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Nummer 298 — 23. Jahrgang «mal »vöchtl. vkz»a4prriS: f. Dezber. 2 R.-M aus^ckl. vestellgcld. Bercchnun« ver «»zci««» nach Rent.-Mark. Preise: Die eizqeipauene Petirneile 38^. s. stamilien« u. Vereinsanz., Gesuch« 28 H. Die Petit-Reklame,eil« v» wm breit. 1 ^t. Ossertennebiihr silr Selbstabholer 28 L», bel Uebersendung d Bost auherdem Porto« »uschlag. Preis d Sonntagsnummer IS «entenpseunil. »«Ichästlicher DeUr I»jef ftohmaua. Dresden. Äörtiilsüw Donnerstag. 25. Dezember 1924 Im i^alle bSherer Keioalt erlischt lebe Verpflichtung auf Lieferung sowie Lrsiillunfl o A»,-AuftrSgen u Leistung o Schadenersatz ^llr undeutlich u d KeiMvr. übermittelte An,eigen übernckmen wir keine Ver antwortung. Unverlangt etngesanvte u mit Rückvort» nicht versehene Manuskripte werben nicht aukbewahrt. Sprechstunde der Redaktion S bis 6 Uhr nachmittags, tzauptschristletter: Lr. Joses Albert. Dresden. * G»s»>»t»S»«U« der LäNitilNie» -vulko-ei», »a »nd >»uik uud Uteitog, Saronla-Bmbdrnikerei GmbH, »»»den-«, l». Holbeinstratze <6. genmn M«, «oft. IibeMonIochrrebr» I17N7 pür ckristlicke Politik unci Kultur Redaktion der EachNstde" ^»ou-zeituna Dresden -l. lk. Holbemstrafie^ ^ernru« 827^2 IM- 3.^5M FrieLe aus ErLrn Weihnachksgedanlren von Reichskanzler Marx Der Geist -er Weihnacht 1924 In unserer Kindheit waren wir gewohnt, alljährlich wenn das Weihnachtsfest sich näherte, schon tagelang vor her in unserem Herzen und in unserem Geiste uns zu sammeln. Wir wußten auch, daß an dem schönsten und geheimnisvollsten aller Feste nicht ein einziger Mensch dem Glockenklang der Christnacht widerstehen könne. Sa war in jedem Jahr für uns die Heilige Nacht ein Markstein unseres Lebens, von dem wir weiter gingen, innerlich bereichert und erfreut durch dag geheimnisvolle Kind Marlens. Und als wir größer wurden, trugen wir dieses Geheimnis immer noch in unserer Seele mit uns fort. Je mehr das Leben uns den Kampf ansagte, mit um so größerer Sehnsucht erwarteten wir das Fest des Friedens. Weihnachten war in der Tat die Zeit der in neren Sammlung, es trug das Mal des i n n e r e n F r i e- dens groß und offenbar vor aller Welt. Seit 1914 verloren wir diesen Sinn der Weihnackt. Zuerst nur halb, dann immer mehr und mehr. Die Liebe, die erste Vorbedingung für den Frieden war ein leeres Wort geworden. Es klang wie Hohn, es klang wie eine unermessene Klage gegen Haß und Gier und Tod. Und als der Krieg zu Ende war. kamen die weiteren Jahre, in denen Deutschland durch äußere Bedrängnis so ver gewaltigt wurde, daß es auch da den inneren Frieden noch nicht wiederfand. Es fiel von einer Schmach in eine andere, von einer Not in immer neue, größere. Erst seit Monaten ist diele äußere Bedrängnis in etwa von uns gewichen. Es ist eine gewisse Stetigkeit in der Fortentwickelung unserer äußeren Verhältnisse eingetreten. Das äußerste, der finanzielle Zusammen bruch, ist durch das sichere und schnelle Eingreifen einer verantwortungsvollen Regierung verhindert worden. Seitdem das letzte Kabinett die Geschicke unseres Vater landes führt, hoben sich diese Geschicke zum besseren ge wendet. Die Währung ist gerettet, deutsche Städte- und Länderstriche, die im vergangenen Jahr noch der feind lichen Willkür vreisgegeben