d-n s. Juli 1920. Das Stadtbauamt. Die Probe. Es ist bisher sehr wenig daran gedacht worden, daß sich mit der Bildung des neuen bürgerlichen Reichs-- Ministeriums Fehrenbach ein gewisser Gegensatz zu den Regierungen der meisten deutschen Freistaaten ergeben hat, die entweder rein sozialistischer Natur oder auS Angehörigen der Sozialisten, der Demokraten und des Zentrums zusammengesetzt sind. Das ist besonders in Frage> Ler Sozialisierung und der Arbeiteroertretung der Fall, die von radikaler Seite ausgestellt werden. Gefährlich ist diese Klippe nicht, wenn die einzelnen -Punkte mit Ruhe behandelt werden, aber es wird doch recht wünschenswert sein, daß eine zeitige Ver ständigung über die Angelegenheiten erzielt wird, die zu Meinungsverschiedenheiten führen können. Tenn Reichs- und Einzelstaatsminister haben Bejwres zu tun, als sich gegenseitig zu streiten. Am notwendigsten möchte eine solche Verständigung in der Behandlung von Arbeiterstreiks und heute be sonders irr den landwirtschaftlichen Ausständen sein Kelche die Ernte gefährden. Es ist nicht gut möglich, kenn ein einzelsiäatlichcr Minister in diesen Dingen sozialdemokratische Theorien voranstcllt, während die meichsregierung die Verantwortung für die Beschaf- MtrS v nonoendigen Lebensmittel hat. Hier gibt der Ker rv Neichskabinetts den Ausschlag, der sich nach x "endigkeit richtet, und die Einzelregierungen In füae^" Beamte haben sich diesen Notwendigkeiten A". Es kommt auch zur Geltung bei den immer ni^ucrten Streikversuchen in Verkehrsbetrieben, Arbiter unternehmen sollten, die Einzel- -m, die Rcichsregierung ausznspielcu, die '"A. daß die Unlerbilanzen ins Ricsen- Preiss' geht auch nicht bei den Kohlen, ^e"oähnsäk-statt erhöht »verden müssen. E"? ^."den hier Höhen erreicht, die man Ar,? in "ur müßten sie mit der Arbcits- ^ungrn Einklang stehen, und das ist nicht der Fall. Enolen haben, wie ja allgemein bekannt und den erwarteten Nutzen, für die '"ch^ Staatskassen aber Belastungen gebrachr, die nttht mear zu ertragen dem 6. Juni, alsr. sich vertagen wollte, drohte bekannt rch wwder ein Generalstreik der Eisen bahner, der "ur eadurch abgctv,»^ werden konnte, daß die Abgeordneten aus Antrag der Negierung in später Abendstunde Hals über Kopf 2 Milliarden Lohn aufbesserungen iahrlrch bewilligten. Tas geht aber nicht mehr so weiter heute, wo wir 265 Milliarden Reichsschulden Kreits haben und noch die schweren Lasten der Krlegscnftcha Älpung hinzu bekommen werben. Was dabei allem die Zinsen aitsmachen, kamt sich jeder selbst ausrechnen So Ist es gar nicht zu vermeiden, daß die RcichS- regierung nicht nur im -^iche, sondern auch in den Einzelstaaten darauf achtet daß der Taumen auf den Beutel gehalten und endlich einmal gespart wird. Es fehlt auch sonst nicht an Zungen, die zu verschiedener Auffassung Anlaß geben könnten, und man weiß ja, daß jemand, der Streit sucht, auch die Gründe dafür zu finden weiß. Aber, wie schon weiter vorn gesagt, wir haben Wichtigeres zu tun, cs handelt sich darum, die Probe nicht äuf den Zwiespalt, sondern aus- die Einigkeit, das heißt auf den guten Willen aller Par teien ohne Ausnahme zu machen, der deutschen Re- publik wieder Ellboacnfreihcit und ein erträgliches Da sein zu schaffen. Bestehen wir dicht Probe nicht, so traktiert uns die Entente, wie wir es verdienen. Wollen wir uns nicht vor dem Anslande ducken, mnisen wir uns vertragen lernen. Rechthaberei macht nch nie bezahlt, und heute am wenigsten. VerttaueEoLum für Fehrenbach. Ter Reichstag spricht mit 253 Stimmen der Regierung das Vertrauen an«. Am Schluß der Reichstagssitzung am Freitag wurde die Resolution der bürgerlichen Mittelparteien > zur Erklärung des neuen Kabinetts