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Die „Ottendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme von Inseraten bi, vormittag zo Uhr. Inserate werden mit w Pf. für die Spaltzeile berechnet. Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Nr. 25. Oertliches und Sächsisches. Ottendorf-Okrilla. 27. Februar 1S04. — Der Februarschluß steht vor der Tür, in wenigen Tagen, wenn der 29. des zweiten Jah- reSmonatS, diese Konzession an das Schaltjahr, vorbei ist, wird der FcühlingSmonat März das Regiment übernehmen und uns zum Frühlings fest, zu Ostern, sichren. Auf den letzten März lag fällt der Grün-Donnerstag, der Ausgang des Monats deckt sich also ziemlich genau mit dem Schluß des Schuljahres. — Krähennester zu zerstören, ist jetzt an der Zeit, denn die „Schwarzen" (Krähen, Dohlen usw.) nisten wieder und schaden dabei auch mehr den Hasen, Feldhühnern und Singvögeln. Die Jungen und die Eier werden von manchen Leu ten gern gegessen. -- Der März soll uns nach der Prognose Otto Falbs (des verstorbenen Professor Falbs Sohn und langjähriger Mitarbeiter) zahlreiche Schneefälle, besonders zu Anfang und Ende des Monats, bringen. Der 2. und 31. März werden als kritische Tage erster O-dnung be zeichnet, der erstgenannte Tag soll sogar der stärkste des ganzen Jahres sein. Als kritische Tag zweiter Ordnung ist der 17. März anzu sehen, doch erfährt dieser Tag noch durch eine Sonnenfinsternis erhebliche Verstärkung. — Bei der Königl. Staatsregierung finden gegenwärtig zwischen den einzelnen Ministerien Verhandlungen statt, welche darauf hinauslaufen, neue Grundsätze für die den Staatsdienern zu gewährenden Tagegelder für Reise- und Umzugs kosten zu schaffen. Gegenwärtig ist die Materie durch die Gesetze vom 15. März 1880 und vom Jahre 1835 geregelt- Das in Vorberei tung befindliche Gesetz beruht auf der Basis, daß den Beamten nur die g- HMen baren Aus lagen zurückgewährt werden, und man erhofft davon manches Ersparnis. — Von der Dienstanweisung für den Post- bettied wird eine neue Ausgabe vorbereitet, die am 1. April in kraft tritt. Die neue Bear beitung enthält eine lange Reihe von Änderun gen. Die Anweisung ist nicht nur nach ihrer Fassung, sondern auch in sachlicher Beziehung mannigfach abgeändert worden. Es sind über 200 Abänderungen, welche die Postbeamten zu berücksichtigen haben. Die große Mehrzahl der Änderungen betrifft lediglich den inneren Dienst und ist ohne Bedeutung für die Offs, ttichkeit. Von Interesse sind aber unter anderem folgende neue Bestimmungen: Die mit Nachnahme be lasteten Drucksachen, Geschäftspapiere und Wa renproben sind Mit dem Ankunftsstcmpel zu be drucken. Der Ankunftsstempel auf Zustellungs- Urkunden fällt weg. Ebenso soll in Zakunft der Ankunstüstempel auf Sendungen nab d m eigenen Bestellbezirke der Aufgabenanstalt weg fallen. Die Ober-Postdirektionen können nun mehr die größeren Postämter am 31. Dezember Und am 1. Januar von dem Bedrucken der eingehenden gewöhnlichen Briefe und Postkarten mit dem Ankunftsstempel entbinden. In Berlin zum Beispiel ist der Ankunftsstempel schon im mer in Wegfall gekommen. Die Mahnung zur Vorsicht bei der Bestellung von Sendungen an Empfänger in Gasthöfen usw. soll jetzt jedes halbe Jahr wiederholt werden. Die gewöhn lichen Pakete im Bahnpostverkehre werden nicht mehr gezählt, ebensowenig wie von Postanstal ten an Landstraßen unmittelbar mtl Bahnposten ausgetaufchten Pakete. Dringende Pakete wer den gezählt aber summarisch eingetragen. Die Beamten, denen das Bestellgeschäft und die Ausgabe oblieg», sind zur Prüfung der Druck fachen auf etwa nngeschobene Briefe verpflchiet worden. Dresden. Wie verlautet, ist nunmehr die Untersuchung gegen Geh. Kommerzienrat V- Hahn wegen Vergehens gegen das Depotgesetz von 1896 zum Abschluß gekommen, sodaß die Akten der Staatsanwaltschaft zur Weiterverfolgung der Angelegenheit übergeben werden konnten. Bekanntlich ist Gey. Kommerzienrat Hahn be Sonntag, den 28. Februar 1904. 