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Nummer 6 27. Jahrgang Srjchetnt «mal wScheiiUich «il den illuslrierten GraN»d«tlage„ ,D>« well' und .Für unlere Nein«» Leut«', sowie de» Leit- beilage» .St. Beiino-BIall', .llnlerhallung und Wissen'. .Di» Weil der Frau', .«erztlicher Ratgeber', »Da» gute Buch". .Filmruiidschau'. Monatlicher Bezugbpret» 3.- MI. einschk. Bestellgeld. Einzelnummer l« Soimtagnummer Gv 4» Hauptschrlstleller: Dr. <S. TeSczyk. Dresden. SüchMe Sonntag, den 8. Januar 1928 lverla«»«»»» »»»«den Anzeigenpreis«! Di« Igespalten« Petitzetie SU ^.Fanitlien- an,eigen und Stellengesuche EU 4. Die Peiilrellamezeil«. 8» Millimeter breit. 1 ^ Off-rtengebiihc »»4 Im Fall« höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung aus Lieferung sowie Erfüllung v. Anzeigen-Aufträgen u. Leistung v. Schadenersatz. Geschäftlicher Teil: Artur Lenz. Dresden. oolksseuunv «eschäfttzstelle, Druck«.Verlag: Germania. A.-G, sür «erlag und Dnickeret. Filiale Dresden. Dretden-A.1. «olterllratzeN. gemrusilioi». Boltschecklonio Dresden rioz. Bankkonto: Gtadtdauk Dresden Rr. «N1S Für chrisNiche Politik und Kultur Schule und Veranltvokluug Von Prof. Hermann Platz, Bonn. ' Der weltanschaulich geschlossenen Schule ^ehört unsere Liebe. Sie ist in sich eins. Sie bringt nor malerweise in ihrem geschloffenen Bezirk echte, wür fe l st a r k e Menschen hervor. Sie hat deshalb die Z u - kunft für sich, die nur aus der Kraft verwurzelter Men schen leben kann. Sie scheint so in stark entfalteter Enge nur dem kleinsten Kreise zu leven. Und doch dient sie ge rade so am besten auch dem Ganzen, indem sie dieses ihr .'.rk gewordenes Sein Pflicht- und sinngemäß in die Weite Ser Volks- und Völkergemeinschaft hineinstellt. Sie ist in sich eins. Sie stellt eine in sich gle ch lasse ne Erziehungsgemeinschaft dar, in >er Erzieher und Zöglinge, aus der lebendigen Pfarrei iierauswachsend, in der aufgeschlossenen Anerkennung von allem Natürlichen und Uebernatürlichen sich finden. Die einigende und totalisierende Wirklichkeit Gottes waltet stets über allein und ergänzt manche Unzulänglichkeit im einzel nen. Die nicht geschlossene Schule ruht zutkefst auf einem iebenssremden Individualismus: Die Kindcsseele ist un verletzlich, so meint man. Sie darf nicht in eine bestimmte Richtung gedrängt werden. Sie mutz suchen, schwanken, irren und in jedem Augenblick vollste Selbstentscheidungs- niacht haben. Dieses Dogma von den« unbedingten Recht des Kindes ruf innere Freiheit ist aber, geschichtlich gesehen, nichts rüderes als der Ausdruck des Emanzipationsdranges ge- viffer Bevölkerungsschichten, die in diefer Forderung eine yebelkraft gefunden zu haben glauben, die alten Eemein- chafte», denen sie aus irgendeinem Grunde nicht mehr an- zehören wollen, zu zersetzen und ihre eigene neue Kultur- uird Menschenaufsaffung an die Stelle zu setzen. Eine auf diesem Dogma ruhende Schule ist in sich uneins, weil sie zwar die Unantastbarkeit des Kindes theoretisch und programmatisch yinstellt, in der Praxis aber doch nicht anders kann, als die diesem Dogma entsprechenden Normen les Eehenlaffens aufzugeben, wenn sie wirklich erziehen vill. Je echter und ursprünglicher der Er ziehungswille des Lehrers ist, desto schwerer wird er vor der künstlichen Sperre haltmachen, die ihn von dem tief ten Selbst des Kindes trennen und auf Aeutzerlichkeiten be schränken möchte. Dazu kommt, das; diese Enthaltsamkeit )es Erziehers durch die geistespolitische Lage, der sein Schultyp erwachsen ist, und durch die im Kampfe aufgewir belten Leidenschaften leicht getrieben wird, das Kind doch wieder als Objekt weltanschaulich neuer Erziehung anzu sehen und in ihm die schimmernde Morgenröte