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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188410248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841024
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841024
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar, Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-10
- Tag 1884-10-24
-
Monat
1884-10
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1884
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Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Redaktion und Expedition JohanneSgassc 33. Aprechltundr» der Redaktion. Vormittag? 10-12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. (t-ttr NVLgadc em^efankler Dianuscrtvte macht sich dlr Vtedactton nicht rerdlndltch. Annahme der für die nächftsolaenvc Nummer bestimnur» Inserate a» Wochentaaen ln-.- :i Uhr Nachmittage, an Sonn- u»V Festtage» srii» bis '.-v Utir. 2» de» /iliaten tür 2n>.-Annahme. Otto Klemm, Uiiiversi:. ::s:i.iße 21, Louis Lösche, Kalharinenslraße 18, p. nur bis '/,» Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage 18,000 Abonnrmkntvprri» oiertclj. 4'/, Klk. inet. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bersgen ü Ml. Jede einzelne 2!m»n,er 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebübren sstr Extrabeilage» (in Tageblatt-Normal gesalttt »hur Postbetördcrung SU Mk. «>t Postbesordcruug 18 Ml. Inserate «gespaltene Petitzcile SO Pf. Größere Schriftea lau! unserem PreiS- verzeichniß. Dabellarischer o. Zifsernlatz neck höherm Dar:!. Rrktamen unter dem Uedaltionsftnch die Lpa!l?eile 50 Ps. Inserate sind steis an die ExprSition za seoden. — Rabatt wird nickt gegeben. Zahlung praonu nierni. !o ox-, Surcy P n- Nachnahme. 2t»8. Freitag den 24. October 1884. 78. Jahrgangs Amtlicher Thcil S Äelmllntmachung, die städtische Vinkvn,mensteuer betreffend. Der zweite Ter-.-a.n der städki'chen Einkommensteuer ist ani 15. Oktober dieses Jrbres «it den» dreieiiistalbsnchen Brtraqe deS einfachen Steuersätze- fällig. Die Beitragspflichtigen werden deshalb aufgesordert, ihre Stcuerbeträge spätestens l innen drei Wochen, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stadt-Stenereiunabnie, Stadthaus, Obstniartt 4kr. 8, parterre links, bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist gegen die Sänm'gcn cintrelenden gesetzlichen Maßnahmen abznsübren. Leipzig, den 13 October 1844. Der Rath der Stadt Leipzig. Ilr. Georgi. -roch. AlrciÄs-Ärkannlmallfnng. Mvntag, den -7. dieses Monat-, Vormittag- U Uhr, sollen im Stadthaufo i Ciugaiig Mühlgasse Nr. 7) allklier: 1 Schrcidsecretair, 3 Kleidenecretairc. 1 Wäschesccrctair, 3 Waschtische, 2 Küchenschränke, 2 Spiegel. 2 Tische, l Eommode, l Wand- und mehrere Taschen-Uhren, darunter eine goldene Damcn-Uhr, sowie eine Partie KleitungSsnicke:c. an den Meistbietenden gegen sofortige Bezahlung öffentlich versteigert werten. Leipzig, am 21. October 185 l. Der Rath der Stadt Leipzig. vr Georgi. Neukcr. Bekanntmachung. Tie Beitt-ag-pflichtigen unserer Gemeinde, welche inst ihrer dies- silbrigen Steuer noch im Nuckslande sind, werden hierdurch an Ent- richtnng Verseil n erinneri. Leipzig. 24. Ortober 1884. Der Vorstaiis de» Israelitischen Nrltgt,u»gemet«»e z« Leipzig Vckanntmachnng. Mittwoch, de» 2» Lctader 4884 von vormittag» S Uvr ab und nach Befinden die folgenden Tage ,ollen dlc zum Gnsiav Adolph Thierseldcr'schen Crebitwese» in Reudnitz gehSiigen Maschinen, und Waarenvorräthe, als: 1 große W nchnuischine mit 4 Messinghähnen, 1 Dampsmangel- maschine, l Gewindischneidemaschme, 1 Schleifstein mit Borge lege, l Handbohrmaschine, 1 Farbenretbemaschine, 1 Zahnkranz, locher. 