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Dresdner Journal : 02.08.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190108026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19010802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19010802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-08
- Tag 1901-08-02
-
Monat
1901-08
-
Jahr
1901
- Titel
- Dresdner Journal : 02.08.1901
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Dresdner Herau-gegebeu von der Königl. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.« Anschluß Nr. 1295. Erscheine» r Werktag» nach« « Uhr. Gebühren - Ermäßigung bet öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bi« mittag« 12 Uhr für dm nach» mittag« erfcheinend« Nummer. v««»g»»ret»: Beim Bezüge durch die Geschäftige« tuuerbuw Dreudnm 2,50 M (einlchl- Zutraguug), durch die un Deutschen Reicht » M. (ausschlirßllch Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Wird Zurücksendung der für di« Schriftleitung bestimmte», aber von dieser nicht ei» g cs orderten Beiträge bea» Mucht, so ist da« Postgeld beizufüge». >»kt»dtg»»g»gedühre»: Die Zeile kleiner Schrift der M 7 mal gespaltenen Anküadt» W . guagt-Seue oder deren Rau» »M W M 20 P, «ei Tabellen und ^I88l88 II >8 I ^5 M W I I U I W U U U W dakttonsftnch ^»gesandt) dm W178. Freitag, den 2. August nachmittags. 1901. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den nachgenannten Beamten der SlaatSeisen- bahnoerwaltung, und zwar den Oberschaffnern Arnold, Engelmann, Fickel, März und Schindler in Dresden, sowie Graichen in Leipzig das AlbrechtSkreuz und dem Weichenwärter II. Kl. Jonaball in Dresden das Allgemeine Ehren zeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Kommerzienrath Collen- vusch in Dresden den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen ver liehenen Kronenorden 3. Klasse annehme und trage. Hruenuungeo, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. I« Geschäftsbereiche«^ Ministeriums der Finanzen. Bei berPoft-Berwaltung sind ernannt worden: Daehr, zeither Ober-Postdirektwnssekretär, al« Postdirektor in Limbach (Sachsen); Hartung, zeither Poftsekretär, al« Ober-Post- direktionSsekretär in Dresden. I« Geschäftsbereiche des Ministeriums des Innern. An gestellt: Oberst z. D. Schaff al» Grenzpolizeikommissar in Bodenbach. Im Geschäftsbereiche des Mtntstertam« de» Kult»« and öffentliche« Unterricht«. Zu besetzen: eine ständige Lrhrcrstelle a. d. Schule zu Brand iS Koll.: die oberste Schulbehörde. Einkommen außer 250 M. WohnungSgeld für einen verheirateten u. 150 M. für einen unverheirateten Lehrer AnsangSgehalt 1200 M, vom 27. Lebensjahre ab 1350 M., hierauf dreimal nach je S Jahren steigend um je 150 M., dann viermal nach je 4 Jahren um je 120 M. (vom 56. Lebensjahre ab 2400 M). Gesuche mit den er forderlichen Beilagen sind bis 20 August an den K. Bezirks schulinspektor vr. Michel in Grimma zu richten. nichtamtlicher Teil. Die Zukunft Schautuugs. Der Reisende vr. Georg Wegener veröffentlicht im Augustheft der „Preußischen Jahrbücher" eine Studie über die Zukunft des großen deutschen Unternehmens in China. Au« seinen Ausführungen sei folgende« hervor gehoben: „Ich habe die Zuversicht teilen gelernt, die dort (in Tsingtau) die maßgebenden Kreise beherrscht. E« ist ein prächtiger, jugendkräftiger Optimismus, der in der großartigen Anlage von Tsingtau uns entgegen tritt. Ich habe vorher schon zahlreiche englische Kolonien gesehen, die mich mit Bewunderung erfüllten: Ceylon, Britisch-Indien, Neu-Seeland, Australien, Hongkong; hier fand ich nun mit Stolz auf deutschem Gebiet ganz denselben großzügigen, kraftvollen Wagemut, mit dem der Engländer an» Werk zu gehen pflegt, und der schon an sich eine wesentliche Bedingung für den Erfolg ist. Denn ohne Vertrauen, ohne Einsatz giebt es ja keinen Gewinn Aber dieser