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-U-Kch früh 7 Uhr. Anserate -Horden augeuommen: Hi» Abend» S.E»N«. tag» bi» Mittag» 1» Uhr: .Marienstraße 1». Wnzeig. in dies, Blatte Huden eine erfolgreich« Verbreitung Auflage: 18,000 Exemplar», Tageblatt für Unterhaltung und Geschästsverkchr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. «ierteljLhrlichroi bei »neolgrlblicher Lie ferung in'» Han». Durch die stönigl. Hast vierteljährlich SS Ngr. Einzelne Nummer» 1 Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile S Ngr. «ad EigaHnm der Hcrau«geber: Lirpsch St Nrichardt. — Berantwortlicher Redactrur: Julius Nelkhardt. Dresden, dm 39. Mai. — Ee. Majestät der König hat zum Vicepräsidenten der Erstm Kammer Hm. Oberbürgermeister Pfotenhauer, zum Prä sidenten der Zweiten Kammer Hm. Abg. Bürgermeister Haber- korn und zum Vicepräsidenten derselben Hm. Abg Oehmichen- Ehoren ernannt. Gestern Vormittag haben beide Kammem sich eonstituirt. In der Erstm Kammer sind die Herren AmtS- hauptmann von Egidy (Meißen) und Kasten auf Kröstau, in der Zweitm Kammer die Herren Abgg. ttr. Loth aus Meißm und Schenk auf Sornßig zu Secretären gewählt worden. — Die feierliche Eröffnung des außerordentlichen Land tag» hat gestern Mittag 1 Uhr durch Se. Majestät den König im Paradesaale des königlichen Schlosses stattgefunden. Dir Thronrede lautet: „Meine Herren Stände! In einer verhäng- nißvollm Zeit habe Ich Sie heute um Mich versammelt, wo Verwickelungen zwischen dm deutschen Großmächten Deutschland mit einem blutigen inneren Kampfe bedrohen. Es konnte nicht Aufgabe der dabei unbetheiligten Staaten Deutschlands sein, für einen der streitenden Theile Partei nehmend, mit demselben Verbindungen cinzugehen, sondem nur, auf Erhaltung des bun desverfassungsmäßigen Landfriedens hinzuwirken und die Streit sragen auf bundesrechtlichem Wege der Entscheidung zuzuführen. Dieser Aufgabe, die noch jetzt das Ziel Meines Strebens bleibt, habe Ich Mich, in Vereinigung mit mehrere» Meiner deutschen Mitverbündeten, Baiem an der Spitze, nach Kräften zu unter ziehen gesucht. Dazu war es aber unerläßlich, einige Vorkeh rungen zu treffen, um unsere Wehrkraft unversehrt dem Bunde zur Verfügung stellen zu können. Wegen dieser Vorkehrungen mit militärischen Maßregeln bedroht, habe Ich dm Bund in versöhnlichem und friedlichem Sinne um seine Vermittelung an gegangen; aber nunmehr auch zugleich Mein Heer unter die Waffen gerufen, um von keinem unvorhergesehmm Angriffe überrascht werden zu können; denn auch der Mindermächtige würde sich entehren, wenn er unberechtigten Drohungm nicht mit männlichem Muthe «ntgegenträte. Mit rühmlicher Bereitwilligkeit sind Beurlaubte und Kriegsreservisten auf Meinen Ruf zu dm Fahnen geeilt und mit voller Zuversicht erwarte Ich von Jhr.m, Meine Herren Stände, von Ihrem bewährten patriotischen Sinn, daß Sie dm unaufschieblichen Verwmdungen Ihre Billigung, und Meiner Regierung diejmizen finanziellen Ermächtigungen ertheilm wer den, welche die Lage der Dinge und vor Allem der bedrohte Zustand unseres Handels und Gewerbfleißes erheischt. Noch «st indeß die Hoffnung einer friedlichen Lösung nicht aufzu geben und Meine Bemühungen werden unausgesetzt auf Er reichung eines so heilsamm Zieles gerichtet sein. Meiner oft betätigten Ueberzeugung gemäß werde Ich auch mit Freuden bereit sein, zu einer dm wahren Bedürfnissen Deutschlands ent sprechenden, auf dem Wege des Rechts und unter Theilnahme von Vertretern der Nation ins Leben zu rufenden Reform der Bundesverfassung die Hand zu bietm. Das Zustandekommm eine» solchen Werkes, für das auch gegmseitige Opfer nicht zu scheuen sind, wird uns am Bestm gegen die Rückkehr so trau riger Verhältnisse schützen. Stark durch die Liebe und Treue Meines Volkes, in dem Bewußtsein, durch keine feindliche Ge sinnung herausgefordert zu