3. Jahrgang. schuldigt, die dem Bankhause Eduard Rocksch Nachf. von der Mittelrheinischen Brauereige sellschaft in Koblenz und von der Fabrik photo graphischer Apparate auf Aktien vorm. N. Hüttig L Sohn als Sicherheit übergebenen Obliga tionen weiter verpfändet zu haben. — Verschiedene Zeitungen brachten vor kur zem die Nachricht, daß in den Dresdsn-Friedrich- städter Staatsbahnwerkstätten eine der neuesten Schnellzugslokomotiven mit einem sogenannten Dampfsammler versehen worden sei. Dadurch iolüe es ermöglicht werden, den neueinzulegen den Blitzzug von Dresden nach Leipzig ohne Halten unterwegs durchzuführen. Wie uns von unterrichteter Seite mitgeteilt wird, ist diese Nachricht unzutreffend; im Bereiche der sächsi schen Staatsbahnen besitzen derartige Sammler nur die neuesten schweren fünfachsigen Güter zugslokomotiven für Gebirgsbahnen, die bei großem Radstande durch die angewendete lenk bare Kuppelachse sich zwanglos in engeren Kur ven bewegen. Von der Einlegung eines neuen Blltzmges zwischen Dresden und Leipzig ist überhaupt nichts bekannt. Sollte damit der jüngst eingelegte Abeudschnellzug von Leipzig nach Dresden gemeint sein, so ist hervorzuheben, daß dieser schon jetzt ohne Halten verkehrt. Dippoldiswalde. Die Bedeutung der Schriftenvcrgieichung und Graphologie vor Ge richt geht aus folgendem Falle hervor: Vor dem Amtsgerichte in Dippoldiswalde fand vor einigen Tagen die Hauptverhandlung in der Privatklagsache des Stadtgutsbesitzers H. gegen die Buchhalterin Fräulein B. statt, die beschul digt war, eine anonyme Postkarte geschrieben zu haben, in der Herrn H. Brandstiftung vor- gsworfen wurde. Fräulein B. bestritt die Schuld; jedoch zwei Schreibsachvcrständige, die aber keine Graphologen sind, führten in einem Gutachten aus, daß die Karte von der Beklagten herrühre. Dem aus Dresden zugezogsnen wissenschaftlichen Graphologen Syndikus Fritzsche, gelang es, zu beweisen, daß Adresse und Inhalt der Karte keineswegs Fräulein B. zur Urheberin habe, vielmehr von einem Manne geschrieben sei. Daraufhin erfolgte die Freisprechung der Ange klagten. Das Gericht führte in der Urteilsbe gründung aus, daß zwar große Ähnlichkeit in beiden Schriften zu finden sei, die quantitativen und qualitativen Abweichungen aber bedeutend überwiegen. — Die Nachricht von der Ermordung der Schnittwarenhändlererin Grimmer aus Dippol- öiswaloe ist erfunden gewesen. K ö n i g st e i m Beim Fällen von Baum stämmen verunglückte am Mittwoch Vormittag in Königstein-Ebenheit die 15jährige Stallmagd Böhme aus Kleinhennersdorf. Die Unglückliche wurde von einem umfallenden Baumstamme ge troffen und kam unter diesen zu liegen, wodurch dieselbe einen unteren Beinbruch und eine sehr schwere Gehirnerschütterung erlitt. Die Ver unglückte wur^e dem hiesigen Stadtkrankenhause zugeführt. Bodenbach. In einem Winkel des Bodenbacher Bahnhofes neben der sächsischen Revisionshalle wurden vor einigen Tagen 2 kleine Päckchen gefunden, in welchen zerschmol zene und eingefchmolzene Goldringe, Ohrringe und Ohrgehänge enthalten waren. Die Ringe wurden aufgebogen oder zerdrückt; sie zeigen den Punzierungsstempel und dürsten aus einem in Dresden verübten Diebstnhle herrühren. Viel leicht hat sich der Dieb in der RemsionShalle unsicher gefühlt und hat die Sachen dort weg geworfen. Meißen. Die Ehefrau des Einwohners B. in Munzig hat sich in der Nacht zum Mon tag, während der Mann seinem Berufe als Musiker nachging, aus der Wohnung entfernt und