vorweg zu nehmen. Kurz der Widerspruch zwischen einer er fundenen Kampfdoktrin und einer unausweichlichen Er ziehungspraxis liegt im Wesen der nicht weltanschaulich einheitlich zusammengesetzten und einheitlich erziehenden Schule. Es ist klar, daß die geschlossene Schule immer auch die einheitlicheren verwachseneren Menschen heranbilden wird, wenn sie wirklich Erziehungsschule ist und die ihr innewohnenden Vorzüge entfaltet. Datz "ie das in unserer Zeit weithin nicht getan hat liegt in ihrem Wesen, sondern an der ungeheuren Pe^ol'n«-- aierung aller Siedlungs- und Lebensverhältniffs, aller Denk- und Fühlweisen. (Hat etwa die Laienschule in Frankreich (seit 1880) bessere Erziehungsergebnisse?) Wenn einmal der Gärungsprozeß zu größerer Ruhe gekommen ist, wenn einmal alle Schulen auf die neuen Verhältnisse ein- zestellt sein werden, wenn einmal die rechten Methoden sür siese katastrophische Zeit gefunden sein werden, dann wird im Wettbewerb mit andereg Schulen gerade auch die welt anschaulich geschloffene zeigen, wie tief sie das Seelisch- Geistige im Menschen fassen und das Tüchtige aus ihm herauszulocken vermag. Die uralte Erziehungsweisheit der Kirche wird ihr helfen, inmitten der Zersetzung der Individualität und Eeistessubstanzen wieder Menschen von kerniger Ganzheit und Widerstandsfähigkeit zu erziehen, die wir so bitter nötig haben. Mögen andere Schulen dann aus ihrer stärkeren Wiffenspflege heraus mehr Willens- und Leistungs menschen Hervorbringen, uns kann niemand das Bewußt sein rauben, daß aus der religiös gesättigten und einheitlich stilisierten Schul-Atmo- sphäre, die unser Ideal ist. gewachsene Menschen hervorgehen, die für das Gedeihen der Gesamtheit mindestens ebenso nötig sind, wie die anderen, die ibr Denken und Fühlen noch bilden wollen an Keuler Die Welt (Illustrierte Wochenbeilage) Das gute Buch Die Welt der Frau Turnen. Sport und Spiel Filmrundschau Entschiedene Stellungnahme -er Katholiken Kanadas Die Zeitungen des amerikanischen Kontinents sind gegen wärtig besonders eifrig in der Wiedergabe sentimentaler Schilderungen der Ankunft des Obersten Lindbergh in der Hauptstadt Mexikos. Wie der Präsident der mexikanischen Republik der verspäteten Ankunft des Piloten des „Spirit of St. Louis" entgegcnharrt, von Minute zu Minute erregter wird, jede Nahrungsaufnahme verweigert, bis sich dann alles in Rührung und Jubel auflöst und der Amerikaner und der Mexikaner sich in den Armen liegen — das alles ist mit so leb haften Farben gemalt, daß eigentlich kein Auge tränenleer bleiben sollte. Das unschuldsvoll-kindlich« Herz des Präsidenten der Mexikaner erscheint dagegen in einer weniger freundlichen Beleuchtung in einem offenen Brief, den der katholische Bischof M. F. Fallon von London in der kanadi schen Provinz Ontario an den Premierminister der kanadischen Dominion. Mr. MacKenzie King, gerichtet hat. Es handelt sich dabei um folgende Angelegenheit: Der Präsident der kanadischen National-Eisenbahnen (Tanadian National Railways), die Eigentum der kanadischen Regierung sind, hat der mexikanischen Regierung einen offiziellen Besuch abgestattet, um eine Aussprache über verschiedene Verkehrs- und Wirtschaftsprobleme herbeizuführon. Dieser Vorfall veranlaßt« Bischof Fallon zu folgendem Schreiben, in dem es nach heftigen Ausfällen gegen die mexikanische Regierung heißt: „Ich schreibe als Kanadier und frage Sie vor aller Oeffentlichkeit, warum Sie solcherart die Ehre Kanadas besudelt haben und warum Sie mein Heimatland in diese beispiellos entwürdigende, unsaubere und unentschuldbare Situation gebracht haben. Wenn ich so frage, so verletze ich damit kein Gebot der Wahrheit oder des Anstandes. Ich muß aber