waren, sind heute frei. Ge rade das Land und Volk, das an der Ruhr und am Nbein das Scbicksal einer besiegten Nation bis zur Ver zweiflung durchgekostet hat, weiß am besten das zu wür digen. was nun wahrhaft gut geworden ist. Die anderen, die übrioen, d'e immer weit und sicher außerhalb der Gefechtslinien standen .dafür aber um so mehr mit aster- banb Tüchern und Wimpeln winkten, scheinen nie das Verständnis onfzubringen, gerecht und besonnen über die Zeit zu urteilen. Man batte erwarten müssen. d»ß noch der äuße ren Beruhigung, die über ganz Deutschland offenbar gekommen ist. auch der innere Zustand allmäbstch be- ruhiaender und sicherer geworden wäre. Man hätte er warten müssen, daß nun auch Deutschland als ein gan zes und einziges Volk in seinen eigenen Reihen see lisch sich sammeln würde, um mit erneuter Kraft die Spu ren des Leides zu beseitigen. Aber wer das erwartete, war ein allzu großer Ovtimstt. Er hatte den europäischen und sneziell den deutschen Idealismus überschätzt. Stakt der Snmmluna bekämpft man sich nun im Innern. Es kommt plötzlich dcw wahre Gesicht unserer Kultur in den Formen der Häßlichkeit und Enkstelliing zum Aus druck. Angefanaen von den großen Parteigebstden und Vernfsgrupnen bis herab zu dem einzelnen Menschen. Lieber vererbtet man auf das Wohl des Landes, als daß man seine Partei und eigenen Interessen pre-sgäbe; lie ber verbringt man seine Zeit in der unfrncktbarlken Op position. als d"ß man den einzigen und richtigen Weg der aulbauenden Arbeit besckritte. Man will keinen Frie den, weil man dadurch einerseits die Momente verlöre, die die Aufstachelung der Leidenschaften einer urteils lasen Masse ermöglichen und weil man andererseits es nicht über sich briuat, von seinem eigenen Ich und von dem Prestige der Partei das abzutreten, was der Ge samtheit des Volkes gehört. Und zwischen Arbeiter und Unternebmer ilt bis heute noch nicht der Friede gekom men, weil derWille zum Frieden, d. h. die innere Ein- vsi giivb lilr slle llomkelirer uml liomilvaeei'l Julius p. «ssrksus» kom — IViinckrutixen «lurck Ne erviß-e 8ts<lt uvg Iklv Umqebunz. — Wt 480 äbdiläungen. Preis gvl». >1»rlc 20.— S.Sllkll»». LLL »mm»-!.. Friede auf Erden den Menschen, die guten Willens sind . . . seit jenen trüben Augusttagen des Jahres 1914, die lins den Ausbruch des Weltkrieges brachten, der Mil lionen das Leben kostete, der blühende Städte und Dör fer, weite Landstrecken in Wüsten verwandelte, der wei tere Millionen von Krüppeln, Witwen und Waisen in allen Ländern zurückließ, der ganz Europa an den Rand des Abgrundes brachte, die Ordnung scheinbar festgefüg ter Staaten erschütterte und Kummer und Elend ihrer Bewohner ins Grenzenlose steigerte — seit jenen Tagen kommen die Zweifler und Spötter mit ihrer Frage: Was kann denn die Friedensbotschaft des Weihnachtsfestes den Menschen von heute noch bedeuten, da das Christentum sich der grausamen Wirklichkeit gegenüber doch so macht los erwies? — Sie kann sehr viel bedeuten, wenn diejenigen, die sich Christen nennen, Ernst machen mit dem Christentum der Tat, das nicht nur persönliche Selbsterziehung, son dern auch praktische Anwendung der christlichen Grund stellung zu jener Gesinnung, die nicht nur für sich, son dern in gleichem Maße auch für andere Sorge