sich in den in der Nähe vorüberfließenden Graben gestürzt, wo sie ertrunken ist. Um ih ren Zweck zu erreichen, hatte sich die Frau ei nen Plättstahl um den Hals gebunden. Kamenz. Gräfin Monika zu Stolberg- Stolberg, frühere Besitzerin des Schlosses und der Rittergüter zu Räckelwitz und Jeßnitz, ist im Alter von 26 Jahren als Ordensfrau Maria Johanna im Kloster der Vamos äs 8t. ^.närä zu Tournai gestorben. Der Räckelwitzer Ge meinde schenkte sie ein schönes Schulgebäude und überließ der Umgegend ihr Schloß für Zwecke eines Krankenhauses. Berthelsdorf. Ein hiesiger Schulknabe wurde kürzlich von einem seiner Schulkameraden im Scherz rücklings zur Erde gerissen. Er hatte dadurch eine schwere innere Verletzung er- lilten an der er nach schwerem Leiden jetzt ge storben ist. Löbau. Auf dem hiesigen Bahnhofe ist der Güterschreiber Bachmann durch einen Ran gierzug tätlich überfahren worden. Anscheinend liegt Selbstmord vor. Riesa. Von dem 5 Uhr nachmittags von Hilbersdorf-Döbeln her hier fälligen Güterzuge ist gestern in Ostrau beim Rangieren die Lo komotive entgleist, wodurch das eine der Chemnitz- Riesaer Hauptgleise gesperrt wurde. Der Ver kehr konnte jedoch mittels eingleisigen Betriebes zwischen Ostrau und Stauchitz aufrecht erhalten werden. Gegen 10 Uhr abends war die Stö rung wieder behoben. Verletzt wurde bei dem Unfälle glücklicherweise niemand. — Die Diebstähle im Hotel zum Stern in Riesa ausgesührt zu haben oder doch an diesen beteiligt zu sein, sollen zwei dortige Ar tillerie-Unteroffiziere dringend verdächtig sein. Sie sollen sich deswegen, sowie wegen anderer bisher noch rächt bekannt gewordener Diebereien bereits in Haft befinden. Mühlberg a. d. E. Der mit 23 Waggons böhmischer Braunkohlen beladene Deckkahn des Schtffseigners Kränkel aus Aken geriet bei Graditz auf eine Buhne und erhielt dabei ein so großes Loch, daß er binnen einer Viertel stunde in Grund sank. Die Schiffsmannschaft konnte nur wenig von ihrer Habe retten. Schiff und Ladung sind versichert, nicht aber das In ventar und Mobiliar. — Bet Werdau fuhr der mit 121000 Stck- Mauersteinen befrachtete Kahn des Schiffseig ners Morchel aus Aken ebenfalls auf eine Buhne und wurde leck. Doch gelang es mit Hilfe des Schleppdampfers Nr. 11 der Vereinigten Gesell schaften, das Fahrzeug wieder Flott zu machen, das sodann durch Verstopfen des Lecks über Wasser gehalten werden konnte. Döbeln. Ta das für hier unheilvolle 1897 er Hochwasser die Notwendigkeit der Re gelung des Muldenflusses im Stadtgebiete erge ben hat, diese Regelung sich aber noch immer verzögert, so hat der Stadtrat deswegen dem Landtag eine Beschwerde unterbreitet. Chemnitz. Vom hiesigen Landgericht zu 2 Jahren 9 Monaten Zuchthaus verurteilt wurde der vormalige Postbote Friedr. Anton Schubert in Chemnitz, der u- a. am 27. Dezember vor. Jahres in Oberaltchemnitz in das Postabteil eines Zuges einstieg und daraus verschiedene Geldbriefe usw, entwendete. Leipzig. Das Kriegsgericht verurteilte Hauptmann von Schröter, der den Leutnant Schubert aus Dresden im Duell bei Chemnitz erschaffen hatte, zu 2 Jahren Festung. — In dem Ärztestreik der Leipziger Orts krankenkaffe hat die Königliche Kreishauptmann schaft heute nochmals einen Erlaß an die Ver treter beider Parteien gerichtet, dessen wesent licher Inhalt dahin geht, daß die von den Äerz- ten geforderte freie Ärztewahl eingeführt werden könnte, wenn ihr folgende Beschränkungen auf erlegt würden: 1) die Sicherstellung der Kasse vor dem Wiedervorkommen eines Zusammen schlusses der Kaffenärzte zum Zwecke der Er langung höherer Honorarbsdingungen; 2) die Bewahrung der Kasse vor Überlastung in bezug auf Krankengeld und Arznei; 3) die Einhal tung einer angemessenen Verteilung