Ihre Aufmerksamkeit, Herr Minister, noch auf einen anderen Punkt hinlenken. Die Katholiken machen nahezu 40 Pro z. der kanadischen Bevölkerung aus, und etwa im gleichen Umfange sind sie Miteigentümer der kanadischen National-Dahne». Mit ihren andersgläubigen Mit bürgern zusammen bezahlen sie die Gehälter des Sir Henry Thornton und der Ingenieure, die ihn nach Mexiko begleitet haben. Ich habe nun das volle Recht, von Ihnen Ausklärung darüber zu verlangen, durch welchen geheimen und mächtigen Einfluß Sie genötigt worden sind, einen Teil des Steuerertrages der kanadischen Katholiken zur Unter stützung der infamsten Regierung der Welt zu verwenden?" Der Kirchenfürst zitiert dann zur Erhärtung seiner Ausführungen die päpstlichen Verlautbarungen zur mexikanischen Christen verfolgung und schließt mit folgenden Worten: „Als Kanadier, der eifersüchtig über der Ehre seines Landes wacht, und als katholischer Bischof, der die seinen Glaubensbrüdern in Kanada wie in Mexiko angetane Schmach mitempfindet, protestiere ich mit aller mir verfügbaren Energie dagegen, daß Sie öffentliche Beamte dieses Landes einer Regierung zur Verfügung stellen, die vom Vater der Christenheit mit den oben zitierten Prädika ten gebrandmarkt worden ist." Diese deutliche und offene Sprache des katholischen Bischofs hat ihren Eindruck nicht verfehlt. Zunächst meldete sich der an gegriffene Premier mini st er King zum Wort und führt« aus, daß Sir Henry Thornton eine Einladung der mexikanischen Regierung empfangen habe, und daß seine Annahme seine per sönliche Angelegenheit sei und die kanadische Regierung nicht direkter angehe, als der Besuch Lindberghs in Mexiko die Regie rung der Bereinigten Staaten. Die Regierung habe infolge dessen Sir Henrys Besuch in Mexiko nichts in den Weg gelegt. Die allgemeine Haltung der kanadischen Regierung gegenüber Mexiko sei diejenige des guten Millens, und damit sei auch das treibende Motiv für die Reise Sir Henrys gekennzeichnet. Eine zweite Antwort aus den offenen Brief des Bischofs Fallon erfolgte aus dem Munde des mexikanischen Konsuls in Toronto in der Provinz Onkario, L. Medina Barron. Diese Auslassung ergeht sich unter dem Anschein der Objektivität in Schmähuilgen der katholischen Kirche und ihres Oberhauptes und hat sofort den katholischen Abgeordneten Marcil aus der Provinz Quebec zu einer Replik auf den Plan gerufen. In dieser fordert er die kanadische Regierung auf, öffentlich zu bekunden, daß sie mit dem Kulturkampf in Mexiko nicht sym pathisiert. Er sagt, Kanada müsse die Bande mit Mexiko zer schneiden, solange dort die gegenwärtige Politik verfolgt wird. Der Abgeordnete fährt fort: „Bildet sich denn der Agent der mexikanischen Regierung ein, daß den Hunderten von Millionen Katholiken des Erdkreises das Zeugnis Seiner Heiligkeit des Papstes, der mexikanischen Hierarchie und der ganzen zivilisierten Welt nicht Beweis genug ist? Aber es ist notwendig, die Ver- leumdungen im Hinblick auf Vergangenheit und Gegenwart einzeln zurückzuwcisen. Denn cs verhält sich doch in Wahrheit so, daß die römisch-katholischen Mexikaner, welche gegemvärtig die furchtbarste Verfolgung erdulden, nichts weiter verlangen. als Freiheit für ihr« Art des Betens und de s E 0 t t e sd i e n st e s. Was in Mexiko sich ab spielt, ist die größte Schmach unseres Zeitalters. Unsere Zeit macht es zu-m Gebot, alle Glaubensbekenntnisse und religiösen Ueberzeugungen zu achten. Als liberaler Politiker und als Ka- tholik bin ich bereit und entschlossen, diesen Grundsatz mit all meiner Kraft hochzuhalten und zu verteidigen, und ich habe dabei die überwältigende Mehrheit des kanadischen Volkes bintcr mir." Das liberale Mitglied des kanadischen