mit 253 gegen 62 Stimmen, auch von den Sozialdemokraten, angenommen. Tie Tentschnationalen enthielten sich der Abstimmung. * Das war am Freitag wieder einmal eine Tauer sitzung. Und eine Sensationssitzung, ein richtiger ,.großer Tag". Es waren eigentlich nur wenig Redner vor gesehen, und man hoffte, die Aussprache über die Regierungserklärung schnell beendigen zu können. Aber: erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt, Tie große Aussprache nahm acht ganze Stunden in l Anspruch, trotz der Hitze. Und dabei sprachen nicht viel Redner, doch solche von großer Bedeutung. Zuerst entwickelte Reichsernährungsminister Tr, Hermes seine Absichten in der Ernährungspolitik: Vorsichtiger Abbau der Zwangswirtschaft, die nur für Getreide und Milch beibehalten werden soll, ange messene Preise für die Landwirtschaft, daneben Prcir-feu- kung für die Konsumenten, die die Konkurrenz in der freien Wirtschaft bringen soll, Ausräumung mit den Kriegsgesellschaften, und anderes in diesem Sinne. Doch wies er darauf hin, daß unsere Brotversorgung augen blicklich in großen Schwierigkeiten steckt und wir aus die Einfuhr angewiesen sind. Der Landwirtschaft wird entgegengekommen, doch soll auch sie ihre Pflicht, be sonders die Ablieferungspflicht, restlos erfüllen. Seine Rede fand allgemeinen Beifall. Nach ihm schilderte der neue Außenminister Dr. Simons die unerhörten rechtswidrigen Uebergriffe der Polen, die Verhaftungen der deutschen politischen Beamten Tr. Wagner und Tr. v. Holtum, die Verhinde rung der Abstimmungstransporte usw., und was er dagegen getan, habe. Es ist erfreulich, daß endlich ein- ; mal an weithin hörbarer Stelle von deutscher offi- c ziöser Seite auS den Polen energisch die Wahrheit: c gesagt wurde. Dr. Simons sagte Mpp und klar, daß, i solange solche Streitigkeiten bestehen, zwischen uns und Polen von wirtschaftlichen Verhandlungen, die die Polen suchen, keine Rede sein könne, sondern nur von Repressalien. Er sagte auch, daß er sich aus feiuculel polnische Ausflüchte einlassen wolle, sondern klipv und klare Wiedergutimcchuug fordere. Wir haben den Polen gegenüber noch genug Mittel in der Hand Hoffentlich tun diese erfrischenden Worte unseres neuen Außenministers ihre gute Wirkung. Tas Haus zollte ihm lebhaften Beifall. — Zu beispiellosen Tumuktszene« - kam es bei dem nächsten Redner, Abg. Dr. Helffer ich (Tnat.). Ten Unabhängigen schien dieser Redner sehr auf die Nerven zu fallen, sie gaben «ich alle Mühe, ihn nicht zu Worte kommen zu lassen. Rufe wie Mörder, Schieber, Kriegs hetzer, Bankerotteur verstummten niemals. Präsident Löbe war demgegenüber direkt hilflos. Selbst ein so erfahrener Tebatter wie Helfferich ließ sich irritieren, was die Wirkung seiner temperamentvollen Rede zu Anfang star. beeinträchtigte. Er sprach über die Re gierungsbildung und dann verteidigte er sich gegen die Angriffe gegen" seine politische Tätigkeit als Reichs schatzsekretär und zerpflückte als erfahrener Finanz fachmann da§ Erzbergersche Steuerprogramm wie auch Wirths Finanzrede. Zum Schluß mußte der Präsident die ganze Fraktion der Unabhängigen zur Ordnung rufen. Erst allmählich trat Ruhe ein. Gegen Helfferich wandte sich erregt Neichsfinanz- miuister Tr. Wirth und goß damit nur Lei ins Feuer der Erregung. Helfferich werfe 24 Stunden vor der Abreise nach SPaa die Fackel der Zwietracht ins Haus. Ungeheuerer Lärm rechts und andauernde Unruhe. Er legte sich sehr scharf gegen die gesamte Rechte ins Zeug und vergaß dabei ganz, daß er An gehörige dieser Rechten als MinisterkoNegen hat. Tas gab ihm anch dann der Abg. Becker-Hessen (D. Vp.) durch die Blume zu verstehen. Er schlug ruhige, sachliche Töne an u^d mahnte zur Einigkeit, die