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Blatt Amts des Königl. Amtsgerichts und des Stadtrathes WuLsnrh Druck und Verlag von E. RiMmrdvieHigsteu Jahrgang L. Förster's Erben in Pulsnitz. » A. November 18S2 Mittwoch n. >v. a tz » It !» 1- "N ls l, 'N n r gen, aber dann bleibt do h immer noch der Weg der Ver ständigung durch allmähliche Bewilligung der in der Vor lage enthaltenen Forderungen. Da der Reichskanzler Graf Caprivi vor nicht zu langer Zeit im Reichstage selbst die Qualität der Soldaten über die Zahl stellte, auch in den letzten sechs Jahren jedes Jahr Verstärkungen der deutschen Kriegsmacht bereits bewilligt wurden, so dürfte das Reich wohl auch daun noch gut beschützt sein, wenn die Bildung der neuen Regimenter nicht auf einmal, sondern vielleicht innerhalb sechs Jahren allmählich erfolgte, zumal dadurch nicht allein eine Menge finanzieller, sondern anch militärischer wegen des Fehlens des AuSbildungsper- svnals bestehenden Bedenken wegfielen. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Der Amtstag in Königsbrück fällt in diesem Monate aus. Kamenz, am 2. November 1892. Königliche Amtshauptmannschaft. Von Erdmannsdorff. Inserate sind bis Dienstag u. Freitag Vorm, 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- Puszeile (oder deren Raunv 10 Pfennige. KescHäftsstelren bei Herrn Buchdruckereibef.P abst in Königsbrück, in den An» noncen-Bureaus von Haas«»« stein L Vogler u. „Jnvaliden- dank" in Dresden, Rudolph Mofse in Leipzig. Zur Militärvorlage. Das Kritisiren der Militärvorlage in der Presse hat, wie alle Welt weiß, bisher nur ein negatives und daher sehr unerfreuliches Resultat gehabt, denn nur schwere Be- denken sind von allen Seiten gegen die neue Militärvor lage erhoben worden, ohne daß dabei irgend Jemand einen brauchbaren Vorschlag gemacht hätte, um der drohenden politischen Krisis die Spitze abzubrechen. In parlamenta rischer und patriotischer Hinsicht liegt die Frage aber doch so, daß, nachdem der Bundesrath einmal der Vorlage seine Zustimmung ertheilt hat, ihr auch der Reichstag nicht aus dem Wege gehen und sie wohl auch aus Gründen politi scher Klugheit nicht ohne Weiteres ablehnen kann. In finanzieller und wirthschaftlicher und selbst in militärischer Hinsicht liegen aber die Dinge zweifellos derartig, daß, ganz abgesehen von politischer Opposition, die große Mili tärvorlage mit ihren kolossalen Einwirkungen auf die Steuer- kraft des Reiches, bei den gesteigerten allgemeinen Persön lichen Leistungen der Wehrpflichtigen und den Bedenken bezüglich der Beschaffung des schon binnen einem Jahre nöthig werdenden viel größeren Ausbildungspersonals auch nicht leichten Herzens bewilligt werden kann. Da darf man wohl sagen, daß angesichts solcher Forderungen und solcher Bedenken die ganze große Frage nicht leicht zu entscheiden ist und zwar ebenso im bejahenden, wie im vernei nenden Sinne. Sehr wenig Erfolg für die Behandlung der ernsten Frage kann daher aber auch eine lediglich ab fällige Kritik der Militärvorlage in der Presse haben, denn diese könnte doch nur dazu dienen, um eine Verständigung zwischen der Reichsregierung und dem Reichstage über die Militärvorlage zu erschweren und eine große politische Krisis im Reiche zur Schadenfreude unserer Gegner im Osten und Westen Europas unvermeidlich zu machen, denn es ist gar nicht daran zu denken, daß mit einer Ab lehnung der Vorlage in ihren wichtigsten Punkten die wichtige Frage ihre Erledigung gefunden hat, wobei wir allerdings auch glauben, daß ein neugewählter Reichstag in Folge der unberechenbaren Ergebnisse leidenschaftlicher Wahlkämpfe wahrscheinlich noch viel weniger als der jetzige Reichstag geneigt sein dürfte, die Militärvorlage voll und ganz zu bewilligen. Das wahre Interesse des Reiches und des deutschen Volkes scheint uns deshalb in dieser bedeutungsvollen Frage darin zu liegen, daß an einer Verständigung zwischen dem Bundesrathe und der Volksvertretung über dieMilitärvor- lage schon jetzt in der Presse und in den Parteien gear beitet wird. Zunächst müßte daher wohl mit ehrlichem Bemühen untersucht werden, ob die genügenden Summen für die geplante Militärvorlage durch neue Zölle aufzu bringen sind, ohne das Land wirthschaftlich nicht schwer Kl schädigen. Bedenkt man, daß Deutschland ca 50 Mill. Einwohner hat, also bei einer Forderung von 90 Mill. Mark auf den Kopf der Bevölkerung durchschnittlich d. h. 