Unterimuses. Charles Marcil, hat Berichten aus Ottawa zufolge dem kanadischen Par lament eine Vorlage unterbreitet, die gegen die Aeußerungen des mexikanischen Generalkonsuls in Montreal gegen die katho lisch Kirche und ihre Anhänger protestiert. Das Parlament wird ersucht, von der mexikanischen Regierung die Rückberufung des Generalkonsuls zu verlangen und gleichzeitig jede Verbin dung mit Mexiko zu unterbrechen, solange dessen Politik der Be schuldigungen der Katholiken nicht aushört und die volle religiöse Freiheit in Mexiko nicht wieder- kergestellt ist. den uralten Gesetzen, in denen die Kirche den Fortschritt von Naturgebundenheit zur Freiheit der Kinder Gottes so weise gefaßt hat, Menschen, für die die abendländische Land schaft sich nicht umsonst mit unendlichen Sinnbildern einer höheren Bestimmung des Menschen angefiillt hat. Wir aber, die wir noch lebendig stehen in dieser Tra dition, die wir genährt sind von ihr, sind heute mehr denn je überzeugt, daß gerade Deutschland in Zukunft den star - ken christlichen Einschlag, den nur geschlossene Lrziehungsgemeinschaften zur Verfügung stellen, nicht wird entbehren können. Jedes Sein muß in sich beharren, wenn es weiter existieren will. Wir können weder Asiate noch Amerikaner werden. Wir wurzeln in Gott und im Geist. Nur Schulen, die in Gott und im Geist wurzeln, und Lehrer, die auch Hüter und lebendige Dar steller dieser erprobten Weisheit sind, und nicht in indi vidualistischen Versuchen ihre beste Kraft zu vergeuden brauchen, werden inmitten der grundlegend veränderten Zeit dem alten Menschenideal treubleiben können. Nie mand wird uns überzeugen, daß solche Schulen jedem neuen, tastenden, wenn auch noch so gut gemeinten Versuch gleichgestellt werden müssen. Freilich das eine ist schwer einzusehen, gerade in unse ren Reihen: die Zeiten haben sick grundlegend geändert. Und so unabänderlich das Ideal der Geschlossenheit einer Erziehungs- und Schulgememschaft auch sein mag, wenig stens in den frühesten Jahren, wo das Kind noch ganz aus das umbeate Wachsen angewiesen ist. so. veränderlich ist die Umwett, tnnerharv der erzogen wird, so veränderlich sino die Methoden, die angewandt werden müssen, so veränder lich sind die Wege der Verteidigung und politischen Durch setzung des Ideals. Ich habe den Eindruck, daß vieles, wenn nicht das meiste, was heute in diesem Sinne gesagt wird, nicht mehr verfängt, nicht mehr warm macht, ja, daß viele, und auch gerade die Gebildeten nicht einmal recht hinhören, nicht als ob ihnen die Zukunft ihrer Kinder, die Zukunft der Kirche, die Zukunft des Vaterlandes gleichgültig wären. Es ist etwas anderes. Wenn ich recht sehe, spüren sie zwi schen ihrer eigenen weltanschaulichen Not und der hier in politischen Machtkämpfen und acl boo gehaltenen Verteidi gungsreden zum Ausdruck kommenden Not der Gemein schaft keine organische Verbindung. Sie ahnen, daß das Räderwerk da irgendwo nicht ineinandergreift, daß Leer lauf ist. Sie wollen nicht bloß mehr oder weniger geschickt Richtlinien und Gesetzentwürfe verteidigt wissen, sondern auch hier, gerade hier, wo es sich um Zukunft des Lebendigen handelt. Menschen am Werke sehen, die von der Drecklinie des Lebens Herkommen, nicht immer von der Höhe der Herrschaft und der. ach! so problematischen Gelehrsamkeit. Unten in den Talgründen sehen die Dinge vielfach ganz anders aus. Da geht nicht alles so fein sauber, lich auf. Da hat sich soviel gewandelt und geweitet in der Stellung zu Staat und Volksgemeinschaft, in dem Bedürf nis nach stärkerer Anteilnahme und rücksichtsloserer Aus sprache. Da sagt man sich so vieles, was vielleicht nicht nach oben drinat. teils weil die unten nicht waaen zu sprechen,