Optimismus ist auch verstandes gemäß begründet Nach allen Studien über die Provinz Schantung, nach der Gesamtanschauung von der Zukunft de« Ostens, soweit ich sie durch meine Reisen in China gewonnen habe, bin ich überzeugt, daß der Besitz des geeignetsten Hafens an der Küste von Schantung, ja der chinesischen Küste nördlich vom Dangtse-Delta überhaupt, unserer Kolonie eine bedeutende Entwickelung sichern muß. Heute ist die Reede von Tsingtau da« noch nicht, wohl aber, wenn der mächtige Molenbau gegen die Nordweststürme in der Kiautschoubucht fertig sein wird, den man dort der Vollendung entgegengehen sieht Ge wiß, Tsingtau wird nicht mit Hongkong oder Schanghai rivalisieren können, allein auch weniger kann schon recht viel sein. Alles kommt dabei allerdings auf eine ziel- bewußte Ausbildung der Beziehungen Tsingtau» zu seinem Hinterlande an, und diese wiederum ist ganz und gar an eine Bedingung geknüpft: an die Schaffung von Eisenbahnen Ehe solche nicht in beträchtlicher Aus dehnung hergeftellt sind, kann ein nennenswerter Auf schwung von Tsingtau nicht erwartet werden Da aber gegenwärtig anscheinend die kriegerischen Bewegungen in China zu Ende gehen und eine friedlichere Periode be vorsteht, in der die Machtentfaltung der fremden Groß mächte noch eindrucksvoll nachwirkt, so sind auch für den Fortgang unserer Bahnkanten in Schantung die Aus sichten günstig. Was sich an Export- und SelbstoerbrauchSartikeln der Provinz auf den Landwegen entlang bewegt, sind vor allem Seide, Baumwolle, Gerste, Weizen von be sonders guter Beschaffenheit, und verschiedene Arten von Oelen. Diese letzteren bilden einen Hauptartikel de« Lande«; fast die ganze Gegend ist bei der zweiten und dritten Ernte mit Oelfrüchten, besonders auch Bohnen, bestanden, die die feinsten Speiseöle und andere Sorten bis zum Schmieröl hinab erzeugen. Weiterhin in Be tracht kommen Kuhhäute, Schaf- und Ziegenfelle nebst den von Norden herabkommenden feinen Pelzen, Talg (ebenfalls ein großer Artikel), Chinagras, d. h. ein chi nesischer Hanf, der neuerdings sich für feinere Möbel- und Kleiderstoffe sehr wertvoll erwiesen hat Noch um fangreicher ist der Handel mit Strohgeflechten, der allein ein Drittel der ganzen Ausfuhr von Tschifu be trägt. Fernerhin Kohlen, Brennholz, Töpferwaren, Farben, Tabak und die in China eine große Rolle spielenden Medizinkräuter, von denen außerordentliche Mengen nach Süden gehen; an Obst besonder« Nüsse, Trauben, Aepfel, Birnen und Pfirsiche. Endlich lebende Rindvieh- und Schafherden und in großem Umfange ge räucherte« Schweinefleisch. An Importen von der See oder anderen Provinzen sind zu nennen: Baumwollen - Garne und -Stoffe, chinesisches Papier, europäische Jndustrieartikel, wie Schirme, Uhren, Lampen rc. Einen Hauptgegenstand bildet neuerdings da« Petroleum Dazu kommen Eisen- waren, Blei u. a. m. Ueber all diese Güterbewegungen sind sorfältige Erhebungen gemacht worden, die zu der Annahme berechtigen, daß schon der gegenwärtig be- stehende Verkehr der Eisenbahn lohnende Thätigkeit sichern wird. Bekannt ist ja aber die Steigerung de«, selben, die in entwickelungsfähigen Gegenden jeder Bahnbau mit sich bringt Erwartet werden darf eine solche Steigerung hier einmal dadurch, daß solche Güter, die bei dem bisherigen Verkehrsbetriebe zu weit vom Meere entfernt gewonnen werden, um noch überseeische Artikel bilden zu können, und nicht hochwertig genug sind, um einen kostspieligen Transport noch zu ertragen, nunmehr die See erreichen werden Weizen z. B. oder Kohle können mit den gegenwärtigen Mitteln nur wenige Meilen über Land befördert werden, weiterhin steigen sie zu hoch im Preise, um noch konkurrenzfähig zu bleiben Die Kohle von WeihfiLn kostet in Kaumi (85 km) bereits die Tonne 41 M Karren-TranSport. Sie ist drei Tagereisen von ihrem Gewinnungsorte be reits so teuer, daß