trägt, fehlt. Und von Einzelmensch zu Einzelmensch ist der Ab stand immer größer geworden, weil man keinen Wert darauf legt, den anderen zu verstehen, sondern nur noch verlangt, von anderen verstanden zu werden. Auch die Errungenschaften der Technik schlagen diese goldenen Menschheitsbriicken nicht. Denn auch die heutige Technik zielt letzten Endes nur auf sich selbst, sie trägt letzten En des dazu bei, daß sich die Manschen gegenseitig nur noch härter im Räume stoßen. Sie ist bis heute des äußeren Fortschrittes da. aber nicht der inneren Annäherung wegen. Das Letztere könnte der Fall sein, ja es müßte so sein, aber solange die Menschen fehlen, die ihr diesen Sinn geben, solange bleibt das Ganze Cnielerei, solange wird die Technik rein mechanisch die äußeren Bedürf nisse der Völker und Nationen befriedigen. Mittlerweile aber geben die Seelen elendiglich dabei zugrunde. Sie zehren sich in Mechanismus ans U"d iubcln obendrein mit irregewordenen Augen noch den Erfindern dieses Mecha nismus zu. Die soziale Lösung bleibt ein leeres Wahn gebilde. Damit Kämmen w-r zum tiefsten EÜIIN d»s ""eih- nachtssestes. Die Vestelwnaeii von Mensch zu Mensch — ganz gleich ob sie sich in Formen von Parteien, von Ve- nissgrupven oder von einzelne» Menschen kundgeben. - baben wir bisher vergeblich zu aestolten uns bemüht. Und doch sind an dieser menschlichen, mit anderen Warten finalen Frage, alle Völker zugrunde gegangen. Und erst Christus kam. um uns den neuen Weg zu zei gen. Das Christfest (der Höchste und Mächtigste in der ärmsten Kindsgestalt) ist das beistaste Symbol des sozia len Mensckenwillens. S e l b st e n t ä n k e r u n g ist das Wort, das wir für das Geheimnis der Eb-üstnacht präaen müssen. EN ist zum Diener der aan-en Welt geworden. EN hat das Maß der L-ebe erfüllt und deshalb auch des Friedens. Wenn der Mensch von heute mir eine Weile über dieses Gebeimnis nacb'udenken sich bemühte, er würde mit Erschauern die Lüge und den Schein der Gegenwart erkennen. Er würde seben, wie selbst der Sinn des We'bnochtsfestes in d-ese Lüge hineingewaen worden ist. Wohl bereitet sich heute die ..große Welt" ans dieses Fest noch vor. lind sie weiß auch heute nock das Fest zu „feiern". Aber das Merkmal unserer Weih- nacktstaae ist so oft der äußere Aufwand, nicht tüe innere Ruhe unserer Mensckenseelen. Ein Teil der Menschen überhäuft sich wobl mit äußeren Geschenken, sie legen wohl die äußere Gabe ans den Weihnachtstisch, doch von dem Weihnockts g e i st ist nichts zu spüre». Es ist auch auffallend, daß gerade keilte ein immer stärkerer Drang nach lururiösen Geschenkartikeln manchen schon befallen Hot. Warum? Will man mit Ihnen die innere Leere seiner Seele nur verbergen? Wo ist das alte teure Gut der Liebe, das man als Kindern uns auch mit den ein fachsten Geschenken dargereicht? Das uns ans asten Lie dern jener Weihnachtszeit entgegenklang. und dann durch unser Leben weiterzog, das ganze kommende Jahr hin durch. Können nur die Kinder auch heute noch das Ge schenk des Weihnachtsfestes mit richtigem Geist erfassen? Entfesselung der Leidenschaften erlebt, die sich !n der Schürung des Hasses zwischen den Nalmnen. i» dem Kampf der Klassen und Rassen offenbarte. Nichts !!t ver derblicher gewesen für die Menschheit von heute ols die