haben, sondem nur mit Beharrlich keit für daS Recht eines deutschen Volksstammes und Fürsten hauses eingetreten zu sein, gehe Ich getrost den Wechselfällen de» Schicksals mtgegen und vertraue auf dm Schutz des Aller höchsten in einer gerechten Sache". Als Se. Majestät der König unter Vortritt des großm Dienstes, der Herren Staatsminister und der Herren der erstm und zweitm Hofranzordnung, begleitet von Ihren königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und dem Prin zen Georg, in den Eröffnungssaal eintraten, wurden Allerhöchst- dieselben von der Versammlung mit einem dreimaligen, vom Präsidenten der Ersten Kammer ausgebrachten Hoch empfangen. Sr. Majestät nahmm auf dem Throne Platz und lasm bedeck ten Hauptes die Thronrede. Am Schluffe des viertm Absatzes, nach dm Wortm: „denn auch der Mindermächtige würde sich entehren, wenn er unberechtigten Drohungen nicht mit männ lichem Muthe entgegmträte", wurdm Se. Majestät durch lang- andauernden lebhaften Beifall unterbrochen; ebenso wurde dir auf die Bundesreform bezügliche Stelle mit lautem Beifall be grüßt Nach Beendigung der Thronrede erklärte Staatsminister von Neust im Namen des Königs dm Landtag für eröffnet, worauf Se. Majestät unter einem abermaligen, vom Präsidenten der Zweitm Kammer ausgebrachten dreimaligm Hoch den Saal »erließen. Da» diplomatische Corps war bei der Eröffnungs feier vollzählig anwesend. (Dr. Journal) — Aus dem königl. Decrete, welches die Regierung an die Kammern gestern gelangen ließ, entnehmen wir folgende interessante Thatsachen: Die Regierung rechtfertigt zunächst die Ginberufung eines außerordentlichen Landtags, sie erwähnt der Sachsen und „nicht befried!- Mittheilung darüber zugegangm, warum sie nicht befriedigend sei. Auch sei ihr weder amtlich, noch außeramtlich eine Bestätigung der Ansicht des hiesigen preußischen Gesandten geworden, daß die von Preußen angedrohtm militärischen Maßregeln gegen Sachsen sich nur innerhalb der preußischen Grenzm bewegm. Unter so drohenden Verhältnissen habe die Regierung energisch gerüstet; der gesammte außerordentliche Aufwand für die Aufstellung der Armee betrage 969,120 Thlr.; der Bedarf für die Armee auf dem Kriegsfuße übersteige monatlich die budgetmäßigen Kosten um 460,000 Thlr.; für die acht Monate des laufenden Jah res in runder Summe also 4,650,000 Thlr. Dieser Mehr aufwand solle jedoch nicht durch Erhöhung der Salzpreise, Stempelsteuer oder durch Zuschlag zur Grund- und Gewerbe- und Personalsteuer gedeckt werdm, da dies die Steuerpflichtigen zu sehr drücke, sondern aus dm verfügbaren Kafsenbeständen, die möglicher Weise durch besondere Creditmaßregeln zu ver stärken seim, entnommen werdm. Auf diese Weise ist also die sonst so gerechtfertigte Besorgniß Vieler, welche eine gerade jetzt höchst bedenkliche Erhöhung der Steuern befürchtete, zer streut worden. — Aus dem am 24. in der Versammlung hiesiger Hand- werker-JnnungS-Nettesten gehaltmen Vortrage des Herrn Brück ner über dm Zustand der Verpflegungskassm heben wir nach träglich noch Folgendes hervor: Der Bestand hiesiger Jnnungm hat sich seit 1857 bis Ende 1865 zwar um 254 Meister ver mindert, jedoch um 457 Gesellen und 62 Lehrlinge vermehrt, und beträgt das gesammte Jnnungsvermögm 43,872 Thlr. 3 Ngr. 3 Pf. Was die Gesellm-Verpflegungskassm betrifft, so bestehen bei 57 Jnnungm 54 Kaffen, welche im Jahre 1865 1493 kranke Gesellen durch 5466 Wochen 2 Tage verpflegt haben; 41 derselben haben Unterstützungskassm für durchreisende Gesellen damit verbunden, wodurch sie im Jahre 1865 8619 fremde Gesellen mit 1065 Thlr. 23 Ngr. unterstützten. Die Einnahme aller Gesellenkafsen betrug im gmannten Zeitraum 14,527 Thlr. 2 Ngr. 5 Pf., die Ausgabe 12,975 Thlr. 2 Ngr. 5 Pf. und kostete die ganze Verwaltung 771 Thlr. 21 Ngr., wovon noch 300 Thlr. von dm Meisterkaffen gedeckt werden, währmd die