1 Probirmaschine mit Druckpumpe, 1 Blechrohrhcizung für abgeheaden Dampf, 1 Exhauftor, sowie 450 Kilo schmiedeeiserne Schaaken zu Kniebogen von Schwarz, blech, 129 Stück dergleichen Bordringe voa gleichem Blech, 1 bedeutender Posten Schwarzblech und genietete- Schwarzblech- rohr, 12 Slück Regulator« zur Dampfheizung von Blech 250 Stück Nohrsckiellen von Schwarzblech, 47 Stück D-Säulen Blechregistcr, 1 Ausihaueapparat, 5 Stück ematllirie gußeiserne Badewannen mit Ständer, 1 Partie diverse Bandeisen, 3 Register zu Dampsbeirunaen, 2 Damps- und 1 Badeofen. 2 Handwagen, 2 Hanfschläuche, 1 eiserner Geldlchrank, 1 Lopir- presse, verschiedenes Schmiede- und Klempnerbandwerkszeug, als: Schraubstöcke, Sperrhaken rc., 1 Feldlchmiede, 1 Flanschentrlchter, zum Flanschenlchnciden, 1 Richtplatte, 3 gußeiserne Zinnpfannen. 1 Plättttsch mit Eisenplatte und Kasten, 1 Rohrleitung von Kupfer, 2 Stück Mangeltische, 1 Brückenwaage mit Gewichten, 1 Federwaage, 1 Badewanne von Zink mit Unterlatz, 1 Benti« lator, 3 Stück große Holzboitiche. 1 Zinkblechunterlage, circa 30 lUMeter, 2 Stück Kupserschlangen, 1 Schlauch- und 1 Leinenwinde, 23 Stück div. Maschinenriemen von Leder, 1 starker Gummtichlauch, 1 GaSlampe mit Flaschenzug u. s. w. in dem Grundstück Kohlgartenftraste Nr. ll in Reudnitz meistbietend gegen sosortige Baarzahlung öffentlich v isieigert werden. Leipzig, am 22. October 1384. Singer, Gerichtsvollzieher. Nichtamtlicher Theil. Die Reichstagswahl in Leipzig. IV * Nachdem wir in den beiden letzten Artikeln den negativen Theil der Ausgabe dcr Wähler der verbündeten Ordnung». Parteien in unserer Stadt erörtert haben, gelangen wir nun mehr zum positiven Theil dieser Ausgabe. Wir haben dar- gelegt, welchem Schaden und Spell Leipzig auSgesept sein würde, wenn eS dem socialdemokratischen Bewerber gelänge, den Sieg an sich zu reißen, und haben weiter ausgesübrt, daß cs ebenso ein Tina der Unmöglichkeit ist. unsere Vertretung einem Deutsch Freisinnigen annwerlrancn. Die Frage: Wen wählen wir? kann danach nicht schwer zu entscheide» sein. Sic ist bereit- gelöst, indem von eine», großen Kreise hoch, geachteter und einflußreicher Bürger, welche beiden in Leipzig hauptsächlich in Bclra.b! kommenden staatserhaltcnden Par teien. der nationalliberalen n»d dcr conservativen. angchoren, unter allgemeiner lebhafter Zustimmung die Eandidalur desHerr» Bürgermeister vr Tröndlin proclamirt worden ist. Wir sind in neuerer Zeit in den Kundgebungen der politischen Gegner mehrfach dem Hinweste daraus begegnet, Leipzig solle wieder. wie srüber, „liberal" Wählen, c? solle seinen Ruf einer „liberalen" Stadt von Neue», bcwäbren. Nu» ist zwar unsere SlaN ist I43i'.. in welchem Jahre die neue politische Aera in Deul'chland begann, stet? liberal im Reichstag und im Landtag vertreten gewesen, die Gegner meinen jedenfalls aber eine ankere Art vw, Liberalismus und baben rs Jahr >815 j,» A.ge, wo Leipzig einen Robert Blum i. daS Franksurtcr Parlament entsandla. Alle» Respekt vor den rechiitdkäinvscr» von damals: aber wir nnd wohl auch vic. Andere mit uns sind der Meinung, daß es bener in, die 1844er Bewegung in, Schooße der Vergangenheit ruhen zu laste». Wir leben in einer ganz anderen Zeit. mit v'-!!:g anders gearteten Bediirsiiiss-n, i»,r mir dem überschänineuden Freiheitsdrang? von 1414 tonnte un» beute nickt viel gedient sein. Ganz gewaltige