'M Mittelstände noch nicht 2 Mark entfallen, so kann bon einer Unaufbringlichkeit der Summe, wenn sie wirklich üölhig, wohl nicht die Rede sein. Ein Krieg, wenn auch Mit glücklichem Ausgange, würde Jedem mindestens das Zehnfache an Geld, ein unglücklicher Krieg das Hundert- fache und dazu ungezählte Menschenopfer kosten. Fällt me Untersuchung über die Dringlichkeit der Heeresverstär- mng ablehnend aus, dann wird natürlich der Reichstag auch die Militärvorlage in ihrer jetzigen Höhe nicht bewilli- Tas Schleppe» von Ackergeräthen -c. auf öffentlichen Wegen betreffend. Wiederholt ist zu bemerken gewesen, daß auf öffentlichen Wegen allerhand Gegenstände, insbesondere aber Ackergeräthe, wie Pflüge. Eggen u. s. w. geschleppt werden Vielfach geschieht dies auch bei der Feldbestellung, wenn die Ackergeschirre auf deu an die Felder anstoßenden Wegen gewendet werden. Auf diese Weise wird die Fahrbahn stark beschädigt. Im Interesse der Wegebaupflichtigen des hiesigen Bezirks werden die Ortspolizeibehöröen hierdurch angewiesen, eintretenden Falles auf Grund von 8 1, Punkt 7 der Verordnung vom 9. Juli 1872 (Ges-tz- und Verordnungsblatt Seite 347) mit Strafverfügung vorzugehen. Zur Berichtigung einer anscheinend bestehenden falschen Ansicht, wird hierbei ausdrücklich bemerkt, daß diese Verordnung sich auf den Verkehr auf allen öffentlichen Wegen bezieht und nicht blos auf den auf fiscalischen Straßen. Kamenz, am 4. November 1892. Königliche Amtshauptmannschaft. von Erdmannsdorff. daß das einschließende Erdreich bez. der Sand ihn nich erdrücken konnte. Er behielt sogar seinen Kopf und einen Arm frei, während sonst der gange Körper verschüttet ! war, so daß er sich nicht rühren konnte. Dabei befand er sich in aufrechter Stellung. Er hörte sehr bald, daß über ihm gearbeitet wurde, vermochte sich jedoch nicht ver ständlich zu machen. Während dessen arbeitete die städ tische Feuerwehr, unterstützt von Bauarbeitern, fieberhaft die ganze Stacht hindurch, um zu ihm hinabzugelangen. Man mußte den Schacht in einem weiten Bogen ausgra ben, um zu verhindern, daß immer wieder Erde nachstürzte. Am Mittwoch früh gegen 6 Uhr erhielten die Rettungs mannschaften das erste Lebenszeichen von dem Verschüt teten, indem sie bemerkten, daß er an einer Leiter klopfte, welche mit hinabgestürzt war und nun allmählig blosgelegt wurde. Man verdoppelte nun die Anstrengungen und hörte ihn auch bald rufen. Nachdem endlich sein Kopf freigemacht worden war, konnte man ihm Wasser verab reichen, sowie später Bouillon. Vormittags 11 Uhr hob man ihn aus der Grube heraus. Er war sehr matt und hatte eine Verletzung am linken Fuße, anscheinend eine Verrenkung, so daß er nicht auftreten konnte. Sonst war er aber unversehrt. — Jüngst waren in den „Dresdner Nachrichten" und „Anzeiger" folgende Ankündigungen zu lesen: „5 Verkäu ferinnen, Gehalt 80 Mark, 4 Verkäufer, Gehalt 110 Mk., per sofort nach auswärts, Reisevergütung. Off. mit 50 Pf. m Briefmarken unter „Verkäufer" hauptpostlagernd Or. und „Suche zum 15. November in größeres neues Waarenhaus nach auswärts (freie Fahrt) 5 Verkäu ferinnen, 4 Verkäufer, 2 Buchhalter, 1 Kassirer bei hohem Gehalt rc. Off. mit Einsendung von 50 Pf. in Brief marken unter ^V. L. 587 lagernd Hauptpostamt." Durch geeignete Vorkehrungen wurde der Verfasser dieser Ankün digungen in der Person eines 28 Jahre alten, stellenlosen Handlungskommis Schollmeyer ermittelt und festgenommen da er, wennschon erst nach erfolgter Ueberführung durch seine im Ofen vorgefundenen Entwürfe der Annoncen, ge ständig war, dieselben lediglich zu Erlangung der Brief marken aufgegeben zu haben. — Auf dem Böhmischen