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Feierabend KllttthüitllLSS-KkilüSk der „Söchs. Bolkszeimnq" .N 48 onntkg den i. Dezember Aum neuen Kirchenjahre. Und wieder sank im Gzean der Zeiten Lin Jahr des Keils zum stillen Meeresgründe; Und wieder tönt ans gottgcweihtem Munde Die Mahnung uns, die Kerzen zu bereiten. Gar oft sah'n wir den Todesengel schreiten; ko mancher schied aus nnserm kiebesbunde. — Noch blutet manche tiefe kerzenswunde Aus heißem Kampf im wilden Lrdcnstreitcn. Doch Mnth! kinweg mit tatenlosen KlagenI Zu neuem kieg im großen Geislesringen I Lest klug erwägen und dann tapfer wagen! Treu unsrer Kirche nur! Dann wird's gelingen, Uns durch Gefahr und Not hindurchznschlagen Und uns des kcrzcns Frieden zu erzwingen. Bruno Slenzel. Tie Juwelen der Frau Dines. Kriminalroman von Clark Russell. 1. Fortsetzung (Nachdruck verboten- Die Lichter verbreiteten einen bellen Schein über den Punkt, wo, am Fuße der dunklen Landmasse, die Stadt liegt. In gemessenen Zwischenräumen ertönte durch die schweigende Nacht gleich dumpfem Donner die an der felsigen Küstenlinie zersclxlllende atlantische Brandung. An Bord der Bark, die, scksattengleich, ein paar Kabellängen vom „Kreuz des Südens" entfernt vor Anker lag, sangen einige Matrosen. Hin und wieder schlugen die Riemen eines vorüberfabrenden Bootes Feuer aus dem Wasser, wie wenn von Stahl geschlagener Stein Funken hervorsprüht. Die See nxir so glatt, daß der Widerschein eines großen sclwnen Sternes über der Nock der Kreuzmarsraa gleich einer Silbermünze aus der blanken indigosarbenen Wasser fläche zu rulien schien. Man konnte beobachten, wie das Spiegelbild dieses Sternes sich guallcnartig ausdchnte und zusammenzog, wenn die geräuschlose Dünung darunter hin wegglitt. Major Stopford-Creake promenierte eine Zeitlang mit seiner Sckivester auf und ab. Tann verließ er sie und stieg auf das Quarterdeck hinab. Cr steckte sich eine Zigarre an und blieb rauchend in der Nische sieben, die durch die Kapi- tänskabine aus der einen Seite und die gegenüber liegen den Qnizierskammern gebildet wurde. Tie Saloulampen brannten bell', das Innere der Kajüte war leer. Auch das Quarterdeck war verlassen; nur auf der Back befand sich eine (Gesellschaft von ^wii'ckendeckern und Matrosen. In dem dunklen Scliatten bei der Kombine standen ein paar im Ge spräch begriffene L :le. Ein Mann kam das Deck entlang, aus den Salon zu. Als er in den Lichtkreis trat, der der offenstebenden Salon tür entströmte, erkannte ihn der Major als einen der Ste wards. „Ist der Kapitän zurückgekehrt?" fragte er. „Ich glaube nicht. Sir. Wenigstens habe ich ihn nick! gesehen." „Ich möchte ihn sprechen — sehen Sie nack, ob er in seiner Kajüte ist." „Wahrscheinlich nicht, Sir; seine Kajüte ist dunkel." Der Mann deutete auf die nach vorn gelegenen Fenster des Gemaches. „Klopfen Sie a» und überzeugen Sie sich." Der Mann tat cs und erhielt keine Antwort. „Probieren Sie die Türklinke!" Der Steward stutzte. „Die Türklinke sollen Sie probieren, sage ich Ihnen," wiederholte der Major in unterdrücktem Kommandoton. Der Mann gehorchte und rief: „Die Tür ist verschlossen. Sir." „Ah so!" Ter Major lvarf seine Zigarre über Bord und begab sich aus das Halbdeck. Als auf deni Vorderdeck des Schiffes vier Glas ge schlagen wurde, also um zehn Uhr, kam Kapitän Sparshot an Bord. Obgleich der Major zu derselben Zeit auf dem Halbdcck n>ar. sprach er ihn doch nicht an, was man eigent lich nach seinen vorherigen angelegentlichen Erkundigungen erwarten konnte. Auch später, als er mit Sparshot bis elf Ubr an einem der Calontiscbe saß und Whisky mit Sodawasser trank, berührte er mit keiner Silbe die An gelegenheit, die ihm noch vor einer Stunde so sehr wichtig erschienen war, daß er einen Unterstenxrrd beauftragte, die Türklinke der Kapitänskabine zu probieren. In aller Frühe des folgenden Morgens kam eine Quantität für Australien bestimmten Madeiraweins längs- seit. Mrs. Dines und einige andere Passagiere wünschten an Land zu gehen. Sparshot bedauerte, ihnen mitteilen zu müssen, daß dazu wohl keine Zeit sein werde. „Warum?" fragte Mrs. Dines. „Sie sagten doch, wir sollten hier zwei oder drei Tage liegen bleiben." „Alles war bei unserer Ankunft bereit." erklärte ihr der Kapitän. „Icb dockte die Sackxm an Land im Rückstände vorzufinden. Unsere lange Reise hat den Leuten aber Zeit genug gelassen, alles in Ordnung zu bringen. Tann konnte ich auch nickt auf dieses Prachtvolle Wetter rechnen. Vir hätten hier möglick>erwci'e acht Tage liegen können, bis uns Wind und See erlaubten, unsere Güter übcr- zunehmen." Cs dauerte indessen doch bis nach zwei Uhr nach mittags. ehe der Wein übergenommcn und verstaut war. Kaum aber war das lebte Faß an Bord, als auch schon die Pfeile des Bootsmanns ertönte. Einige Minuten darauf brüllten zuxmzig heilere Stimmen einen Matrosenckorus. begleitet von dem Geklapper des Ankerspills und dem knirschenden Geräusch der langsam durch die rostige Klüse bereinkommenden Kettenglieder. Cs war ein wundervoller Nachmittag; von Nordosten her nxchte eine frische Segelbrise. Das Wasser, von den Strahlen der hochstehenden Sonne beschienen, zitterte unter dem Einfluß des Windes, und der in weiter Ferne opal artig flimmernde Rand der Meeresoberfläche leuchtete, als ob der Himmel ein ungelieueres Prisma wäre, dessen reiches und wechselndes Farbenspiel von der See zurückgestrahlt würde. Dort hinten lag die Im'el Madeira in ihrer wunderbaren Schönheit, leuchteten die Häuter von Funchal in elfenbeinerner Weiße. Mrs. Dines und die anderen Herrsckiasten, die die Absicht gehabt lmtten, an Land zu gehen, blickten sehnsüchtig hinüber; da nxir jedoch weiter nichts zu macken. Alle waren auch begierig, nach Sydney zu kommen. Je kürzer also der Aufenthalt in Madeira, desto bester trotz der Enttäuschung, die die prompte Expe dition des Sckifses Mrs. Dine? und ihren Leidensgefährten ! bereitet hatte.