sociale Ausgaben harren dringend der Lösung und erfordern mit Entschiedenbeit, daß mit weiser Mäßigung und kluger Besonnenheit daran gearbeitet wirb, zugleich aber auck mit dem energischen Willen, die eeulschen Regierungen im Kampfe gegen die drobend rmpor- gesticgenen Machte des Umsturzes und dcr Revolution mit voller Kraft zu unterstützen Wir fassen die Eandidatur Tröndlin als den entschiedenen Ausdruck des Willens unserer Bürgerschaft ans, dem Kaiser und den verbündeten Negierungen in diesem Kampfe unv in ihrem Bestreben, die Lage der arbeitenden Elasten zn verbessern nnd dadurch den Frieden zwischen de» einzelnen Bcvölkerungsclassc» zn stärken, treu zur Seite zu sieben. Leipzig will keiiien fanatischen Anhänger per socialdeniokrrtischen Ideen nach Berlin entsenden, cS will aber eben so wenig Eliva» von einem deulscksreisinnigen Nörgler unv principiellen Neinsager wissen, sonder» eS will vertreten sein durch einen Mann, der überzeugt ist, daß die politischen und social-wirthschastlicben Anschauungen und Pläne unseres Kaiser» und seines großen Kanzlers den, deutschen Vaterland« zuin Nutzen gereichen, welcher sich von der Anschauung leiten läßt, daß jene Pläne aist ihren Inhalt zwar ernstlich geprüft werken müssen, daß ihnen aber nicht mit kaltem Partei« Egoismus, nicht mit der starren Einbildung de? Besterwistens unk mit Gerina/chätzung begegnet werden darf. Bor un» liegt die denkwürdige kaiserliche Botschaft an den Reich»« tag vom l l. Avril 1883, ein Schriftstück, welches in der gegenwärtigen Wablbewegung eine große Rolle spielt unv von dem wir wohl sage» dürfen, daß sich ibin auch die Sympathie de» Eandikaten unserer Ordnungsparteien, Herrn Bürgermeister I)r. Trönvlin, in vollem Maße zuwendet iiiib daß er, falls seine Wahl in dcn ReickSlag geschieht. Alles tbun wird, um im Sinne dieser kaiserlichen Botschaft lbätig zu sein. Kaiser Wilbelm verkündete damals, nach dem er bereits in der bei Eröffnung des Reichstage» am 17. November >881 gebaltenen Thronrede die Ziele feiner Socialpolitik klar bezeichnet halte, Folgende» vor aller Welt: ..Wir baben es jederzeit als eine der ersten von Uns al» Kaiser übernommenen Pflichten erkannt, derLage der arbei tenden Elasten im ganzen Reiche dieselbe Fürsorge und Pflege zuznwenden, welche Wir in treuer Fortsetzung der von Un terem in Gott ruhenden Vater zu Anfang dieses Jahrhun dert- begründeten Rrsormrn zu bethäugen suchten. Wir baben diese Pflicht Un« besonder« gegenwärtig gebalten feit Erlaß des Socialistengesetze« und schon damals Unsere Ueber- zeugung kundgegeben, daß die Gesetzgebung sich nicht aus polizeiliche und strafrechtliche Maßregeln zur Unterdrückung und Abwehr staatSgesäbrlicher Umtriebe beschränken darf, sondern suchen muß, zur Heilung oder doch zur Milderung der durch das Strafrecht bekämpften Uebel Reformen ein zuführen, welche das Wohl der Arbeiter zu fördern, die Lage derselben zu bester« und zu sichern geeignet sind. Wir haben dieser Uebcrzeugung insbesondere in Unserer Botschaft vom 17. November 1841 Ausdruck gegeben und UnS gefreut, st einen ersten Erfolg Unserer Sorge für Bestrebungen in dieser Richtung in Unserem Königreiche Preußen wenigsten« die beiden ersten Stufen der Clastensteuerpflichtigen von dieser Abgabe an den Staat befreien zu können. Dankbar für die einmüthige Unterstützung Unterer hoben Verbündeten, dankbar für die hingebenve Arbeit Unserer Be hörden. sehen Wir auch auf dem Gebiete der Reick-gesetz- gebung den Anfang de« Reformwerks so weit gediehen,' daß