unchristliche Trennung von Politik und Morol, welche die Politik als eine Angelegenheit betrachtet, die jenseits von Gut und Böse steht, die nur das Gesetz des Erfolges kennt, ohne Rücksicht darauf, mit welchen Mitteln er er reicht wird. Wir müssen — und darin sehe ich die Rettung unseres Vaterlandes, die Rettung Europas, die Rettung unserer Kultur — dem Christentum wieder Geltung im öffentlichen Leben verschaffen, seinem Geist zum Siege verhelfen über den Geist des unchristlichen Materialis mus, der heute noch im politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben der Völker vorherrscht. Dann wi-d auch die geschwundene Autorität des Staates miederkeh ren und in festerem Boden wurzeln als ehedem: der un selige Klassenkampf wird dem Wirtschastssrieden weichen und die Völker werden in friedlicher Verständigung die Möchten sich die Eltern hüten, auch diesen Geist durch geschmacklos ausgewählte Dinge, oder (wo das Geld vor handen) durch eine Ueberfülle dieser Dinge der alten deut schen Einfachheit zu entfremden. In den Häuser» der Armen aber und in den Zimmern jener, die sich ei» Stück ihrer eigenen Jugend bewahrt haben, weiß man nach, was Weihnacht ist. Diese Klagen auch nicht laut und breit in aller Oesientlichkeit über ihre eigene Not. Sie hängen diese Not nicht gleichsam w-e ein Firmenschild an die Dockoesimse ihrer Häuser. Die größten Klagenden sind ja die. die noch irgendetwas nebenher auf Looer hch^„, das vor der Not im äußersten Folle doch noch schützt Im Geist der Weihnacht sollten diese in die Häuser der Be dürftige» geben, die nicht das Lebens notwendige haben. Aste dieNichtär in st e n sollten in diesen Weih- nacbtstaaen nun erkennen, daß sie nicht eber ein R"cht haben, über die Notwendigkeit hinaus au Hab und Gut zu besitzen, solange nach vor ibren Häusern das Elend ükt, solange sie diese Elenden, die ihnen in cst'en Stra ßen beaegnen, nicht gesneist und aetränkt haben. Wer diese» Ehrist"s in der ärmsten Kriw'e liegend anbetet, wer fick vor ibn hinstestt und seinen Namen traae» irüst, der tue de-wle-cben nüe er. Der entü n ßere sick selbst und er wird den FM-de» der Weibnachts'eit mit Urge walt verspüren. Diese Selbstentäußernng. d-est> Döt-'ng seines Egoismiw. ist die Vorbedinowig »wr Lösung oster oeaenmärtiaen Krisen. Sostmae diele Einstelstmg natur gemäß nickt vo» dem eiinelne» M-msesten erfolat -st auch nicht an ein-' Reoeneratian der Rarteien. der Gr-'gncn zu denke». W-r riefen so oft nach dem ne»e" M'wt aber beute erhebt sich der R»l nack d-un neue n M e n s ch e n, der diesen Staat erst bilden soll. Wer mit iiinerein Gewinn das Westwacht Esst er leben wist, der horche in Demut aus den Klang der Glocken. Es ist die stille Nacht, die ihn umgibt, die heilige Nacht. a»s der die Lebensströine in die Natio nen fließen. Kein Fest ist so geeignet, den Einzelnen zu ergreifen und ibn, in seine eigene Jugend rückwärts führend, ganz zu saminelii für den Lebensdieust i" die ser Welt. I. A. prsgvr 81p. 18 Nsupklrsvs 6 posllinünlislssks 2 sätze !m öffentlichen Leben der Nationen und in den Be ziehungen zwischen den Nationen verlangt. Wäre das in Gegensätze ausgleichen, anstatt zu den Kultur und Leben — den letzten Jahrzehnte.» g>.,cheheir, wir hätten nie diese i vernichtenden Waffen zu greifen.