die kostspielige Holzkohle dort billiger ist. Mit der Bahn dagegen erwartet man Kohle so billig nach Tsingtau liefern zu können, daß sie dort die Konkurrenz mit der japanischen und der nordchinesischen Kaiping-Kohle aufnehmen kann Auf diese Weise wird sich der Wunsch, am Handel teil zunehmen, aber auch rechts und links von der Straße in Gebiete sortpflanzen, die bisher nie daran gedacht haben Durch eine Bahn von Tfinanfu über Tientsin nach Peking würde eine Verkehrsader ersten Range» ge schaffen werden, die naturgemäß in Tsingtau in den Weltverkehr einmündet In der kalten Jahreszeit, wo die Reede von Taku durch Ei» geschloffen und die ge- samte Schiffahrt im Gelben Meere sehr schwierig ist, würde sie sogar die gegebene Zugangsstraße nach Pet- schilt sein Eine zweite Erweiterung würde, wie schon v Richthosen mit großem Nachdruck betont, nach Westen führen müssen, um die von diesem Forscher entdeckten Kohlenfelder der Provinz Schansi, die großartigsten Lagerstätten der Erde, für deren Ausbeutung bereits eine englisch-italienische Gesellschaft konzessioniert worden ist, zu erreichen und den künftigen Strom des kost baren Material», wenigsten» teilweise, nach Tsingtau zu leiten " Ter Krieg in Südafrika. Ter Brüsseler Berichterstatter de» „Standard" meldet, er höre aus bester Quelle, daß die Königin Wilhelmina jüngst geneigt gewesen sei, durch eine hochgestellte Persönlichkeit die Einstellung der Feind seligkeiten in Südafrika vorzuschlagen, wenn Krüger einwilligen würde, die Autonomie unter Englands Oberhoheit anzunehmen und den Anspruch auf Un abhängigkeit, der von der holländischen Regierung jetzt als undurchführbar erachtet werde, aufzugeben. Als Krüger von der Absicht der Königin verständigt worden sei, dabe er indessen jede Intervention ab gelehnt, die den Burenstaaten nicht völlige Unabhängigkeit gewährenwürde,unddaSBeispielWashingtonsangeführt, der unter ungünstigeren Verhältnissen als die Buren viele Jahre für die amerikanische Unabhängigkeit ge kämpft und schließlich seinen Zweck erreicht habe. Krüger scheine sich fortgesetzt an die Hoffnung zu klammern, daß internationale Verwicklungen den Burenrepubliken schließlich Hilfe bringen dürsten. Die Lage in der Kapkolonie schildert ein Korre spondent der „Daily Mail" in einem längeren Be richt als für England sehr ungünstig. Er sagt, der letzte Schuß in diesem Kriege werde vielleicht im Angesicht der See abgefeuert werden, und eS sei wahrschein lich, daß noch lange, nachdem die wirklich Krieg führenden die Waffen niedergelegt hätten, Rauben und Plündern in der Kapkolonie herrschen werde. Der letzte Einfall der Buren habe die Anzahl der Aufständischen stark anschwellen lassen. In manchen Gegenden seien über 200 Leute zu den Kommandos gestoßen, deren Stärke dadurch sehr zugenommen habe. Die Aufständigen vermieden aber, am Kampfe teilzunehmen, sie begnügten sich damit, zu plündern, und zeigten den Buren die Plätze, wo Vorräte zu holen seien, da die englischen Truppen durch Garnison dienste beschäftigt wären. EL herrsche eine allgemeine Unsicherheit in der ganzen Kolonie. Endlich liegt nachstehender Bericht aus London vor: Lord Kitchener telegraphiert unter dem gestrigen Tage Pretoria: Am 28. Juli verfolgten eine OssizierS- patrouille von 2o Mann Deomanry und einige ein geborene Schützen zwei von wenigen Buren geführte Karren bis zu einer Entfernung von etwa 15 Meilen von der Eisenbahn am Doorn-River im Oranje-Staate. Dann wurden sie von etwa 200 Buren abgeschnitten. Nachdem sie sich längere Zeit in einem kleinen Gebäude verteidigt hatten, ergaben sie sich, als die Munition erschöpft und drei Ueomen verwundet waren Nach der Uebergabe ließen die Buren die eingeborenen Schützen die Hände hochheben und schossen sie nieder. Ebenso wurde ein verwundeter Keoman erschossen. Die übrigen sind sreigelassen