dem Reichstage bet Beginn der jetzigen Session der Entwurf eines Gesetzes über die Versickerung der Arbeiter gegen Betriebsunfälle in neuer, mit Rücksicht auf die früheren Verhandlungen umgearbeiteter Fassung vorgclegt und ergänzt werden konnte durch einen Gesetzentwurf zur Organisation des gewerblichen Kranken-Cassen- wesenS. Seitdem haben Wir, den Verbandlunoen des Reichs tage» über diese Vorlage mit besonderer Aufmerksamkeit folgend und zu jeder möglichen Erleichterung derselben gern die Hand bietend, an dem Wunsche wie an der Hoffnung scstgehalteu' daß diese Session de? Reichstages nicht zu Ende gehen möge, ohne daß jene Vorlage in einer ihrem Zwecke entsprechenden, ihre Ziele sichernden und ihre Sanktion al» Gesetz ermöglichcnvc Gestalt zur Annahme gelangt. Wir haben auch mit Anerkennung und Befriedigung gesehen, wie die ernste Arbeit, welche der Beratbung de» Krankencaffengcsetzrs gewidmet worden ist, diesen Theil dcr Gefammtaufgabe bereit» so weil gefördert hat, daß die Erfüllung Unserer Erwartung kauin mehr zweisrlhast erscheint. Mit Sorge aber erfüllt Un«, daß die principlell wichtige Vorlage der Unfallversicherung bisher nicht weiter gefördert worden ist und daher aus baldige Durchberathung nicht mit gleicher Sicherheit g«. rechnet werden kann. Bliebe diese Vorlage jetzt unerledigt, so würde auch dir Hoffnung, daß in der nächsten Session weitere Vorlagen in Bezug auf die Alters» und Inva lidenversorgung zum gesetzlichen Abschluß gebracht iverden könnten, völlig schwinden, wenn die Beratbung des ReichSbanshaltSetatS für 1884 —1885 während der Wmter- session auck noch Zeit und Kraft de« Reichstags in Anspruch nebmen würde. Wir baben es deshalb für geboten erachtet, die Zustimmung kcr verbündeten Regierungen dahin zu beantragen, daß dcr Entwurf des ReichshauSbaltSetatS für 1884—1485 dem Reichstag jetzt von Neuem zur Bcschlußnahme vorgelegt werde. Denn wenn die Vorlage über die Unfallversicherung, wie nach dem Stand der Bearbeitung zu befürchten steht, in der laufenden Frühjahrssession vom Reichstag nicht mebr berathen und festgestellt werden könnt«, so würde durch die vorgängize Beratbung de- nächstjährigen Etat« wenigstens für die Wintersession diejenige Freiheit von un ausschieblicben Geschäften gewonnen werden, welche er forderlich ist, um wirksame Reformen ans socialpolitischem Gebiet herbeizuführen. Die dazu «-forderliche Zeit ist eine lange für die Emvsindungen, mit welchen Wir in Unserem Lebensalter ans die Größe der Ansaaben blicken, welche zn löse» sind, ebe die in Unserer Botschaft vom 17. November 1881 ausgesprochenen Jntenlionen praktische Belbäligung auch nur soweit erlangt haben, daß sie bei de» Belheiligten volles Berständniß und in Folge denen auch volles Vertrauen finden. Unsere kaiserliche Pflicht gebietet U::S aber, kein >» Unserer Macht stehendes Mittel z» versäumen, ui» eine Besserung der Lage der Arbeiter nnd den Frieden der BeruiSclassen unter einander zn förd:rn. so lange Gott Un« die Kraft dazu giebt. Tarum wollon Wir dem Reichstag p,.,-- vicw Unsere Bol icke»'! in erneuter und vertrauensvoller Auru'nng seines bcwäbrlen treuen S nneS sur Kaiser und Reich die baldige Erledigung der wichtigen bezeichne!