Bahnhofe zu Dresden hielt am Sonntag unter Vorsitz des Herrn Branddirektor Wei gand-Chemnitz der Landesausschuß des sächsischen Feuer- wehrverbandes eine Ausschußsitzung ab. Aus dem zum Vortrag gebrachten Berichte der königl. Brandversicherungs kammer ging hierbei hervor, daß für Feuerlöschzwecke 200,000 Mark aufgewendet worden sind und sich die Ver sicherung in Sachsen auf 3810 Millionen Mark erstreckt. Gegenüber einem im Fachorgan „Feuerspritze" am 9. Oktober d. I. erschienenen Artikel, welcher den Verbleib sozialdemokratischer Agitatoren bei den Feuerwehren behan delt, erklärten die Anwesenden, daß es durchaus unzulässig sei, umstürzlerische Agitation in das Feuerwehrwesen hinein tragen zu lassen. Im weiterem Verlaufe der Sitzung erstattete der Vorsitzende Bericht über den in Freiberg ab gehaltenen III. technischen Feuerwehrtag. Der nächste Feuerwehrtag soll 1894 in Glauchau abgehalten werden. Endlich wurde noch beschlossen, der Begründung neuer Bezirksverbände entgegenzutreten und ausscheiöende, neu gebildete oder noch außerhalb stehende Wehren den Ver bänden ihrer Amtshauptmannschaft zuzuweisen. Mit der praktischen Durchführung dieser Beschlüsse wurde eine drei gliedrige Kommission betraut. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. — Eilbriefsendungen dürfen in Hausbriefkästen nie dergelegt werden. Neuester Anordnung des Reichspost amtes zufolge dürfen zur Beschleunigung des Bestellge schäfts und auf mehrfach geäußerte Wünsche des Publikums hin fortan gewöhnliche, frankirte Eilbriefsendungen seitens der Eilboten in den Hausbriefkasten oder Briefeinwurf des Empfängers gelegt werden, sofern der Brief rc. an den Empfänger oder an eine andere zur Empfangnahme be rechtigte Person mcht ausgehändigt werden kann. Der Eilbote hat aber in jedem Falle zunächst die persönliche Ablieferung zu versuchen. EUdriefsendungen mit dem Ver merk „Eigenhändig" sind hiervon ausgeschlossen. — Falbs kritische Tage und die Regenbeobachtungen in Sachsen von Professor Schreiber in Chemnitz. Man hat schon mehrfach Veranlassung gehabt, sich mit der Falb'schen Wettertheorie zu beschäftigen. Aber immer fiel die Prüfung zu Ungunsten der vielbesprochenen Lehre aus. Nach und nach sagt sich auch der Laie, daß der von Falb behauptete Mondeiufluß für den Wechsel der Witterung keineswegs so bedeutsam ist, als angegeben wird. Es hat die meteorologische Wissenschaft an der Hand eines reichen Beobachtungsmaterials nachgewiesen, daß bei Auf stellung von Wetterprognosen der außerordentlich geringe Mondeinfluß auf die Witterung ganz ohne Bedeutung ist. Der Direktor des meteorologischen Instituts in Chem nitz hat gezeigt, daß auf Grund 27jähriger Beobachtungen an 21 Stationen 1. Ordnung in Sachsen die größte Re genmenge nicht in der Zeit des Neu- und Vollmondes fällt, wie Falb verlangt, sondern im letzten Viertel. Die gewaltige Kraft der Sonnenwärme ist es, welche die Be wegungsvorgänge in unserer Atmosphäre, man kann sagen, fast ausschließlich beherrscht. Ihren geheimnißvollen Ein fluß müssen wir studiren, wenn es gelingen soll, den Witterungswechsel auf kurze Zeit mit Sicherheit vorauszu sagen. Dresden. Durch Einsturz einer am Neubau des Neustädter Amtsgerichts gegrabenen zehn Meter tiefen Grube wurde am Dienstag der 37jährige Brunnenbauer Caro vollständig verschüttet. Wider alles Erwarten ist derselbe nicht erdrückt, sondern nach einem 20stündigen Aufenthalte in dem zugeschütteten Schachte glücklich gerettet und wieder an's Tageslicht gebracht worden. Caro befand sich nach einer Meldung der „Dr. Nachr." in einer Tiefe von etwa 8 Metern, als der Schacht zusammenstürzte. Glücklicherweise sperrte sich das Gebälk, mit dem der letztere ausgezimmert worden war, über seinem Kopfe so, Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: 1. Illustr. Sonntags- blatt lwöchentlich), 2. Eine kandrvirth- schaftNche Weitage (monatlich). Abonnements - PreiS: Vierteljahr!. 1M. 25 Pf. Aas Wunsch unentgeltliche Zusendung. Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend