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'WöchtMali für für für die König!. Amtshauptmannschast zu Meißen, das König!. Amtsgericht nnd den Stadtrath zu Wilsdruff. vierzigster Jahrgang. Nr. ZI. 188tt. Dienstag, den 13. April Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mak (Dienstag und Freitag) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Bekanntmachung. Der diesjährige WilS»r«ffer Frühjahrsjahrmarkt wird Donnerstag, den 29. April und Freitag, den 39. April ds. Js. ^gehalten. Gleichzeitig werden die, die hiesigen Jahrmärkte besuchenden Verkäufer auf Folgendes aufmerksam gemacht, daß 1 ., vou Jetzt ab das Budenverleihgeschäft Herr Amtszimmermeister Partzsch hier übernommen hat und derselbe nur allein zur Aufstellung von Buden berechtigt ist' 2 ., Herr Partzsch nur verpflichtet ist, Lattenbuden zu bauen. Andere Buden find bei demselben besonders zu bestellen. 3 ., Das Budengeld, welches erhöht werden mußte, von der hiesigen städtischen Marktdeputation mit dem Stättegeld eingehoben werden wird. Ferner werden die gedachten Verkäufer, welche Standscheine gelöst haben, bei Verlust der Stelle aufgefordert, diese Scheine am nächst folgende» Jahrmärkte, den 29. April ds. Js., mit zur Stelle zu bringen und ohne weitere Aufforderung der oben unter 3 gedachten Markt deputation vorzulegen. Wilsdruff, am 9. April 1880. Der Stadtgemeinderath. . Kicker, Brgmstr. . Bekanntmachung. , Nächsten Donnerstag, den 15. d». MtS., Nachmittags 6 Uhr, sollen auf hiesigem Rathhause im Sessionszimmer der Tchilfsteck, Dinndorf'S Ehürgärtchen, die Spitzen an Wstzfch'H .Hausgiebel und am Giebel des SchloßstügelS sowie ein Garte« iu der sogenannten Meißge unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen öffentlich an den Meistbietenden ander weit auf sechs Jahre verpachtet werden, wozu Pachtlustige hierdurch eingeladen werden. Wilsdruff, am 12. April 1880. Der Stadtgemeinderath. Kicker, Brgmstr. Das erste Stück des diesjährigen Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen enthält: No. 1. Verordnung wegen Abänderung von 8 52 der Verordnung vom 2. Januar 1864, die ström- und schifffahrtspolizeilichen Vor schriften für die Schifffahrt und Flösser-ü auf der Elbe betr.; vom 22. December 1879. No. 2. Bekanntmachung, die Zulassung zu den pharmaceutischcn Prüfungen betr.; vom 24. December 1879. N». Z. Verordnung, die Eiusührnng einer neuen Arzneitaxe betr.; vom 24. December 1879. No. 4. Bekanntmachung, die Festsetzung des Betrages der für die Naturalverpflegung der Truppen im Jahre 1880 zu gewährenden Ver gütungen betr.; vom 5. Januar 1880. Gedachtes Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes kann in hiesiger Rathsexpedition eingesehen werden. Wilsdruff, am 10. April 1880. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Berlin, 8. April. Der Kaiser beantwortete das Entlassungsge- mch des Reichskanzlers Fürsten Bismarck mit folgender Kabinetsordre: ^uf Ihr Gesuch vom 6. April erwidere Ich Ihnen, daß Ich die Schwierigkeiten zwar nicht verkenne, in welche ein Konflikt der Pflichten, Welche Ihnen die Reichsverfassung auferlegt, Sie mit den Ihnen ob- begenden Verantwortlichkeiten bringen kann, daß Ich Blich aber da durch nicht bewogen finde, Sie Ihres Amtes um deshalb zu entheben, weil Sie glaubender Ihnen durch Artikel 16 und 17 der Reichsver- wssung zugewiesenen Aufgabe in einem bestimmten Falle nicht entsprechen ^ können, muß Ihnen vielmehr überlassen, bei Mir demnächst und denn Bundesrath diejenigen Anträge zu stellen, welche die versassungs- wäßige Lösung eines derartigen Konfliktes der Pflichten herbeizuführeu ^eignet sind. Die hochosfiziöse Wiener „Montags-Revue" schreibt: Des Fürsten Bismarck Verbleiben im Amte sei ein Unterpfand des Friedens. Bn Rücktritt Beaconsfield's Hütte durch das gleichzeitige Scheiden Bismarck's eine Verschärfung erhalten, deren Konsequenzen nothwendig fu der gesammten europäischen Situation alsbald fühlbar geworden waren. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen erscheine es wenigstens gesichert, daß die Beziehungen zwischen Deutschland und Oesterreich Wine Veränderungen erfahren würden. In diesen Beziehungen aber U>he der Schwerpunkt der Abwehr gegen alle Versnche künftiger Rnhe- uvrungen. Die Wacht am Rhein werde ergänzt durch die Wacht an «er unteren Donau. In allen Fragen der auswärtigen Politik reprä- lentiren Oesterreich und Deutschland eine gemeinsame europäische Mit- Mnacht, welche durch ein gemeinsames Interesse am Frieden und den gemeinsamen politischen Gedanken verbunden werde, für den Schutz der europäischen Machtordnung einzutreten. . Zu der im Reichstage begonnenen zweiten Lesung des Militärge- letzes hatte das Aeußere des Hauses nicht jene Physiognomie ange- animen, welche sonst bei großen entscheidenden Sitzungen in die Augen ssf fallen Pflegt. Der Sitzungssaal war anfangs sogar nur mäßig ge- lUUt die Tribünen erschienen wenig mehr besetzt wie gewöhnlich. Die ^Handlungen wurden mit aller Ruhe geführt,' und ein großer - der Abgeordneten ließ sich durch die Reden im Hause gvenig s Mn, sondern besprach sich gruppenweise im Foyer über das^easche nüe der Kanzlerkrise und die Folgen des gestrigen kaiserlichen Schrei- »s an den Fürsten Bismarck. Der Grund dieser verhältnißmäßigen Theilnahmlosigkeit liegt auf der Hand: die Annahme des Militärge setzes ist durch die Resultate der Kommissionsberathung entschieden und höchstens die -namentliche Abstimmung kann hier und da noch einige Spannung erwecken. Das neueste Heft der „Grenzboten" sucht in einem bemerkens- werthcn Artikel den Nachweis zu führen, daß der Reichstag nichts Dringlicheres zu thun habe, als dem Fürsten Bismarck das ganze Bündel indirekter Steuern, welches demnächst vorgelegt werden wird, ohne Weiteres zu bewilligen, wofern man nicht wolle, daß das Ta baks Monopol mit allen Kräften angestrebt würde. Unter den Grün den, die den Reichstag zu dieser schrankenlosen Bewilligung bestimmen sollen, figurirt in erster Linie wieder das ihm schon so oft vorgehaltene Zuckerbrot: Beseitigung der preußischen Klassensteuer, Znrückführung der Einkommensteuer auf die Funktion einer außerordentlichen Ergän zungssteuer bei Unzulänglichkeit der regelmäßigen Einnahmen, und Ueberlassung der Staatsgrundsteuer an die Gemeinden. Um dies alles ins Werk setzen zu können — so wird weiter ausgeführt — bedürfe dasReich aller der indirekten Steuereinnahmen, welche durch die Reichs- stempclabgaben aller Art in Verbindung mit der Brausteuer projektirt seien. Der Reichskanzler werde daher vor Allem abwarten, was der Reichstag ihm von diesen Steuern bewilligen werde. Sei diese Be willigung ungenügend oder werde sie ganz versagt, so werde er zu nächst aus den Debatten im Reichstage zu entnehmen haben, ob die Versagung nur deshalb erfolge, weil die Volksvertreter das Tabaks- mvnopol vorziehen, oder deshalb, weil dieselben dem Kanzler auf dem Wege seiner Reform nicht mehr folgen wollen. Insbesondere wird diese Alternative den Nationalliberalen zu Gemüthe geführt, die sich klar machen sollen, ob sie durch bedingungslose Bewilligung alles dessen, was der Kanzler verlangt, ein enges Bündniß mit ihm knüpfen oder durch Ablehnung seiner Steuervorlagen sich zur offeneu Feindschaft gegen ihn bekennen wollen. Und endlich taucht neben all diesen Droh ungen nnd Verheißungen im Hintergründe auch noch die Versicherung auf, daß die Regierung nach Bewilligung der Brausteucr auch einer Erhöhung der Branntweinsteuer nicht abgeneigt sei, wennschon an eine gleichzeitige Einführung derselben mit der Brausteuer nicht zu denken wäre. Für Diejenigen, welche von einem unbedingten Vertrauen zur Regierung erfüllt sind, dürfte dieses offizielle Plaidoyer zu Gunsten der auf die Spitze getriebenen indirekten Besteuerung ziemlich über flüssig sein, während es die Gegner dieses Steuersystems schwerlich überzeugen dürfte. Wer bürgt denn dem Reichstag dafür, daß die