«» Vor lagen ans Herz legen." — Wenn am 28. October, woran wir gar nicht zweifeln, der Name des Herrn Bürgermeisters vr. Tröndlin als Sieger auS dem Wablkampsc hervorgebcn wird, dann kann die Stadl Leipzig sicher sein, daß sie im nächsten Reichstag durch einen aem ißnt liberalen Mann im Sinne dcr vor stehende» kaiserlichen Botschaft vertreten sein wird. Weit dem so ist, so hat sich auch die konservative Partei, unter Verzicht aus ihr Reckt, der Ausstellung eines eigenen Partei- candidaten mit dankcnSwcrthcr Bereitwilligkeit der Eandi datur Tröndlin angeschlossen und so werden denn die verbündeten Nationaliiberalen und Eonservativen am Wabltage Schulter au Schulter zur Erreichung einer Wahl känivsen, die dem Vaierlante zum Segen und unserer Stadl zur Ehre gereicht. Leipzig, 24. October 1884. * Tie Ausstellung eine- nationalliberalen Candidaten (Amtsrichter Knlemänn) im Wahlkreise Braunsckweig- Blankenbnrg gegenüber dem bisherigen Abgeordneten Eisendabndirector Schräder hat dessen Anhängern Ver anlassung zu einer Beschuldigung gegen die nationallibcrale Partei gegeben, die in der Bebauptunz eine» Wortbruchs gipfelt. Tie Beschuldigung ist völlig wabrheitSwidrig und beruht aus einer sophistischen Verdrehung der Thatsachen. Der Centralausschuß vor nationaliiberalen Partei hatte es im Frühjabr aus Anregung des Abg. Schräder als zweck mäßig anerkannt, den Besitzstand der Wahlkreise im Herzog thum Braunschweig: (Schräder im ersten Wahlkreise Braun schweig-Blankenburg; Senator Römer im zweite» Wolsen- büttel-Hclmstedt und Sladtrath I)r. Weber im dritten Holzminden-Gander-Heim) ausrecht zu erhalten, und es waren beiderseits Zusagen ergangen, sich entgegengesetzter Schritte zu entbalten; Zusagen, welche selbstverständlich nur die Be- lhciligtcn binden tonnten. Im erste» Wahlkreise, wo in Folge der Niederlage der nationalliberalen Partei bei der Wabt Schröder'-, der den nationaliiberalen Candidaten Schöktter in einer Stichwahl durch die Hilfe der social- demokratischen Stimmen verdrängt hatte, die Organisation dcr nationaliiberalen Partei zerfallen war, hatten sich die Parteigenossen inzwischen wieder gesammelt, und beabsichtigt euren eigenen Candidaten auszustellen. Der CentralauSschuß löhnte ans die an ihn ergangene nnd gelegentlich de» Partei tage» in, Mai dringend wiederholte Anfrage jeve Mitwirkung aierzu mit Berufung aus die gegebene Zusage ab; und hal seitdem in keiner Wmse weder durch Rath noch Tbat das Vorgeben der durch Bildung eines Verein« sich orqanisirenden Parteigenossen unterstützt, ist aber begreiflicher Äeise ebenso wenig im Stande gewesen, etwa durch ein diktatorische« Auf treten i» deren seloststänvige Bewegung einzugreisen. Daß die Zusage eine» passiven Verhalten- deS Ausschusses nicht zusammengewcrsen werden bars mit dem von den Partei genossen in Braunschwcig-Blankenburg beschlossenen Vorgehen, bedarf keiner weiteren Ausführung. Nachdem vor Kurzem seiten« der Dcutschfreisinnigen im dritten Wahlkreise dem nationallibcralcn vr. Weber ein Candidat jener Partei, wohl nickt ohne Kennlniß und Billigung des Abgeordneten Schräder und der Parteileitung im Allgemeinen, gcaenüber- acstellt ist. würde der CentralauSschuß der nationalliberalen Partei auch dcr Zusage seines passiven Verhallen-? entbunden sein, wenn ander- bei der Nähe de» WalüterminS ein thätigeS Eingreifen noch angezcigt erscheinen könnte. Vielleicht ist solches bei einer eventuellen Stichwahl möglich, augenblicklich kann der Ecntralausschuß ver nalionallibcrcilen Partei den ausgestellten Eandikalcn Herrn Amtsrichter Kulcmann nach dessen ihm bekannt gewordenen Programmredcn nur mit Freuden als einen in der Partei stehenden Genossen be grüßen. * Zur Frage der Stellung der deutschsreisinnigen Partei zur Verlängerung deS TocialistcngesetzcS wird der „Post" auS dem Kreise