worden. Als Grund für die Erschießung des Ncoman gaben die Buren an, sie hätten ihn für einen Mann auS der Kap kolonie gehalten. ES soll eine Untersuchung angestellt und die Eidesleistung von den bei dem Morde zugegen gewesenen Mannschaften verlangt werden. — General French be richtet. er habe von Kruitzinger einen Brief erhalten, in dem dieser seine Absicht auSipricht, alle in seine Hände fallenden in britischen Diensten befindlichen Ein geborenen zu erschießen, gleitviel ob sie bewaffnet oder unbewaffnet seien Es seien in letzter Zeit überhaupt viele Fälle vorgekommen, in denen Eingeborene aus der Kap kolonie erschossen worden seien. Die Vorgänge in China. Zur Rückkehr des Feldmarschalls Grafen Walder- fee aus China äußerst sich die „Pekinger Deutsche Zeitung" in einem jetzt vorliegenden Artikel wie folgt: Mit der Abreise de» Feldmarschalls hat für uns Deutsche eine wichtige Epoche ihren Abschluß gefunden. Wir, die jüngste Kolonialmacht, haben im ersten größeren überseeischen Kriege in der Person des Grafen Waldeisee an der Spitze der Truppen sämtlicher verbündeten Mächte gestanden; wir, die wir vor zwanzig Jahren noch keine überseeische Be sitzung unser eigen nannten! Großes ist in den letzten zwei Jahrzehnten vom deutschen Volke ge leistet worden, und die deutlichste Anerkennung unserer Leistungen durch die gesamte zivilisierte Welt war die Ernennung eines deutschen Generals zum Oberbefehlshaber der Truppen hier in China — 15000 Meilen von der Heimat entfernt. Von diesem Standpunkte aus sollen wir die ganzen Vorgänge hier betrachten; Deutschlands Einfluß und deutsche Interessen sind ins Riesengroße gewachsen, der ferne Osten hat gesehen, daß eS außer den Kolonial mächten Frankreich, England und Rußland noch andere giebt, die eine gewichtige Stimme im Rate der Völker abzugeben haben. Die Tausende aber, die nun auch bald nach der Heimat zurückkehren, werden durch ihre Erzählungen einen noch größeren Unternehmungsgeist in unserem Volke erwecken, eS anspornen, unseren Vettern jenseits deS Kanals, was koloniale Entwickelung anbelangt, eS gleichzuthun. Wir Deutschen sind von Herzen demjenigen dankbar, der unser deutsches Vaterland hier in China zu seiner Ehre vertreten hat; aber auch die übrigen Völker bringen dem Feldmarschall ihre größte Verehrung und Dankbarkeit entgegen und bezeugen damit, welche großen Verdienste der Oberbefehlshaber auch der internationalen Sache geleistet hat. Bezüglich der Vereinbarungen über die chinesische Entschädigung verlautet nach einer auS London zu gehenden Meldung, daß für den Dienst der Ent- schädigungsbonds vorläufig diejenigen Einnahmen Chinas bestimmt werden sollen, über deren Zuweisung für diesen Zweck unter den Mächten Einhelligkeit bestehe. Sollten sich die betreffenden Erträgnisse al- ungenügend erweisen, dann würden die Kabinette in neue Verhandlungen über die zu schaffenden Ergänz ungen eintreten. Außerdem ist folgende Meldung zu wiederholen: (Meldung des „Reuterschen Bureau»".) In Tanton wurde ein heftiger, gegen dre Fremden gerichteter Auf ruf der Boxer angeschlagen, der gegen die Einführung der HauSsteuer Einspruch erhebt, die infolge der an die fremden Mächte zu zahlenden Entschädigung notwendig ge worden ist In dem Maueranschlage heißt eS, wenn die chinesische Regierung den Forderungen der Mächte nachgeben und die Steuer eintreiben werde, sei der AuSbruch eine« großen Aufstandes sicher. Tagesgeschichtr. re«tsche, «etch. Berlin. Von der Nordlandreise Sr. Majestät de« Kaisers wird au« Bergen gemeldet: Se. Majestät haben gestern früh Molde verlaffen und sind an Bord der „Hohenzollern" gestern abend hier eingetroffen — Der Kaiser!. Botschafter in Pari», Wirk! Geh Rat Fürst v. Radolin hat einen ihm bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit wirkt der Erste Sekretär der Kaiser!. Botschaft, Gesandte v. Schloezer