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WeiheritzZeilung rageszeilmg und Anzeiger siir Dippoldiswalde, Schmiedeberg v.1l Aelleste geUuug -e* Aeztrks Verantworllichsr Dedakleur: Va«l Sebne. — Druck und Verlas- Lari Sehne in Dlpvol-lswal-e. 88. Jahrgang Donnerstag den 31. August 1922 Äauptmannsiba« -L Vs», im mntÜrveaTeil <m» S Behörden) die Zetl« TDPia-^ Elavihaabt W» x - Nediamen p Dieses Bla» enlhäst -le amtlichen DekanntmachrmA«, -er Amlshauplmannschasl, -es Amtsgerichts uu- -es Sta-trats zu Dippolviswal-e Nr. 203 UMi Narnaeni'oik» Dierkellährlich PJMK.ohnrZ». NkDüdplkls» tragen. — Einzelne Nummer» - -pf. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. L Semelndeverbands-Giro Konto Nr. 3. — Postscheck» Konto: Dresden 12548. Amtliche Bekamitmlichiilig. Freitag den 1. September 7 Ahr abends öffentliche Sitzung der Stadt verordneten zu Dippoldiswalde. Tagesordnung hängt im RakhauseauS. Oertlittzes nuv Sachfisches Dippoldiswalde. Mit diesem August geht ein Monat zu Ende, der wohl nur bei den allerwenigsten einen freundlichen Nachruf erhält; den Feriengästen und Erholungssuchenden, dem Landwirt, der sein Getreide hereinbringen wollte, hat das nahkalte Welter, der fortgesetzte Regen, das ewige einerlei Grau die Freude an allem richtig vergällt, denn bis auf wenige Tage jetzt zu MonakSschluß hakten wir ja Regen, Regen und höchstens noch Wind. Am politischen Himmel standen ebenfalls düsterste Wolken über unserm deutschen Vaterlande und haben sich noch nicht verzogen. And inf Ge folge davon fiel die Mark von Tag zu Tag, kletterte der Dollarstand von 043 auf über 2000. Mit dem Steigen des Dollars stiegen aber ebenso rapid, man möchte bald sagen, stündlich, alle Gegenstände des täglichen Bedarfs, alle Lebens mittel. Der Hausfrau graulte es, einkaufen zu gehen, ahnte sie doch schon, bevor sie sich auf die Strümpfe machte, daß all das viele Geld, das sie einsteckke, nicht langen würde zu den nötigsten Besorgungen. Sollen wir im einzelnen vor führen, wie die Preise stiegen? Liebe Leserin, lieber Leser, ihr wißtS ja noch. — Eines aber kostete in der Monatsmitte, am Monatsende genau noch so viel wie am Anfang — die Zeitung. Sie, die treue Begleiterin, Ratgeberin, Mittlerin, sie, die über alles berichtet, was drauhen „los ist", sie, die vor allem von Tag zu Tag die Preissteigerungen melden mußte, sie schlug nicht auf. Jetzt zum Beginn eines neuen Monats muß sie aber doch nun auch einmal an sich selbst denken. Alles, was zu dieser Herstellung gebraucht wird, ist gestiegen, dazu Löhne, Gehälter usw. Das Kilo Druckpapier kostet 28 M. im August und im September wird es über 70 M. kosten. Wenn also der Sprung im Preise diesmal etwas höher und der Bezugspreis ums 1'/- fache steigen wird, lieber Leser, liebe Leserin, nur nicht gleich gemurrt. Weist du, was du vor dem Kriege für ein Pfund Zucker gezahlt hast und was du jetzt dafür bezahlst? Bor dem Kriege kostete ein Pfund hausschlachtene Wurst 80 Pf., die Zeitung 55 Pf., Jetzt zahlt man 100 M. und die Zeitung soll erst ab Sep tember 80 M. kosten. Das ist täglich noch nicht ein Dreier brotel. And noch ein Beispiel. Das gleiche wie ein Monats abonnement (55 Pf.) kostete auch ein Pfund Margarine. Für letzteres zahlst du, lieber Leser, ohne Widerrede jetzt mindestens 100 M., und nicht die Hälfte in der Preissteige rung willst du deiner Zeitung zugestehen, ihr, die dir genau so notwendig ist, wie das tägliche Brot, notwendiger wie die Margarine darauf? — Nun, wir glauben, die Gesamtheit der Zeitungsleserschaft wird diese notwendigen Preissteigerungen im Bezugspreis einsehen und ihrem Leib- und Magenblatt die alte Treue auch in den schweren Stürmen der Zeit weiter bewahren. — Die Barbier-, Friseur- und Perückenmacher-Innung Dippoldiswalde hielt am Montag ihr Herbstquartal im Hotel „Goldne Sonne" ab. Nach vorausgegangener Gehilfen- prüfung eröffnete Kollege Hörl die Versammlung und ge dachte in kurzen Morten des verstorbenen Obermeisters P. Kothe. 