Westpriegnitz mitgetheilt, daß in einer von dcr dcutichsrcisinnigcn Partei einberusenen Wahlversammlung in Lengen der deutschsreisinnige Candidat Herr TcSmer eine bindende Erklärung darüber, ob er beim AnSgange der lausenden Frist für Aushebung des Socialisten gesetzeS stimmen werde, adgelehnt hat. Al« ibm daraus von konservativer Seite die Aenßerung de« Abg. Ludwig Löwe vorgchalten wurde: „Jeder, Versetzt noch für daS Socialisten- oesetz eintrete, habe ausgehört, Mitglied der deutschsreisinnigen Partei zu fein", erklärte der anwesende Herr Stadtrath Zelle, er gehöre selbst mit zum Wablvorstante der deutsch- freisinnigen Partei in Berlin, es sei ihm aber nickt» davon bekannt, daß die Anhänger der Verlängerung deS Socialisten- gesetzes als auS der Partei auSgeschieken betrachtet würden, lene Acußerung des Abg. Ludwig Löwe sei in keiner Weile sur die Partei der Tenlschsrcifinnigcn maßgebenb. * lieber die Ziele der Reick spolitik verbreitet sich eine ossiciöse Corresvonvenz aus Berlin in folgender Weise: Friede nach außen, Vertrauen im Innern zwischen dem Reich und seinen Gliedern, zwischen Regierung nnd Nalksvertretonq Ist da- charakteristische Merkmal der ersolgreichen BlSmarck'schen Politik Sie berußt nach außen aul der Macht, de» friedlichen Millen auch durchzusetzen, im Inner» ans der »nverbrüchlichen Achtung vor der Verfassung >ud ibren vertragsmäßigen Grundlagen. Tie Deutsch- freisinnigen digegen iden mit der Forderung veranNvortlicher Mini sterien Zwielrachi zwischen dem Reich und den Einze'.staate», zwilchen Regierung nnd Volksvertretung und erschüttern mit der Forderung einer Herabsetzung der Präsenzstärke und dcr Dienstzeit da« in der deutschen Heereskrali nibende Fnndament des europäischen Frieden-. Vermehrung der Gelegenheit zn lohnender Arbeit für alle Schichten dcr Bevölkerung ist das Ziel der Wirthschast-politik de- Reiches: sie streb: »ich! nur, durch den Schutz der nationalen Arbeit mittelst mäßiger Zoll- b'in deui'chen Gewerbsleiß und Landbaa dem heimlichen Markt zn sich-rn, sondern durch eine kräftige überseeisch Politik neue lolmende Alöatzguellen zu erschließen. Tie Deiilschsreifiniiigen wollen d:e leimilche Industrie und Landi'.':rlblchaft selbst im eigenen Lande schutzlos der Conciurenz de? Auslandes prei>-geben »nd baben für die Eolonialvolitlk, wi- für Dimpsersiibvention-n nur Worte, nie aber »hatkrästige Unter stntzung. Die Beseitigung ober wenigstens Linderung der Folgen der Arbcitt ittisälugteil in Felge von »rankheit, llnlg'len, Aller und Invalidität da« Z:el de Socmlvolitik des Reich-?: d e Fürsorge für die Arbeiter ons dieü.n Gebiete 'st von ihr grundsätzlich al- eine öffentliche ini Interesse de- Gesamintwohls zu knüllende P'licht anerkannt und ihre Verwirklichung mit dem Kranken, »nd Unfall v-rsicherungs-Gesetz energisch in Angriff genommen. Die Deutsch- eisi-.inigcn l aben im Interesse des Divieenb.-n'.-ezua? dcr Aetien Vn-i.1:e>ung.'ge'ell>chafteii »nd der doktrinären Abneiguug gegen das Eiligrusen de: Slaales sich allem von allen Parteien jeoer Maßregel aus diesem Gevieie widerhtzk und den Arbeitern statt Brod stet- nur Steine geboten. Erleichterung von Lommunal- nnd Schullasteu im Interesse der Minderbcgütertcn durch weitere Ausbildung minder druckender Reich-- steuern ist da- Ziel der Steuerreform de- Reichs; die Deulichstei- sinnigen wollen aber selbst nicht durch Bewilligung einer HSH rcn BSrsensteuer znr Entlastung von solchen direkten Abgaben die Hand bieten. Alle Kräfte der Nation zur gedeiblicheu Entwicklung ihres Er werbslebens, znr Besserung der Verhältnisse der arbeitenden Bevöl kerung. znr Erhaltung e-.nes kräftigen Mittelstandes in Stadt und Land zu iammcln, ist da- Ziel der Reich-regierung; unheilvolle» Kanins zwischen allen The,len durch die Fortcrung der Aendciiing der Reichsversassung berau'zubeschwören. die Kräfte der Ration in nnsruchtliaren Veriassung-streitigkenen zu vergeuden und selbst die Wehrkraft, die Sicherheit de- Laude- und seinen Frieden deina- gogischen Wahlzwecken zu opfern, die nothwendige Folge der Be strebungen der Deutschsreisinnigeu. Für den. der cs gut mit dem Volke meint, kann fürwahr am 28. d. die Wahl nicht schwer seien. * Die „Berliner Politischen Nachrichten" schreiben officiö» vom Mittwoch: Der Bunde-rath hält morgen wieder eine Sitzung ab. Ans der Dage-ordaung befinden sich u. A die DampserlubventionS- Vorlage und die Grietzentwürse, betreffend die An-dcdnug der Unfallversicherung aus da- Dran-portgewerb« und sonstige gewerbliche Anlagen, sowie aus die Land- und Forstwirthschaft. ES sind zwei getrennte Gesetzentwürfe, durch welche die Unfallversicherung abgeschloffen werden soll. Tie Vorlagen, die wir bier geuanat, werden morgen elngebracht werden und kaum zur Verhandlung kommen, sondern voraussichtlich Len zuständigen Ausschüssen zur Vorberalhimg überwiesen werd.n. Inzwischen dürsten diese Ge>etz- eutwürsc auch dem SraatSralhc voraelegt werde», dessen Votum ia für die Al stimmuna Preußens im Bi-.r.de-rathe maßgebend sein soll. Wohl mit Rücksicht aus die zur Zeit noch schwebende« Verhand lungen mit England wegen Angra Pequena ist bei der Dampser- subventionS-Borlage vom Mai d. I. der handel-politische, mit der gesummten übeneeischen Politik zusammenhängend« Charakter derselben nicht in vollem Umsange in der Vorlage sowohl, wie tu der Begründung zur Geltung gelaugt, der Schwerpuuct mußte speciell aus dle postalffche Seite der Sache gelegt werdoa. Die Gründe, welche für diese im Interesse der Sache nicht ebe» er wünschte Bebandlung maßgebend wareo, sind inzwischen bekanntlich iongefallen. Die non dem BundeSralh zu »aierbreitende Vorlage dürfte io der voa dem Kaiser genehmigten Form daher wesentlich da« banbelspolitische nnd nationalwirihschaitliche Moment .betonen, das postalisch« in die zweite Linie zurücktreten lassen. Man darf demzufolge auch annchmen, daß bei der neue» Vor lage die Aufbringung v-r Kosten nicht an' die dem Reich-poftaeüiete angesaiissseue» Vuodesstgaien beschränkt bleiben, sondern die Heran ziehung aller Lheile des Reich« ia Aussicht genommen werde» wird. Im Uebrigen bestätigen sich jene aus weitergeheude Forderungen und demzufolge auf Erhöhung der Subvention gerichteten Aagaben der OppositionSblätter wohl nicht. Nur insoweit durch die Er werbungen in Westasrika die Ausdehnung de« Rahmen- der Vor lage aul Linien, welche diese Gebleie berühren, ol- aothwendig sich erwiesen hat, ist eine Erweiterung deS gesetzgeberischen Plaue« und damit eine entsprechende Lrhöhuag der Subvention um jäbrlich 1—1'/, Million Mark in Aussicht genommen. Die Begründung wird erheblich reichhaltigeres Material ent- halten, al- die der letzte» Vorlage: wie stark In den weitesten Kreisen der Bevölkerung da» Interesse sllr dieselbe ist. beweisen die ungemein zahlreiche» au» den Kreisen der Interessenten dem Reichs, amt de« Juuern zugegangeneu Mitthelluage,, Gutachten und Petitionen, durch welche das anliegende amtliche Material io der weitgehendsten Weise ergänzt ist. * Die »Norddeu tsche Allgemeine