als Geschäftsträger. — Der Kaiser!. Botschafter in Rom, General- Adjutant und General der Kavallerie Graf v. Wedel, hat einen ihm bewilligten Urlaub angetreten Während seiner Abwesenheit führt der Erste Sekretär der Kaiser!. Botschaft, Legationsrat v. Jagow die Geschäfte der Gesandtschaft — Der Kaiser!. Botschafterin Washington, Wirk!. Geh. Nat vr. v. Hollebet», hat einen ihm bewilligten Urlaub angetreten Während derAbwesenheit de»BotschafterS Kunst und Wissenschaft. Nefidenztheater. — Am 1. d. Mts: „Onkel Toni", eine Komödie in vier Aufzügen von C. Karl- Wei». (Zum ersten Male) Es ist an sich mißlich, mitten im Hochsommer die Teilnahme eines großen Publikum» auf ein neues Stück sammeln zu wollen, und wenn die« Stück vollend« etwas schwerfälliger, schleppender Natur ist und an schwülem Abend vor einigen Zuschauern zum ersten Male gespielt wird, so erqiebt sich ein wenig befriedigender Eindruck, der jedenfalls der frischen Wirkung, die andere Stücke de« talentvollen Verfasser« („Der kleine Mann", „Da« grobe Hemd") heroorgerufen haben, in keiner Weise ent spricht. Karlwei« will in „Onkel Toni" die verhängnisvolle Ver bindung darstellen, die zwischen geldbedürftiger und sittlich lax gewordener Aristokratie und dem schwindlerischen, ge wissenlosen Gründertum nur zu oft eingegangen wird, «ine Verbindung, in der da» gröbere Element da» feinere vollständig zersetzt Da» Motiv mit allen Be gleiterscheinungen von Bankkrach, Verwaltung«rat«leicht- sinn und gieriger Gewinnsucht ist gerade wieder „aktuell". Aber e» zeigt fit, daß Schnellsein nicht zum Laufen hilft Die ganze Erfindung de« Stücks hat viel zu viel vom herkömmlichen C Ivorlageroman, Scene für Scene begegnen un« Gegensätze, Situationen und Gestalten, die durch ihre häufige Verwendung in der Effekt- und Schauererzählung einen Anstrich de» Unwirklichen auch da erhalten haben, wo sie der Wirklichkeit entsprechen Die Dinge, di« in „Onkel Toni" vor Augen gestellt werden, kommen nicht nur vor, sondern man darf sagen: sie sind noch nicht einmal di« schlimmsten, die im Be reich, der modernen Goldjagd geschehen Gleichwohl muß man sagen: in dieser Häufung, dieser Folg«, mit di«ser unverhüllten Deutlichkeit und gröblichen Offenheit gehen sie eben nicht vor sich Je mehr sich der Verfasser mit der Schilderung de» Zuständlichen seines Stückes, dem vielberühmten „Milieu" herumschlägt, um so empfindlicher treten die handgreiflichen Unwahrscheinlich keiten hervor. Weder der Ernst, noch der Humor der Cache kommen zu rechter Geltung. Da» echte Talent, da» Karlwei» in anderen Stücken bewährt hat, läßt sich hier nur in einer Reihe von sehr fein beobachteten und wiedergegebenen Einzelzügen, namentlich in der Charakte ristik de» traurigen Helden diese» Stücks des Grafen Paul Waldhof, und seine» Neffen, des Baron» Felix Riedeck erkennen Eigentlich steckt da» Zeug zu einer echten, sehr lustigen, sehr traurigen Komödie der moder nen Verlumpung in dem Stoff, aber e» müßte freilich ander« angefaßt und nicht mit den stumpfen Scheren der Hintertreppenromantechnik zugescbnitten sein So wie „Onkel Toni" (welcher Titelträger übrigen« hinter den Kulissen bleibt und stirbt) derzeit beschaffen ist, muß die Komödie ebensoviel zweifelnde» Kopf- schütteln erregen, al» Beifall wachrufen Wahrscheinlich lag es übrigen» nicht bloß an den Längen, Breiten und allzu bekannten Effekten de« Stück«, daß e» nicht recht greifen wollte Eine Dar stellung mit rascherem Zeitmaß, mit schärferer Heraus- Hebung der besseren Züge de« Stück», in strengerem St>l mag immerhin auch besseren Erfolg erzielen. Gestern abend schleppte die Darstellung mit dem Stück um die Wette Die Gestalten wollten sich nicht runden, selbst Hr Karl Friese (Graf Paul Waldhof) traf nur einige Male die rechte Haltung und den Ton de« herab kommenden Grafen, dem Onkel Toni, der