3hm zu Ehren erhob man sich von den Plätzen. Neu ausgenommen wurden Kollege Zemming—Glashütte und Kothe jun. Letzteren wählte man als Schriftführer. Mit ermahnenden Worten wurde ein Lehrling von Kollegen Gnewuch—Schmiedeberg zum Gehilfen gesprochen und ihm für geleistete Prüfungsarbeit „Sehr gut" zuerkannt. Als Obermeister wählte man einstimmig Kollegen Hörl, hier. Für Kollegen Korp, der krankheitshalber sein Amt als Prüfungs vorsitzender niederlcgte, wählte man Kollegen Stephan, hier, als Stellvertreter Koll. Thiemar—Altenberg. Koll.Korp wurde in Anerkennung seiner hohen Verdienste zum Ehrenmitglied ernannt. Rege Aussprache entspann sich betreffs Pfuscher- Ium und soll mit aller Kraft dem entgegengearbeiket werden. Nach Erledigung manch wichtiger Angelegenheit beschließt man, im September wieder zusammenzukommen und wird die Versammlung gegen 0 Ahr geschlossen. — Die Rebhühnerjagd geht in Sachsen und in Preußen gesetzlich am 1. September auf. Während in Sachsen dieser Termin unabänderlich feslsteht, kann in Preußen die Eröffnung der Hühnerjagd aus Rücksichten der Landeskultur oder der Zagdpflege durch Beschluß der Bezirksausschüsse bis zu 13 Tagen vor oder nach dem 1. September festgesetzt werden. Maxen. In letzter Zeit nahmen in hiesiger Gegend die Felddieb st ähle in erschreckender Weise zu. Nicht nur Garben, sondern ganze Getreidepuppen verschwanden wäh rend der Nacht vom Felde. Am nun einmal die Leute kennen zu lernen, die zwar nicht säen, aber doch ernten, wurde ein Gendarmerie-Spürhund zur Verfolgung herangezogen. Der Hund verfolgte eine Spur vom Felde bis in die Wohnung , eines hiesigen Einwohners, auf dessen Boden man etwa 20 - Garben Weizen, zum Teil ausgedroschen, fand. j Freital. Das Saalinhabergewerbe hat unter den heutigen Verhältnissen schwer um seine Existenz zu Kämpfen. Nach einer Aufstellung im „Saalinhaber" sind bis jetzt in Dresden und weiterer Umgebung nicht weniger als 03 Säle einge gangen, welche meistens für industrielle Zwecke benutzt werden. Dresden. Für die Hundesteuer sind jetzt durch ein sächsisches Landesgesetz allgemeine Grundsätze aufgestellt worden. Nach dem Gesetz vom 20. Juli 1921 über diese Steuer, das in Nr. 31 des Sächsischen Gesetzblattes ver öffentlicht ist, aber erst am 1. April 1923 in Kraft tritt, er heben die Gemeinden für jeden in ihrem Bezirk gehaltenen Hund eine Steuer von 00 M. für das Steuerjahr,' das vom 1. April bis 31. März läuft. Steuerfrei sind Hunde bis zum Alter von 2 Monaten, Polizeihunde und Führerhunde von Blinden. Zeder Hund, der am 10. April gehalten wird, ist vom Besitzer der Gemeindebehörde anzuzeigen. Neben dem Besitzer ist der Haushalkungsvorstand anzeigepflichtig. Tritt die Skeuerpflicht im Laufe des Skeuerjahres ein, so ist der Hund der Gemeindebehörde binnen 14 Tagen zu melden. — Bereits seit reichlich Wochenfrist beschäftigen sich Polizei und Staatsanwaltschaft Dresden mit großen und auch äußerst raffinierten Betrügereien und dergleichen Unregelmäßigkeiten, die zum Nachteile der weit über Sachsen hinaus bekannten Firma Schriever L- Co, Sächsische Noßhaarwebereien in Coswig und Dresden, verübt worden sind. Am gestrigen Dienstag waren bereits sieben Angestellte, die zum Teil schon seit Jahrzehnten bei der Firma beschäftigt sind, in Unter- suchungshaft genommen