Kostm in dem Falle, daß die Verwaltung von Seiten des Stadtraths geschehen sollte, bei früheren Unterhand lungen wegm einer allgemeinen Krankenkasse auf 2000 Thlr. veranschlagt wordm waren, und die Polizeidirection noch vor Kurzem die Unmöglichkeit einer Controls bei dm 16,000 jähr lich betragenden Arbeitswechseln von ihrer Sette ausgesprochen hatte. Der Bestand sämmtlicher Kaffen betrug Ende 1865 ohne die bestehenden Legate 17,269 Thlr. 20 Ngr., und schloß Herr Brückner seine ausführliche Darlegung mit der Bemerkung, wie man in jüngster Zeit wohl einzelne geschehene Defecte er wähnt habe, aber wie man dabei vergessen, daß die Schuld Einzelner durch die Innung vollkommen gedeckt worden sei. — Wäre es nicht für den Spaß zu ernst und für dm Emst zu bodenlos lächerlich, daß in der preußischen Presse, namentlich den officiösen und officiellen Blättern, die Urheber schaft an allem daselbst politisch Mißliebigen, das zwischen dem Himmel und deutscher Erde sich ereignet, dem Herrn v. Neust zugeschrieben und sogar die österreichische Politik, deren höhere leitende Motive doch zur Gmüge bekannt sind, unter dm ent scheidenden Einfluß des Herrn v. Neust gestellt wird, so ließe sich vielleicht nicht mit Letzterem rechten, wmn er endlich durch diese ihm in Preußen selbst beigemessene Allmächtigkett zu jener Eitelkeit wirklich verlockt würde, deren ihn die „Kreuzztg." in langathmigen Artikeln eben erst bezüchtigt hat, obschon von einem Manne, dessen Name bereits in der ganzen gebildeten Welt gmannt ist, und dem selbst seine erklärtesten Widersacher eine liebenswürdige Anspruchslosigkeit zugestehen, sich kaum an- nehmm läßt, daß er nicht über die Anfechtungen einer klein lichen Eitelkeit längst hinweg sein sollte. In dm RedactionS- Bureaux der preußischen Blätter scheint der Gedanke an die Möglichkeit ganz abhanden gekommm zu sein, daß es noch Fürsten gebe, welche geistige Befähigung, Energie und Rechts gefühl genug besitzen, um das Schicksal ihrer Staaten — wie dies in Sachsen der Fall ist — mit eigener fester Hand zu leiten, um, wenn von irgmd welchem Minister widerrechtliche, unmoralische und gemeinschädliche Handlungm versucht werdm sollten, jedem solchen Beginnen mit unbeugsamer Entschieden heit entgegmzutretm. UebrigenS ist eS mit der Würde einer Großmacht wenig vereinbar, an einen weit kleineren Nachbar staat täglich dm trivialen Vorwurf: „Du hast angefangm, Du bist an Allem schuld!" zu richten, und um dessen Wirksamkeit zu verstärken, sogar das Mittel wissentlicher Entstellung allge mein bekannter Thatsachen nicht zu scheuen. Man frage sich doch, ob z. B. in England, Frankreich re. dergleichen armselige Nothbehelfe noch jetzt denkbar seim? Ein wirklicher Grobstaat wird seine Politik nach dem selbstständigen Erkennen der Not wendigkeit, im Vollbewußtsein seiner Macht und Würde be messen und die ehrenhafte Vertretung dieser Politik vor der ganzm Welt übernehmen, ohne sich, im Besitze Achtung gebie tender Wehrkräfte, hinter angebliche fremde Nöthigungen, «r deren vorgeschützte Ungeheuerlichkeit kein urtheilsfähiger Mensch glaubt, »n einer Weise zu verstecken, die am allerwenigsten ge eignet ist, der eigenen Sache und ihrer-Gerechtigkeit zum Für» , sprechet zu dienen. — Ein Geschwisterpaar, auf der KönigSbrückerstraße wohn haft, bestehend aus Bruder und Schwester, hatte fett einiger Zeit wiederholt Beweise von Disharmonie gegeben. Hatten diese Beweise negativer Zärtlichkeit bisher sich immerhin in dm Grenzen einer gewissen Bescheidenheit bewegt, so nahmm stein dm letzten Tagen urplötzlich, und zwar, wie man sagt, in Folge des Einflusses der brüderlicher SeitS zu sehr begünstigt« Schnapsflasche einen solchen Umfang an, daß sich die Hausge nossen genöthigt sahm, den gegenseitigm Ergüssen durch di» Behörde ein Ziel zu setzen. - — Ein betrunkener Handarbeiter gab vor