besonders jetzt angesichts Spaa nötig sei. Tic Er regung ebbte ab, sodaß Abg. Frau Zetkin (Komm.), eine alte Lame, die sehr ruhig sprach, ihre kommu nistischen Ideen vortragen konnte, ohne daß es weiter zu Lärm kam. Endlich neigte sich die Sitzung ihrem Ende zu. Vor der Abstimmung ergriff noch einmal Reichskanzler Fehrenbach das Wort, um um das Vertrauen des Hauses zu bitten. Tas Haus möge den sachlichen Ton der ersten Tage beibehatten, die Parteien außerhalb der Koalition möchten in der nächsten Zeit ein gewisses Maß in ihrer Kritik hallen- Man möge den Vertretern in Spaa nicht ihr Amt durch leidenschaftliche Kämpfe im Innern erschweren. Er habe begründete Hoffnung, daß man in Spaa eine Grundlage für gemeinsam» Verhandlungen finden werde. Toch eine Grenze bilde unsere Lei st u ngsfähigkeit. Ueber sie hinaus etwas anznnchmen oder zu unterschreiben, sei un- mögli ch. Tann folgte die Abstimmung. Ablehnung des Mißtrauensvotum». — Annahme des Vertrauensvotums. Tas von den Unabhängigen beantragte Miß trauensvotum wurde mit 313 gegen ^Stim men der U. Soz. abgelehnt. Zentrum, Deutsche Volkspartei, Demokraten und Bäuerische Volkspartei brachten folgenden Antrag ein: „Der Reichstag hat die Erklärungen der ReichS- regierung vom 28. Juni 1920 zur Kenntnis ge nommen. Er erwartet von der Regierung, daß sie diesen Erklärungen entsprechend die Politik des Reiches, insbesondere auch bei den bevorstehenden Verhandlungen in Spaa, führen wird." Ein Deutschnationaler Antrag will den 2. Absatz noch mehr verallgemeinern, er wurde gegen die Teutsch nationalen abg e lehnt. Darauf wurde der Antrag der ReaterunqSPar- teken mit 253 Stimmen der Deutschen Polkspartei, der Bayerischen Dolkspartei, des Zentrums, der Demo kraten und der Sozialdemokraten gegen 62 Stimmen der Unabhängigen und bei 54 Stimmenthaltungen der Tentschnationalen angenommen. K Am Aoriaae von Spaa. Eräffnung der Brüsseler Vorbesprechung. Tie interalliierte Konferenz hielt Freitag vormit tag unter dem Vorsitz des belgischen Ministerpräsidenten de la Croix ihre erste Sitzung ab. Anwesend waren d e Delegierten von England, Frankreich, Italien, Japan und Belgien. Marschall Foch und die anderen militäri schen Sachverständigen unterrichteten die Konferenz von dem gegenwärtigen Stand der Entwaffnung Deutsch lands. Tie Heeres-, Marine- und Luftsachverstündigen wurden angewiesen, ein endgültiges Verzeichnis der auf die Entwaffnung bezüglichen Artikel der Verträge aufzusetzen, die noch nicht ausgeführt sind. Die Konfe renz prüfte darauf eine Note des Wicdergutmachungs- au-Zschusses betreffend die Kohlenliefernng durch Deutsch land. Am Freitag nachmittag wurde dann die Vorbespre chung erledigt. Sonnabend sollte sitzungsfrei sein, Sonntag reisen die Delegierten von Brüssel nach Span ab. Man rechnet mit einer Tauer von 12 bi« 15 Tagen für die Konferenz. Tie Teilnehmer an der Konferenz. Don deutscher Seite werden an der Konferenz von Spca teilnehmen: Ter Reichskanzler Fehren bach mit Staatssekretär Albert, Reichsminister des Aus wärtigen Tr. Simons, Reichsfinanzminister Tr. Wirth, Neichswirtschaftsminister Dr. Scholz, Reichs ernährungsminister Tr. Hermes, Leiter des Wieder aufbauministeriums Staatssekretär Dr. Müller, ferne» vom Auswärtigen Amt Ministerialdirektor v. Simson, die Geheimräte v. Keller und v. Lohnepsen, Leqa- tionsrat Fuehr von der Preffeabteilung, vom Reichsfi» nanzministerium Staatssekretär Schröder und Ministe-i rialdirektor Beusch, von der KriegslastenkommissioW Staatssekretär Bergmann, von den wirtschaftlichen Res sorts die Geheimräte Le Snire, Merz, Nuppel, Staats rat v. Meinel und Geheimrat Fellinger, vom ReichK- wehrministerium die Majore Michelis, v. Bötticher uM