worden. Die ungetreuen Ange stellten haben entweder Fabrikate der Firma verschoben, oder auch gleich Geschäftsgelder unterschlagen. Wie groß der an gerichtete Gesamtschaden ist, läßt sich noch nicht mitteilen, er wird aber in beteiligten Kreisen auf eine Million Mark be ziffert. Die Aufdeckung der Unterschleife und die deshalb er folgten Verhaftungen verursachen großes Aussehen. Freiberg. Von der Ferienstrafkammer des hiesigen Land gerichts ist der Schieferdeckergehilfe Louis Richard Oskar Scheiding aus Sayda wegen Vornahme unzüchtiger Hand lungen an Kindern zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Pirna. Durch die Verkettung unglücklicher Zufälle wurde am Montag vormittag auf der Rottwerndorfer Straße ein Zugsunfall herbeigeführt. In der Nähe des Sägewerkes war ein Fuhrwerk in unmittelbarer Nähe der Schienen stehen ge blieben, da der Kutscher einige Steine beiseite schaffen wollte. In diesem Augenblick passierte der Pirna—Goktleubaer Zug die Stelle und streifte eine aus dem Fuhrwerk hervorragende Stange. Dadurch wurden etwa ein Dutzend Fensterscheiben des Zuges zertrümmert. Einige Passagiere trugen leichtere Verletzungen davon. Krippen. Ein unfreiwilliges Massenbad mußten am Sonntag abend ungefähr 20 Personen, welche die hiesige Vogelwiese besucht hatten und an der Linkeschen Fähre über setzen wollten, nehmen. Eine große Anzahl von Vogelwiesen teilnehmern drängte nach vorn. Diesem Andrang hielt der Steg bez. die Brücke nicht genügend Widerstand, und die darauf Stehenden fielen ins Wasser. Zum Glück ist niemand ertrunken. Zittau. Die Stadtverordneten haben eine welkere Er höhung der städtischen Vergnügungssteuer beschlossen. Oybin. In der letzten Gemeinderatssihung Kan« es zu ' einer lebhaften Aussprache über eine durch den Bezirksaus- ' schuß erfolgte Genehmigung des Baues einer Baude auf säch- , sischem Boden gegenüber dem Zohannisstein durch den Be- i sitzer des Zohannissteines. Nach eingehender Aussprache > mußte der Gemeinderat die Bedürfnisfrage ablehnen. Chemnitz. Das städtische PreiSamt teilt mit, daß zur Verhütung übermäßiger Preisforderung für Schlachtvieh am 28. d. M. eine Ueberwachung deS hiesigen Schlachtvieh marktes durch seine Beauftragten stakkgefunden hat. Diese Maßnahmen sollen künftig wiederholt werden. Es ist bei der Landespreisprüfungsstelle angeregt worden, diese Aeber- f wachung auf die Schlachtviehmärkke in ganz Sachsen aus zudehnen. Aue. Vom Rate wurde den Stadtverordneten ein neues Orksgesetz vorgelegt, welches von den Erbauern gewerblicher Anlagen (Fabriken, Lager-, Werkstätten- und Gasträumen) die gleichzeitige Schaffung von neuen Wohnräumen fordert, und zwar auf je 20 Kubikmeter unbebauter gewerblicher Räume 1 Kubikmeter Wohnraum. Der Bauherr kann sich von dieser Verpflichtung durch Abführung von zwei Drittel der berechneten Baukosten an die Stadt zur Förderung -es Kleinwohnungsbaues befreien. In besonderen Fällen kann der Unternehmer von seinen Verpflichtungen entbunden werden. Das Gesetz wurde einstimmig angenommen. Oberlungwitz. Der Männergesangverein begeht am 2. und 3. September sein 80. Stiftungsfest, zu dem über 500 Sänger aus dem Erzgebirgischen Sängerbund ihr Erscheinen zuge sagt haben. Am Sonntag vormittag findet Kirchenkonzert statt. Zwickau. Die Staaksregierung hak den vom Aake der Stadt erbetenen Vorschuß von 20 Millionen Mark zum Zwecke von Mohnungsbauten abgelehnk. Die Stadt beab sichtigt gleichwohl, die im Bau begriffenen Bergarbeitersied lungen, die der Verein zur Erbauung von Bergmannswoh nungen aus Mangel an Mitteln nicht mehr vollenden kann, auf eigene Rechnung fertig zu stellen, wenn der genannte