einig« Tag« auf der Fraumstraße sein Mißfallen gegen das ihm begegnend« Publicum dadurch zu erkennen, daß er dasselbe schimpfend vom Trottcir herabstieß. Durch das Einschreiten eines Gendarm« ' wurde das Publikum vor weiteren I-werten diese- spirituos«- liebenden Jünglings beschützt. WMsl — Am 26. d. MtS. früh in der 4. Stunde entstand i» - dem Seitengebäude der Mühle zu Grunau Feuer, ( bald auf das Wohn- und Mahlmühlm-Gebäude, die Oel Schneidemühle, die Scheune, dm Kuh- und Pferdestall das Schuppengebäude erstreckte und dieselben in Asche logt». DaS Vieh wurde bis auf einige Gänsr, die mit verbrannt«^ gerettet. — Auf der Gewandhausstraße wurde vorgestern Abend ein Cigarrenmacher von hier von einer Droschke überfahre». Er erlitt dadurch mehrere Rippenbrüche und wurde darauf mit telst derselben Droschke in seine in der Wilsdruffer Vorstadt gelegene Wohnung gebracht. — — Gestern Nachmittag verkündet« die Sturmglocken durch» 5maliges Anschlägen einen Brand. Derselbe war nahe dem Militärschießplatz auf dem Fischhauser Revier hinter dem Wald schlößchen ausgebrochen und zwar brannte daselbst ein Stück , Gestrüpp und Haidekraut ab. Das Umsichgreifen der Flam men wurde durch vielseitig herbeigeeilte Spritzen und Mann schaften alsbald verhindert. — Ein auswärtiger Mühlengrundstücksbesitzer übernachtet« vom 25. zum 26. Mai in dem Stalle eines hiesigen Gast hauses. Er wollte der an diesem Tage hier stattgefunden« Revue beiwohnen, vergaß aber darüber, nachdem er von seinem Lager aufgestandm, die Brieftasche wieder an sich zu nehmen die er mit dem Inhalt von 170 Thalern den Abmd zuvor unter das Stroh zu seinem Kopf gelegt hatte. Als er dieselbe später vermißte und sie an ihrer früheren Stelle aufsuchte, war sie verschwunden. — Als vorgestern Mittag ein Droschkenführer einige Fahr» gäste nach dem Leipzig-Dresdner Bahnhof fahren wollte, wurde er auf dem Palaisplatze, auf dem Bocke sitzend, vom Schlag gerührt, in Folge dessen er auf der Stelle verschied. — — Vorgestem Abmd nach 10 Uhr war unterhalb der Terrasse ein Dampfschiff angekommm. Ein Paffagier, der wahr» scheinlich in der Cajüte geschlafen und durch das Abstoß« de» Schiffes aus seinem Schlafe geweckt wordm war. suchte nun eiligst auf da» Verdeck zu komm«, um auszusteigen. In sein« Schlaftrunkenheit übersah er aber, daß die Landungsbrücke be reits weggenommen war und stürzte in das Wasser. Zu« Glück war ein Bootsmann zur Stelle, der ihm die Hand reichte und ihn aus dem Wasser herauszog. Das Douchebad schien aber dem Passagier nichts geschadet zu haben; er machte sich sofort, nachdem er auf trocknen Boden gekommm, eckigst au» dem Staube. — — Der Herr, der nach unserer gestrigen Mittheilung au» einem hiesigen Hotel verschiedene, mit seinem Namm beschrie bene Zettel auf die Straße geworfen hat, ist wegm übackom- mener Geistesstörung noch an denselben Tage in da« hiesige Stadtkrankenhaus gebracht worden. — — Oeffentl. Gerichtsverhandlung vom 28. Mat. Das GerichtSamt Wilsdruff hat dm Viktualienhändler Hein rich Carl Ferdinand Schnee aus Rothschönberg zu 2 Tag« Gefängniß und Tragung der Kosten verurtheilt. Ein gewisser Franz Lößler in Rothschönberg hat einen Keller, der durch die Dorfstraße von seiner Wohnung getrennt ick und sich in einem Berge befindet. Darin lagen Kartoffeln. An einem Abende des vergangenen Januars erwischte er dm Angeklagten, wie er au» dem unverschlossenen Keller Kartoffeln stahl. Er nahm fie ihm sofort ab und trug sie zum Ortsrichter, der sic maß und fand, daß eS gerade ein Viertel Scheffel war, der 7 Ngr. werth sei. Schnee gestand die That zu und sagt, er habe nichts zu essen gehabt. Herr Staatsanwalt Held beantragte die Bestätigung der ersten Erkenntnisses und so blieb'S auch beim Alt« — Schnee bleibt gleich auf der Anklagebank steh«; denn auch die zwecke Einspruchsverhandlung geht ihn an» A4 I-? ' 4 4