Erbonkel, nicht zur rechten Zeit stirbt Die Wiedergabe des Baron Felix Riedeck durch Hrn Reiter, de» HauS- inspektor« Kandl durch Hr« Janda, allenfalls noch de» Hrn v Arnheim durch Hrn Funck blieb da» Leben digste an der ganze« Verkörperung; die Mehrzahl der Darsteller half dem Verfasser nicht nach, wo e« ihm nicht geglückt ist, und schien selbst an ihre Rollen nicht recht zu glauben. A St. Die Internationale Kunstausstellung Dresden IS01. XIX Die englischen und schottischen Gemälde. Da» Genrebild, das noch immer jenseits de» Kanal« von zahlreichen Künstlern unter dem regen Bei falle de« englischen Publikum« gepflegt wird, ist mit einigen anziehenden Arbeiten verhältnismäßig gut ver treten. Da ist zuerst das Gemälde de« in England lebenden Oesterreicher« George Sauter „Die Sonate" (Nr. 6!l) zu nennen, da« ein verwandtes Motiv be handelt wie die bei den Münchener Secessionisten untergebrachte „Musik" von Ernst Oppler au« Slui« in Holland (Nr 523). In beiden Fällen haben wir c« mit Porträtgruppen zu thun, die geschickt in« Genre hafte übersetzt und dem etwa« sehr weichen und ätherischen Empfinden der Engländer stark angepaßt worden sind. Bei Sauter begleitet ein jüngerer Mann mit Künstlerlocken da« Geigenspiel eine« Jüngling«, während ein älterer Mann und ein blonde« Mädchen ihrem Spiele zuhören Oppler aber stellt den jungen Komponisten Zwintscher, dessen Porträt von der Hand seine« Bruder« O«kar unlängst hier bei Richter zu sehen war, dar, wie er zwei jungen Mädchen, die ganz von seinem Vortrage ergriffen sind, etwa« vor- phantasiert Wir geben dem Bilde Oppler» den Vorzug vor demjenigen Sauter», weil un» sein Arrangement geschmackvoller zu sein scheint, al« da« de» letzteren, müssen aber die feine psychologische Charakteristik Sauters gleichsall« anerkennen, obwohl er, wie da» z.B auch sein kleine« Bild „Mutterstand" (Nr. k 12), da« auf eine Art von Silbergrund gemalt ist, zeigt, bereit« bedenklich an der Grenze, wo da» Süßliche anfängt, angelangt ist. Die an einem im Walde gelegenen Weiher fischenden Kinder von Thoma» Austen Brown (Nr. 13) zeichnen sich dagegen durch große Frische und echt englische Farbenfreudigkeit au«, und sein Pastell „Der Pflug" (Nr. 802) ist so flott hingesetzt, al» ob e» von der Hand eines Worpiweder» wäre. Da» „Mädchen mit der Ziehharmonika", da» wie eine spanische Zigeunerin au»fleht, von Tom Graham, einem Mitglied« der „Royal Academy", ist ein vortrefflich gemalte» Werk (Nr 213) und jedenfall» viel besser al» Guy Edward Brown-Morison« nacktes, auf einem Ruhebett liegende« Mädchen (Nr 84) oder Wilhelm Leonard Bruckmanns Pastell „Die Königin der Eitelkeit" (Nr. 827), auf dem wir ein nacktes Weib hinter einem radschlaaenden Pfau er blicken, da« von einer Menge anderer Weiber angestaunt wird Unter blühenden „Rosen und Lilien" stellt un« Mary MacMonnie« eine elegante Dame mit ihrem im Wagen liegenden Kinde vor (Nr 441), aber trotz der aufgewendeten Masse von bunten Farben läßt un« diese« große Prunkstück wegen seiner inneren Leere voll ständig kühl Besser al« diese gemalten Nichtigkeiten, die die Tran«portkosten kaum lohnen, sind da« blond« Mädchen und der Knabe in blauer Tracht von Mary Rankin Swan und Harrington Mann« „Hyde-Park", der in diesem Bilde ein Stück englischen Leben« der Gegen wart mit Glück schildert (Nr. 44S). Edwin Lord Week, dessen Orientbilder im Jahre 18S9 zu den interessantesten Stücken der englischen Abteilung ge hörten, hat diese« Jahr so gewöhnlichen Kunstverrin«- kitsch au«grstellt, daß man sich nicht einmal di« Müh« gegeben hat, in der ersten Auflage de« Katalog« sein« Bilder (Nr 743 bi« 745) mit Titelanyabe» zu ver sehen Etwa« Höber stehen die „Thvre rmer Kafferbude in Assouan" von Joseph Farquharson (Nr 163) und die verschiedenen Architektmstücke au« Algier von
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