Zeitung" schreibt osficiöS: Der polnischen Presse da» Unwahr« ihrer Mitibeilungen auf dem Gebiet der Schule vorzuvalten, ist eine undankbare Ausgabe, weil die polnische Presse für die Wahrheit blind sein will. Allzu dreist aber ist es doch, wenn dcr „Dzieunik PoznanSki" sich in seiner Nr. 223 vom 3. October d. I den Anschein giebt. genau über da« unterrichtet zu sein, wa- der Geheime Regierung« rath vr. Esser über die Revision von Schulen in der Provinz Posen dem Herrn CultuSminister berichtet habe. Wir wissen recht gut, wozu diese Erfindung dienen soll. Es han delt sich um daS alte, so oft zurückgrwiesene Manöver, den Herrn Minister in einen Gegensatz zu den Maßnahmen der Provinzial behörden zu stellen und dadurch die Autorität der letzteren in den Augen dcr Bevölkerung zu erschüttern. Um dieses Zwecke« willen aber dürfen wir uns der Pflicht :> ckit entziehen, zu constalirea, daß der Artikel Le« „Tziennik Pozna. -ki" durchweg nur willkürliche, au« der Lus» gegriffene Behauptungen enthält. * Prinz Heinrich ist gerade drei Jahre Lieutenant z. E. bezw. Premierlieutenant gewesen, da er 1441, ebenfalls am Geburtslage de- Kronprinzen, in diese El ^rsie avaneirte. Prinz Wilhelm hat die Premierlieuteiia-iis-^harge erst in 4 Jakren absolvirt, war aber nur 7 Jahre Seccnde- Lieutenant, während Prinz Heim ich 9 Jahre diese Stellung inne halte. 2m Vergleich zu früheren Zeiten avanciren die Prinzen deS königlichen HauseS in Preußen jetzt sehr langsam. Prinz He-nrich ist über 22 Jahre alt und Prinz Wilbelm, der die Major-charge bckieidet, wird im Januar 2«i Jahr. Ihr Vater, der Kronprinz, wurde im 24. Jahre bereit- Oberst und im 23 Brigavecommandeur Prinz Karl war mit 22' ', Jahren uns unser Kaiser schon mit 21 J-bren General. Im Alter von 24 Jahren commandirlc Kaiser Wilhelm bereit? ein NrmeecorpS. Die Bcsördorung des Prinzen Wilhelm zum Obersten (die ObersiliculenanlScharge überspringen die Prinzen deS königliche» Ha»leö) dürste in nächster Zeit, spätestens im Frühjahr, ert'olgen. P i'->Z Wilhelm ist bereits üver 3 Jahre Major, währenv der .ftronprinz nur 2 und Prin, Albrccht nur l'/, Jabre in dieser Charge w re» e> » -- * AuS Eaer. 22. October. schreibt man nnS: „Der hiesige GemeiiidcnnSschuß hal nach de» wichtige» Verbantluiigen im böbmi'ch, n Landtage Uber die nationale Abtrennung sprachlich g-n'-tchlcr Bezirke eine außerordentliche Sit'ang einbernse» nM in derselben folgende Resolution einstimmig angenommen: „Ter G.-meinkcausschuß der Stadt Egor, in vollster Uol r- eiiisii Innung mit den Bestrebungen der deiilschen Abgeordneten, begrugt die Anträge aus Thoilung des LaudesschiilralheS in Sektionen und die nationale Abtrennung sprachlich gemischter Bez rk-- al- geeignet zur Herstellung des nationalen Friedens im Lanke, spricht den Abgeordneten Bareutber, Plener und .Her bst sür die mannhasle Vertretung derselben im Land tage dcn Dank und da- vollste Vertrauen ans und knüvst daran die zuverläßlichste Erwartung, daß Ausdauer und Einig keil der deiilschen Sacke schließlich zum Siege verhelfen werten." Tiefer Beschluß wurde den drei genannten Abgeordneten tele graphisch übermittelt." " In der Agramer Landstnbc, wo jetzt ein nen- gcwädlter Landtag tagt, gebt cs nach wie vor reckt lebhaft zu. Die Startschewitschjancr, d. h. die von dcn Gedrükern Startschewitsck gesuhrton nationalen Ultras, welche für die Losreißung Kroatiens von Ungarn und am letzten Ende sllr die Wiedererrichtung des mittelalterlichen - *
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