Verein ihr das Kapital angemessen verzinst. Es werden da durch noch 80 neue Wohnungen gewonnen. Insgesamt sind dann im Stadtbezirk nahezu 200 Bergarbeiterwohnungen ent standen. Reichenbach i. V. Am Dienstag früh 4.05 Ahr fuhr der V-Zug 115c Hof—Dresden auf den Schluß des auf Gleis 8 2 stehenden stark verspäteten V-Zuges 21 Hof—Leipzig auf. Bei dem Zusammenstoß wurden einige Reisende des V-Zuges 115c leicht verletzt, sie konnten aber die Reise fortsehen. Der Tender der Lokomotive des v 115c und der Packwagen des v 21 entgleisten je mit einer Achse. Die Lokomotive un einige Wagen wurden zum Teil erheblich beschädigt. Der Betrieb erleidet keine Anterbrechung. Der Anfall ist dadurch herbeigeführt, daß der Schluß des V-Zuges 21 über das Merkzeichen der Abzweiggleise hinaus etwas in das Einfahr gleis des v 115 hineinragte. Eine genaue Untersuchung ist sofort eingeleitet worden. Muldenberg i. V. Die Talsperre bei Muldenberg, an der zurzeit fleißig gearbeitet wird, ist schon jetzt das Ziel von Touristen und Gesellschaften aus der engeren und weiteren Umgebung. Das neue Staubecken wird etwa 6 Millionen Kubikmeter Wasser fassen und 100 Hektar Fläche bedecken, so daß es von der Mauer aus in die Ouellengebiete der Roten und der Weißen Mulde 1 bis 1V- Kilometer weit hinaufreicht. Die Mauer wird mit 540 Meter Länge die zweiklängste Talsperrenmauer Deutschlands. 35 000 Prozent! Wie aus 2000 M. 700 000 M. werden. Der gegenwärtige Preisgalopp hat uns an mancherlei Teue- rungsquoien gewöhnt. Immerhin dürfte selbst unter den gegen wärtigen Verhältnissen die Steigerung Aufsehen erregen, die der Preis des Zeitungsdruckpapiers erfahren soll. In der Zeit vor dem Kriege hat ein Waggon dieses Papiers (10 000 Kilogramm) nicht ganz 2000 M. gekostet. Wie der .Zeitungsverlag" mitteilt, wird die Forderung der Zeilungspapier erzeugenden Verbände für September 700 000 M. für einen einzigen Waggon betragen. Noch vor wenigen Tagen verlautete, daß der Preis sich für Sep tember um 70000 M. höher als der Augustpreis, also auf .nur" 350 000 M., stellen würde. Die Erhöhung auf 700 000 M. würde eine Steigerung des Friedenspreises um 35 000 Prozent und demzufolge auch, wie das genannte Fachblatk zutreffend sagt, .das Ende fast aller deutscher Zeitungen bedeuten". Es wäre selbstverständlich ausgeschlossen, den ständigen Bezieher d-r Zeitung mit einer gleichfalls 35 000- prozentigen Erhöhung des Bezugspreises (das wäre eine Erhöhung des monatlichen Abonnementsbetrages von 1 M. auf 350 M.l) und die Geschäftswelt mit einer entsprechenden Steigerung der Anzeigengebühren zu belasten. Es wird abzuwarten sein^ in welcher Höhe die endgültige Festsetzung des Papierpreises erfolgt, die am 1. September im Neichswirtschastsministerium beschlossen werden soll. Der .Verein Deutscher Zeitungs-Verleger" wird sich am 2. September über die notwendigen Maßnahmen schlüssig machen. Das Verbandsorgan bemerkt hierzu: Voraussichtlich wird eine, wenn auch zunächst nur zeitweilige Schließung sämtlicher deutscher Zeitungsbetriebe hierbei ernstlich in Frage kommen müssen. * Gera. In Gera wird augenblicklich unmittelbar an der Bahnlinie Gera—Leipzig eine Gasanstalt von gewaltigen Dimen sionen gebaut. Der Gasbehälter mit 30 000 Kubikmeter Nuhinhalt ist 30 Meter hoch. Bis zur Fertigstellung des Merkes werden sich erhebliche Nachbewilligungen zu den vorgesehenen Baukosten nicht umgehen lassen. Trotzdem kann man sagen, daß das Werk außer ordentlich billig zu stehen kommt. Das neue Werk ist als Gruppen gaswerk für das ganze Elstertal vorgesehen und soll in einem Umkreise von 35 Kilometern mögliskch alle Ortschaften mit GaS versehen.