der Kran- kenkassenärzte auf das gesamte Gebiet der Kassen verwaltung. Die Kreishauptmannschaft erklärt sich auf grund dieses neuen Vorschlages zu wei teren Vermittlungen bereit. — Wir meldeten bereits in der letzten Num mer eine Revolveraffäre aus dem Stadtteil Lindenau und gaben der Vermutung Raum, daß es sich um Liebesdrama handele. Dies hat sich bestätigt, denn Frau Bollmann erhielt die Schußverletzungen durch einen 25 Jahre allen Schlosser namens Bier, mit welchem sie ein Liebesverhältnis unterhalten hatte, aber nicht fortsetzen wollte. Da sich Frau Bollmann einen neuen Logisherrn für ihre Wohnung beschafft hatte, war die Eifersucht des Schlossers wach geworden. Die Schußverletzungen der Beiden sind weniger schwere, als polizeilich zunächst an genommen wurde. Zwickau. Der Lokomotivführer Lohse wurde vom hiesigen Landgericht wegen fahrläs siger Gefährdung eines Eisenbahntransportes, fahrlässiger Tötung von Menschen und fahr lässiger Körperverletzung zu 2 Jahren 6 Mo naten Gefängnis verurteilt- — In Zwickau versuchte am Dienstag Abend der erst kürzlich aus dem Krankenhause ent lassene Invalid Friedrich seine Familie, bestehend aus Frau und zwei Kindern, dadurch zu ver giften, baß er Phosphor von Streichhölzern in einen Topf mit Kaffee tat. Infolge des star ken Geruchs wurde die Frau noch rechtzeitig aufmerksam, sie verweigerte den Genuß des Kaffees und untersagte ihn auch ihren Kindern, sodaß das geplante Verbrechen, zu dem häus licher Unfrieden Anlaß gegeben hat, unterblieb. Friedrich wurde verhaftet. Crimmitschau. Nach der letzten Zählung der noch beschäftigungslosen Textilarbeiter hier beträgt deren Zahl noch 781 Personen, demnach über 300 weniger als bei der vorhergegangenen Zählung. Wenn oon diesen 300 Personen auch ein Teil von dort abgereist ist, so zeigt doch diese Veränderung deutlich, daß die Fabrikanten bemüht sind, die Ausständigen so viel und so rasch als möglich zu beschäftigen. Daß dies nur allmählich geschehen kann, ist wohl für je den Einsichtigen selbstverständlich. Meerane. Ein dreifaches Jubiläum konnte am heutigen Tage der frühere Bäckermeister, jetzige Rentier, Herr Franz Ludwig Thomä be gehen, nämlich das 50jährige Bürger- und da« 50jährige Meisterjubiläum; außerdem gehört Herr Thomä rund 50 Jahre der Schützenge sellschaft als Mitglied an. Der Rat beglück wünschte den Jubilar unter Überreichung eine« Diploms und die Schützengesellschaft ernannte ihn zum Ehrenmitglied. Marienberg. In schweres Leid ist di« Familie des Gürtlermeisters Baldauf hier durch den plötzlichen Tod eines hoffnungsvollen 18- jährigen Sohnes versetzt worden. Er ist in folge eines Gehirnschlages verschieden, zu dem eine bei Gelegenheit eines Bockbierfestes wahr scheinlich durch Schläge davongetragene Gehirn erschütterung den Anlaß gegeben haben soll. Der Täter ist bereits verhaftet worden und soll sich auch teilweise schon als schuldig bekannt haben. Auerbach. In der Nähe von Rodewisch ist an einem 18 jährigen Mädchen ein Sittlich keitsverbrechen verübt und auf der Plohn— Röthenbacher Straße der Straßenwärter Keil aus Pechtelsgrün überfallen und seiner Uhr und seiner 12 Mark betragenden Barschaft be raubt worden. Beide Verbrechen sind von dem 23 Jahre alten Handarbeiter Lange aus Christ grün verübt worden. Lange ist bereits verhaftet worden. Do den eck. Zwei Grenzausseher von den Stationen Prex und Faßmannsreuth bemerkten in der Nähe der „Schanz" von Böhmen Über die sächsische Grenze herüberführende Viehspuren. Diese führten in das Anwesen des Ökonomen Gottfried Merkel. Zwei Ochsen im Werte von 1000 Mark wurden beschlagnahmt und Merkel wegen Viehschmuggels verhaftet und ins Ge fängnis eingeliefert. Merkel hat das Vergehen eingestanden.